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Entwikkelung des menschlichen Geistes, an der unser Aller Leben einen so reichen Theil hat, in diesem durch so viele Prüfungen bes währten durch die herzlichste gegenseitige Zuneigung unauflöslich geknüpften Verband menschlicher Ordnungen und Geseze, dem wir angehören: o welche Fülle von Hülfsmitteln hat uns die göttliche Gnade darin gegeben, um auf eine kräftige Weise dem Herrn zu leben in unserer ganzen irdischen Zukunft. Wie könnten wir, indem wir darauf hinsehen, zagen und uns selbst auf eine vergebliche Weise mit Sorgen quålen. Was uns nur geschieht, woran. wir keinen Theil und also auch keine Schuld haben können, das kommt ja von dem Einen, der nur sein Reich mehren und fördern will. Was uns zu thun obliegt, wie gering es auch scheine, es ist nichts klein; denn in allem sollen sich bewähren alle die reichen Schäze der göttlichen Gnade, welche uns geöffnet sind. Und wobei die sich zeigen können, das hat aufgehört, ein Geringes zu sein, dessen dürfen wir uns nicht schåmen, als ob es in der Verborgenheit verschwände; denn es geschieht in der Stadt Gottes, welche auf dem Berge liegt, damit sie von Allen gesehen werde. So lasset uns zu diesem treuen Gebrauch aller der Gnadenmittel, mit welchen Gott uns so reichlich gesegnet ́hat, auch für die Zukunft, welche noch vor uns liegt, immer enger zusammenhalten, um den Bund des Glaubens und der Liebe, in welchem wir stehen, so zu bewahren, daß jeder sei das Licht des Andern, der im Dunkeln wandelt, daß jeder sei der Stab des Andern, der grade nicht vermag sich aufrecht zu erhalten, daß jeder suche zu fördern, zu tragen, zu heilen, zu leiten, zu erfreuen, so weit er es um sich her vermag, da: mit immer herrlicher unter uns sein Reich sich erbaue, und wir es durch die That beweisen, daß es keine größere Weisheit, so wie keine größere Seligkeit giebt als die, lebend und sterbend nicht sein eigen zu sein, sondern des Herrn. Amen.

Lied 663, 8-9.

XIV.

Am 2. Sonntage nach Epiphan. 1832.

Lied 41. 528.

Text. Ev. Johannis 1, 47–51.

Jesus sah Nathanael zu sich kommen, und spricht von ihm: Siche, ein rechter Israeliter, in welchem kein Falsch ist. Nathanael spricht zu ihm: Woher kennest du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe denn dich Philippus rief, da du unter dem Feigenbaum warest, sah ich dich. Nathanael antwortete und spricht zu ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubest, weil ich dir gesagt habe, daß ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum; du wirst noch Größeres denn das sehen. Und spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen, und die Engel Gottes hinauf und herabfahren auf des Menschen Sohn.

M. a. Fr. Wenn wir die ganze Thätigkeit unsers Erlösers während seines öffentlichen Lebens ins Auge fassen: so können wir zwei Arten derselben sehr bestimmt unterscheiden. Die eine ist diejenige, die er ausübte ins große und allgemeine hinaus, ohne Berechnung gleichsam und ohne eine bestimmte Wirkung für sein Reich zu beabsichtigen. So sehen wir ihn häufig unter großen Mengen des Volks, denen er sich offenbarte in der leiblichen Hülfe, welche er ihnen unter allerlei Noth und Leiden dieses Lebens leistete, aber nicht ohne zugleich das Wort zu reden, das ihm anvertraut war. So sehen wir ihn, wo zufällig eine Menge von Menschen sich um ihn sammelte, sie stärken, sie erbauen, sie zu sich einladen durch seine Rede, und oft erst hintennach erklärt er sich darüber und bedauert, daß sein Wort nicht haften wollte unter ihnen, ohne jedoch deshalb mit dieser Uebung aufzuhören. So lehrte er in den SchuBredigten III.

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len, so zu den festlichen Zeiten in den Hallen des Tempels, bald indem er das Volk warnte gegen die, welche durch Unterhaltung des eitlen Stolzes auf das Gesez als Blinde die Blinden mißleiteten, bald indem er auf sich hinwies, als der gekommen sei ein Arzt für die Kranken, zu suchen was verloren sei, als die sich Al len öffnende Quelle des Lichtes und des Lebens. Aber neben dieser Wirksamkeit finden wir eine andere, stiller, geräuschloser, aber sicherer in ihrem Erfolge, die er nåmlich übte auf Einzelne. Auf diesem Wege vorzüglich ist er zu dem kleinen Häuflein seiner Júnger gekommen, welche ihn hernach in dem ganzen Lauf seines Lebens begleiteten, und in ihrer vereinten Kraft der Fels wurden, auf dem er seine Gemeinde gründen konnte. Dasselbe können wir nun auch jezt noch immer unterscheiden in dem Fortgange des Christenthums. Fragen wir, wie sind so viele Völker, so viele verschie dene Geschlechter der Menschen dazu gekommen, oft plözlich in einem Zeitraum weniger Jahre von den finstern Bahnen des Heidenthums und des Aberglaubens hinweg sich dem Licht des Evangeliums zuzuwenden: so war dies immer die Wirkung solcher allgemeinen, ins Unbestimmte hinausgehenden, an die Menschen übers haupt sich richtenden Verkündigung des Reiches Gottes. Aber freilich, wenn so große Mengen gewonnen waren, so war nicht immer Alles das ächte Gold, was in diesem Licht des Evangeliums glånzte; so muß immer noch die Arbeit an den einzelnen Seelen das weiter führen und gänzlich zur Reife bringen, was durch jene allgemeine Predigt an denen, die sich für das Bekenntniß seines Namens erklärt hatten, begonnen war. Und so gestehen wir auch jezt, diejenigen, welche am meisten in dem unmittelbaren persónlis chen Genuß dieser ewigen Kräfte des Evangeliums sind, diejenigen, an denen wir deutlich bemerken die bedeutendsten Fortschritte in der Heiligung, die klarste Einsicht in das Wesen des göttlichen Wortes, und daß sie den Andern vorleuchten, das sind solche, die für sich selbst in einem besonderen persönlichen Verhältniß zum Erlöser stehen. Wie nun Beides immer wird neben und mit einander fort: gehen, wie eben so auch jezt unter uns nur durch Beides zusams mengenommen die christliche Jugend des Namens würdig werden kann, den sie mit uns und nach uns zu führen bestimmt ist: so lehrt die Erfahrung, daß Jeder am unmittelbarsten und kräftigsten zum Ziel der christlichen Vollkommenheit gefördert wird durch irgend ein einzelnes persönliches Verhältniß, in welchem die Anleitung liegt zu dem stillen innigen Umgang mit dem Erlöser.

Darum nun gedachte ich, m. g. Fr., diese Zeit, die vor uns liegt, bis die Tage herannahen, welche ganz besonders dem Andenken an das Leiden des Erlösers gewidmet sind, uns von dieser seiner besonderen Arbeit an einzelnen Menschen zu unterhalten. Aber auch hier ist wieder ein zwiefaches zu unterscheiden; denn ein anderes ist es, wenn einzelne Menschen schon auf irgend eine Weise. auf ihn aufmerksam gemacht waren und sich daher selbst an ihn wendeten, wo wir dann die ersten Anfånge nicht so deutlich verfolgen können; ein anderes hingegen sind die Fälle, die uns immer deutlicher zu Tage liegen und also auch lehrreicher und erwekklicher für uns sein müssen, wenn der Erlöser sich selbst zuerst zu einem Menschen wendete, und seine Liebe, das Bestreben die Menschen für das ewige Heil zu gewinnen, auf ihn richtete. Zu diesen gehört nun auch die Begebenheit, an die wir uns so eben mit einander erinnert haben; und so lasset uns jezt unsere Betrachtung darauf richten, wie sich das Verhältniß zwischen dem Erlöser und dem Jünger, der der Gegenstand unsers Tertes ist, gestaltete.

Es ist uns in einem hohen Grade merkwürdig, und giebt uns bedeutende Aufschlüsse, sowohl wenn wir sehen auf die Art, wie es sich anknüpfte, als auch auf die Art und Weise, und, daß ich mich so ausdrükke, auf die Bedingung, unter welcher es befestigt wurde; und auf dies Beides laßt uns mit einander unsere Aufmerksamkeit richten.

I. Nathanael war zwar allerdings schon aufmerksam gemacht worden auf den Erlöser; Philippus hatte ihn angetroffen und wahrscheinlich als zu einem Bekannten zu ihm gesagt, wir haben den gefunden, von welchem Moses im Gesez und die Propheten geschrieben haben, Jesum Josephs Sohn von Nazareth. Und Nathanael sprach zu ihm, heißt es, was kann von Nazareth Gutes kommen? Da spricht Philippus, komm und siehe! und auf diesem Punkt fångt dann dasjenige an, was wir mit einander gelesen haben. Aber wir sehen, von dem Erlöser war noch keine Wirkung auf ihn ausgegangen, er fühlte sich auch noch auf keine Weise selbst zu ihm hingezogen; vielmehr war seine erste Antwort zweifelnd, und die Art, wie er der Einladung des Philippus folgte, deutet mehr darauf, daß er prüfen wollte, wieviel an jener Rede sei, als daß sich in ihm selbst schon irgend eine Neigung, irgend eine Vorliebe für diesen, der ihm so angekündigt war, entwikkelt gehabt hätte. Darum ist auch dieses wirklich einer von den Fällen, die ich vorher bezeich

nete, wobei der Erlöser, daß ich so sage, den ersten Schritt that um ein Verhältniß zwischen einem Einzelnen und sich anzuknüpfen. Was nun der Herr zuerst sagte, das sagte er nicht sowohl zu Nathanael, wie sich unser Evangelist deutlich ausdrükkt, sondern von ihm zu Andern; und durch was für ein vorhergegangenes Gespräch mit jenen dies herbeigeführt wurde, das wissen wir nicht: aber der Erlöser sagt es so, daß Nathanael es hören konnte, und gewiß auch mit der Absicht, daß er es hören sollte. Da tritt uns nun zuerst dies Merkwürdige entgegen, was für ein großes Lob der Erlöser hier diesem Manne beilegt, und wir verwundern uns wohl, wie ein solches, ausgesprochen aus dem Munde der Wahrheit über einen Menschen, der noch in gar keiner Verbindung mit dem Erlöser stand, und von dessen himmlischer Kraft noch gar nichts erfahren oder in sich aufgenommen hatte, wie solches Lob sich doch vertragen soll mit unsern gemeinschaftlichen Vorstellungen von dem tiefen und allgemeinen Verderben der menschlichen Natur! Ein wahrer Israelit, sagt er, in welchem kein Falsch ist. Wie selten, m. g. Fr., finden wir solchen Menschen, von dem wir das sagen können! Ja, ich will noch genauer und bestimmter reden, wie Viele giebt es, denen wir nicht absprechen können, daß sie auf dem rechten Wege des Heils wandeln, von denen wir nicht leugnen möchten, daß sie keinesweges in eitler Zuversicht auf sich selbst sondern nur in der lebendigen Gemeinschaft mit dem Erlöser ihr Heil suchen: aber doch, wenn wir das von ihnen sagen wollten, daß kein Falsch in ihnen sei, würden wir sie nur in die Gemüthsverfassung sezen, daß sie beschämt die Augen niederschlagen müßten. Ist die mensch liche Seele der Akker, in welchen der göttliche Såemann das Wort Gottes ausstreut: so ist die Unwahrheit ein Unkraut, welches der Feind schon immer vorher in dieselbe Seele ausgestreut hat; und ein so gefährliches und verderbliches, daß wir sagen müssen, es gelingt nicht, es mit allen seinen Wurzeln der Seele zu entreißen, und die kleinste, welche noch darin bleibt, wuchert gleich weiter, so daß ehe wir uns dessen versehen auch das Unkraut selbst wieder an das Licht des Tages tritt. Wie wenig Menschen, die nicht immer noch zu kämpfen håtten mit der verborgenen Falschheit und Unwahrheit in ihrem Innern! Ich rede nicht davon, m. g. Fr., was wir oft mehr träumend wünschen, als daß wir es ernstlich glauben könnten, daß nämlich jemals unter den Menschen gegen einander eine allgemeine Offenheit werde herrschen können, daß eine Zeit kommen könne, wo es keiner Behutsamkeit und Vorsicht mehr be

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