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Es mag anfangs auffallen, M. 3., wenn ich behaupte, was der Herr hier that, das kön ne und solle in gewisser Hinsicht von uns allen an Kindern geschehen; nicht durch Auflegung der Hånde; dieß war ohnehin blos das aussere willkührlich gewählte Merkmal dessen, was man eigentlich wollte; sondern durch Mittel, die wir alle in unsrer Gewalt haben, die wir sogar an wenden müssen, wenn wir nicht Pflichten von der größten Wichtigkeit aus den Augen sehen wollen. Ja, M. Br., daß wir alle Dazu beytragen können und sollen, die Kleinen unter uns bey Zeiten Gott zu weihen, das will ich jezt dar thun; eine Pflicht will ich euch vorhalten, wels che nicht blos von denen, die selbst keine Kin der haben, sondern sogar von Menschen, denen Kinder ausdrücklich anvertraut find, von Leh, rern und Erziehern, von Verwandten und Freun, den, von Eltern und Pflegern, auf das unvers antwortlichste vernachlässigt wird. Höret mich unbefangen und mit ruhiger Sammlung."

Der Ausdruck, dessen ich mich bey meis ner Behauptung bedient habe, kann nicht unverständlich seyn, M. 3. Kinder werden bey Zeiten Gott geweiht, wenn man fie als Geschöpfel betrachtet, die ihm angehören und ihm werth und theuer sind; wenn man fie aus Ehrfurcht vor Gott so behandelt, wie es der Würde ihres vernünftigen Wesens ge más ist; wenn man ihr Erwachen zum Gefühl

dieser Würde nicht nur nicht hindert, sondern es auch auf alle Weise befördert; wenn man ihr Religionsgefühl so frühzeitig als möglich weckt, und sein ganzes Verhalten gegen Kin der so einrichtet, daß sie sich leicht und glücklich zu wahren Verehrern Gottes bilden und Muster einer åchten Frömmigkeit werden kön, nen. Daß die, welche entweder durch Bande der Natur, oder durch die Pflichten ihres Bes rufs mit Kindern zusammenhängen, so auf fie wirken können, bedarf keiner Bestätigung. Daß dieß aber auf mehr als eine Art auch euch möglich ist, die ihr unmittelbar in keiner Ver, bindung mit Kindern steher, das will ich jezt klar zu machen suchen; ich will den Beweis führen, daß wir alle, wer wir auch feyn mögen, zu einer solchen Weihé unsrer Kinder das Unsrige beytra gen sollen.

Dieß kann nemlich nicht blos, es foll fogar zuerst durch Achtung gegen sie ge fchehen. Gar nicht beyfallen kann es uns, beyin Anblick unfrer Kleinen an Gott zu den ken, oder sie als Wesen zu betrachten, die ihm geweiht werden sollen, wenn wir sie nicht achten, wenn sie uns gleichgültige, oder wohl gar verächtliche und verhaßte Ge schöpfe find. Und welche Spuren, welche traurige Merkmale, welche unwiderlegliche Be. weise einer solchen Gleichgültigkeit und Ver. achtung kommen hier und da auch unter uns

zum Vorschein! Von euch, die ihr es gar nicht über euch erhalten könnet, euch freundlich mit Kindern abzugeben, die ihr sie keiner Auf merksamkeit würdiget, die ihr sie wohl gar mit Ungestum und Härte behandeln und grausam gegen sie wüten könnet, von euch will ich jezt gar nicht reden; sey es Leichtsinn und Uns besonnenheit, oder Fühllosigkeit und Rohheit, was euch so verfahren läßt, genug, daß euch Kinder nichts sind, daß ihr von der Wichtig. keit und Würde dieser kleinen Geschöpfe keinen Begriff habt, das ist am Tage. Die Achtung, von der ich 'rede, durch die wir etwas bentras gen sollen, unsre Kleinen Gott zu weihen, fehlt uns schon, M. 3., wenn die Kinder fein Ges genstand unsrer Aufmerksamkeit sind, wenn wir fie nicht mit einer Art von stiller Ehrfurcht betrachten, wenn ihre Gegenwart keinen Ein fluß auf unser Verhalten' hat, wenn wir nicht mit vernünftiger Hinsicht auf sie handeln, wenn uns nicht alles wichtig ist, was ihre Erhaltung und Erziehung betrift, wenn wir nicht insons derheit denen, die 'Gott uns selbst geschenkt hat, alle die Sorgfalt widmen, die wir ihnen wide men können. Soll ich euch aber erst beweis fen, wie pflichtwidrig, wie strafbar dieser Man gel an Achtung ist? Werfet einmal einen Blick in unsern Text. Muß es euch nicht schon be schámen, wenn ihr sehet, wie freundlich der Herr die Kleinen aufnahm, die man ihm brach te; wie unwlllig er wurde, als man sie nicht

vor ihn lassen wollte; wie gern er sich selbst in einem wichtigen Gespräche mit seinen Apo steln durch sie unterbrechen ließ; wie huldvoll er die Hände auf sie legte und sie segnere? Dürfet ihr euch, wer ihr auch seyn möget, /*mit dem Herrn vergleichen? Dürfet ihr für unwürdig und klein ansehen, was Er nicht un ter seiner Würde fand? Dürfet ihr euch mit euern Geschäften entschuldigen, und sie für wichtiger erklären, als die seinigen waren? Ist euch sein Muster nicht der klare Beweis, wah re Bildung, åchte sittliche Grösse, ein vollen detes tugendhaftes Verhalten sey ohne Achtung gegen die jüngern Mitglieder unsers Geschlechts gar nicht möglich? Das kann auch nicht an. ders seyn, M. 3. Der Herr rechtfertigt in uns ferm Terte die Achtung, die er gegen, Kinder bewies. Solcher ist das Himmelreich, ruft er. Welch ein Ausspruch, M. Br.! Alle Fähigkeiten, einst Bürger des Reiches Gottes zu werden, einst jede Art der Vollkommenheit zu erlangen, sich einft für den Himmel und eine höhere Welt zu bilden, liegen also in unsern Kleinen verborgen; ihre Bestimmung ist die er habenste, welche sich denken läßt. Und solche Geschöpfe sollten wir nicht achten, sollten sie nicht mit frommer Scheu betrachten, sollten uns nicht sagen, daß fie uns einst übertreffen und besser werden können, als wir selbst find? Doch der Herr geht noch weiter. Schon jezt stellt er sie den Erwachsenen zum Muster vor, $ 5 fogar

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fogar lernen soll man von den Kindern. Soli cher, sagt er, das heißt, derer, die gesinnt sind und handeln, wie die Kinder, ist das Him, melreich. Und hat er nicht recht? Was fehlt uns mehr, als jene Unbefangenheit, mit der Kinder zu Werke gehen? Was ist uns fremder, als fene Offenheit, mit der sie sich duffern? Was besigen wir weniger, als jene Gurmüthigkeit, die sich in allen ihren Handlun gen ausdrückt ? Was zeigen wir seltner, als jene Gelehrigkeit, mit welcher fie Unterricht an. nehmen? Was vermißt man mehr an uns, als jenen unverdorbenen geraden Sinn, den sie ben jeder Gelegenheit zu Tage legen? Und je ne rührende Treuherzigkeit, jene herzliche Ans hänglichkeit, jene aufrichtige Liebe gegen die, die ihnen Gutes erzeigen, wo ist sie bey uns zu finden? Ist es aber ohne diese Vorzüge möglich, ein gebesserter Mensch, ein Bürger des Reiches Gottes zu seyn? Und sollen Geschö. pfe, denen diese Vorzüge natürlich find, nicht unsere Achtung verdienen? Sind wir billig, M. 3., betrachten wir unsre Kleinen mit Aufmerksamkeit und Ueberlegung: so kann es nicht fehlen, Wesen, in denen viel Wichtiges und Grosses verborgen liegt, ben welchen sich Be ziehungen auf etwas Höheres und Ueberirdisches unmöglich verkennen lassen, erblicken wir in ihnen; es kann uns unmöglich entgehen, daß fie fähig und würdig sind, Gott ge weihet zu werden. Diese Weihe können.

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