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Das Reich Agrippas I.

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dem Lebemann und verschuldeten Abenteurer war ein frommer Jude geworden, der es mit den Pharisäern hielt und keinen Tag ohne das gesetzliche Opfer vergehen ließ, wie ihm Josephus nachrühmt. Diese zur

Schau getragene Frömmigkeit war freilich stark politisch beeinflußt, denn außerhalb des jüdischen Palästina schlug sie in hellenische Weltfreude um. Da konnte er auch den Griechen ein Grieche sein. Aber sie erreichte ihren Zweck, nämlich Ruhe und Frieden im Lande, die für den an sich gutartigen König ein Bedürfnis waren. Ging dabei einmal seine Eitelkeit mit ihm durch, wie im Falle des Mauerbaues in Jerusalem und des von ihm abgehaltenen Fürstentages zu Tiberias, so klopfte ihm Rom beizeiten auf die Finger.

Den Juden zuliebe wurde er zum Verfolger der neuen Gemeinschaft der Messiasgläubigen, deren einen Führer, Jacobus, des Johannes Bruder, er hinrichten ließ, während er Petrus eine Zeitlang gefangensetzte (AG. 12, 1ff.)1).

Im Jahre 44 starb er zu Cäsarea eines plötzlichen, von der Legende verschieden ausgeschmückten Todes, vgl. AG. 12, 19—23. Sein Reich wurde von Claudius eingezogen und unter procuratorische Verwaltung gestellt. Damit wurde das Vorspiel zu der blutigen Tragödie des jüdischen Krieges eröffnet. Trotzdem nämlich die Römer, zur Vermeidung direkten Eingreifens in die kirchlichen Angelegenheiten der Juden, die Oberaufsicht über den Tempel und die Ernennung der Hohenpriester dem Könige Herodes von Chalcis (s. o. S. 23), einem Bruder Agrippas, übertrugen, blieben die Zusammen

1) Er heißt dort einfach Herodes, wie auch sein Schwager Antipas im N. T. nur mit Familiennamen genannt wird. Auch Archelaus nannte sich so, wie aus seinen Münzen hervorgeht.

stöße zwischen Theokratie und Imperium nicht aus, allermeist freilich durch Schuld der kaiserlichen Beamten. Selbst die ersten beiden, Cuspius Fadus und Tiberius Alexander, sonst verständige Männer, und der letztere sogar selbst Jude von Geburt, Neffe Philos, mußten Militärgewalt anwenden, jener gegen. den angeblichen Messias Theudas (AG. 5, 36), dieser gegen des Zeloten Judas (s. o. S. 139) Söhne Jacobus und Simon. Größere Revolten brachen unter Ventidius Cumanus (ca. 48-52) aus, erst in Jerusalem selbst, dann in Samarien, wo galiläische Festpilger von den Bauern eines Dorfes ermordet worden waren und die Juden die Rache selbst übernahmen, da der Procurator nicht ordnungsgemäß eingriff, sondern statt dessen die jüdische Mordbande abfing und strafte. Das kostete ihm freilich sein Amt, denn in Rom erhielten die beleidigten Juden schließlich doch ihr Recht, zumeist durch die Fürsprache des bei Hofe verkehrenden Sohnes Agrippas I., Marcus Julius Agrippa.

Noch ärger ging es unter des Cumanus Nachfolger Antonius Felix (52/53-60) zu, einem Bruder von Claudius' allmächtigem Freigelassenen Pallas und Gemahl von Agrippas jüngster Tochter Drusilla, die er ihrem ersten Manne, dem Könige Azizus von Emesa, abspenstig gemacht hatte. Er war vielleicht schon vorher in Palästina als Verwaltungsbeamter tätig gewesen und von dem Hohenpriester Jonathan eigens erbeten worden. Tacitus charakterisiert sein Regiment als grausame Willkürherrschaft einer Knechtsseele, die sich jegliche Schandtat erlauben zu dürfen meinte. Die Folge davon war ein mächtiges Anschwellen der nationalen Leidenschaft. Aus der Saat der Zeloten sproßte das giftige Gewächs des Sicariertums, der Männer

Palästina unter Procuratoren.

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des politischen Meuchelmordes, auf, und mehr als einmal lieferten religiöse Fanatiker als angebliche Messiasse1) die wehrlosen, verblendeten Massen den Schwertern der römischen Soldaten aus, vgl. die Geschichte des Ägypters AG. 21, 38. Der Terrorismus des politischen Messiasglaubens regierte im Lande und schlug nun auch auf die eigene Obrigkeit los. Der Hohepriester fiel unter den Dolchen der Sicarier.

In die Zeit des Felix fällt die Haft des Apostels Paulus in Cäsarea (AG. 23-24). Als politischer Gefangener hatte er für den Procurator, wie die AG. andeutet (24, 26), immerhin einiges Interesse.

Ant. Felix wurde von Nero (ca. 60) abberufen und durch Porcius Festus ersetzt, der den guten Willen hatte, gerecht zu regieren, aber die Katastrophe nicht mehr aufhalten konnte. Auch er mußte gegen einen Pseudomessias einschreiten. Unter seiner Amtsführung wurde Paulus auf Grund seiner Appellation an den kaiserlichen Gerichtshof in Rom nach zweijähriger Gefangenschaft dorthin abgeführt (AG. 25-26). Bei dieser Gelegenheit hören wir auch von dem Antrittsbesuch, den der König Agrippa mit seiner Schwester Berenice bei Festus machte, und wie er den Wunsch äußerte, den seltsamen Gefangenen zu sehen und zu hören. Dieser oben bereits erwähnte Agrippa (II.) hatte inzwischen sein Glück gemacht. Zum Ersatz dafür, daß er seines Vaters Erbschaft nicht hatte antreten dürfen, war ihm nach dem Tode seines Onkels Herodes von Chalcis im Jahre 50 dessen ituräisches Gebiet und kirchenregimentliches Amt in Jerusalem überwiesen worden. Bald darauf vertauschte er Chalcis gegen die

1) Vgl. Marc. 13, 22 und Matth. 24, 24.

ehemalige Tetrarchie des Philippus, seines Vaters erstes Besitztum (s. o. S. 136), und einen weiteren Bezirk im Libanon und erhielt durch Nero Stücke von Galiläa und Peräa dazu. Verheiratet war er wahrscheinlich nicht, dafür spielte seine obengenannte Schwester, des liederlichen Vaters würdige Tochter, ,,eine Kleopatra im kleinen", nach dem Tode ihres Gatten Herodes von Chalcis an seinem Hofe eine zweifelhafte Rolle. Sein Aufsichtsrecht über den Tempel übte er mit großem Eifer, aber nicht immer im Sinne der Priesterschaft, mit der er mehrmals in Konflikt kam, so auch während Festus' Amtszeit.

In der Zeit zwischen Festus' Tod (62) und der Ankunft seines Nachfolgers Albinus (62-64) versuchte die jüdische Aristokratie auf eigene Faust, der Anarchie entgegenzutreten. Es war aber umsonst und kostete nur dem Hohenpriester Ananus, dem Sohn des aus Jesu Prozeß bekannten Annas, sein Amt. Auch der energische Ananias, der Sohn des Nedebäus, gewesener Hoherpriester und das Haupt der Aristokraten1), vermochte nichts. Die Zustände wurden immer ärger. Viel trug dazu des geldgierigen Procurators zweideutige Stellung bei, der sich von den Männern der Ordnung wie von den revolutionären Patrioten bestechen und sogar gefangene Sicarier gegen Freilassung von Angehörigen der römischen Partei laufen ließ 2). Die Anarchie war grenzenlos, ein Kampf aller gegen alle: der Hohenpriester gegen die Priesterschaft und die Patrioten, Hohepriester untereinander und dazwischen als der schamloseste der Procurator selbst, der bei seiner Abberufung

1) Vgl. AG. 23, 2. 24, 1.

2) Angeblich ist damals auch des Herrn Bruder Jacobus hingerichtet worden.

Das Vorspiel des Krieges.

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die Gefängnisse öffnete und damit alle Teufel über das unglückliche Land losließ. Ihm folgte als letzter Gessius Florus (64—66), der Schlimmste von allen, ein offener Spießgeselle des Raubgesindels, das im Namen von Religion und Freiheit sein Unwesen trieb. Er be schwor die längst drohende Katastrophe herauf.

§ 2. Der jüdische Krieg 66-73 n. Chr.

Eine eklatante Rechtsverletzung und Beleidigung der Juden war die mittelbare, eine jener unverschämten Willkürhandlungen des Procurators die unmittelbare Veranlassung der offenen Empörung, wenn man nicht mit Mommsen die ganze Zeit seit Agrippas I. Tode, in der die lokale Revolution permanent war, als Anlaß des großen Krieges betrachten will.

Noch unter Ant. Felix war in dem Regierungssitz Cäsarea zwischen den Juden und griechisch-syrischen Bewohnern ein heftiger Streit über die politische Gleichberechtigung ausgebrochen. Die Entscheidung in Rom fiel, dank dem Einfluß des Pallas und dem Golde der syrischen Abgesandten, zuungunsten der Juden aus, denen ein Hohn auf alle Gerechtigkeit sogar das Bürgerrecht in jener Gründung des jüdischen Herodes aberkannt wurde. Diese Kränkung wurde den Herren in Rom nicht vergessen. Etwa fünf Jahre danach raubte Gessius Florus aus dem Tempelschatz in Jerusalem siebzehn Talente, und das schlug dem Faß den Boden aus. Die Empörung des Volkes machte sich in einer Mimik voll giftigen Spottes Luft. Als der Procurator das hörte, zog er mit Soldaten in Jerusalem ein und nahm trotz der Bitten der Königin Berenice blutige Rache (Anfang Juni 66), ja er verlangte obendrein eine Art öffentlicher Buße vor dem Militär, das von Cäsarea 10

Staerk, Neutestamentliche Zeitgeschichte. I.

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