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Lehren des Katechismus und die wichtigsten Sprüche der heiligen Schrift auswendig gelernt, könntest auch von den Geschichten in der Bibel Rede und Antwort geben; trügest und bewahrtest dasselbe aber nicht in einem feinen und guten Herzen, so dürftest du nicht sagen: Ich habe das feste, prophetische Wort.

Das ist ein Haben, welches doch kein Haben ist. Das vergleichen wir mit einem Menschen, in dessen Hause ein großer Schaß verborgen läge, er aber wüßte und fände ihn nicht. Was hülfe ihm der Schatz im Hause, den er besißt und doch nicht besigt. So auch die Kinder der Welt mit ihrer Kenntniß, vom Worte Gottes. Was hilft ihnen der Schat, den sie haben und sich doch nicht zu Nuze machen. Sie sind gleich jenem Knechte, der das ihm anvertraute Pfund in das Schweißtuch wickelte und vergrub, und nichts damit gewann.

Wir fangen an, das göttliche Wort wirklich zu haben, wenn wir anfangen, darauf zu achten, als auf ein Licht, das da scheinet in einem dunkeln Ort; wenn wir unsre Finsterniß erkennen, und um dieser Finsterniß willen unfre Augen zu dem göttlichen Lichte, zu dem heiligen Worte Gottes wenden. Wenn der Geist des Allmächtigen uns die Augen und die Herzen aufthut, daß wir sehen und merken können, dann dringt das heilige Wort lebendig und kräftig durch unsre Seele, dann schmecken wir das gütige Wort Gottes und in demselben die Kräfte der zukünftigen Welt, dann fällt es, wie einst dem Apostel Paulus, wie Schuppen von unsern Augen, dann fangen wir an, das Wort Gottes zu haben. Durch den Glauben wird dies Wort unser Eigenthum: wer von Herzen daran glaubt, der hat es Darum rühmt der Apostel Paulus die Christen zu Theffalonich, indem er an sie schreibt: „Wir hören nicht auf, Gott zu danken, daß ihr, da ihr empfinget das Wort göttlicher Predigt, nahmet ihr es auf, nicht als Menschenwort, sondern wie es denn wahrhaftig ist, als Gottes Wort, welcher auch wirket in euch, die ihr glaubet." Denen, die da glauben ist das Evangelium von Christo eine Kraft Gottes, die da selig macht. Darum auch ihr, die ihr hier das Wort des Lebens verkündigen höret, glaubet der Schrift und nehmet das Wort an mit Sanftmuth, wie Jacobus schreibt, das in euch gepflanzt ist, welches gewiß ist, und kann eure Seelen selig machen. Aber sehet wohl zu, daß euer Glaube rechtschaffen sei, der nämlich durch die Liebe thätig ist.

Wir haben das feste, prophetische Wort dann erst rechtfest, so fest, daß es uns Niemand mehr entreißen kann, wenn wir im Glauben in dasselbe eingewurzelt sind, wenn wir danach wandeln, und Frucht bringen zur Ehre Gottes. Ihr habt wohl gelesen, wie Jesus sprach:

Etliches fiel an den Weg: das find, die das Wort hören, aber nicht bewahren; die haben es also nicht, sondern der Teufel kommt und nimmt das Wort von ihren Herzen, daß sie nicht glauben und nicht felig werden. Etliches fiel auf das Steinigte, Etliches unter die Dornen: das sind, die das Wort hören, und bringen keine Frucht, sondern fallen ab von dem, der sie erlöset hat. Diese haben das Wort nicht. Etliches aber fiel auf ein gutes Land und trug vielfältige Frucht: das sind, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen, und bringen Frucht in Geduld. Diese haben das feste, prophetische Wort, fie schmecken seine Kraft und leben von demselben, wie gesagt ist: "Der Mensch lebt nicht vom Brodte allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht." Darum seid nun nicht bloße Hörer, sondern auch Thäter des Wortes, denn wer nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Thäter des Wortes ist, derselbige wird selig sein in seiner That. Wie das Wort fest und unwandelbar ist, so sollen auch wir fest und unbeweglich sein in unserm Glauben und in unsrer That bis an das Ende, dann wird uns durch Gottes ewige Barmherzigkeit in Christo Jesu mit dem Ausgang dieses Lebens ein neuer Lag anbrechen, und ein Morgenstern, ja eine Sonne des Heiles aufgehn in unsern Herzen. Das helfe uns der getreue Hirte und Bischof unsrer Seelen, der unsre Sünden selbst getragen hat an seinem Kreuze, auf daß wir durch seine Wunden heil würden. Dem sei Ehre und Anbetung in Ewigkeit. Amen.

Wir danken Dir, Herr Gott, himmlischer Vater, daß Du uns Dein heiliges Evangelium gegeben, und Dein väterliches Herz hast erkennen lassen. Wir bitten Deine grundlose Barmherzigkeit, Du wollest dies selige Licht Deines Wortes bei uns gnädiglich erhalten, und durch Deinen heiligen Geist unsere Herzen also leiten und führen, daß wir nimmermehr davon abweichen, sondern fest daran hålten und endlich dadurch selig werden um Deines lieben Sohnes, unseres Herrn Jesu Christi willen. Amen!

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Geliebte Christen! Der Apostel Petrus schreibt in seinem 2. Briefe Cap. 2, 14-16 von den Verführern unter Anderem, daß fie Herzen haben, durchtrieben mit Geiz, verfluchte Leute; welche den richtigen Weg verlassen, und gehen irre, und folgen nach dem Wege Balaams, des Sohnes Beors, welchem geliebte der Lohn der Ungerechtigkeit; hatte aber eine Strafe seiner Uebertretung, nämlich das stumme, lastbare Thier redete mit Menschenstimme, und wehrete des Propheten Thorheit. - Wenn man nun die Geschichte dieses Bileam nachliest, wie sie im 4. Buche Mosis im 22. und den folgenden Capiteln erzählt wird, so kann man gar nicht recht merken, worin denn eigentlich die Thorheit und die Gottlosigkeit dieses Mannes bestand. Seine Reden scheinen alle so richtig, er scheint nichts zu thun, als was Gott ihm geboten hat. Er geht nicht eher, als bis Gott es ihm zuläßt, er will umkehren, als ihm der Engel widersteht. Er spricht zu den Boten: „Wenn mir Balak sein Haus

voll Silbers und Goldes gäbe, so könnte ich doch nicht übergehen das Wort des Herrn, meines Gottes, Kleines oder Großes zu thun." Auch spricht er wirklich über das Volk Israel keinen Fluch aus, sondern nur den Segen, den ihm Gott gebot, und redete in begeisterten Worten, daß man sich überzeugt halten möchte, er sei ein Prophet des Herrn. Und doch war er ungeachtet alles Scheines, ein Werkzeug der Ungerechtigkeit. Gott der Herr streckte wohl noch die Hand nach ihm aus, ihn herumzulenken, aber er verschmähte fie; er redete nach dem Wort und Gebot des Herrn, aber er that nach dem Gelüsten seines argen Herzens. Als er nämlich Israel gesegnet hatte nach dem Befehl Gottes, gab er dem Balak, dem Könige der Moabiter, den klugen, d. h. teuflisch klugen Rath, er solle nur veranstalten, daß die Kinder Ifrael zu dem Gößendienst und Unzucht der Moabiter verführt würden, dann wußte er, würde die Hand des Herrn sie verlassen, und würde sie in die Gewalt ihrer Feinde geben. So geschah es denn auch eine Zeit lang, bis die Kinder Israel sich wieder von ihren Sünden bekehrten." An diesem einen Stücke erkennt man das arge Herz des Bileam besser, als an seinen Reden. So hatte er den Schein eines gottseligen Wesens, aber inwendig war er voll Thorheit und Bosheit. Lieben Christen, das ist ein sehr ernsthaftes Warnungszeichen bis auf diesen Tag, daß wir uns durch die Worte und den Schein nicht täuschen lassen, weder über Andere, noch über uns selbst. Die gottesfürchtigen Reden, wenn sie auch ganz richtig sind nach Gottes Wort, machen es noch nicht aus: ob Jemand auch in begeisterten Worten nach Art der Propheten Gottes Weisheit verkündigen könnte, so ist er darum noch kein Knecht, oder Kind Gottes. Und auch wir selbst dürfen uns über uns selbst nicht betrügen. Was könnte es mir helfen, wenn mein Mund Geistesfunken sprühte, aber in meinem Herzen wäre nichts von der Liebe Jesu Christi, und von dem Gehorsam, der besser ist, als Opfer? Was könnte es uns helfen, wenn wir uns äußerlich nach den Rechten, Geboten und Sitten unsers Gottes hielten, wenn aber inwendig im Herzen Geiz, Schalkheit, Thorheit und Bosheit regierten? Es ist so schwer nicht, äußerlich als ein Christ unanstößig zu wandeln, aber den alten Menschen inwendig zu tödten, das Fleisch zu kreuzigen, Christum zu wohnen in dem Herzen, das kostet Ueberwindung. Wie dieses aber nothwendig ist, wird uns unsre heutige Epistel näher anzeigen, zu deren Betrachtung wir uns den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.

Epistel: 1. Korinther 9, 24-10, 5.

Wisset ihr nicht, daß die, so in den Schranken laufen, die laufen alle, aber Einer erlanget das Kleinod? Laufet nun also, daß ihr es ergreifet. Ein jeglicher aber, der da kämpfet, enthält sich alles Dinges: jene also, daß sie eine vergängliche Krone empfangen, Wir aber eine unvergängliche. Ich laufe aber also, nicht als aufs Ungewisse; ich fechte also, nicht als der in die Luft streichet. Sondern ich betäube meinen Leib, und zähme ihn, daß ich nicht den andern predige, und selbst verwerflich werde. Ich will euch aber, liebe Brüder, nicht verhalten, daß unsere Väter sind alle unter der Wolke gewesen, und sind alle durch das Meer gegangen; und sind alle unter Mose getauft, mit der Wolke und mit dem Meer; und haben alle einerlei geistliche Speise gegessen; und haben alle einerlei geistlichen Trank getrunken; sie tranken aber von dem geistlichen Fels, der mit folgte, welcher war Christus. Aber an ihrer vielen hatte Gott keinen Wohlgefallen; denn sie sind niedergeschlagen in der Wüste.

Die Ermahnung, welche wir nach Anleitung dieser Epistel miteinander zu Herzen nehmen wollen, steht in den Worten: Laufet nun also, daß ihr das Kleinod ergreifet.

Der Apostel vergleicht uns Christen in dieser Epistel mit denen, welche zu den Zeiten der alten Griechen in ihren großen und berühmten Wettspielen um den Siegespreis zu kämpfen pflegten. Sie stellten da ihre Wettkämpfe an im Laufen, Ringen, Fechten, in Musik und Gesang, Dichtkunst und dergleichen. Die Worte unsrer Epistel sind an die Christengemeinde zu Korinth gerichtet, und gerade bei der Stadt Korinth fanden auch alle 4 Jahre solche Volksspiele Statt. Da pflegten sich denn die, welche sich zum Wettkampfe stellen wollten, lange vorher zu üben, pflegten sich auch von allen Dingen zu enthalten, welche den Leib im Mindesten schwächen konnten. Der Preis des Sieges war nichts, als ein Lorbeerkranz, und der Ruhm, der damit verbunden war; Beides vergänglich genug, aber in den Augen jenes Volkes groß geachtet. In diesen Spielen thaten nun Viele den Wettlauf, aber Einer nur erlangte den Sieg und die Krone. Nach diesem Bilde ermahnt uns der Apostel, daß wir in unserm Christenlaufe also laufen sollen, daß wir das Kleinod, der Seelen Seligkeit, ergreifen.

Unser Fleisch wird so leicht müde, unser Herz wird so leicht kalt und sicher auf dem Wege. Wir trösten uns so oft mit falschem Troste, wir bauen unsre Hoffnung so leicht auf den Sand. Wie diese Welt den Schein liebt, und nur nach dem Scheine strebt, beschleicht es oft auch das Herz des Christen, daß er den Schein für Wahrheit nimmt. Erst betrügt er Andere damit, und wenn ihm das gelungen ist, so betrügt er sich selbst damit. Das meinen wir so: Viele Namenchristen wollen den Schein gern bewahren, daß fie

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