ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Neuntes Kapitel

Religion und Magie in Indien

Die letzte große Kultur, deren religiöse und magische Lehren uns beschäftigen sollen, ist Indien.

Das religiöse Leben Indiens ist eine viertausendjährige ungebrochene Entwicklung. Allen Formen religiösen Lebens begegnen wir: primitivem Zauberglauben sowie „Lehren eines philosophisch abgeklärten Ekstatikertums", elementarstem Dämonenglauben und reifsten Spekulationen über Gott und die Welt. Die Entwicklung durchläuft drei Stufen: Erstens: Die Stufe der vedischen Religion, die ihren Namen von den ältesten heiligen Schriften der Inder, den Veden, hat. Zweitens: Die Stufe des entwickelten, alles beherrschenden Opferwesens, das Zeitalter der Brahmana. Drittens: Die Zeit der großen religiösen und philosophischen Neubildungen, die mit den Lehren der sogenannten Upanischaden beginnt und mit der Entstehung von Jinismus und Buddhismus ihren Abschluß findet. Ein Wiedererstarken des Brahmanismus führt dann langsam zum Hinduismus.

Zunächst die Zeit der vedischen Religion. Die vedische Literatur umfaßt erstens die Vedagesänge. Das sind Hymnen, Opferlieder, die die heilige Opferhandlung begleiteten, oder Opfersprüche, die magischen Zwecken dienten. Zweitens

gehört zur Literatur der Veden Prosa von liturgisch-technischem Inhalte, die zum Teile bereits auch religiöse Spekulationen enthält. In einer späteren Zeit, als sich manche religiösen Anschauungen gewandelt hatten, brachte man die alten Texte durch Ausdeutung mit der neuen Auffassung in Einklang. Wir finden hier also eine ähnliche Kunst der Auslegung, wie wir sie schon im alten Ägypten kennen lernten. Manche magischen Bräuche werden in diesen Texten genannt. Da finden wir Krankheitsbeschwörungen, welche den Dämonen, die man bezeichnenderweise für die Verursacher der Krankheiten hielt, wehren sollten. Eine der wichtigsten magischen Handlungen war das Somaopfer, das mit dem Mondkultus in Zusammenhang stand. Der Somatrank war ein heiliger Rauschtrank, der in feierlichem Brauche den Göttern dargebracht, aber auch von den zelebrierenden Priestern

[graphic]

Völkerkunde, Hamburg)

genossen wurde. Von der Erhebung, die. Abb. 29. Maske aus der Genuß dieses Trankes zuteil werden Süd-Neupommern ließ, heißt es an einer Stelle (nach Hauer): (Original im Museum für ,,Soma haben wir getrunken; wir sind in das überirdische Licht eingegangen." - Aber auch andere Bräuche verliehen den Teilnehmern die heilige Erregung, die Ekstase. Die Worte, die ein Opferer über ein solches Erlebnis spricht, lauten einmal: „Von der Erde Rücken bin zum Luftraum ich emporgestiegen, vom Luftraum zum Himmel; von des Himmels, des Firmamentes Rücken bin zur Lichtwelt ich gekommen, zum überirdischen Lichte" (Hauer). Ein andermal sagt der Opferer: „In den Himmel sind wir gegangen, mit der Sonne

Licht haben wir uns vereinigt". „Frei von der Qual der

[ocr errors]

Kasteiung ist nun mein Herz; eine weite Aue bin ich, ein Weltmeer an Ausdehnung." So wurde dem Opferer in seiner heiligen Erregung, in die ihn die Ausführung der heiligen Bräuche versetzte, das Gefühl der Gemeinschaft mit der Gottheit zuteil.

Von besonderer Bedeutung war in vedischer Zeit das Feueropfer, das vornehmlich dem Feuergotte Agni (dessen Name an das lateinische ignis = Feuer anklingt) galt. Zwei Holzstücke, die „beiden Mütter“, wurden dabei gegeneinandergequirlt, bis durch die Reibung sich Feuer entzündete. Feuerzeremonien sind bei fast allen Völkern der Erde üblich gewesen. Insbesondere finden wir eine Übereinstimmung zwischen der indischen und altmexikanischen Neufeuerzeremonie, zu der wir auch im alten Peru ein Gegenstück haben.

Den Vätern in der Totenwelt wurde nach indischem Ritus, und dieser Brauch wird auch heute noch innegehalten, Reis dargebracht, damit nicht die unbefriedigten Geister die Angehörigen beunruhigen.

Wie bei den anderen besprochenen Völkern ist auch die Welt des Inders mit allerlei Dämonen belebt, die namentlich nachts ihr Unwesen treiben. Da finden wir dreiköpfige, bärennackige, vieräugige, blaue, gelbe, grüne usw. In den Veden werden die großen Götter mit dichterischer Anschaulichkeit geschildert. Agni, der Feuergott, wurde schon genannt. Im Mittelpunkte der indischen Götterwelt steht aber Indra, der Kriegs- und Wettergott, der auch der Sonnengott ist, der den Winterriesen besiegt. Er jagt auf einem Wagen daher, der mit zwei wilden, falben Rossen bespannt ist. Rot flammt sein wallender Bart, und furchtbar droht er mit der gewaltigen Keule, die seine Feinde zerschmettert. Einst hat

er in einem schrecklichen Kampfe einen Drachen besiegt, in einem Kampfe, der in seiner Furchtbarkeit an den Sieg des babylonischen Gottes Marduk über Tiâmat erinnert. Neben Sonne und Mond finden wir in der Mythologie dann noch die Marut, die Sturmgötter, die unter ihrem furchtbaren Herrscher Rudra, dem „Heuler", in ungebändigter Wildheit aus den Bergen hervorbrechen und in blitzendem Geschmeide, mit blinkenden Waffen über die Länder dahinstürmen. Im Gegensatz zu ihnen steht die milde Uschas, die liebliche Götterjungfrau der Morgenröte, von der es heißt: „Die Tochter des Himmels ward im Osten sichtbar, in Glanz sich hüllend, sie wandelt den Pfad der Ordnung; wie eine Kundige verfehlt sie nicht die Richtungen des Himmels."

[ocr errors]

Der Gott Váruna ist ein Mondgott, der oft mit Mitra, einem Sonnengotte, zusammen angerufen wird. Von Váruna heißt es gelegentlich, daß er als Mondgott den Lauf der Zeiten regele; die Mondgottheit ist ja vielerwärts die Gestalt, die in den Veränderungen des Mondes, den Mondphasen, die Zeit mißt. Dann gilt er auch und hier haben wir eine Parallele zu altägyptischen, ozeanischen und afrikanischen (Yoruba-)Sagen als die gigantische Gottheit, die mit furchtbarer Kraft Himmel und Erde auseinanderstemmte, die das ragende Firmament emporhob und Gestirne und Erde ausbreitete. Außerdem war Váruna der Hüter der Reinheit, der die Guten belohnt und die Bösen bestraft.

Mit Prajapati kommen wir endlich zu einer Gestalt, an die sich allerlei religionsphilosophische Betrachtungen anknüpfen, welche gewisse monotheistische Tendenzen erweisen, heißt es doch von ihm: „Als goldener Keim entstand er am Anfange; nach seiner Geburt war er der einzige Herr der Welt. Er erhält Erde und Himmel, wer ist der Gott, dem

wir im Opfer dienen? Dessen Größe über alles, was atmet, was die Augen schließt und über die Welt als König gebietet, der über zwei- und vierfüßige Geschöpfe herrscht, wer ist der Gott, dem wir im Opfer dienen? Der in seiner Größe die Wasser überschaute, die die Kraft in sich trugen und das Opfer gebaren, der der einzige Gott unter den Göttern war, wer ist der Gott, dem wir im Opfer dienen? Prajapati, kein anderer als du hast alles Geschaffene umgeben. Was wir beim Opfer erbitten, das möge uns gewährt werden.“

--

Dann sei noch einmal auf die Sage von Puruscha, dem Urmenschen, hingewiesen, die wir oben schon erwähnten.

Puruscha, eine gigantische Gestalt, wurde von den Göttern bei einem gewaltigen Feste geopfert. So entstand die Welt. Aus seinem Auge wurde die Sonne geschaffen, aus dem Haupte der Himmel, aus den Armen die Krieger, aus den Schenkeln die Bauern usw. Das ist eine Weltschöpfungssage, zu der wir ja Gegenstücke aus China, Babylon, Altmexiko usw. kennen gelernt haben: Der menschliche Leib als Urstoff, aus dem die Welt gemacht wird. Es drückt sich in solchen Sagen eine besondere Eigentümlichkeit der Denkweise des Homo divinans aus. In einer ganzen Reihe von Sprachen (z. B. zentralamerikanischen und auch einigen europäischen) sind die Worte für Gaumen und Himmelsdach gleich. Dieselbe Vokabel dient sowohl zur Bezeichnung des Himmelsals auch des Gaumengewölbes. So wie in diesem Beispiele Himmel und Gaumen einander entsprechen, so entsprechen einander in den eben erwähnten Weltschöpfungssagen die Teile des Weltganzen den Teilen des menschlichen Leibes. Aus dem Auge etwa wird die Sonne, aus dem Atem der Wind geschaffen. Die Gestalt des Menschen ist eine Analogie zur Gestalt der Welt.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »