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Da gelangten sie hinein nach dem umfriedigten Uruk.

Gilgamesch sagt zu ihm, zu Ur-Schanabi, dem Schiffer: ,,Steig hinauf, Ur-Schanabi, auf der Mauer des umfrie digten Uruk geh einher; Die Grundlage betrachte, die Ziegel schau' an, ob ihre Ziegel nicht wiederhergestellt sind

Und ihre Fundamente nicht gelegt haben die sieben Weisen.“ Es folgen noch einige Zeilen, in denen Gilgamesch von neuen Baus plänen zu sprechen scheint. Damit endet die elfte Tafel, und die zwölfte und letzte schließt sich ohne sichtbaren Zusammenhang an. Gilgameschs weitere Taten und Erlebnisse haben, nachdem sein Suchen nach dem ewigen Leben erfolglos war, kein Interesse mehr für den Erzähler: sobald dem Helden durch die in der zwölften Tafel erzählte Totenbeschwörung Kunde von der Unterwelt und dem Leben nach dem Tode gegeben ist, schließt das Epos.

ZWÖLFTE TAFEL

Gilgamesch hat den Plan gefaßt, seinen Freund Engidu aus der Unterwelt heraufzubeschwören, und erhält von einer Gottheit Vers haltungsmaßregeln:

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1

,,Gilgamesch, vernímm, was ich dir sage!
Wenn zur Unterwelt du willst hinabsteigen,
Zum Heiligtum Irkallas1 du willst gelangen,
Darfst du ein reines Hemd nicht anziehen; . . .

2

Mit gutem Öl aus der Salbbüchse darfst du dich nicht
salben,
Sonst werden sie bei seinem Duft sich zu dir scharen.
Den Bogen darfst du nicht auf die Erde setzen,
Sonst werden die vom Bogen Getöteten dich umringen.

Den Stock darfst du nicht in deine Hand nehmen,
Sonst werden die Totengeister vor dir erzíttern.

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Schuhe darfst du nicht an deine Füße tun,

Lärm zur Erde hin darfst du nicht machen.

Dein Weib, das du liebst, darfst du nicht küssen,
Dein Weib, das du verabscheust, darfst du nicht schlagen.
Dein Kind, das du liebst, darfst du nicht küssen,

Dein Kind, das du verabscheust, darfst du nicht schlagen:
Das Gejammer der Unterwelt wird dich sonst packen.
Die da ruht, die da ruht, die Mutter Ninazus, die da ruht1,
Deren reine Hüften mit einem Gewande nicht bedeckt
sind.....

Sie wird sonst Engidu versagen, aus der Unterwelt empor=
zusteigen.“

Dem Helden, der mit allen Fasern seines Herzens an des Lebens Freud und Leid hängt, gelingt es nicht, den strengen Vorschriften der Gottheit gerecht zu werden; denn nach einer kleinen Lücke lesen wir:

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Ein reines Hemd zog er an,

Mit gutem Öl aus der Salbbüchse salbte er sich,
Den Bogen setzte er auf die Erde,

Den Stock nahm er in seine Hand,
Schuhe tat er an seine Füße,

Lärm zur Erde hin machte er,

Sein Weib, das er liebte, küßte er,

Sein Weib, das er verabscheute, schlug er,

Sein Kind, das er liebte, küßte er,

Sein Kind, das er verabscheute, schlug er:
Das Gejammer der Unterwelt packte ihn.

Die da ruht, die da ruht, die Mutter Ninazus, die da ruht, Deren reine Hüften mit einem Gewande nicht bedeckt sind,..

Sie versagte Engidu, aus der Unterwelt emporzusteigen.

1 Die Totengöttin ist gemeint.

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Namtar1 hat ihn nicht gepackt, Unglück hat ihn nicht gepackt, die Unterwelt hat ihn gepackt! Der Wächter Nergals1, der schonungslose, hat ihn nicht gepackt, die Unterwelt hat ihn gepackt! Auf dem Kampfplatz der Männer ist er nicht gefallen, die Unterwelt hat ihn gepackt!

Es klagt Ninsun, über ihren Knecht Engidu weint sie.

Nach Ekur, dem Tempel Enlils, ging er allein hin":

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Vater Enlil, an einem Tage hat ein Netz zur Erde mich geschlagen,

Eine Falle hat zur Erde mich geschlagen.

Den Engidu, den heraufzuführen die Mutter Nínazus versagt hat, Hat Namtar nicht gepackt, Unglück hat ihn nicht gepackt, die Unterwelt hat ihn gepackt! Der Wächter Nergals, der schonungslose, hat ihn nicht gepackt, die Unterwelt hat ihn gepackt! Auf dem Kampfplatz der Männer ist er nicht gefallen, die Unterwelt hat ihn gepackt!“

Vater Enlil erwiderte ihm kein Wort.

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‚Vater Sin1, an einem Tage hat ein Netz zur Erde mich
geschlagen,

Eine Falle hat zur Erde mich geschlagen.
Den Engidu, den heraufzuführen die Mutter Nínazus
versagt hat,

Hat Namtar nicht gepackt, Unglück hat ihn nicht gepackt,
die Unterwelt hat ihn gepackt!

Der Wächter Nergals, der schonungslose, hat ihn nicht gepackt, die Unterwelt hat ihn gepackt!

1 Pestdämon. 2 Die göttliche Mutter des Gilgamesch. Gilgamesch bittet jetzt verschiedene große Götter, Engidus Geist aus der Unterwelt herauf

zuführen.

Mondgott.

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Auf dem Kampfplatz der Männer ist er nicht gefallen, die Unterwelt hat ihn gepackt!“

Vater Sin erwiderte ihm kein Wort.

,,Vater Ea, an einem Tage hat ein Netz zur Erde mich geschlagen,

Eine Falle hat zur Erde mich geschlagen.

Den Engidu, den heraufzuführen die Mutter Ninazus versagt hat, Hat Namtar nicht gepackt, Unglück hat ihn nicht ge packt, die Unterwelt hat ihn gepackt! Der Wächter Nergals, der schonungslose, hat ihn nicht gepackt, die Unterwelt hat ihn gepackt! Auf dem Kampfplatz der Männer ist er nicht gefallen, die Unterwelt hat ihn gepackt!“

Der Vater Ea hörte diese seine Rede;

Zum Helden Nergal1, dem mannhaften, sagt er das Wort: ,,Mannhafter Held Nergal, tu, was ich dir sage! Sogleich öffne ein Loch in der Erde;

Den Schattengeist Engidus führe aus der Unterwelt her=

auf,

Damit er seinem Bruder die Ordnung der Unterwelt ver=

künde!"

Als der mannhafte Held Nergal dieses hörte,
Öffnete er sogleich ein Loch in der Erde;

Den Schattengeist Engidus führte er wie einen Wind aus

der Unterwelt herauf.

Nun entspinnt sich folgendes Zwiegespräch zwischen (dem fragenden) Gilgamesch und (dem antwortenden) Engidu:

,,Sag' an, mein Freund, sag' an, mein Freund,

Die Ordnung der Unterwelt, die du schautest, sag' an!"

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»Ich will es dir nicht sagen, mein Freund, ich will es dir nicht sagen;

95 Wenn ich die Ordnung der Unterwelt, die ich schaute, dir sagte, Müßtest du dich den ganzen Tag hinsetzen und weinen!<<

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,,So will ich mich den ganzen Tag hinsetzen und weinen!"
»Siehe, den Leib, den du anfaßtest, daß dein Herz sich
freute,

Den frißt das Gewürm, wie ein altes Kleid!
Mein Leib, den du anfaßtest, daß dein Herz sich freute,
Ist dahingeschwunden, ist voll von Staub!

In Staub ist er niedergekauert,

In Staub ist er niedergekauert!<<

Nach einer größeren Lücke folgt der Schluß der Dichtung, immer noch in der Form des Zwiegesprächs zwischen den beiden Freunden:

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Sein Vater und seine Mutter halten sein Haupt, und sein Weib ist über ihn gebeugt.« ,,Dessen Leichnam aufs Feld geworfen ist, sahst du einen

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