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umsonst mögen gethan haben." Das könnte wörtlich in einer Eingabe an die fremde Behörde stehen, ist aber immerhin so allgemein gehalten, dafs es nicht notwendig auf einen bestimmten Fall bezogen werden muss. Aber nun die beiden ganz individuellen Züge: die Erzählung von den Mitgliedern „den Studenten“, die in Hamburg Condition genommen, und von dem Ehepaar, das am sächsischen Hof geblieben, *) die legen die Vermutung nahe, dafs für die Schauspielerszenen nicht nur der Prinzipal den Namen, sondern auch die Erlebnisse seiner Truppe wenigstens zum teil den Stoff hergegeben habe. **) Und die Vorstellung, dafs die armen Teufel, die ihr Schauspielerelend dem Prinzen Hamlet auf der Bühne klagten, in Wirklichkeit aus dem Rahmen des Stückes heraus tretend, ihr Schicksal der lebendigen Majestät von Dänemark, die im Parterre safs, ans Herz legten, hat etwas entschieden belustigendes.

Jena.

*) Im Januar und Februar 1674 und im Februar 1679 spielten in Dresden die ,,Hamburgischen Komödianten". cf. Fürstenau. Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden. I. p. 244 und 253 f. 1655 bezeichnet sich die Paulische Gesellschaft in Basel als Hamburgische Komödianten.

**) Auch die Bitte des Prinzipals nach Beendigung des Spiels (II. 8) um einen Reisepass ist durchaus der wirklichen Situation entsprechend.

Zur Litteratur und Charakteristik des

magyarischen Folklore.

Von

Ludwig Katona.

Allgemeines.

b die mannigfaltigen Gebilde, die ein rühriger, aber bis zum heutigen

viduell wandelbaren Zweckbestimmungen geleiteter Sammlerfleifs aufzuhäufen und ohne weitere Sorge um ihre eventuell auch fragliche Zusammengehörigkeit unter den Vieles - wir fürchten auch Heterogenes umfassenden Namen: „folklore" zu stellen nicht müde wird, — ob das bunte Quodlibet von allen möglichen Kundgebungen der Volksseele (?), das unter diesen bequemen (weil durch einen conventionellen Gebrauch zu kosmopolitischer Farblosigkeit abgewetzten und ungemein dehnbaren) Terminus Platz gefunden, im Wesentlichen seiner wechselreichen Erscheinungsform auch etwas Gemeinsames habe, das eine Vereinigung unter denselben Gesichtspunkt nicht nur erlauben, sondern geradezu fordern dürfte: das ist gewifs keine müssige Frage, wenn man in Betracht zieht, wie an eine erspriefsliche Durchforschung des zusammengebrachten Rohmaterials nicht eher zu denken ist, als jener gemeinsame Zug erkannt und hervorgehoben sein wird, nach dessen Massgabe dann eine klare Bestimmung des Begriffes und Umfanges sowie des Zweckes und der Methode als unerlässlicher Postulate einer noch ungeborenen Folklore Wissenschaft zu gewärtigen wäre.

Mit leicht hingeworfenen und von mancher Seite noch leichter aufgenommenen Andeutungen eines Systems, wie J. G. v. Hahn*) seinerzeit ein solches gegeben zu haben meinte, ist solange nur wenig

*) Griechische und Albanesische Märchen.. Leipzig, 1864. I, S. 13, 2. Note. Vgl. G. Krek, Einleitung in die slavische Litteraturgeschichte. 2. Aufl. Graz 1887. S. 483.

geholfen, bis eine zwingende Begründung gerade dieser, alle anderen ausschliessenden Gliederung aus einer unanfechtbaren Definition, die vor Allem erforderlich wäre, sich nicht von selbst herleiten läfst. Was sollen wir auch mit der formalen und realen Seite des „natürlichen durch mündliche Übertragung fortgepflanzten Geistesschatzes“ der Völker anfangen, wenn uns dieser nur in solch nebelhaften Umrissen gezeigt wird als da sind: „die Sprache als der Inbegriff der lautlich fixirten Denkgesetze und die Sitte als Inbegriff der Lebensform" auf der formalen Seite, denen Sage und Märchen mit höchst tiefsinniger Deutung selbstverständlich, dann Fabeln und Sprüchwörter, „welche die Natur des Menschen und dessen Verkehr mit anderen untersuchen", nebst Liedern und Witzen, Rätseln und Schwänken gegenüberstehen, wobei ausdrücklich bemerkt wird, dafs nur die drei letzteren von Volk zu Volk wandern; was vermögen uns - frage ich dergleichen Orakelsprüche zu nützen, wenn sie nur zu deutlich auf die Begründung einer vorgefassten Meinung hinzielen, die sich den Tatsachen spröde und unbeugsam entgegenstemmt? Eine „,quaestio facti“ hat Benfey mit vollem Recht die Frage nach der Wanderung der Märchen wiederholt genannt, und ich möchte dieselbe auf die Gesamtheit aller Überlieferungen ausdehnen, ohne dabei auf eine Sonderung der schriftlichen von der mündlichen mehr Gewicht zu legen, als bei einem unablässigen Übergang der einen in die andere möglich und erlaubt ist. Auch wäre es nach meinem Dafürhalten ein vergebliches Bemühen, aus Spielereien einer ungezügelten Fantasie, die im besten Falle einiger der Völkerkunde zugute kommenden Züge nicht entbehren, mehr als was in ihnen liegt herausklügeln zu wollen und in Märchen, die vor tausend und abertausend Jahren höchst wahrscheinlich ebenso tendenzlos erdichtet, oder um roher zu sprechen: erlogen wurden wie unschuldig und ohne alle belehrende Absicht dieselben heute erzählt werden, einerseits stets die menschlichen Anschauungen der Naturkräfte und Naturverläufe," oder wie von anderer Seite geschieht, den symbolischen Ausdruck ethischer und ritueller Gesetze zu suchen, welche samt und sonders auf den Ahnenkult zurückzuführen wären. Es giebt Gespenster, die sich nicht bannen lassen und Metrodoros von Lampsakos, *) samt seinem Lehrer Demokritos

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*) Αγαμέμνονα τον αιθέρα Μητρόδωρος εἶπεν αλληγορικῶς sagt von ihm s. v. Hesychius. Cf. Plato; Jon p. 530 C., wo Metrod. mit Stesimbrotos dem Thasier und einem sonst unbekannten Glaukon in einer Reihe genannt wird. S. auch Diogenes II, 11. Athenagoras Leg. pro Christ. p. 3. ed. Oxon, und besonders Tatian. Orat. ad Graec. c. 37.

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und seinem Freunde Anaxagoras, kann ebenso wenig tot gemacht
werden wie Euhemeros und sein treuer Schildknappe Diodor, der
nach eigenem Geständnis einen guten Teil der damals bekannten Welt
bereiste, um Zeugnisse für die schale Lehre seines Meisters zu sammeln.
Weniger um den verborgenen Sinn bekümmert, der in den meisten
volkstümlichen Überlieferungen stecken soll, möchte ich das Augen-
merk emsiger Forscher auf die unverkennbare Tatsache gerichtet
sehn, dafs eine grofse Anzahl der in aller Herren Ländern kursieren-
den Märchen und Erzählungen zunächst nachweisbar litterarischen
und zwar ganz nahe liegenden Quellen entstammt, die indessen bisher
nur ausnahmsweise einiger Beachtung gewürdigt wurden. Ich meine
die sogenannte Pfenniglitteratur, deren Erzeugnisse, wenn solche durch
ein ehrwürdiges Alter geheiligt erscheinen, als wertvolle „Volksbücher"
hochgeschätzt und gelehrter Kommentare gewürdigt, wenn sie aber
erst heutigen oder gestrigen Datums sind, als der ärgste Schund miss-
achtet und als „Gift für das Volk" denunziert werden, wobei ich
nur das Eine nicht recht begreifen kann, wie der Inhalt dieser so
schrecklich verketzerten, auf Löschpapier sehr elend gedruckten Büch-
lein im Werte sofort um ein Unendliches zu steigen vermag, wenn
derselbe, als mehr oder minder getreue Erinnerung an das Gelesene,
einem professionellen oder dilettierenden Märchenjäger mündlich mit-
geteilt und von ihm pietätsvoll aufgezeichnet wird? Und was von den
Märchen in dieser Beziehung gilt, das muss wenn schon in be-
schränkterem Masse auch für den Aberglauben und sogar für das
Volkslied von keiner geringen Bedeutung sein. Man braucht nur an
den Cisiojanus (magy. Csizió) und die reichhaltigen Traumbücher,
ferner an die fliegenden Blättchen zu denken, die so Vieles zur Ver-
breitung eines Liedes aus einem Gau über das ganze Land beitragen
und ausnahmsweise auch der Landes- und Sprachgrenzen ohngeachtet
von einem Volke zum andern hinübergelangen. Ich muss aber noch
weiter gehen und für gewisse mit der Volkssitte und dem traditionell
geheiligten Brauch in engem Zusammenhang stehende Formeln, wie
die stereotypen Verse unter Anderem sind, mit denen bei ungarischen
Bauernhochzeiten der Brautführer die Gäste einzuladen, die Braut von
ihren Eltern zu verabschieden und bei Tische die einzelnen Speisen
einzuführen hat,*) dem eben erwähnten litterarischen Vehikel der
Verbreitung nicht nur einen wichtigen Anteil neben, sondern geradezu

*) „Vőfély Kötelesség“.

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den überwiegenden vor der mündlichen Überlieferung einräumen. Dasselbe kann mit einiger Beschränkung von den zu bäurischen Puppenspielen herabgesunkenen Mysterien gesagt werden, die auch in geschriebenen Heftchen und nur äusserst selten, wenn überhaupt je, von Mund zu Mund übermittelt werden. Das mag wohl seltsam klingen und im Hinblick auf die grofse Zahl der Analphabeten in den unteren Volksklassen einige Bedenken erwecken, zumal die meisten Märchensammler einiges Gewicht darauf zu legen scheinen, wenn sie ein und das andere Stück ihrer Kollektionen mit der Bemerkung begleiten können, sie hätten dasselbe von einem (gewöhnlich 80jährigen) Mütterchen gehört, das des Lesens und Schreibens unkundig war und die Grenzen seines Heimatsdorfes nie überschritten hat,

was ganz wohl angehn mag, ohne dafs es darum ausgeschlossen wäre, dafs die gute Alte den grössten Teil ihres reichen Märchenschatzes in der Spinnstube aufgeklaubt haben dürfte, wo gewöhnlich der beurlaubte oder ausgediente Soldat das grofse Wort führt, der vor einigen Jahrzehnten noch in der Lage war, Märchen, die er in Venedig, Mantua oder Ferrara gehört hatte, brühwarm nach Ungarn zu bringen. Die Kasernen, - in denen besonders vor der erst ganz jungen Territorialeinteilung ein buntes Gemisch von Vertretern aller Nationalitäten, die ÖsterreichUngarn beherbergt, durch den engen und ununterbrochenen Verkehr zur schönsten Eintracht und zu gegenseitiger Verständigung abgerichtet wurde, noch mehr aber die früher häufigeren Dislokationen der Regimenter auf einem bedeutend weiteren Spielraum und bei längerer Dienstzeit als heute, das abenteuerlichere und wechselvollere Soldatenleben mit einem Wort, wie es vor 48 und mit einiger Einbufse bis 66 beschaffen war, mufs überhaupt als ein hochwichtiger Faktor beim Austausch von Märchen und Sagen, Schwänken und besonders von unsauberen Erzählungen, daneben aber von abergläubischen Meinungen und Bräuchen, so wie von Sprichwörtern und manchmal auch Liedern zwischen Völkern verschiedener Zunge und zwar auch solchen, die in gröfseren Massen mit einander nicht verkehren, -in Betracht gezogen und seiner Bedeutung gemäfs gewürdigt werden. So viel insbesondere zur Entkräftung der von gegnerischer Seite*) aufgestellten Behauptung, dafs von einer Wanderung der Schwänke und unflätigen Erzählungen wohl, von einer solchen der

*) Vgl. z. B. Hahn a. a. O. I, S. 8: „Der Schwank, aber gewifs nicht das Märchen, ist eine beliebte Unterhaltung der Männer aller Klassen.“

Ztschr. f. vgl. Litt.-Gesch, u. Ren.-Litt. N, F. I.

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