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1806;,,unerwogen aller Billigkeit verfahren,“ bei Schottel;,,daß Christus von einer Jungfrau, unverlegt ihrer Jungfrauschaft, geboren worden," in hundert alten, besonders katholischen Erbauungsschriften; unerforscht aller Umständ," Hans Sachs;,,unverschont ihrer aller," derfelbe;,,er lässet die Kinder, unwissend der Mutter, anfziehen, Joh. Limberg v. Roden Reisebeschr. Lpzg. 1690. u. m. a.

Obwohl man anstehen könnte, diese angeführten Genitive für eine absolute Construction im Sinne der antiken Sprachen zu halten, eher behauptend, hier sei das Verbum adverbialisch oder wie eine Präposition, die den Genitiv nach sich zieht, gebraucht, so müssen doch solche und ähnliche Wendungen ohne Zweifel für eine schöne Bereicherung und Befähigung unserer Syntar zu prägnanten Sazgefügen gelten. Damit sei aber nicht ausgesprochen, daß ihre absichtliche Zurückführung in die laufende Production der Sprache gelingen könne, und zu unternehmen sei, da man einmal an einer Sprache nichts retten kann und soll, was sie nicht selber festhält*). Aus der Um

*) Wie es bei Radlof lantet, der die absoluten Genitive ganz in seine eigene Schreibart aufzunehmen versucht hat, kann

schreibung und Auflösung aller absoluten Fügungen, mit sobald, nachdem, als, wofern ze., die besonders von Gottscheb für eine klare Correetheit des Stils angesehen wurde, stammt aber die Partikel - Pedanterie und das Labyrinth der Zwischenfäße, wodurch eine längere Periode in unserer Schreibart zu einem wahren Ungeheuer verzerrt werden kann. Die Versuche einiger Uebersezer des Tacitus, namentlich Woltmann's, zur Erreichung taeitischer Kürze die absoluten Säße auch deutsch mit einer Präposition zu geben, z. B. interfecto Lepido,,nach ermordetem Lepidus" zu übersehen, sind ebenfalls unwirksam geblieben und lächerlich geworden. Dagegen sind die sogenannten homerischen Genitive, „festen Trittes“ „hochherzigen Sinnes," die troß Adelungs Gegeneiferung sich immer mehr ausbreiteten, ein ursprüng

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man z B. an folgender Stelle (in seinen teutschkundl. Forschungen II. S. 68.) erproben: Wiedererwachend des Eifers für Schriftenthum und Sprachen der alten, voran der gottbegeisterten Zeit, erwachte auch laut der Schmerz über die allgemeine Zerspaltung der Menschenzunge in so zahllose Sprachen, die, obwohl sie alle nur Eines und eben Dasselbe bezeichnen, dennoch je den einen Gedanken, z. B. Sonne, durch zahllose, sich ganz entfernte Wortlaute darstellen. Zerrissen der Sprache in Sprachen, des mächtigen allvereinenden Bandes, war auch aller Verkehr der Völker mit Völkern fremder Zungen und Zeiten unermeßlich erschwert worden.“ 2c.

liches Eigenthum der deutschen Sprache und geben der Sagbildung ein schönes Gepräge. Bürger begann in seiner Uebersezung des Homer deren mehrere zurückzuführen, nach ihm Voß mit noch größerer Festigkeit und Ausdehnung, aber auch Klopstock hatte schon in eigenen Gedichten wirksamen Gebrauch davon gemacht. Man hat öfters den Irrthum begangen, diese Genitive für etwas Griechisches anzusehn, während sie bereits in den Minnesängern, bei Hans Sachs, und bis ins siebzehnte Jahrhundert hinein, in deutschen Druckschriften sich finden, wie schon Radlof, in einem Aufsag über Vossens Genitivfügungen, bemerkt hat.

XI. Die Periodengliederung.

Die zweite Grundbedingung, neben dem eigenthümlichen Organismus der Sprache, ist die Einheit der intellectuellen Anschauung in der Periodenbildung. Man könnte sie auch die Einheitlichkeit der Scene im Sage nennen, unter welchem Namen sie besonders englische Rhetoriker, namentlich Home und Hugo Blair, zu eiuem Haupterforderniß ihrer Theorie

gemacht haben. Es darf inmittten eines und desselben Sazes keine zu verschiedenartige Scenerie vorgehen, sondern es muß sich vielmehr auch im festen Geschiebe der Perioden Scene aus Scene entwickeln und vor die Anschauung des Lesers hintreten. Die geschmacklose Einschachtelungsmanier des Stils ist gewöhnlich auch ein Fehler der Logik, daß verschiedene Gedanken, deren jeder für sich eine besondere Auffassung und Behandlung erfordert, in demselben Saz verbunden und vermischt werden. Ein neuer Gedanke muß immer eine neue Scene des Stils eröffnen, und daraus ergiebt sich von selbst die Nothwendigkeit, bald in längeren, bald in kürzeren Perioden zu schreiben. Mit jeder Periode beginnt ein neuer Athem auch für den Gedanken, und langathmige Perioden werden nur dann Schönheit und Berechtigung für sich haben, wenn sie von der Einheit des Ges dankens, der sie gerade umspannt, fest zusammengehalten sind. Oft werden aber Gedanken zu Zwischensägen gemacht, die einen neuen Athem erfordern, also einen neuen Saz anfangen müßten, und dies ist eine sehr häufige und aller Schönheit nachtheilige Mißformung, von der es bei den besten deutschen Schriftstellern Beispiele in Menge giebt. Bürger bestritt sogar die Lehre von der Einheit der Scene im Safe

als etwas Unwesentliches,*) freilich zu einer Zeit, wo die deutsche Prosa nur wenige und spärliche Dasen in ihrer sonstigen Wüstenei aufzuzeigen hatte. Sehr treffend bezeichnet aber Rinne (in seiner theoretischen deutschen Stillehre S. 299.) solche Zwischensäße, mit denen eine neue Gedankenreihe beginnen müßte, als unächte Nebensäße.

Der Athem des Gedankens ist der Beweger der Perioden, er muß fie abtheilen, gliedern, messen, verbinden, selbst ihren Klang bestimmen. Daher sind die bloß syntaktischen Saztheorieen, wie sie häufig aufgestellt werden, neuerdings besonders von Herling in seiner sonst so verdienstlichen und gründlichen,,Syntar der deutschen Sprache," eigentlich sehr unfruchtbar und zu Wenigem nüße. Auf der andern Seite aber darf die freie Schreibart nach dem Gedanken nicht aller organisch gegliederten Sazbildung sich enthoben meinen, und an das Ertrem eines geistreichen Sanscülottenstils sich hingeben.

Die dialektische Gliederung der Periode macht ihr eigenthümlichstes Leben aus, und je kunstvoller sie sich ausbreitet, desto mehr wird sie auch dem Gedanken sein wahres Recht zugetheilt haben. Worin

*) Bürger's Lehrbuch des deutschen Stils, S. 292.

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