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vom Morgenwind umflü

zen zu Thränen lösen gelt 2c. Besonders winden die goethischen (auch seine unbildlichen,) gleichsam die tiefste Welt der Gefühle aus dem Herzen empor; z. B. „wie greift's auf einmal durch diese Freuden, durch diese offne Wonne mit entseßlichen Schmerzen, mit eisernen Händen der Hölle durch." Wie wird man dadurch dem ges meinen Gepränge brittischer Dicht-Vornlinge noch mehr gram. So ergrauen auch Geßner's verwässerte Farben gegen die festern, hellern im Frühling von Kleist."

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Ein schöner und correcter Stil bestand sonst in der sorgfältigsten Beobachtung jener stilistischen Figuren, wie Repetition, Exclamation, Apostopese, EIlipse, Annomination und vieler anderer, die, meistentheils der Rhetorik der Alten entnommen, in allen Lehrbüchern des deutschen Stils sich aufgezählt finden, und deren Erörterung bei ihrer völlig verloren gegangenen Bedeutung für uns überflüssig ist. Diese Figuren verhalten sich zur heutigen modernen Prosa, der Prosa des darstellenden Gedankens, wie die abgestorbenen Kategorien der formellen Logik zu dem Form und Inhalt ineinsgestaltenden Idealismus.

XV. Verhältniß von Poesie und Prosa in der heutigen modernen Literatur.

Die bisherigen Bemerkungen über die Kunst der deutschen Prosa suchten vornehmlich ihre zeitgemäße Stellung zu bezeichnen, in der sie von Seiten der Sprache, der Literatur und der Gesinnung eine eigenthümliche Bildungsstufe gegenwärtig darstellt. Diese Eigenthümlichkeit, hauptsächlich in der Durchbrechung der Schranke zwischen Poesie und Profa nachgewiesen, hat sich immer entschiedener entwickelt und mit vorwaltender Neigung eine Literatur der Prosa gestaltet, in welcher der schaffende poetische Geist der Nation sich mit derselben Freiheit und Macht zu bewegen gesucht, wie in den andern literarischen Formen. Indeß ließe sich fragen, ob nicht für diese aller poetischen Freiheit sich bemächtigende Diction der Prosa Gränzen gefunden werden können und müssen? Ferner liegt die Frage nahe: ob das Piquante, Künstliche, Pointirte, Geistvolle, Poetische der heutigen Profa nicht etwa eine Entartung derfelben, ein Verfall unseres Geschmacks, sei, statt für eine Erneuerung und Ausbildung gelten zu können?

Eine genügende Antwort auf beide Fragen, die zugleich Kunst und Werth der modernen Prosa im

gerechten Lichte erscheinen lassen muß, find wir zu geben im Begriff, indem wir im folgenden Abschnitt zu der literarischen Entwickelung der deutschen Prosa übergehen, um in historischer Folge die nebeneinanderschreitenden Verhältnisse von Sprache, Literatur und Darstellung rasch vorüberzuführen.

Jede Epoche bringt ihre Uebelstände mit sich, jeder Fortschritt hat seine Rückseite, wonach man ihn immer, vom umgewandten Standpunkt aus, für ein Verderben bezeichnen könnte. Die Einfachheit, mit der Garve, Engel, Knebel schrieben, ist allerdings aus unserer heutigen Prosa gewichen, und wer will, mag den verlorenen Unschuldszustand unserer Schreibart daran beklagen. Zwar sind wir unverdorben genug, um das Schöne und sogar Große eines Stils zu empfinden, der bloß Das, was man gerade zu fagen hat, einfach walten läßt, ohne alles Faschingscostüm der Darstellung, aber Das, was wir heut zu sagen haben, ist eben ein Anderes, ein aus vielfarbigeren Richtungen, Gegenfäßen und Meinungszerwürfnissen Zusammengeseßtes, das nur in complizirteren Lauten mit größerem Aufwand von Mitteln, mit künstlicheren Schattirungen, sich ausführen läßt. Wir sind auf einen Stil gewiesen, der unserm innerften Gemüth entspricht, die Anforderungen unserer

Bildung und Richtung, das Dichten und Trachten unserer Persönlichkeit durch seine Ausdrucksformen befriedigt, und ein so hervorgebrachter Stil ist immer für jede Zeit der richtigste und der ächte, weil der nothwendigste. Der Diction kann nur dann der Vorwurf zu großer poetischer Freiheiten oder zu geistreicher Prätensionen gemacht werden, wenn dieselben einzeln und unvermittelt an ihr dastehen, und wie ein anmaßlicher Flitterprunk für sich selbst mehr bedeuten wollen, als die innere Schwere des Inhalts. In dieser Weise scheinen allerdings jezt viele Autoren zu entstehen, die bloß Schriftsteller einer geistreichen Diction sind, und die, ohne wirklich eigene Gedanken zu haben, doch mit einem Anstrich des Gedankenvollen schreiben, der an den überlieferten und erwerblichen Reichthümern der deutschen Diction haftet. Dies Geistreiche besteht vornehmlich in den Beiwörtern, die überhaupt schon deshalb eine prägnantere und pointirtere Stellung in der neueren Prosa einzunehmen suchen, weil die Macht der Hauptwörter durch ihre verloren gegangene Bildlichkeit unwirksamer geworden und gewissermaßen einer Verstärkung durch die Adjectiva zu bedürfen scheint. Daß die deutsche Diction einmal auf solche Stufe gelangen würde, war schon seit Klopstock vorauszusehen, gegen dessen keckere

poetische Behandlung der Sprachformen damals Bürger in seinen akademischen Vorträgen über den Stil heftig eiferte, indem er am meisten auf populaire Faßlichkeit und Volksthümlichkeit der Schreibart drang. Doch fteckte der Prosa auch Klopstock enge Gränzen und wollte derselben noch keine poetischen Zugeständnisse machen. In seinen grammatischen Gesprächen tadelte er selbst die poetische Voranstellung des Genitivs vor dem regierenWorte in der Prosa sehr stark, und gewiß für viele Fälle mit Unrecht, obwohl jezt diese Wendung, wie aller derartiger Figurenzierrath, in unserer mehr mit der Meinung beschäftigten Prosa wenig oder fast gar nicht ge= braucht zu werden pflegt.

Der Inhalt als einziger Meister, Schöpfer und Alleinherrscher des Stils, vermag auch der Diction allein Gränzen zu sehen, sie zu erweitern oder zu beschränken. Was der Inhalt gebietet, weil es für ihn nöthig ist, muß die Diction leisten, werde auch eine Tonart oder ein Stil daraus, welcher es wolle, und die deutsche Sprache hegt so viel Hülle und Fülle von Production, Wig und Gesinnung schon in ihrem Sprachhaushalt, daß sie unter allen die biegsamste sein möchte für den Stil des Inhalts. Die moderne Literatur der Prosa bewegt vor allen Dingen den Inhalt, und des Inhalts bedarf der prosaische Stil immer, um schön und vollendet zu sein, während in

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