ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

störung stattfand, dass fast ein Neubau nötig wurde. Rom ist in republikanischer Zeit zweimal erobert worden, einmal von den Galliern, dann vorher bald nach der Vertreibung der Könige durch Porsena. Die letztere Tatsache hat zwar die römische Sage stark verschleiert. Aber wenn Tacitus (Histor. III, 72) in dem Bericht über Porsenas Belagerung die Worte dedita urbe gebraucht, so lässt er die geschichtliche Wahrheit durchblicken. Vor allem überliefert Plinius (Hist. nat. XXXIV, 39): in foedere, quod expulsis regibus populo Romano dedit Porsena, nominatim comprehensum videmus, ne ferro nisi in agriculturam uterentur. Also hat Plinius den Wortlaut jenes Bündnisses gesehen, so dass an der Tatsache kaum Zweifel bestehen kann. So tief war Rom von dem mächtigen Etruskerfürsten gedemütigt worden, dass er ihnen die Eisenwaffen zu verbieten wagte. Dann wird er auch wohl die Mauer zerstört haben; denn sonst wäre jenes Verbot ganz nutzlos gewesen. Andrerseits ist darauf hingewiesen worden, dass die überaus schnelle Einnahme Roms durch die Gallier nicht recht begreiflich sei, wenn die Stadt damals eine starke Befestigung gehabt hätte'). Daher ist es wahrscheinlich, dass die alte von den Königen errichtete Mauer schon von Porsena zerstört worden ist. Nun stelle man sich vor, wie diese Zerstörung stattfand. Dass die ganze Mauer völlig beseitigt wurde, ist kaum glaublich, ja fast unmöglich. Dazu war das nicht einmal notwendig, um Rom zu einer offenen Stadt zu machen. An besonders wichtigen Stellen wurden die Blöcke auseinandergerissen und blieben vermutlich umher liegen. An anderen Stellen liess man auch wohl den alten Bau stehen teils bis in die oberen Lagen, teils nur in den unteren Schichten, die nun von Schutt überdeckt wurden. Bei der mehr als 200 Jahre später erfolgenden Erneuerung wird man meist die alte Linie innegehalten haben, da ja die Erhöhung des Walles, die kaum viel bei der Zerstörung wird verloren haben, dazu nötigte. Nur an einzelnen Stellen wird man die Aussenmaner hinausgerückt haben. Da es wichtig war, nach so böser Erfahrung der Stadt möglichst bald wieder den Schutz einer festen Mauer zu geben, wird man meistenteils auf den alten, in der Erde und in Schutt steckenden Fundamenten wieder aufgebaut haben. Auch die herumliegenden Blöcke, soweit sie noch brauchbar waren, wird man gern wieder benutzt haben, weil man so die Vollendung des Werkes beschleunigte. Deshalb ist es ganz natürlich, dass gerade die tiefsten Lagen die Doppelseitigkeit des Maßes und damit auch der Perioden erkennen lassen. Dagegen im Osten des Zentralbahnhofes, wo an der Porta Viminalis die Etrusker am gründlichsten zerstört hatten, musste auch der Neubau am gründlichsten vorgenommen werden; darum herrscht dort ausschliesslich das römische Maß, und die Quaderhöhen sind viel gleichmässiger als etwa am Aventin und in der Waschküche Antonelli.

Die um 379 v. Chr. errichtete Mauer muss im wesentlichen noch un1) Niese, Röm. Gesch. 1906, 43; Pinza Mon. ant. XV, 749.

versehrt gestanden haben, als Hannibal nach der Schlacht am Trasimenischen See an Rom vorbeizog. Hätte damals die Stadt eine schwache Befestigung gehabt, so hätte der kühne Karthager sicher den Sturm gewagt, um die verhasste Gegnerin Karthagos vom Erdboden auszutilgen. Die Erneuerungen des Jahres 214 v. Chr. können daher nur ganz leichter Art gewesen sein, keinesfalls ein völliger Neubau, wozu man sich schwerlich mitten im Kriege entschlossen hätte. Später, als Rom keinen äusseren Feind mehr zu fürchten hatte, wird die Mauer allmählich der Vernachlässigung anheimgefallen sein. Mit der Freigabe des Pomeriums durch Sulla beginnt die immer weiter greifende Zerstörung.

Der Gegensatz des altitalischen und römischen Maß es gibt uns nun eine Möglichkeit, die beiden in den Ruinen erkennbaren Bau perioden auf diese überlieferten Tatsachen zu verteilen. Die Bauperiode des oskischen Fusses muss älter sein als die Decemvirn, die ja offiziell den römischen Fuss einführten. Man wird daher diese ältere Periode der Mauer mit dem Bau der Königszeit gleichsetzen müssen. Dann bleibt nichts anderes übrig, als dass der zweite Bau, der den römischen Fuss anwandte und dem die meisten erhaltenen Reste angehören, von der grossen Erneuerung nach der Gallierkatastrophe herstammt.

Es erhebt sich nun die Frage, wie dieses Ergebnis zu den sonstigen Forschungen sich stellt, vor allem, ob die Technik der Mauer es unmöglich macht, die Perioden so zu verteilen, wie es hier geschehen ist. Darüber, wann der Quaderbau in Etrurien und Latium zuerst auftaucht, sind wir genau unterrichtet. Durch Vergleichung mit den etruskischen Gräbern hat Pinza 1) unwiderleglich bewiesen, dass in Etrurien der Quaderbau zuerst erscheint in der Zeit der reichen Fürstengräber, wie das Regulini-Galassigrab eins ist 2). Diese aber gehören, nach G. Karos überzeugender Darlegung 3) in die zweite Hälfte des 7. Jhd. v. Chr. Und für Rom ergibt sich dasselbe. Jener Tholosbau auf dem Palatin, der dem 7. Jhd. v. Chr. zugewiesen wird, hat ja Quaderbau. Aber die Technik der servianischen Mauer, so wendet man ein, unterscheidet sich in zwei Dingen von jenem alten Quaderbau: 1. die Quadern der servianischen Mauern sind gleichhoch, in jenen Gräbern aber ungleich, 2. die Quadern der ersteren sind nach dem Läufer-Bindersystem gelegt. Das trifft nicht einmal für das servianische Werk unbedingt zu. Die Quadern des recinto interiore sind da, wo sie oskisches Maß haben, ungleich hoch (0,25-0,275 m ca.). Auch die Aussenmauer hat mehrfach ungleiche Quaderhöhen in den Teilen, die der ersten Bauperiode angehören, wie in der Waschküche des Palazzo Antonelli (0,47-0,55 m), oder auf Piazza Fanti (0,53-0,56 nach Droysen), oder am Aventin, wo im Grundstocke doch immerhin Unterschiede von 0,53-0,56 m vorkommen. Grössere Unterschiede finden sich 1) Bull. mun. 1897, 241 und 247. 2) Vgl. Rom. Mitt. 1907, 35 ff. 3) Bull. Paletnol. ital. 1898, 152.

auch nicht an dem Tholosbau des Palatin (0,25 bis 0,28 m), oder am Podion des kapitolinischen Tempels (0,30-0,33 m, nur in der obersten Lage 0.38 m), oder an der ältesten Befestigung des Palatin (0,25-0,27 m).

Dass die Quadern des recinto interiore in den Stossfugen Anathyrosis ohne Fase und ohne glattgeschabten Saum haben, die Aussenmauer aber nicht, kann nicht zu dem Schlusse führen, dass die letztere jünger sei. Anathyrosis mit breitem Rand und vertieftem Mittelfeld findet sich nicht nur an dem Apollotempel von 431 v. Chr., sondern auch an dem Tempel von Signia, den Delbrück1) um 500 v. Chr. setzt. Ausserdem ist die Anathyrosis, die ein genaueres Schliessen der Stossfugen zu erreichen bezweckt, doch eine grosse Verfeinerung der Technik; aus ihrem Fehlen könnte man eher den entgegengesetzten Schluss ziehen. Aber warum sollten beide Methoden nicht gleichzeitig sein können? An der Innenmauer, die dem Anblick aus nächster Nähe ausgesetzt war, sorgte man für ein schönes, gleichmässiges Aussehen, in der Aussenmauer, bei der es nur auf Festigkeit ankam, unterliess man das, da sie ja durch den etwa 100 Fuss breiten Graben von jedem Betrachter getrennt war.

Das wichtigste ist, ob gegen Ende der römischen Königszeit schon das Läufer - Bindersystem in Rom bekannt war. Freilich das Podion des kapitolinischen Tempels besteht aus tafelförmigen Platten, aber in der Aussenreihe wechseln Läufer und Binder miteinander ab 2). selbe gilt von dem Tempel zu Signia 3). Und wenn in der ältesten Befestigung des Palatin und in dem ältesten Rest des Castortempels schichtenweis tiefer oder weniger tief hineingreifende Blöcke in der Aussenreihe abwechseln, so ist diese Verzahnung doch nichts anderes als eine Anwendung des Läufer-Bindersystems auf tafelförmige Quadern. Demnach muss jenes System gegen Ende der Königszeit schon in Rom bekannt gewesen sein. Es bleibt als technischer Unterschied bestehen, dass die servianische Aussenmauer auch in den Teilen, die oskisches Maß haben, im wesentlichen quadratisch geschnittene Quadern verwendet, während die genannten alten Bauwerke aus tafelförmigen hergestellt. sind, und ferner, dass in der servianischen Aussenmauer das Binder-Läufersystem durch den ganzen Verband durchgeführt ist. Das letztere erklärt. sich leicht aus dem Zweck der Mauer. Da sie besonders fest sein musste, so führte man die Methode, die besondere Festigkeit gibt, durch; dagegen bei dem recinto interiore und bei Tempelpodien, wo solche Festigkeit nicht. vonnöten war, wo man den Stoss eines Sturmbockes niemals befürchten brauchte, begnügte man sich mit einer Art von Verzahnung in der Aussenschicht. Was endlich den quadratischen Durchschnitt der Quadern der servianischen Aussenmauer anlangt, so sind kleine Unterschiede vorhanden. Die Quadrierung der Blöcke, die in dem Grundstocke der grossen 1) D. Kapitol von Signia 1903 S. 3 und 13.

2) Delbrück, Apollotempel S. 12/13. 3) Delbrück, Das Kapitol von Signia S. 5.

Aventinruine liegen, ist weniger sorgfältig als an der grossen Ruine am Bahnhofe, wie schon Richter 1) hervorhebt; man hat manchmal den Eindruck, als seien sie ohne Winkelmaß geschnitten. Es ist bekannt, dass die etruskische Säule in Pompeii von Mau 2) in das 6. Jhd. v. Chr. gesetzt wird; und dazu stimmt, dass man schon damals tuskanische Tempel nach dem Vorbilde dorischer Tempel baute. Wenn man so kunstvolle Bauglieder herzustellen verstand, dann sollte man nicht quadratisch geschnittene Blöcke nach dem Läufer-Bindersystem haben legen können? Es ist ein Widerspruch, das eine zu behaupten, das andere zu verneinen. Kurz die Technik, welche die ältesten Teile der servianischen Mauer zeigen, entspricht sehr wohl der Stufe der Entwicklung, welche die römisch-etruskische Baukunst in der zweiten Hälfte des 6. Jhds. v. Chr. erreicht hatte. Es ist noch notwendig, kurz einzugehen auf Delbrücks Vermutung3), dass die Innenmauer in der Via Volturno älter sei als die dortige Aussenmauer; ursprünglich habe zu dem recinto interiore eine in Material, Maßen und Technik ihm völlig gleichende Aussenmauer gehört; ein Rest der letzteren sei die von Braun im Garten Colonna entdeckte kleine Ruine. Freilich die grossen Blöcke hellgelben Tuffs, welche die Innenmauer in der Via Volturno durchbrechen, sind jünger, da sie römisches Maß haben; ebenso der obere Teil der dortigen Aussenmauer aus demselben Grunde. Aber dass der Grundstock der letzteren, der nach oskischem Maße erbaut ist, nicht mit dem dortigen recinto interiore gleichzeitig sein könne, ist nicht erwiesen. Wenn der Aussenmauer die Anathyrosis fehlt, so kann man daraus nicht spätere Entstehung folgern. Die Ruine im Garten Colonna hat andere Maße. An einer Tatsache aber, die von Borsari und Lanciani beobachtet worden ist, scheitert Delbrücks Vermutung. Die Erdmassen des Walles sind am genauesten untersucht in der Via delle Finanze. Die Schichten des eigentlichen Walles enthielten dort nur Splitter des gelben Tuffs, aus dem die Aussenmauern bestehen1). Etwas Aehnliches hatte schon Lanciani an acht Stellen des Esquilinwalles festgestellt, wo man bei Durchschnitten im Innern sabbia tufacea und scaglie di cappellaccio vorfand 5). Jedenfalls ist also bei der Errichtung des Walles auch schon hellgelber Tuff verarbeitet worden, natürlich doch zu den Aussenmauern. Dass aber gerade an allen jenen neun Stellen, wo man den Wall in dieser Weise untersucht hat, spätere Aufschüttung vorliege, wird wohl niemand behaupten wollen. Gehört also der Wall, wie Delbrück annimmt, dem 6. Jhd. v. Chr. an, so sind auch damals schon Mauern aus hellgelbem Tuff errichtet. worden. Nichtsdestoweniger hat Delbrück damit vollkommen das Richtige getroffen, dass er zwei Perioden der servianischen Mauer annahm.

[blocks in formation]

- --

Ein gutes Mittel, die Zeit zu begrenzen, in der die Ruinen der servianischen Mauer entstanden sind, bieten die auf den Quadern erhaltenen Steinmetzzeichen, die zuerst von Bruzza 1) gesammelt sind, dann mehrfach von Jordan 2) und Richter 3) behandelt sind. Dass diese Zeichen nicht alle ein und derselben Zeit angehören, ist schon an und für sich wahrscheinlich. Auch treten in ihnen augenfällige Verschiedenheiten hervor. Bei den meisten Zeichen z. B. bei dem K4) oder dem V 5) ist auf den ersten Blick klar, dass sie ohne Vorzeichnung eingehauen sind; darum die Roheit und Verschiedenartigkeit in der Gestalt ein und desselben Buchstabens. Wie stark weicht davon ab die tadellose Form des E, das nur in den obersten Lagen des runden Ausbaus auf Piazza Fanti, sonst nirgends an der Mauer erscheint ). Solche Gleichmässigkeit der genau rechtwinklig ansetzenden Querstriche konnte nur durch Vorzeichnung erreicht werden. Dieses Zeichen, sicher zu den jüngsten gehörig, könnte nach seiner Form wohl in die Zeit des Hannibalkrieges fallen, als die Mauer ausgebessert wurde.

Im allgemeinen ist schon von Bruzza (S. 80) und Richter (S. 40) mit Recht bemerkt, dass die grosse Masse der Zeichen, die entweder Buchstaben sind oder an deren Form sich anlehnen, einer jüngeren Entwicklungsstufe des lateinischen Alphabets entsprechen. Das H erscheint nur in der geöffneten Form mit schrägem oder gradem Querstrich). Das geschlossene H findet sich nur auf der Maniosfibel ), und auf der Stele des Forums), die Mommsen ebenfalls dem 6. Jhd. v. Chr. zuweist 10). Alle späteren lateinischen Inschriften kennen nur das offene H1). Wie weit liegt ferner das rechtwinklige, eckige П12) ab von der uritalischen Form 1 der Forumstele, oder das 13) von der ebensoalten Form der Maniosfibel. Und wenn auch die meisten übrigen Zeichen nicht so starke Abweichungen aufweisen, so lassen sie doch durch ihre oftmals rechtwinklige Gestalt erkennen, dass das griechische Alphabet schon reformierend eingewirkt hat. Man darf wohl die Vermutung äussern, dass diese Einwirkung ihren Anfang nahm in der Zeit der Decemvirn, als man aus Athen Gesetze kommen liess (Liv. III, 31); es war nur natürlich, dass die dann aufgestellten Tafeln auch in der Buchstabenform vielfach nach der Vorlage sich richteten. Also die grosse Masse der Steinmetzzeichen, wie man sie vor allem auf den Ruinen am Bahnhof sieht, können nicht der Königszeit angehören, was ja für den grössten Teil der Mauer selbst schon aus der Anwendung des römischen Fusses geschlossen worden war.

1) Annal. inst. 1876, 72; Bull. mun. 1878, 177.

-

2) Hermes 1876, 401; Topog. I, 1, 259. — 3) Winkelmannprog. 1885.
4) Bruzza Nr. 78-91. 5) Richter S. 10. 6) Jordan I, 1 Taf. I, 3.

7) Bruzza Nr. 72-75; Richter Nr. 4a; Jordan I, 1 Taf. II, 6–9.

8) 6. Jhd. v. Chr. Rom. Mitt. 1887, 40; Bücheler, Rhein. Mus. 1887, 317.

9) Archäolog. Anzeig. 1900 Taf. I. 10) Hermes 1903, 153.

11) Ritschl opusc. IV, 699. 12) Richter Nr. 6. 13) Richter Nr. 5a.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »