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thias Schinner, um Abstellung der gegen das Wort Gottes streitenden Missbräuche, aber, wie sich erwarten ließ, vergeblich. Er fuhr also fort, gegen sein eigenes Muttergottesbild zu predigen. Was er da redete fand nun wohl in der Schweiz selbst einigen Anklang, aber keine größere Verbreitung; denn die abgeschiedene Lage des Landes verhinderte, daß es nicht denselben Eindruck machte und einen so umfassenden äußerlichen Erfolg hatte, wie die Wirk samkeit Luthers. Auch die römische Kirche selbst achtete weniger darauf.

Als Zwingli aber 1519 nach der Wahl der Züricher Rathsherren zum Pfarrer an das Münster zu Zürich berufen wurde, `erhielt er einen größeren öffentlicheren Kreis seiner Thätigkeit. Er erbat sich von dem Magistrate der Stadt, daß er nicht mehr über die Perikopen predigen, sondern sich selbst die Terte wählen dürfe, weil es nöthig sei, daß das Volk mit dem Worte Gottes, das in den sonntäglichen Evangelien und Episteln nicht enthalten sei, ebenfalls bekannt werde. Er fing darauf mit der Erklärung des neuen Testaments an und zwar zunächst mit dem Evangelium Matthäi. Dadurch ging vielen eine neue Welt auf, und die evangelischen Ansichten verbreiteten sich immer mehr. Je mehr diese aber Beifall fanden, desto fühlbarer wurde der geistliche Druck, und dies führte zu Zwistigkeiten mit dem Bischofe von Costnih, von dessen geistlicher Oberherrschaft man sich ablösen wollte. Man fing an, ohne Dispensation die Fasten zu brechen. Der Bischof wollte dies nicht dulden. Da predigte und schrieb Zwingli selbst gegen das Fasten. Der Bischof beklagte sich über seine Neuerungen; Zwingli aber kehrte sich nicht daran; denn er hatte an dem Rathe einen kräftigen Schuß. Da er mit diesem einverstanden war, so konnte er alles vollbringen; die Veränderungen im Gottesdienst, welche ihm zweckmäßig schienen, vornehmen, und dagegen abschaffen, was er als Missbrauch erkannt hatte. So ging seine Reformation gleich anfangs rascher vorwärts als die Luthers. Zwingli that ungefähr dasselbe, was Carlstadt hatte thun wollen, nur mit dem großen Unterschiede, daß er dabei auf eine gesezmäßige und ruhig überlegte Weise verfuhr, während jener übereilt, eigenmächtig und gewaltthätig handelte. Zwingli hatte sich mit den übrigen Geistlichen der Stadt geeinigt, von denen besonders Leo Judä sein treuer Mitarbeiter

war, und sie machten mit dem Rathe, dem Vorstande der Gemeinden, aus, daß man den alten Sauerteig ganz fortschaffen wolle. Man that es unter Zustimmung der Gemeinde, und nun war alles gut; denn sobald die Gemeinde nichts dagegen hatte, konnte auch kein Anderer etwas einwenden. Überhaupt zeigte Zwingli stets die größte Ehrfurcht vor der Gemeinde. Sie schien ihm an Gottes Statt da zu sein und in dieser Ehrfurcht liegt der Grund zu der späteren Presbyterialverfassung der reformirten Kirche.

Da es nun aber doch an Widersprüchen der Anhänger Noms und anderer Gegner bei dem weiteren Fortschreiten der Reformation nicht fehlen konnte; so gab es der Rath Zwingli frei, daß er sich mit denen, welche mit ihm nicht übereinstimmten, durch öffentliche Disputation verständigen dürfe; und so wurden denn zwei Religionsgespräche in Zürich gehalten. Das erste fand am 1 Juni 1522 mit dem Franziscaner Lambert statt, einem Mönche aus Avignon in Frankreich. Dieser hatte sich selbst schon der evangelischen Lehre zugewendet und wollte deswegen zu Luther gehen. Er zog, wie Peter von Amiens, auf einem Esel daher und kam auf seiner Reise auch durch die Schweiz und nach Zürich. Da er namentlich über die Anbetung der Heiligen nicht ganz mit Zwingli übereinstimmte; so wollte er sich über die streitigen Punkte mit ihm verständigen. Viele glaubten sogar, er würde als ein Vertheidiger des Papstthums auftreten. Zwingli sprach aber so klar und eindringlich über die evangelischen Wahrheiten, daß Lambert völlig durch ihn gewonnen wurde und jubelnd ausrief, er wollte, die ganze Welt wäre so glücklich als er; worauf er freudig und überzeugt von dannen zog.

Wenn schon dieses Gespräch für Zwingli persönlich und für seine Lehre von großer Bedeutung war, so war die zweite Disputation im October 1523 noch viel wichtiger; denn es entspann sich dabei ein großer Kampf über die Verehrung der Heiligenbilder und über die Messe. Der Bischof von Costniß hatte dem Rath zu Zürich angedeutet, er dürfe die heiligen Gebräuche der Kirche, wie die Messe und die Anbetung der Heiligen, nicht gottlos wegwerfen laffen und hatte ihn ermahnt, Neuerungen dieser Art nicht zuzugeben. Hierüber wurde nun diese Disputation vor einer großen Versamm

lung geistlicher und weltlicher Personen gehalten. Leo Judä ftritt gegen den Bilderdienst. Der Vicarius des Bischofs von Costniß, Joh. Faber, war auch zugegen, aber Anfangs nur, um auf den Gang der Disputation zu achten. Als er sich aber rühmte, schon früher einem solchen Menschen, wie Leo Judä, aus der Schrift bewiesen zu haben, daß die Anbetung der Heiligen nach Gottes Wort recht und wahrhaft chriftlich sei, forderte ihn Zwingli auf, es jezt doch auch einmal mit Leo Judä zu versuchen, und Faber ließ sich zur Theilnahme an der Disputation verleiten. Da er nun aber seinen Gegner nicht, wie er sich rühmte, widerlegen konnte, so musste er mit Schimpf und Schande bestehen. Der Magistrat riss sich nun ganz von dem Bischofe los und Zwinglis Ansehen stieg von Tage zu Tage.

Einen andern treuen Gehülfen hatte Zwingli an Joh. Ökolampadius (deutsch: Hausschein), welcher früher Burgpfaff auf der Ebernburg bei dem tapfern Franz von Sickingen gewesen war. Er hatte schon hier für die Reformation gewirkt und kam 1523 als Professor der Theologie und Prediger nach Basel, wo er, wie Zwingli in -Zürich, für die Verbreitung der evangelischen Lehre mit großem Erfølge thätig war. Ökolampadius war einer der edelsten und gelehrtesten Männer seiner Zeit, eine der mildesten und liebenswürdigsten Naturen, der Melanchthon des Zwingli. Doch auch Haller, Bullinger und andere Männer waren kräftige Stüßen der schweizerischen Reformation.

Um diese Zeit kam Carlstadt, welcher nach seiner Vertreibung aus Sachsen ein unstätes Leben geführt hatte, nach der Schweiz. Wir haben gesehen, wie Luther sich mit ihm verfeindet hatte. Carlstadt war auf Luther erbittert und glaubte in dessen Lehre vom Abendmahl etwas gefunden zu haben, was ihm eine erwünschte Gelegenheit zu einem Angriffe auf denselben geben könnte. Luther hatte nehmlich die Lehre der römischen Kirche von der Transsubstantiation oder Brodverwandlung verworfen, aber hierin nicht weiter gehen wollen; sondern die Lehre von der leiblichen Gegenwart Christi im Abendmahle beibehalten. Dies machte ihm nun Carlstadt als eine Anhänglichkeit an das Papstthum zum Vorwurf und nannte ihn einen zweifachen Papisten. Er suchte dagegen eine neue Lehre vom Abendmahle aufzustellen und behauptete nicht nur, das Abendmahl

werde lediglich zur feierlichen Erinnerung an Christi Leiden und Tod begangen und habe gar keinen anderen Zweck; sondern er erklärte auch, Christus habe, indem er auf sich hingewiesen, mit den Worten: „Nehmet hin und esset, das ist mein Leib“ zu seinen Jüngern nur sagen wollen: „Nehmet hin und esset zum Andenken daran, daß ich diesen meinen Leib für euch hingebe“. Die Worte: „das ist mein Leib" hätten also gar keine Beziehung gehabt auf das Brod, sondern nur auf den damals körperlich gegenwärtigen Leib des Erlösers. Obgleich nun diese sonderbare Erklärung wohl kaum einer Widerlegung bedurft hätte, so musste doch Luther schon wegen seiner früheren Verhältnisse mit Carlstadt dagegen auftreten, damit man nicht etwa gar glaube, er billige sie, und so begann dann ein heftiger Streit über die Abendmahlslehre. Zwingli und Ökolampadius sahen sich dadurch veranlasst, auch ihre Ansicht auszuspre= chen, weil sie sich ebenfalls von der Abendmahlslehre der römischen Kirche losgesagt hatten. Zwingli gab von den Worten: „das ist mein Leib“ die Erklärung: „das bedeutet meinen Leib"; Ökolampadius aber: das ist ein Zeichen meines Leibes"; und Beide stimmten darin mit Carlstadt überein, daß sie die leibliche Gegenwart Christi im Abendmahle verwarfen. Diese Ansichten machten sie in ihren Schriften bekannt und dies empörte Luther, weil er glaubte, fie wollten damit als Bundesgenossen Carlstadts auftreten. Solche Erklärungen schienen ihm das Sacrament von allem Göttlichen zu entkleiden, und er schrieb daher heftig gegen die Schwärmer, Schwarmgeister oder Sacramentirer, wie er seine Gegner nannte. Luthers Schriften wider die Schwärmer und Schwarmgeister sind aber ein Kampf gegen verständige, klare Darlegung, keinesweges gegen Schwärmerei und Phantasie, und die Schweizer verdienten vielmehr den Namen der Nüchternen, als den der Schwärmer, da in ihnen der klare buchstäbliche Verstand vorherrschte. Der Streit ging durch die Jahre 1526 und 1527 hindurch und findet sich wieder, als Philipp von Heffen beide Reformatoren nach Marburg beruft.

Siebenter Vortrag.

In der Reformationsgeschichte ist das Jahr 1529 durch zwei große Hauptbegebenheiten ausgezeichnet. Der erste ist der berühmte Reichstag zu Speier, die zweite das oben berührte Religionsgespräch zu Marburg. Der Reichstag zu Speier hat einen bedeutenden Einfluss auf die Bildung der evangelischen Kirche ausgeübt und bedarf deshalb einer genaueren Darstellung; doch ehe wir diese geben können, müssen wir zuvor einen Blick auf die damaligen Verhältnisse Deutschlands werfen.

Leider stand es damals wieder schlimmer für die evangelische Kirche. Der Kampf des Kaisers mit dem Papste war geendigt; beide hatten sich verbunden und Karl war von dem Papste einge= laden worden, zur Krönung nach Italien zu kommen. Die evangelischen Fürsten selbst hatten die Verlegenheit, in der sich der Kaiser durch seine Kriege mit Frankreich und Rom befunden, nicht so be= nugt, wie sie wohl gekonnt hätten; sondern ihre Sache nur lässig betrieben, wozu zum Theil weltliche Rücksichten mitwirkten. So hatte sich der Churfürst von der Pfalz neutral gehalten, wegen einer mit einer östreichischen Prinzessinn beabsichtigten Heirath. Auch die Städte waren wankelmüthig. So lange der Kaiser mit dem Papste in Streit war, hatten die katholischen Stände es sorgfältig vermieden, auf eine Entscheidung der Reformationsangelegenheit zu dringen, weil sie fürchteten, Karl könne gegen den Papst Partei ergreifen. Als aber der Kaiser nun freie Hand hatte, dachte er auch sogleich wieder daran, die Sache der Evangelischen zur Entscheidung zu bringen und schrieb, als er noch in Spanien war, einen neuen Reichstag nach Speier aus, welcher unter dem Vorsig seines Bruders Ferdinand, Königs von Ungarn und Böhmen, abgehalten wer den sollte und am 15 März 1529 eröffnet wurde. Die Evangelischen durften nicht viel Gutes erwarten, denn der Kaiser hatte in seiner Instruction erklärt, daß er als das Haupt der Christenheit nicht länger die Verachtung seiner Befehle dulden wolle, und alle Neuerungen in Sachen der Religion verboten. Zwar wurde nun von dem Reichstagsausschusse, in welchem die katholischen Stände

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