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Aus diesem Gebet ist zu schließzen, daß der junge Belsazar ein Leben führte, das sein Vater als ein verständiger und frommer Mann nicht gutheißen konnte. Mancher Forscher hat sich daran gestoßen, daß im A. T. 1) der Vater dieses Belsazar nicht Nabunaid, sondern Nebukadnezar genannt wird; selbst ein Kliefoth setzt demzufolge für Belsazar Evilmerodach ein. Aber das hebr. ab" bedeutet nicht nur Vater, son. dern auch Großvater, Uhnherr, Vorfahr 2). Also konnte Belsazar mit vollem Recht Nebukadnezar „abi“ „mein Vorfahr“ nennen, ohne damit seinen Vater Nabunaid zu verleugnen.

Während der Regierung dieser beiden babylonischen Könige machten die Perser unter ihrem Koresch, den wir aus dem Traum des Nabunaid bereits kennen gelernt haben, immer weitere Fortschritte, nachdem dieser den Ischtumya oder Astyages bereits 559 v. Chr. bei Pasargadä geschlagen hatte. Zehn Jahre später besiegte er auch Krösus, den König der Lyder, bei Pteria und nahm ihn gefangen; seine Feldherren aber besetzten die griechischen Städte Kleinasiens. Wieder zehn Jahre später steht er mit den vorher bekriegten Medern im Bund gegen Babylonien, das er bereits von Often, Norden und Westen umklammert hält. Hierüber läßt er selbst auf einem Toncylinder berichten:

„Marduk, der große Herr, der taru seines Volkes, blickte auf die segensvollen Taten und auf seine gerechte Hand und befahl einen Zug gegen Babylon. Gleich einem Freund und Helfer zog er einher an seiner Seite. Seine weit ausgedehnten Heere, deren Zahl gleich den Wassern des Stromes nicht festgestellt werden kann, breiteten sich an seiner Seite aus. Ohne Schlacht und Treffen ließ er ihn in Suannaki) einziehn. Er schonte Babel. Mit Nabunaid, der ihn nicht fürchtete, füllte er seine Hand). Die Bewohner von Tintirki ") insgesamt, ganz Sumer und Akkad, die Großen und sakkanakkas beugten sich vor ihm. Sie füßten seine Füße, sie freuten sich seines Königtums, es glänzte ihr Antlitz.“

Demnach wurde der gottesfürchtige und verständige König Nabunaid von seinen Magiern und Chaldäern verleugnet. Sie drehten die Fahne nach dem Winde und fielen dem zu, der die Macht in Händen hatte. Der heißt dann, auch wenn er ein Fremder ist, der „Gerechte und fromme", der andre aber der Uebeltäter, der Gott nicht fürchtet“ oder der König wider den Willen der Götter". Dieser Zug der Charakterlosigkeit wirst ein beachtenswertes Licht auf den Wert mancher Schriftstücke, die aus der Hand der Priester hervorgingen.

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Nabunaid befehligte bei dem Anmarsch der Perser die babylonischen Truppen vor der Stadt; und da er geschlagen war, gingen die noch übrigen Abteilungen zu Cyrus über. Belsazar war Befehlshaber in der Stadt, die vermöge ihrer hohen Mauern und ihres Vor

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rates an Lebensmitteln jedem Angriff lange Zeit widerstehen konnte. Uber Cyrus ließ sich nicht auf eine Belagerung ein, sondern ließ Kanäle graben, die das Wasser des Euphrat so verminderten, daß seine Krieger, im Strombett watend, in die Stadt eindringen konnten. Als die Hauptplähe der Stadt von den Medern und Persern besetzt waren, sahen die Obersten der Stadt die Nuhlosigkeit jedes weiteren Widerstandes ein und schafften den König-Mitregent nach alter Gewohnheit aus dem Wege. Nabunaid aber erhielt, wie Abydenus berichtet, von Cyrus die Statthalterschaft von Karamanien, einer Landschaft nördlich vom Taurus, bei den Griechen Lykaonien genannt.

Das Buch Daniel weiß von diesem Verhängnis des Königshauses und seiner Hauptstadt mehr als die Steinschriften zu erzählen. Belsazar gab, obwohl die Feinde vor den Toren der Stadt standen, seinen tausend Gewaltigen ein festliches Gelage und ließ im Uebermut der Trunkenheit die goldnen und silbernen Gefäße bringen, die einst aus dem Tempel zu Jerusalem geraubt worden waren. Die Trunkenen tranken aus den heiligen Gefäßen und lobten die Götter, die Menschenwiß erdacht und Menschenhand gemacht hat; aber eine unsichtbare Hand schrieb an des Palastsaales Wand die wenigen Worte,mene mene tekel upharsin“, eine Mine, eine Mine, ein Sekel und halbe Minen“, von G. Hofmann 1) treffend also gedeutet: „Eine Mine, Gott hat dein Reich voll ausgezählt. Sekel, gewogen bist du auf der Wagschale und mangelhaft befunden. Halbminen, zerbrochen ist dein Reich worden und dem Meder und Perser gegeben 2).

Wir wissen nicht, in welcher Schrift diese Worte geschrieben waren; aber ich vermute, daß es babylonische Keilschrift war, die Daniel als Magier wohl verstand. Die andern Magier waren des Königs Gegner, und Belsazar ward in derselben Nacht von seinen Knechten umgebracht.

Andre Quellen berichten, Nabunaid und Belsazar seien beide im Kampfe gegen Cyrus gefallen, nachdem dieser ihren Feldherrn, der auch Belsazar genannt wird, geschlagen hatte. Das neubabylonische Reich aber wurde, welches auch das Schicksal seiner lehten Könige gewesen sein mag, zwischen den Siegern, dem Perser Cyrus und dem Meder Darius geteilt, der ein Sohn von Xerres heißt 3). Aber hierbei ist zu erinnern, daß Koresch, Dara, Charscha keine Personennamen, sondern Amtsnamen sind. Koresch bedeutet den Hirten), Dara und Charscha bezeichnen den Herrscher.

Einige Forscher sind der Meinung, der Meder Darius sei derselbe Fürst wie Cyarares II., der ein Sohn des Astyages war. Andre denken an Ugbaru oder Gobrias, einen griechischen Feldherrn, der von Cyrus

1) 3. f. A. 1887, S. 45.

2) Dan. 5, 25-28.

3) Dan. 9, L.

4) Jef. 44, 28. Vergl. Fr. Hommel, B. u. A., S. 789.

zum Statthalter von Babylonien bestellt wurde. Auch die Keilinschriften stimmen nicht überein betr. des Weges, auf dem Cyrus zur Herrschaft in Babylonien gelangte; denn nach den einen Berichten, die wir kennen lernten, ist Cyrus ohne Blutvergießen in Babel eingedrungen, und Belfazar fiel unter den Dolchen der Magier, während sein Vater in die Gefangenschaft wanderte. Nach andern Inschriften 1) kämpfte Cyrus im Monat Tammuz bei Upi oder Opis am Fluffe Lisallat mit dem babylonischen Heer, Nabunaid floh und wurde in Babel gefangen gesetzt, da Gobrias bereits am 13. Oktober an der Spitze der Kutäer in der Hauptstadt eingezogen war und die ganze Stadt besetzt hielt; aber kein Krieger durfte einen Tempel betreten. Erst am 3. Marcheswan oder 27. Oktober 30g nach diesen Berichten Cyrus in die große Stadt ein.

Aber alle Berichte stimmen darin überein: es weht jetzt in Babylonien eine andre Luft; nichts hört man von Meheleien und Folterqualen und Austreibung des Volkes, nichts von Zerstörung der Wohnstätten und der Tempel. Es ist, als ob eine neue Zeit ihren Einzug gehalten hätte, von Osten her.

6. Die Perser-Könige.
Kurusch.

babyl. Kurasch, hebr. Koresch, griech. Kyros, war ein Sohn des Persers Kambudschija, griech. Kambyses, ein Enkel des Kurusch, Urenkel des Sispis oder Teispis, Ururenkel des Hakhamanis oder Achämenes, von dem das Fürstengeschlecht seinen Namen erhalten hat. Nach Strabo war Agradates sein Personenname. Nachdem er schon Jahrzehnte über Anschan (Anzan) oder Persien geherrscht und viele Kriegstaten vollbracht hatte, ward er auch Herr von Medien, Babylonien, Assyrien und Vorderasien und beherrschte dieses neue persische Weltreich noch 538 bis 529 v. Chr. Er war einst als ein Mann von Großmut und guter politischer Einsicht in völlig freier Beratung der persischen Edeln zum König gewählt worden; und diese Eigenschaften, verbunden mit männlicher Tatkraft und Menschenkenntnis, machten ihn fähig zur völligen Umgestaltung des politischen Zustandes von Mittel- und Vorderasien.

Die babylonischen Schmeichler schrieben von ihm wie einst von Merodachbaladan:

„Marduk faßte Erbarmen, in allen Ländern hielt er Umschau, musterte sie und suchte einen gerechten Fürsten nach seinem Herzen, ihn bei seiner Hand zu fassen. Kurusch, den König von Anzan, berief er mit Namen. Zur Herrschaft über die Gesamtheit des Alls tut er kund seinen Namen.“

1) K. B. III, b, 135.

Früher mußte der Fürst die Hand der Gottheit ergreifen, wollte er als regierender Fürst anerkannt sein. Jetzt hat Cyros das nicht mehr nötig und kann schreiben lassen:

„Als ich in den Toren von Babel wohlbehalten meinen Einzug gehalten, bezog ich in Lust und Freude den Königspalast als Residenz" und: „Marduk, der große Herr... an diesem Tage breiteten sich meine weit ausgedehnten Heere in Babel friedlich aus. Alle Bewohner von Sumer und Akkad ließ ich keinen Widersacher haben, in Babel und allen Städten war ich in Frieden um sie besorgt" 1). „Die Gesamtheit der Könige, die in Prachtgemächern wohnen, vom obern Meer bis zum unteren Meer, die Könige des Landes Ucharri, die Bewohner von Sutari brachten ihren reichen Tribut und küßten mitten in Suannaki meine Füße. Von Agade, Abnunak, Zamban, Miturnu, Duranki bis zum Gebiet von Kutu, Städten am Tigris, deren Stätte seit alters in Trümmern lag, die dort wohnenden Götter brachte ich an ihren Ort zurück 2).“

Hier erscheint wieder etwas Neues in der Geschichte: ein Fürst, der andern Völkern nicht ihre Götter raubt,, sondern die geraubten zurückgibt. Er war tolerant, etwa in dem Sinn wie Friedrich II. von Preuken; und sogleich am Anfang seines babylonischen Königtums gab Cyros, wie der Prophet Jesaja 3) vorhergesagt hatte, den gefangenen Juden die Erlaubnis, in ihre Heimat zurückzukehren und den Tempel des unsichtbaren Gottes wieder aufzubauen. Diese königliche Verfügung kam zu rechter Zeit; denn schon begannen einige Juden von der Religion ihrer Väter abzufallen. Hilprecht fand in dieser Zeit den jüdischen Namen Jadahu nabu, d. i. Nebo hat erkannt. Jensen nimmt an, daß hierin ein Beweis liege, daß der sog. Priesterkoder in Babylonien entstanden sei als eine Reaktion gegen diesen Abfall; aber dieser selbe Gelehrte muß doch zugestehn, daß hiermit ein recht zweifelhaftes Werkzeug gegen solchen Abfall gewählt worden wäre.

Den bezüglichen königlichen Erlaß geben die miteinander zu verbindenden biblischen Stellen, 2. Chron. 36, 23 und Esra 1, 2 c.:,,So spricht Koresch, der König in Persien. Der Herr, der Gott des Himmels, hat mir alle Königreiche der Erde gegeben), und er hat mir befohlen, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem in Juda. Wer nun unter euch seines Volkes ist, mit dem sei sein Gott; und er ziehe hinauf gen Jerusalem in Juda und baue das Haus des Herrn. Er ist der Gott, der zu Jerusalem ist.“ Auch die Tempelgefäße ließ er durch seinen Schatzmeister Mithradat an Sesbazar, den Fürsten Judas, herausgeben 3).

Diese den Juden günstige Stellung des persischen Königs darf nicht dahin mißverstanden werden, als sei derselbe ein Anhänger der Religion des Zoroaster und schon darum ein feind des Göhendienstes gewesen. Auch von einem Zug zum Monotheismus darf man bei solch einem ge

1) K. B. III, b, 125.
2) K. B. III, b, 127.
4) Jef. 44, 26-28.
3) Jef. 45, 1.
5) Esra 1, 8.

wiegten Diplomaten nicht reden 1). Uebrigens gab es in Persien zwei Religionen. Die Anhänger des sog. Magismus verehrten nur Ahriman und erwiesen dem feuer göttliche Ehre. Die alten Perser aber verab scheuten Ahriman und verehrten neben dem Ormuzd auch die Anahite und Mithra, wie die Denkmäler von Susa und die Inschrift des Artarerres beweisen. Sie verehrten auch noch den Naresap und Vahmen 2). Aus dieser religiösen Spaltung erklärt sich manche Bewegung in Persien.

Daß Cyrus nicht an den Einen lebendigen Gott glaubte, sondern sich vielmehr aus Klugheit dem babylonischen Götterdienst voll und ganz anschloß, so wenig er auch sonst von ihm halten mochte, das beweist die Annalentafel. Hier schreibt er oder der Hofliterat seine Siege einesteils der Gottlosigkeit des Nabunaid zu, andernteils aber erkennt er sich als den Auserwählten von Bel-Marduk, als den wahren Verehrer der Götter. Man darf hiernach als sicher annehmen, daß es Cyrus darauf ankam, nicht nur um jeden Preis die Gunst der babylonischen Priester und Magier für sich zu gewinnen und zu behalten, sondern auch die Neigung der Völker sich zuzuwenden. Er hatte aus der Geschichte gelernt, daß in Babel kein König lange regierte, der den Priestern und Magiern nicht genehm war. Die Sprache der Annalen, auf die ich mich beziehe, zeigt vielfach hebräische Färbung, vermutlich weil die gut begabten Kinder Judas bald auch babylonische Schrift und Sprache gelernt hatten und eine Schreiberstelle bei Hof annehmen fonnten. Es heißt dort:

„Von dem Monat Kislev bis zum Monat Adar kehrten die Götter des Landes Akkad, die Nabunaid nach Babel gebracht hatte, zu ihren eigenen Städten zurück. Von..... bis zu den Städten Zamban, Miturnu, (von) Durili bis zur Grenze von Kuti, den Städten am Tigris setzte ich die Götter, die in ihnen gewohnt, auf ihre Plätze zurück und gründete (ihnen) einen Sitz, der lange dauern sollte. Alle ihre Völker versammelte ich und stellte ihre Wohnungen wieder her. Und die Götter von Sumer und Akkad, die Nabunaid nach Basel gebracht und damit den Zorn Marduks, des Herrn der Götter, erregt hatte, setzte ich auf Befehl Marduks, des großen Herrn, in Frieden in ihre Heiligtümer, in Sitze nach ihrem Herzen. Mögen alle Götter, die ich in ihre eigene Städte gebracht habe, täglich vor Bel und Nebo für mich bitten, daß ich lange lebe. Mögen sie Segen über mich herabrufen und zu Marduk, meinem Herrn, sprechen: Laß Cyrus, den König, deinen Verehrer, und Kambyses, seinen Sohn, (die Freude) ihres Herzens (langes) Leben (genießen). Ich habe (die Götter) aller Länder an einen Ort der Ruhe sich ansiedeln lassen.“

Es handelt sich also bei den Juden nicht um einen außerordentlichen Gnadenerweis des persischen Königs, der ihnen gestattete, den Dienst ihres Gottes in dem Tempel von Jerusalem wieder aufzunehmen; sondern Cyrus behandelte andre Städte und Völker seines Reiches in gleicher Weise, wenn sie vorher in gleicher Weise wie die Juden vergewaltigt worden waren. Dazu leitete ihn, wie oben angedeutet, eine feine umsichtige und vorsichtige Klugheit, danach er sich

1) Gegen Jeremias, A. T. O., S. 326.

2) Nach Lenormant.

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