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Ich werde die Antwort dieser Frage hier nicht erschöpfen und den puren, puten lateinischen Schulen keine Vertheidigungsrede halten; indeßen ist, dünkt mich, der Fehler, wo er wahrgenommen würde, ohne alle Mühe, ja mit Vortheil zu ändern. Es kommt nur auf eine richtigere Eintheilung der Arbeiten an: denn es bleibt dem Kinde und Jünglinge bei unsern zahl= reichen Schulstunden, die bei einem Privatunterricht sich schwerlich ohne große Kosten in der Anzahl veranstalten laßen, Zeit genug, neben dem Nüßlichen auch das Entbehrliche und neben dem Entbehrlichen auch das Nothwendige zu lernen. Ja selbst daß in einer Claße mehrere Arbeiten getrieben werden, macht ja die Lehrlinge derselben eben nicht zu Bäumen, die in die Erde gewurzelt sind und sich nicht von ihrer Stelle bewegen mögen. Man hat mehrere Schulen, wo bei jeder neuen Arbeit auch die Schüler, selbst der Ordnung nach, wechseln. Wer in Einer Lection in prima sigt, kann in einer andern in secunda oder tertia sizen, wenn er darinn seines Plazes in prima nicht werth ist; und ich fähe nicht, warum, wenn Einmal ein allgemeiner Geist der Ordnung und des unpartheiischen Fleißes eine Schule beseelte, dies nicht in jeder öffentlichen Schule seyn könnte? Keiner hat in seiner Claße einen Plaß gepachtet, wie man in den protestantischen Kirchen Kirchenstühle und in den katholischen Kirchen Stühle im Himmelreich löset; vielmehr erfodert es jede gute und billige Administration der Schule, daß jedem der Plaß zukomme, auf welchen er gehöret. Um also auch in unserm Gymnasio hieselbst langsam zu gehen, wird, nach geendigten Ferien dieses Examinis der Anfang hierinn damit gemacht werden, daß in jeder Claße bei jeder neuen Arbeit die Schüler den Rang einnehmen, den sie bei dieser Arbeit verdienen. Die lateinische Lection bleibt die vornehmste und gleichsam die stehende Arbeit, die dem Schüler seinen vorzüglichen, perpetuirlichen Rang giebt: denn ein Gymnasium ist eine lateinische Schule und die lateinische Sprache ist das Werkzeug der Wißzenschaften und Künste. Auch bei der Theologie bleibt es in dieser Ordnung; weil Religion eigentlich nie der Zankapfel eines gelehrten Wetteifers werden muß. Bei allen andern Wißzenschaften aber z. B. der Mathematik, der Geographie, Geschichte, Griechischen und Ebräischen Sprache, bei der Naturgeschichte und der Naturkunde, in den untern Claßzen bei der Arithmetik, dem Schreiben, eigenen Auffäßen u. f. werden fortan die Schüler auch in ihren Pläßen wechseln und ihrem Fleiß und ihren Fortschritten nach in Ordnungen vertheilt werden. Es ist hiebei nicht auf eine eitle Ehrbegierde angesehen, die ich in Vergleichung mit der innern Liebe zu den Wißenschaften selbst für eine kleinere, ja sogar oft gefährliche Triebfeder halte; sondern auf die Regel der Billigkeit und Ordnung selbst. Denn warum sollte, wie es oft zu geschehen pflegt, ein fleißiger und tüchtiger Knabe von einer untern Bank aufgeruffen werden müßen, weil

die, die vor ihm sizen, Nachläßige sind? und warum sollte Er nicht den Play, der ihm von Gott und Rechts wegen vor diesen Nachläßigen gebührt, inne haben? Es kommt blos darauf an, daß die Lehrer beim Anfange ihrer Arbeiten eine Prüfung vornehmen und einen Pflichtmäßigen Ueberschlag machen, welchen Plaß jeder ihrer Lehrlinge bei jeder ihrer Arbeiten einzunehmen verdiene; und daß diese Ordnung mit öffentlicher Autorität eingeführt werde. Sie wird hiedurch eingeführt und bei jeder der genannten Lectionen wechseln künftig die Lehrlinge in allen Claßen. Ich werde bei der ersten Einrichtung seyn und auch das künftige Examen wird nicht anders als also vorgenommen werden. Bei jeder neuen Arbeit werden die Schüler ihre Pläge verändern; vor der Hand nur in Einer und derselben Claße. Ich hoffe aber, es wird eine Zeit kommen, da wir sie auch in Claßen verändern können; da wer in prima zu einer Lection untüchtig ist, auch in secunda sizen kann und wer in secunda zu einer Lection in prima tüchtig ist, auch primam besuchen darf, ohne daß im mindsten die Ordnung der Claßen gestört werde. Dies wird Feuer und Nacheiferung in die Schüler bringen, weil sie sehen, daß man allenthalben auf ihren Fleiß, auf ihre Fortschritte, auf Gerechtigkeit und Billigkeit achtet. Jede neuangehende Lection wird ihnen eine neue Claße werden und jeder wird sich bestreben, den Ort in Einer Arbeit nicht zu verlieren, den er sich in einer andern erworben hat und den ihm sein eigner Fleiß, die Billigkeit und das Recht zutheilte.

Der dritte Vorwurf betrifft die Sitten öffentlicher Schulen; und hier muß ich mich an Euch wenden, ihr Schüler. Ihr wißet das Sprichwort, daß Ein verpestetes Schaaf die ganze Heerde ansteckt und manche von Euch werden es, verführend oder verführt, an ihrem eignen Exempel wißen, was eine öffentliche Schule sei. Alles Gute und Böse theilt sich mit, Fleiß, Eifer, Aufmerksamkeit, Artigkeit, gute Sitten; aber auch Faulheit, Nachläßigkeit, nichtswürdiges, lüderliches Gewäsch, Grobheiten nnd böse Gesellschaft. Ihr seyd also in dem Fall, auch ohne daß ihrs wißet, zu bauen oder zu zerstören, zu verderben und verderbt zu werden, oder andre aufzumuntern und Sterne zu seyn, die auch für andre glänzen. Welches von beiden wollet Ihr werden? Unser Gymnasium ist in einer Residenz- und zwar welches noch ärger ist, in einer kleinen Residenzstadt, wo sich jede Verführung, die auch außer dem Kreise des Gymnasii liegt, sehr leicht auf dasselbe ausbreitet. Jeden Winter kommen Commödianten her und zwar großentheils elende Comödianten, die schwerlich verdienen, von einem Menschen, der Geschmack hat, Jahraus Jahrein gesehen zu werden. Für Euch ist diese äußerst mittelmäßige Bande gar nicht; glaubet mir dies auf mein chrliches Wort. Ich haßze das Theater nicht; aber ein schlechtes Theater ist das jämmerlichste Ding, nicht nur unter der Sonne, sondern auch bei Abend

lichtern. Und sich mit dieser Bande einzulassen, mit Comödianten Umgang zu haben, Comödiantenweiber zu besuchen, Comödianten ihre Rollen abzuschreiben und dergleichen ist einem Gymnasiasten durchaus unanständig. Wer sich hiebei das Geringste zu Schulden kommen läßt, wird, wenn er eine fürstliche Wohlthat genießt, sogleich derselben verlustig und wenn er sein Verhalten nicht ändert, aus dem Gymnasio selbst ausgeschloßen werden. Ihr habt an zwei oder drei eurer Mitschüler eine Probe, wohin der Umgang mit Comödianten sie gebracht hat und diesem Uebel soll fernerhin nicht nachgesehen werden. Ein gutes Theaterstück zu sehen ist keine Sünde; nach schlech= ten aber zu laufen, ist nicht nur Sünde, sondern ungereimt, abgeschmackt und kindisch. Auch für Euch wird die Zeit kommen, daß ihr Theaterstücke sehen könnt und beßzere, als hier größtentheils gespielt werden; jezt aber ist diese Zeit für Euch noch nicht da. Ihr habt andre Geschäfte und Euer Ge= schmack ist noch nicht gebildet, um ein gutes und schlechtes Stück unterscheiden oder das erste gehörig nußen zu können. Die kleinen Verdienste überdem, sich durch Abschreiben der Rollen einen Freiplay auf dem Parterr und dergleichen zu erwerben, sind für einen Gymnassiasten niederträchtig und abscheulich. Comödianten will unser Gymnasium nicht ziehen und wer das zu werden Lust hat, reise lieber heute als morgen.

Alle Tobacks - Bier- und Spielgesellschaften sind für ein fürstliches Gymnasium die größte Schande und doch muß ichs bedaurend sagen, daß sie nicht ausgetilgt sind. Die fünftigen Herren Dorfschulmeister üben sich zum Theil im Tobackrauchen sehr und andere jungen Herren laßen es daran auch nicht ermangeln. Einer hindert den andern durch seine unzeitigen Besuche, damit er ja nicht allein ein fauler Bauch bleibe; und so breitet sich das Uebel dermaassen aus, daß man bei manchen jungen Leuten, die hieher kommen, in kurzer Zeit einen Verfall der Sitten, eine Rohheit und Schlentrigkeit wahrnimmt, über die man erschrickt, indem man sie bedauret. Mit aller Macht soll diesem Uebel gesteuret werden und ich bitte alle Lehrer und Freunde der Schule aufs angelegentlichste, ihm steuren zu helfen. Alle Tobacks Bier- und Spielgesellschaften machen des Gymnasii verlustig und das mit der äußersten Unehre, ja nach Befinden der Umstände mit öffentlicher Schande.

Endlich muß ich vor einem Laster warnen, das ich mich selbst zu nennen scheue. Der Schuldige wirds wißen, ohne daß ichs nenne und den Unschuldigen werde ich nicht ärgern. Wer rechtschaffen ist und es von seinem Mitschüler weiß, der zeige es an; sein Name soll verschwiegen bleiben. Der Unglückselige, der es treibt und dazu Einen seiner Mitschüler verführte! ihr habt eine Sünde auf Euch, die ihr in eurem ganzen Leben nicht gutmachen könnt, ihr habt eure Jugend vergiftet, den Keim eurer Gesundheit zerstört

und Brandmaale in Euer Gewißzen geseßt, die euch Zeit gnug quälen werden. Für eure verführten Mitschüler aber, wollte Gott, ihr wäret nie geboren.

Gib deine Furcht einem jeden ins Herz, allgegenwärtiger heiliger Gott, daß er vor jeder Sünde sich wie vor der vergiftenden Schlange scheue. Pflanze Liebe zur Wißzenschaft in jedes Jünglinges Gemüth, so wird er den Müßiggang und die verführende Lust, jeden Irrgang böser Gesellschaften, schlechter Gespräche, grober Sitten und niederträchtiger Laster wie eine Pest der Hölle fliehen. Er wird die Wahrheit lieben, weil sie schön ist, Artigkeit und Tugend, weil sie wohlgefällig macht bei Dir und bei den Menschen, den Fleiß, weil er die Seele übt und ein neues Leben schafft, die Ordnung, weil sie unentbehrlich und nüßlich ist zu allen Geschäften.

Jezt wollen wir unsre Arbeiten anfangen, meine sämmtlichen Freunde, Lehrer und Schüler; ich hoffe und bin es gewiß, daß wir uns mit einander erfreuen und dies Examen für alle Claßen ein Fest des Fleißes und Ruhms seyn werde.

14.

[Abschied 1787?]

Damit wir nicht wie der Pohlnische Reichstag auseinander gehen: so will ich noch einige allgemeine Worte hinzufügen. Ja ich hielte es vor nöthig, die Rede die zu Anfange des Examinis gehalten wird, künftig lieber zum Ende desselben zu versparen. Am ersten Tage hält sie nur auf und man weiß nachher nicht, wo man die Zeit zu Prüfung der ersten Claßze hernehmen soll. Ein Examen leitet sich am besten durch Gebet ein und wird am besten durch eine Rede beschloßen, die ein Resultat des Examinis selbst ist, d. i. die einen guten Rath, oder allgemeine Vorschriften, Anmunterungen, Warnungen giebt, wie solche die Prüfung selbst nothwendig gemacht hat. Ich wiederhole also hiebei zuerst einzelne Lehren, die schon einzelnen Claßen gesagt sind, im Allgemeinen:

1. Niemand von denen, die sich zur Dimißzion gemeldet haben, halte sich jetzt durchs Examen dimittirt: denn es ist keiner dimittirt worden. Das Examen ist eine Prüfung, aber keine Dimission; dazu auch jezt noch nicht die Zeit da ist. Jeder der Primaner, er habe sich zur Dimißion gemeldet oder nicht, finde sich also sogleich nach den Ferien wieder zu den Lectionen und besuche dieselbe bis zu Michael, wo ihm bekannt gemacht werden soll, ob er dimittirt sey oder nicht. Es wird künftig dieser Unordnung vielleicht

dadurch abgeholfen werden können, daß die öffentlichen Actus auf die Zeiten der Dimißion verlegt werden, wo sodann jeder Dimittendus, wie es auch in andern Schulen gebräuchlich ist, seine Rede zu halten hat; und sodann öffentlich dimittirt wird; welches einem jeden nothwendig rühmlicher und angenehmer seyn muß.

2. Die alumnos des Freitisches habe ich dem größten Theil nach mit gutem Lobe zu nennen. Fahret fort in eurem Fleiß und da zwei oder drei unter Euch, wie sie selbst fühlen werden, in einigen Stücken noch schwach und unbeholfen sind: so werden diese auch jezt die Ferien dazu anwenden, daß sie ihre Arbeiten wiederholen, die Dictaten in Ordnung bringen, aus Ernesti theologia und der Philosophischen Geschichte sich eine solche Gedächtnißtafel machen, wie ihnen bei der Psychologie dictirt worden. Ein Gleiches werden sie bei Eschenburgs Lehrbuch und bei Schröcks Geschichte thun, sich nämlich eine Chronologische Tabelle daraus zu machen, ohne welche dieses zwar reiche aber etwas unordentliche und überhäufte Lehrbuch ihnen schwerlich eine klare Idee geben wird. Habt ihr aber die Geschichte einmal wie eine Tabelle im Kopf: so behaltet ihr sie immer und ihr werdet euch Zeitlebens dieser kleinen Mühe mit Vergnügen erinnern.

3. Allgemein habe ich Prima noch dieses zu sagen. Die erste Claße eines Gymnasii macht das Haupt des ganzen Körpers aus: sie kann ihm also vorzüglich Ehre und Schande machen. Schande macht sie ihm, wenn sich die Schüler nicht zu rechter Zeit pünktlich in ihre Claßze einfinden, wenn sie zwischen den Stunden, indeß die Lehrer wechseln und Einer vielleicht abwesend ist, ein tumultuirendes Geschrei machen, aus der Claße laufen und damit nicht nur andre Claßzen stören, sondern auch ein sehr böses Beispiel geben. Auch grobe Sitten, unanständige Kleidungen, böse Gesellschaften. gehören hieher; wovon ich in der Montags Rede weitläuftiger gesagt habe. Ehre und Schmuck ist sie aber für ein ganzes Gymnasium, wenn man siehet, daß jeder Lehrling derselben Ehre fühlt, damit man es an seinem ganzen Betragen bemerken könne, daß er ein Primaner sei. Ehre macht sie ihm, wenn jeder Lehrling seine Lehrer werth hält, sie für seine Freunde und Väter ansiehet und auf keine Weise zur Arbeit getrieben werden darf. - Aus Ueberzeugung kann ich euch eure Lehrbücher empfehlen. Geßner ist ein goldenes Buch, den Ihr durch und durch wißen müßt und mit dem Ihr viele, viele Wißenschaften gemeinschaftlich habet. Er kann euch eine Leitung werden zu allen euren Studien, bei welchen ihr erst das Vorzüg= liche darinn sehen werdet. Und da euch dies Lehrbuch von einem Lehrer erklärt wird, der selbst Geßners Schüler und Freund war und noch jezt seine Ehre ist: so versäumt eine Gelegenheit nicht, die bei wenigen andern Anstalten euch in dem Maas zu gut kommen könnte. Sein Lehrbuch muß

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