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12 Missionare der Neuzeit denselben Erfolg haben müßten, der von den 12 Aposteln ausging.

Nun denken wir uns aber auch gemeiniglich die Apostel zu ausschließlich und zu isolirt als die Träger der Mission in der apostolischen Zeit. Sehen wir ganz ab von einem Barnabas, Apollo, Aquila, dem Diakonus Philippus und anderen selbstständig handelnden Missionaren (Röm. 16, 7) - was für eine Menge der ausgezeichnetsten Gehilfen standen allein Banlo zur Seite! Timotheus, Titus, Lucas, Tychicus, Trophimus, Silas sind ja bekannte Namen. Wenn man aber die Paulinischen Briefe aufmerksam liest, so stellt sich heraus, daß der „Apostel der Heiden“ wol 25 solcher Gehilfen gehabt haben muß. Auf seiner lezten Reise nach Jerusalem befinden sich allein ihrer 7 in seiner Begleitung (act. 20, 4). Jedenfalls hat es auch den übrigen Aposteln an ihnen nicht gefehlt (1 Ptr. 5, 12 f). Neben diesen Gehilfen, die die Apostel zum Theil auf ihren Reisen begleiteten, zum Theil als Visitatoren oder sonstige Abgesandte von ihnen verwendet wurden, dienten ihnen auch die zahlreichen Presbyter oder Bischöfe als werthvolle Mitarbeiter. Die Aeltesten der apostolischen Zeit waren nämlich nicht Gemeindevertreter im Sinne der modernen Bresbyterialverfassung, sondern sie fungirten als Diener am Wort, als die Bertreter der Apostel, wie sie denn auch gemeiniglich von diesen, (act. 14, 23; 1 Tim. 4, 14; 5, 22; 2 Tim. 2, 2 Tit. 1, 5) seltener durch Wahl der Gemeinde zu ihrem Amte berufen wurden. Was ihnen oblag, das war die Leitung und seelsorgerliche Pflege der Lokalgemeinden sammt der Berkündigung des Evangelii in ihnen, wie z. B. aus der Rede Pauli an die Ephesinischen Aeltesten und den sogenannten Pastoralbriefen unwiderleglich erhellt. Es liegt auf der Hand, daß die Versorgung der Lofalgemeinden mit qualificirten Presbytern den Aposteln nicht blos freie Hand ließ für die Pflege der Reisepredigt, sondern auch die Vermehrung der Gemeinde und die Ausbreitung des Evangelii in ihrer nächsten Nähe wesentlich förderte. Nun ist es ja freilich auch das Bestreben der heutigen Missionare durch eingeborne Gehilfen aller Art sich Mitarbeiter zu schaffen allein die Vorbedingungen für die schnelle Organisation der Gemeinden wie für die Beschaffung geeigneter Aeltesten sind weitaus nicht so günstig, wie in der apostolischen Zeit. In Folge der bereits früher erwähnten Präparation des damaligen Missionsfeldes wie des allgemeinen Bildungsstandpunktes fehlte es den Aposteln nicht an geeigneten Subjecten für das Presbyteramt. Die Selbständigkeit der ersten Christen war von Haus aus eine größere, sie standen weder in einer pecuniären noch in einer

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politischen oder socialen Abhängigkeit von den Aposteln und weil, wie das meist der Fall war, Juden und Proselyten den Grundstock der Gemeinde bildeten, war man mit den Grundzügen einer gewissen Presbyterialverfassung längst vertraut Vorzüge, die im Ganzen der heutigen Mission abgehen. Endlich ist noch eines andern wichtigen Umstandes zu gedenken. Hinter den Aposteln stand eine missionirende Kirche, so daß es besonderer Veranstaltungen zur Ausbreitung des Evangelii wie heutzutage kaum bedurfte. Jeder an Christum gläubig Gewordene war ein Zeuge des Evangelii. Wohin er ging dahin trug er auch die Kunde von Christo. Auf diese Weise „lief" das Wort Gottes vor, neben und hinter den Aposteln her (2 Theff. 3, 1), so daß wenn diese selbst im Gefängniß saßen „das Wort Gottes nicht gebunden" (2. Tim. 2, 9) war. Wie der Wind viele Samenkörnchen weithin trägt, so diente jede Zerstreuung der Christen nur zur Ausbreitung der Wahrheit. Auf diese Weise entstanden christliche Gemeinden an Orten, ehe sie der Fuß eines Apostels betreten, z. B. in Antiochien, Ephesus, Rom, Alexandrien und jedenfalls auch in Spanien und Gallien, gar nicht zu gedenken der durch die Zerstörung Jerusalems bewirkten Zerstreuung der zahlreichen palästinischen Judenchristen, die der apostolischen Mission unzweifelhaft die wesentlichsten Dienste leistete. Wie viel ungünstiger ist auch in diesem Stück die moderne Mission gestellt! Zwar auch heute giebt es eine christliche Diaspora weithin über fast das ganze Missionsgebiet, aber wie wenig missionirender Einfluß im engeren Sinne des Worts geht von ihr aus. Nicht Zeugen sondern Verächter Christi sind weitaus die meisten dieser Namenchristen, nicht Förderer sondern Feinde der Mission! Und wie lau betreibt die heimische Kirche das Werk! Mit Ausnahme der freien Kirchengemeinschaften in England und Nordamerika und der Brüdergemeinde 1) steht bis auf diesen Tag die Kirche als Kirche indifferent der Mission gegenüber, ganz zu geschweigen der Feindschaft, Gleichgiltigkeit und Ignoranz vieler Kirchenglieder, die sich einem Bleigewicht gleich an die Füße der Missionare hängt. Nur in kleinen Kreisen, aber lange nicht durch die Kirche weht heute ein Missionsgeist. Es ist aber eine ganz andere Kraft, wenn eine ganze, wenn auch kleine Gemeinschaft von einem Geiste beseelt ist, als wenn in einer großen Masse hin und her zerstreut noch so viele Einzelne von diesem Geiste ergriffen sind. (Fortsetzung folgt.)

1) Neuestens macht auch Schweden Ansäße zu kirchlicher Mission!

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Mohammed und der Jslâm.

Von Pastor M. Lüttke zu Schfeudit.

(Schluß.)

Es ist offenkundig und allgemein unbestritten, daß der. Islâm als Glaubens und Sittenlehre mannichfache Beziehungen zu Judenthum und Christenthum hat, und zwar sowohl verwandtschaftliche als gegensäßliche, indem der Korân einerseits seinen geschichtlichen wie seinen Lehrgehalt in vielen Stücken den heiligen Schriften Alten und Neuen Testaments entlehnt und andrerseits wiederum sich zu denselben in bewußte Opposition stellt. Aber es verlohnt sich der Mühe und ist von großem Interesse, diesen Beziehungen näher nachzugehen und mithin die Stellung, welche der Islâm und seine Religionsurkunde zu Judenthum und Christenthum und ihren heiligen Schriften einnehmen, durch vergleichenden Ueberblick sich auch mehr im Einzelnen klar zu machen.

Um zunächst von dem Alten Testamente und dem Verhältniß des Korâns zu demselben zu reden, so hatte Mohammed vielfältige Gelegenheit, mit den heiligen Schriften der Juden bekannt zu werden, da in Arabien, speciell auch in der Nähe von Mekka, jüdische Gemeinden und Colonien sehr zahlreich waren, und überdieß er selbst mit verschiedenen jüdischen Lehrern, die uns genannt werden, Umgang unterhielt. Doch ist es augenscheinlich, daß er jene Schriften nicht aus eigener Lectüre, noch weniger aus wirklichem Studium, sondern nur aus mündlichen Mittheilungen, aus Erzählungen und von unbestimmtem Hörensagen kannte. Jedenfalls ist seine Kenntniß eine höchst oberflächliche, wie der Korân an jeder Stelle, die einen Zusammenhang mit dem Alten Testamente bemerken läßt, von selbst beweist. Auch ist leicht wahrzunehmen, daß es weniger das Alte Testament selber ist, wovon er Kunde erhalten, als vielmehr der Talmud und die rabbinischen Schriften, denn hierauf weist Manches, was er vorbringt, in ganz bestimmter Weise zurück.

Unverändert adoptirt sind aus dem Alten Testamente und dem Hebräischen gewisse im Korân vorkommende Ausdrücke und Bezeichnungen. So das Wort für die Lade, in welcher der Knabe Moses ausgesetzt wurde, dann dasjenige für die Arche Noahs oder die Arche des Bundes (das gleiche mit dem vorhergehenden), ferner die Thorah (das Gefeß) als Bezeichnung des gesammten Alten Testaments, Eden als Name des Para

dieses, Gehenna als Name für den Ort der Verdammniß, Sabbath,1 Schechina, lauter Ausdrücke, die nicht nur dem Sinne nach, sondern meis auch der Form nach aus dem jüdischen Sprachgebrauch direct entnom men sind.

Eine fast durchgängige Anlehnung an das Alte Testament findet selbstverständlich in Bezug auf Ereignisse, Umstände und Persönlichkeiten der heiligen Geschichte statt, nur daß freilich die hieher gehörigen Angaben meist sehr unrichtig und verwirrt sind, nach rabbinischen Legenden oder auch nach eigener Willkür und Erfindung ausgeschmückt werden und keinerlei Rücksicht auf fachliche Ordnung oder zeitliche Folge nehmen. Die Geschichte sowohl von Personen wie von Ereignissen wird im Korân fast nie im Zusammenhange erzählt, sondern gewöhnlich nur als Beispiel, Illustration, Motivirung irgend einer Behauptung, Lehre oder Vorschrift verwandt, und findet sich daher notizenweise in den verschiedensten Suren zerstreut. Dabei werden die Dinge oft in einer höchst absonderlichen Art, meist wohl unabsichtlich und aus Unwissenheit, nicht selten aber gewiß auch absichtlich, verunstaltet und entstellt.

Von dem koranischen Bericht über die Schöpfung des Menschen, den Befehl Gottes an die Engel betreffs der Verehrung des Menschen, die Auflehnung Satans und den alsdann von ihm herbeigeführten Sündenfall ist schon oben die Rede gewesen. Die Behauptung von einer weit übermenschlichen Leibesgröße Adams, die Geschichte von der Ermordung und nachherigen Bestattung Abels durch Kain, die Erzählungen von Noah und dem Bau der Arche, die Angabe, daß die Fluth aus siedendem Wasser bestanden habe, so wie manches Andere aus der vorabrahamischen Zeit ist, soweit es richtig, biblischen, soweit es unrichtig, meist talmudischen Ursprungs. Unter den Patriarchen wird Abraham (arabisch Ibrahim genannt) vor Allen von Mohammed hochgehalten als Stammvater der Araber und leuchtendes Vorbild für alle Zeiten; von ihm heißt es, er sei „weder Jude noch Christ, sondern fromm und kein Gößendiener" gewesen, was im Sinne Mohammeds so viel heißen will als: ein Moslem. Manche Eigenschaften und Handlungen, die er ihm beimißt, und manche Züge in seiner Geschichte sind Copien spezieller jüdischer Fictionen, dagegen herrscht betreffs seiner wirklichen Geschichte wieder viel Unkenntniß und Verwirrung,

1) Den jüdischen Sabbath halten indeß die Moslem nicht als heiligen Tag, als Tag des Gottesdienstes, sondern statt seiner den Freitag, also statt des siebten den sechsten Wochentag, und zwar weil, sagen fie, Gott an diesem Tage Abends den Menschen geschaffen und damit das Werk der Schöpfung vollendet habe.

wenn nicht absichtliche Entstellung, welches Lettere z. B. von dem Zuge gelten möchte, daß der Befehl Gottes an Abraham, seinen Sohn zu opfern, auf Ismael statt auf Isaak bezogen wird, wie denn auch etliche moslemische Theologen sagen, daß die Hörner des Widders, der an seiner Stelle geopfert wurde, in Mekka aufbewahrt worden seien. Uebrigens berührt der Korân die meisten der biblischen Erzählungen aus dem Leben Abrahams, z. B. die von der Erscheinung der drei Engel, von der Verheißung der Geburt eines Sohnes, von der Zerstörung Sodoms, von Abrahams Fürsprache für dasselbe, von dem Schicksal Lots und seiner Familie zc.; mehrere derselben sogar mit großer Ausführlichkeit, aber freilich nie ohne eigene Zuthaten oder Veränderungen. Auch Josephs Ges schichte ist theils der Bibel entlehnt, theils ausgeschmückt durch Züge, die sich fast wörtlich in jüdischen Schriften finden.

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Während Mohammed die älteren Patriarchen außer Noah, Abraham und Joseph seltener erwähnt, ist er in Bezug auf Moses wiederum ausführlicher, vielleicht weil er behauptete, sich diesen Mann Gottes zum Mufter seines eigenen Prophetenthums genommen zu haben. Auch hier finden wir theils Berichte nach der heiligen Schrift, theils Irrthümer aus Unfenntniß, wie daß Moses statt durch Pharaos Tochter durch Pharaos Weib aus dem Wasser gezogen wird, daß Korah und Haman Pharaos Räthe (der erstere sein Schazmeister und selbst im Besitz unermeßlicher Schäße) gewesen,1) daß zuweilen neun, zuweilen nur fünf Plagen gezählt werden, als deren erste dann die Fluth genannt wird, — theils wiederum Ausschmückungen nach talmudischen Schriften, wie daß die Bedrüdung der Israeliten durch einen Traum Pharaos, ein Knabe werde geboren werden, der einst Israel aus Aegypten hinausführen werde, hervorgerufen sei, daß man zur Amme Mosis gerade ein jüdisches Weib genommen, weil der Knabe bereits zu allen ägyptischen Frauen war gebracht worden, aber nicht hatte trinken wollen, gemäß einem Worte des Herrn: Der Mund, der einst mit mir reden wird, sollte der etwas Unreines trinken? 2c. Ebenso ist es aus einer jüdischen Fabel hervorgegangen, wenn der Koran erzählt, Pharao habe, als er bei Verfolgung der Israeliten im Begriff war, im Rothen Meere zu ertrinken, sich zum wahren Gottesglauben bekannt und sei darauf von Gott am Leben erhalten worden, damit er ein Zeuge sei für kommende Zeitalter. Auch die Geschichte des

1) Bei diesen beiden Namen muß wieder auffallen, wie wenig Mohammed sich darum fümmert, wann Personen gelebt haben oder Ereignisse geschehen sind, falls er fie nur vortheilhaft verwerthen kann.

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