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auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie gethan hat.“ Wahrlich, der Herr selbst hat die Salbung Marias gemacht zu einem Text für die ganze Welt.

So laßt uns denn sehen:

Maria von Bethanien am Eingang der Passion:

und zwar

die Priesterin und ihr Opfer;

die Dienerin und ihre Fußwaschung;
die Prophetin und ihre Weissagung.

Du aber, o Herr, laß unsere Seelen stille werden vor Dir, mache Du unsere Herzen zu einem stillen Bethanien, da Du einkehrst und wir zu Deinen Füßen sigen; da Du uns das Brot brichst, und wir unsere Narde opfern. Laß dies Haus voll werden von dem Dufte Deines Namens und laß uns hinabgehen in unser Haus, Dir daselbst die Füße zu waschen in dienender Liebe unter einander. Amen.

I.

Maria von Bethanien, die innige, sinnige Jüngerin ist es, deren Bild uns an der Pforte der Passion so leuchtend entgegentritt. Der Herr ist zum letzten Mal in Bethanien eingekehrt, und sein Reden wie sein ganzes Thun deutet auf Abschied. Marias Auge hat auf dem ernsten Antlitz des Meisters geruht, ihr Ohr an seinen holdseligen Lippen gehangen, aber dann ist sie aufgestanden und hinausgegangen, das Herz ist ihr zu voll geworden, sie sucht und sucht wie sie ihm antworten könnte, aber jedes Wort dünkt ihr zu arm, jedes Zeichen zu gering, sie sucht eine That, aber eine That, welche sprechen könnte, die ihr Herz auszusprechen vermöchte, eine That, welche die Gluth ihrer Hingebung in edelster Weise zu dolmetschen verstände, sie sucht; aber nichts ist ihr genug, nichts ist ihr kostbar genug für Ihn. Maria wollte opfern, Maria wollte verschwenden, sie wollte im Opfer sich selbst hingeben. Da findet sie ein Glas mit köstlicher Narde, vielleicht ihr kostbarstes Besigthum. Freudig greift sie zu, sie tritt herein und zerbricht das Glas und salbt seine Füße und trocknet sie mit ihrem Haar. Blick auf Maria von Bethanien und du siehst eine Priesterin, in der Hand das Opfer der Narde, im Herzen die Opferflammen der Liebe, auf dem Haupte das Diadem der trocknenden Locken, knieend zu den Füßen des einzig Herrlichen zu Bethanien in Lazari Hause, das zu einem Tempel geworden, duftend

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vom süßen Geruch des Opfers. Und der Herr erkennt das Opfer an, wenn er spricht: Sie hat ein gutes Werk an mir gethan." Denn das ist der Adel ihres Werkes, daß Christi Vild dadurch verherrlicht wird, daß es in Liebe zu ihm gethan ist.

Aber wo lernt man solch Opfern und Hingeben? und Hingeben? Da, wo es Maria gelernt. Sie hat einst so still zu den Füßen Jesu geseffen und gelauscht auf das Eine, was noth ist; sie ließ sich durch Marthas tadelnde Rede nicht hinwegdrängen von dem schönsten Plag, den sie auf Erden kannte, und hatte ihr gutes Marientheil in anbetender Ruhe vor ihrem Herrn erwählt, das nicht sollte von ihr genommen werden. Aus dem sinnenden Hören auf's Wort ist fie zum Glauben an den einzig Einen gekommen, und aus dem Glauben ist diese Liebe entsprossen, die nun ihr ganzes Wesen erfüllt und verklärt hat.

Meine Lieben, das ist auch für uns der Weg, auf welchem wir zu solcher Liebe kommen. Hier im Gotteshaus ist Bethanien, wo Jesus einkehrt, wo wir dürfen zu seinen Füßen sizen, stille werden und seine Stimme vernehmen. Sag an, hast du Ihn auch mit dir reden hören in seinem Geseß, daß Er dich überführte von deiner Armuth und Blöße, deiner Sünde und Schuld? Bist du vor Ihm schamroth worden, und hast an deine Brust geschlagen mit dem Zöllnerruf: „Gott sei mir Sünder gnädig“? Oder ist dir dies peinlich und unangenehm, wenn du in deinem Gewissen von Ihm gestraft wirst? Ach siehe, Er kann dein Heiland nicht sein, wenn du nicht der Kranke bist, kann dein Erlöser nicht heißen, wenn du nicht der Sünder sein willst, und deine Seele wird nicht Priesterin werden, wie Maria, sie habe denn an Ihm den Hohenpriester gefunden, und du lernst nicht Ihm Alles opfern, wie Maria, du habest denn zuvor erkannt und geglaubt, daß Er Alles für dich geopfert hat.

Willst du das aber lernen, so komm herein in die heilige Passion und laß dir die Augen öffnen für das Geheimnis des Leidens und Sterbens Christi in dem Worte: für euch, für dich. In Gethsemane, auf Gabbatha und Golgatha, da ist noch mehr zu schauen und zu hören, als in Bethanien, und nichts predigt gewaltiger von unserer Sünde und von Christi Liebe als gerade die Passion. Davon predigt der Prophet: "Fürwahr, Er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen;" davon zeugt Johannes der Täufer: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt," davon verkündigt der Apostel: „An Christo haben wir die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung

der Sünden;" „Christus ist Ein Mal eingegangen in das Heilige und hat eine ewige Erlösung erfunden;" davon singen die Passionslieder:

Nun Herr, was du erduldet,

Ist Alles meine Last,
Ich hab es selbst verschuldet,
Was du getragen hast.

Schau her, hier steh ich Armer,
Der Zorn verdienet hat;
Gieb mir, o mein Erbarmer,
Den Anblick deiner Gnad!

Jch, ich und meine Sünden,
Die sich wie Körnlein finden
Des Sandes an dem Meer,
Die haben dir erreget

Das Elend, das dich schläget,
Und das betrübte Marterheer.

Wer das auf Golgatha lernt und sagen kann zu den Füßen

des Kreuzesstammes:

Ach, wie ist mir doch so wohl,
Wenn ich knien und liegen soll
An dem Kreuze, da du stirbest
Und um meine Seele wirbest,

der betet an die Macht der Liebe, die sich in Jesu offenbart, und thut nach dem alten Liede:

Merk, Seele, dir das große Wort,
Wenn Jesus winkt, so geh,

Wenn Er dich rust, so eile fort,

Wenn Jesus hält, so steh.

Ist Jesus in der Seele still,
So nimm auch du nichts vor,
Wenn er dich aber brauchen will,
So steig in Kraft_empor;

der weiß mit Salomo: „Alles hat seine Zeit“, Anbeten hat seine Zeit, Opfern hat seine Zeit. Siehe, dieselbe Maria, die so still gesessen und sich darüber von Martha konnte schelten lassen, sie hat, als die Zeit da war, mehr gethan, mehr geopfert als Martha mit allem geschäftigen Aufwarten. Meine Lieben, wir sind doch alle von Natur geborene Egoisten, wie soll diese Selbstfucht in uns gebrochen, überwunden, geheilt werden, wie soll es zu wahrer Liebe in uns kommen, als wenn wir überwältigt werden von der Liebe Gottes und Christi zu uns und sagen lernen: „Lasset uns Ihn lieben; denn Er hat uns zuerst geliebet." Ja, wenn wir hingeriffen werden von der Liebe sonder Gleichen, die den Himmel zerrissen und zu uns herniedergestiegen ist in die Krippe und an's

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Kreuz, dann lernen wir sagen mit den Emmaus-Jüngern: „Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete und uns die Schrift öffnete?" oder mit Paulus: „Die Liebe Christi dringet uns also; in dem allen überwinden wir weit um deßwillen, der uns geliebt hat," da lernt man opfern und sich hingeben. Nur wenn unsere Seele immer wieder zurückkehrt auf den Marienplatz zu Jesu Füßen in Bethanien, immer wieder niederkniet auf Golgatha zu den Füßen. des Kreuzes, nur dann wird die Seele eine Priesterin der Liebe, und ihre Werke werden Opfer der Liebe.

II

Aber wohin mit der Narde? Wo sind die Füße meines Herrn, daß ich sie salben kann? Der Herr giebt selber die Antwort auf die Frage in unserm Text: „Arme habt ihr allezeit, aber mich habt ihr nicht allezeit.“ Und an einem andern Ort spricht der Herr: Was ihr gethan habt Einem unter diesen meinen Brüdern, das habt ihr mir gethan," und Johannes wiederholt denselben Gedanken, wenn er sagt: „Wer seinen Bruder nicht liebt, den er siehet, wie kann er Gott lieben, den er nicht siehet?"

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Meine Lieben, hat es vorhin geheißen: dem Herrn zum Opfer, so heißt es nun: den Brüdern zum Dienst. Christum haben wir nicht mehr in leiblicher Gestalt, wie Maria ihn damals hatte, aber Arme haben wir allezeit, Solche, die unserer Liebe bedürfen. O, sieh dich nur um auf dem Plaz, auf welchen dich Gott in dieser Welt gestellt hat kennst du sie nicht, die vielen Hände, die dich um Liebe bitten? Bleib einmal in der Nähe: da ist dein Mann, deine Frau, da ist Braut oder Bräutigam, da ist Vater und Mutter, da ist Bruder und Schwester, da sind alleinstehende Verwandte, Einsamgebliebene und Einsamgewordene, da ist die Herrschaft und die Dienstboten, da sind die Untergebenen und sie alle strecken die Hände aus und bitten um Liebe. Freilich sollst du nicht stehen bleiben bei dem engen Kreis, es warten auf dich auch noch andere Arme: Nothleidende und Kranke, Angefochtene und Betrübte und sie alle gehören zu den staubbedeckten Füßen Jesu, dahin unsere Salbe gehört. Eine Christengemeinde, wo sie rechter Art ist, sollte sein ein Bethanien, zu deutsch ein Haus der Noth, darin es an Lazarusleuten nicht fehlt, die aus geistlichem Tod zu geistlichem Leben gekommen sind, darin Marthahände in Treue dienen und Marienseelen in Liebe opfern, und worin der Herr immer wieder einkehrt, auch in Gestalt jener Armen und Kranken. Die Liebe ist erfinderisch und findet

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viele Weisen, dem Herrn zu opfern. Unsere Väter haben einst ihre herrlichen Dome gebaut, wo Kreuz und Rose als Sinnbild von Christus und der Kirche, von Christus und der Seele, den ganzen Bau durchdrang, im Grundriß und Aufriß, vom Portal bis hoch hinauf zum Thurmesknauf. Geschlecht um Geschlecht hat seine beste Kraft daran gesetzt, und hin und her im ganzen Land zeugen die Meisterwerke von dem Opferfinn, der einst unser Volk beseelte, Christo zu dienen. Es hat platte Menschen gegeben, welche sprachen: Was soll dieser Unrath? Dieses Geld hätte mögen den Armen gegeben werden" aber bis heute sind jene Dome gewaltige Predigten von dem Gekreuzigten und Auferstandenen und Zeugnisse des himmelan sich schwingenden Glaubens; sie sind auch an ihrem Theil köstliche Narde zu Christi Füßen geopfert. Und unsere Väter haben ihre innigen Kirchenlieder gedichtet und gesungen, und für Orgel und Saitenspiel und Chorgesang lebte in ihnen das Wort: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn." Sie thaten es, weil sie es nicht lassen konnten, den Mund übergehen zu lassen, weß ihr Herz voll war, weil sie mit Lied und Ton den ehren wollten, der für sie in den Tod gegangen und sie erlöst mit seinem Blut. Unser Gesangbuch mit seinen Liedern und Chorälen, mit seinem vielhundertstimmigen Lobpreis des dreieinigen Gottes, ist auch eine ausgeschüttete Salbe, von deren köstlichem Duft das Haus Gottes voll geworden ist. In unsern Tagen erhebt sich das Werk der Heidenmission wie ein großartiger Dom über die fünf Welttheile und sammelt lebendige Steine zum Bau des Hauses Gottes aus allen Völkern. Die kleinen Leute, welche vor nunmehr hundert Jahren das Werk anhoben in bren= nender Liebe zu Christo und zu den Seelen der Brüder, sie ahnten nicht, zu welchem Riesenwerk der kleine Anfang wachsen würde, aber sie opferten in Einfalt und im Drang ihres Herzens. Es hat auch da nicht an Leuten gefehlt, welche sprachen: „Was soll dieser Unrath? Dieses Geld hätte mögen den Armen im Lande gegeben werden, statt es unter die fernen Heiden zu verwenden. und zu verschwenden." Aber der Herr sagt auch von der Heidenmission: Sie hat ein gutes Werk an mir gethan und hat mein Evangelium hinausgetragen in alle Lande. So ist auch die Heidenmission wie ein Dom, darin es duftet von der ausgeschütteten Salbe des Namens Jesu und wo auch vom Fundament bis zum Thurm Kreuz und Rose sich durchdringen: das Kreuz in der Predigt von Christi Passion und Auferstehung, die Rose in der opfernden Liebe der Seinen zu seinem Dienst und in der Fuß

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