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VI.

Am Feste der Reinigung Mariå.

Text: Matth. XIX. 9. 13—15.

Gnade, Barmherzigkeit und Friede von Gott,

unserm Vater, und dem Herrn Jesu Christo; Amen.

Nach dem Gesek, welches Moses dem Ifraelitischen Volke gegeben hatte, M. 3., war jede männliche Erstgeburt von Menschen und Thieren Gott geweiht und ein Eigenthum Gottes. Nun hatte Gott zwar, ftatt der Erst gebornen aller Stämme, den Stamm Levi zu feinem Eigenthum gewählt, und ihn zur Vers richtung aller der Dienste bestimmt, die ihm Jene zu leisten verpflichtet gewesen wären. Aber öffentlich anerkannt mußte es doch wer den, daß eigentlich jeder Erstgeborne dem Herrn gehöre; er mußte daher, wenn die der Mutter vorgeschriebene Zeit der Reinigung vorüber war, in den Tempel gebracht, und Gott · dargestellt werden; die Eltern mußten es gestehen, er sey ein Geweiheter des Herrn, und durch ein Opfer ihn gleichsam lösen. Dieser Fall trat bekannt lich auch ben Jesu unserm Herrn ein. Er war der Erstgeborne seiner Mutter; fie ge D. Reinh. Pr. Ister Band 16te Samml. $

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bar ihren ersten Sohn, sagt Eucas in der Nachricht, die er uns von der Geburt Jesu giebt. Auch Er war also ein Eigenthum Gottes; auch ihn mußten seine Eltern in den Tem pel bringen und dem Herrn darstellen; und Lucas bezieht sich in der Stelle, wo er auch dieß erzählt, ausdrücklich auf die Verordnung des Gesezes, nach welchem allerley Mann lein, das zum ersten die Mutter brach, dem Herrn geheiligt war. Dem Anden ken dieser Feierlichkeit, dieser Darstellung des Herrn in dem Tempel, ist das Fest gewidmet, M. 3., welches wir heute begehen. Schon ver. möge seiner Geburt war der Herr ein Geweihe, ter, Gottes; war es in einem weit erhabenern Sinne, als irgend ein Levit und Priester; dieß wurde auch öffentlich anerkannt, so bald ihn seine Eltern in den Tempel brachten; ehrwür. dige, vom Geiste Gottes beseelte Personen be grüßten ihn schon damals als den Heiland der ihrer Mits bürger auf ihn hin; sehet hier die Umstände, an die uns dieses Fest erinnern, deren Anden, ken es jährlich unter uns erneuern soll.

Welt, und lenkten die Aufmerksamkei

Eine bedeutungsvolle, rührende Feierlichkeit war diese Darstellung der Erstgebor men unter den Israeliten, M. 3. Daß eigentlich in jeder Familie ein Geweiheter Got tes, ein Priester desselben, seyn müsse; daß zu diesem Geweiheten der Erstgeborne und mithin' das vornehmste Mitglied der ganzen Familie bestimma

bestimmt sen; daß die ganze Nation auch in Dieser Hinsicht ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priesterthum, ein heis Liges Volk heiffen könne: das sollte jene Feierlichkeit gleichsam anschaulich machen; in einem ganz eignen und nahen Verhältniß mit Gott sollte der Israelite sich und die Seinigen bey dieser Gelegenheit erblicken; er sollte die Verbindlichkeit fühlen, das Beste und Theuerste, was, er habe, Gott zu heiligen; es sollte ihm einleuchtend werden, wenn das erste Mitglied seines Hauses dem Herrn, gehöre, so seyen ihm auch die übrigen nicht fremde; als Geweihere. Gottes sollte er also seine Kinder betrachten, und sie eben darum desto mehr achten und lie ben lernen.

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Durch Christum ist diese Feierlichkeit eben so, wie alle übrigen Gebräuche der Mosaiscen Verfassung zwar aufgehoben und abgeschafft wor den: aber die Verbindlichkeit, M. Br., die Verbindlichkeit, nicht nur unsre Erstgebors nen, sondern alle unsre Kinder Gott zu weihen, hat durch ihn eine Kraft, eine Wich, tigkeit, eine Bedeutung erhalten, welche sie zus vor gar nicht hatte. Nicht umsonst sagt Pes trus in seinem ersten Briefe den Bekennern des Evangelii: ihr seyd das auserwählte Geschlecht, das königliche Priesters thum, das heilige Volk, das Volk des Eigenthums. Jeder wahre Christ ist nehm. lich ein Priester Gottes; jeder ist Gott geheis $ 2

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ligt,

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ligt und darf sich ihm nähern; alle haben, wie Paulus es ausdrückt, durch Chri ftum einen Zugang zu Gott und zur Gnade Gottes; darum sollen sie aber auch alle verkündigen, die Tugenden deß, der sie berufen hat zu seinem wun derbaren Sichte. Solche Menschen sollten nicht fühlen, was ihnen ihre Kinder sind? Sie, sollten nicht erkennen, daß fie Gott gehören? Sie sollten nicht wahrnehmen, auch ihre Kleis nen seyen bestimmt, einst Priester Gottes. zu seyn, und ein heiliges Volk zu wers Den? Sie sollten nicht darauf bedacht seyn, fie bey Zeiten Gott zu weihen, und zu ihrer grossen Bestimmung vorzubereiten? Aber was wird mehr verkannt, ich sage es mit schwerem, blutenden Herzen, was wird mehr vernachlässigt, nicht blos von denen, die kinderlos sind, son, dern auch von Eltern selbst vernachlässigt, als diese groffe Verbindlichkeit; wie wenig wird daran gedacht, daß alle, wer sie auch seyn mỗ. gen, dazu beytragen können und sollen, die Kleinen unter uns so bald als möglich Gott zu heiligen! Wir werden dieses Fest nicht beffer feiern, werden der Bestimmung desselben nicht gemäßer handeln können, M. Br., als wenn wir uns bey `dieser Betrachtung verweis len, als wenn wir uns eine Verbindlichkeit vor, . halten, die im ftrengsten Sinne des Ausdrucks von unendlicher Wichtigkeit ist. ` Möge Er, der die Kinder so gern zu sich kommen ließ und sie

fegne,

segnete, möge der Herr selbst mit uns seyn und unser Vorhaben beglücken! Wir flehen um diese Gnade in stiller Andacht.

Text: Matth. XIX. v. 13 15.

Ihre Kinder von dem grossen Propheten gesegnet, sie durch sein Gebet Gott empfohlen und gleichsam geweiht zu sehen, das war der Wunsch der Mütter, M. Z., welche nach dem vorgelesenen Tert ihre Kinder zu Jesu brach. ten. Sie richteten sich hieben nach einer Sit te, die unter ihrem Wolke seit den ältesten Zeis ten vorhanden war; man hielt es für ein gros ses Glück, wenn ehrwürdige Greise, wenn be rühmte Lehrer, wenn Propheten Gottes einem Kinde die Hand auflegten und einen Segen über dasselbe aussprachen; man war überzeugt, der Wunsch, das Gebet solcher Månner bleibe nicht ohne Wirkung und Folge; und wie Geweihete Gottes betrachtete man Kinder, auf welchen ein solcher Segen ruhte. Der Hauptsache nach irrte man sich auch nicht; daher war der Herr in unserm Terte nicht das mit zufrieden, daß seine Apostel die Kinder, welche ihm in dieser frommen Absicht gebracht wurden, zurückweisen wollten; laffet die Kindlein, ruft er seinen Jüngern zu, und wehret ihnen nicht, zu mir zu kom men. Er erfüllt sodann den Wunsch der bit. tenden Mütter, und segnet ihre Kleinen durch Auflegung der Hånde.

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