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land, über Macedonien mit Timotheus und sechs anderen Gehülfen und Begleitern, denen in Troas noch andere nachkamen, zurückkehrte und die Reise fortsette, um zu Pfingsten in Jerusalem zu seyn, schiffte er, um jede Zögerung zu vermeiden, an Ephesus vorüber, ohne daselbst anzulegen. Er wußte es bereits, und prophetisch Begabte hatten es ihm in allen Städten geweissagt, daß Trübsal und Bande sein zu Jerusalem warteten und daß er in alle bisher durchzogene Gegenden niemals wieder zurückkehren werde. Nur in Miletus legte das Schiff auf einige Tage an. Hierher ließ er die Aeltesten (Presbyter) der Gemeinde von Ephesus kommen, erinnerte sie an Alles, was sie von ihm gehört und gesehen, eröffnete ihnen, was ihm bevorstehe und wie sie einander nicht wiedersehen würden, warnte ste vor den Verkehrern des Glaubens und ermahnte sie zur getreuen Amtsführung. Dann beabschiedeten sie sich unter Thränen von einander und Paulus fuhr seinen weiteren Geschicken entgegen.

Die Gemeinden in und um Ephesus.

Allerdings war es die erste und grundlegende Thätigkeit Pauli und aller Apostel, Allen, die da hören wollten, das selige Evangelium von der erschienenen Gnade Gottes in Christo Jesu, dem menschgewordenen, gekreuzigten, auferstandenen und über alle Himmel erhöheten, zur Vergebung der Sünden, zur Erneuerung und zu einem heiligen Wandel im Geiste zu verkündigen, und sie dadurch zur Buße, zum Glauben und zur Taufe zu führen. Es wäre jedoch ein großer Irrthum, zu meinen, mit dieser Ausbreitung des Christenthums," mit diesem Gewinnen der Seelen für den Herrn habe sich die Thätigkeit

der Apostel begnügt und es den neugestifteten Gemeinden überLassen, mit kirchlichen Aemtern, Kirchenzucht und gottesdienstlichen Feiern sich selbst einzurichten. Schon in der alt= testamentlichen Gemeinschaft, von der die Apostel herkamen, war dieß Alles grundsätzlich geordnet, und sie wußten, daß es darauf ankam, dieß Vorbildliche in geistlich verklärter Weise zu erfüllen, nicht es abzuthun, und daß erst dadurch der geistliche Leib des Herrn in der Zusammenfügung seiner Glieder zur Sichtbarkeit und Selbstbethätigung gelange. Darnach verfuhr auch Paulus.

In seiner Abschiedsrede zu Miletus an die Aeltesten von Ephesus sagte er: „So habet nun Acht auf euch selbst und auf die ganze Heerde, in welcher euch der heilige Geist gesezt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Goties, welche er durch sein eigenes Blut erworben hat." Wir finden demnach bereits ein ordentlich beseßtes Amt geistlicher Hirten in der Gemeinde, und vergleichen wir die Briefe, welche Paulus dem Timotheus nach Ephesus schrieb, so sehen wir noch tiefer in die von ihm eingerichteten Ordnungen.

Die Aeltesten (Presbyter), die für jezt noch ohne Unterscheidung auch Bischöfe hießen, waren von dem Apostel oder seinem Vertreter nach Weisung des heiligen Geistes eingeseßt und durch Handauflegung geweihet. Sie wurden nach ihrer Begabung für das Amt auserlesen, mußten jedoch ein gutes Zeugniß ihres Wandels haben. Die Gemeinde hatte sie als ihre Vorgesetzten zu ehren und nöthigenfalls auch zu unterhalten. Verschieden davon ist das Amt der Diener (Diakonen), von denen Lauterkeit des Wandels und Glaubens gefordert wird, die aber erst nach besonderer Vorprüfung eingeseßt werden. Ihre Frauen scheinen ihre Gehülfinnen gewesen zu seyn. Wittwen, die jedoch sechzigjährig seyn mußten, waren für gewisse Dienste in der Gemeinde ausgesondert und wurden dafür von ihr unter

halten. Der Armenpflege mußten die Vermögenderen zu Hülfe kommen. Es fand sowol rücksichtlich des Wandels, als rücksichtlich des Abfalls von reiner Lehre und rechtem Glauben eine strenge Kirchenzucht statt, die in den äußersten Fällen bis zum Anathem ging.. Die gottesdienstlichen Zusammenkünfte waren, verschiedenen Andeutungen zufolge, regelmäßig geordnet, so daß, wie in den anderen von Paulus eingerichteten Gemeinden, täglich Lehrgottesdienste, sonntäglich Feiern des heiligen Abendmahles stattfanden, sowie Liebesmähler, wozu die Vermöglicheren ihren Beitrag als Ovfer darbrachten. Die Versammlungen begannen mit Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung. Die Schrift wurde vorgelesen, es wurde vermahnt und gelehrt. Die Weiber mußten jedoch stille seyn. Es findet sich keine Spur, daß zu Ephesus jener Zudrang zum Lehren, Weissagen, Zungenreden und Auslegen vorgekommen sey, der in Korinth so leicht zu Unordnungen im Gottesdienste führte.

Alle diese Einrichtungen finden wir zwar nur gelegentlich angedeutet, oft auch nur stillschweigend vorausgesetzt, und zwar nicht nur in den Briefen Pauli an seine Gehülfen, sondern in allen seinen Schreiben. Aber eben daraus ist zu schließen, daß sowol jenen, als auch den Gemeinden, die deshalb getroffenen apostolischen Anordnungen genau bekannt waren, daß sie daher völlig klar, bestimmt und zureichend gegeben seyn mußten, da der Apostel sonst vornehmlich wo er Unordnungen und Abweichungen zu rügen hat nähere Bestimmungen und Ergänzungen hinzugefügt haben würde.

Paulus gedenkt dieser Besonderheiten auch in dem später geschriebenen Briefe an die Ephefier nicht, was ein Beweis seyn dürfte, daß er in dieser Hinsicht bei ihnen Alles zu seiner Zufriedenheit geordnet wußte. Aber gerade in diesem Briefe finden wir über das Wesen der Kirche das Tiefsinnigste und Erhabenste ausgesprochen : Der Vater der Herrlichkeit hat

den Auferstandenen zu seiner Rechten im Himmel erhöhet und Alles auf Erden und im Himmel, in dieser und der zukünftigen Welt, unter seine Füße gethan, und ihn so gesezt zum Haupt der Gemeinde, welche da ist sein Leik, die Fülle deß, der Alles in Allem erfüllet. So ist Jesus Christus der Eckstein, an welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zum heiligen Tempel des Herrn, in welchem auch ihr mitgebauet werdet zu einer Behausung Gottes im Geiste. Und Er hat Etliche gesetzt zu Aposteln, Etliche zu Propheten, Etliche zu Evangelisten, Etliche zu Hirten und Lehrern behuf der Zurichtung der Heiligen zum Werk des Amts, um den Leib Christi zu bauen bis wir Alle hinankommen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntniß des Sohnes Gottes, zum völligen Manne, zum Maße des Alters der Fülle Christi, daß wir, aufrichtig in Liebe, wachsen in Allem an den der das Haupt ist, Christus, von welchem aus der ganze Leib, zusammengefügt und zusammengeschlossen durch jedes Band der Mittheilung nach der Wirkung im Maß eines jeglichen Gliedes, den Wachsthum des Leibes schafft zur Erbauung sein selbst in Liebe. Bei solcher geistgewirkter Klarheit über das organische Wesen der Kirche nach Gestaltung und Thätigkeit, als des sichtbaren Leibes des Hauptes und Geistes Christi, können wir uns die Einrichtungen und Anordnungen des Apostels, durch welche dieß Wesen zur Darstellung und Verwirklichung kommen sollte, schwerlich bestimmt und umfassend genug denken.

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Nach der Apostelgeschichte könnte es scheinen, als habe Paulus bis ins dritte Jahr ununterbrochen zu Ephesus verweilt. Daß dieselbe aber Ephesus nur im Allgemeinen als Hauptsiß des Apostels während jener Zeit bezeichnet und zwischeneinfallende Abwesenheiten übergeht, beweist der erste Brief an Timotheus, der während einer solchen Abwesenheit, da Paulus nach Macedonien gegangen war und Timotheus zu seiner Ver

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tretung zurückgelassen hatte, geschrieben ist. Denn vor der längeren Niederlassung des Apostels in Ephesus kann er nicht ge› schrieben seyn; auf dessen leßter Reise von dort nach Macedonien auch nicht, weil ihn dabei Timotheus begleitete; und ebenso wenig später, da Paulus wußte, er werde nicht wieder nach Ephesus kommen, denn er verheißt in dem Briefe seine baldige Wiederkehr dorthin. Jene Angabe der Apostelgeschichte hindert demnach nicht, anzunehmen, daß der Apostel damals in Niederasien auch außerhalb Ephesus thätig gewesen sey, daß er auch die Nachbarstädte besucht und dort Gemeinden gesammelt und eingerichtet habe; ja die Worte des Goldschmieds Demetrius an seine Genossen „ihr sehet und höret, daß nicht allein zu Ephesus, sondern auch fast in ganz Asien dieser Paulus viel Volks überredet und abfällig macht" zwingen beinahe zu dieser Annahme. Ueberdieß wissen wir, daß er in der Regel einen bald größeren, bald kleineren Kreis von Gehülfen, wie Timotheus, Lukas und andere um sich hatte, die er dahin sandte, wohin er selbst etwa nicht kommen kennte; und wenn er dem Titus nach Kreta schrieb, er habe ihn dort gelassen, damit er die von Paulus selbst begonnenen Einrichtungen der Gemeinden vollends ausführe und die Gemeinden hin und her mit Aeltesten besebe, so läßt sich gar nicht anders denken, als daß er, bei der überraschend großen Ausbreitung des Christenthums in Kleinasien, für Gemeindeeinrichtungen, gleich denen zu Ephesus, auch rücksichtlich der umherliegenden Städte entweder persönlich oder durch seine Gehülfen gesorgt habe.

Ob dieß damals auch schon für Smyrna geschehen, bleibt zweifelhaft. Bei der geringen Entfernung von Ephesus, bei den vielen Beziehungen und dem großen Verkehr zwischen beiden Städten, bei der Bedeutsamkeit von Smyrna sollte man es vermuthen, doch spricht eine Aeußerung Polykarps, wie wir später sehen werden, dafür, daß die Gemeinde zu Smyrna erst

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