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litischen auch die mexikanische Eschatologie in engster Beziehung zum Weltjahre steht, sondern von besonderer Wichtigkeit, daß die Sintflut im Alten Testamente selbst aufs engste mit der Weltspekulation verknüpft ist. Die Sintflut dauert vom 27. Tage (LXX; 17. M. T.) des 2. Monats im Jahre 600 bis zum 27. Tage des 2. Monats im Jahre 601, also genau ein Jahr oder 360 Tage; denn da vom Beginn bis zum Höhepunkt der Flut 150 Tage verflossen sein sollen, die Zeit aber nach den Kalenderangaben (sowohl der LXX wie des M. T.) genau 5 Monate beträgt, so ist der Monat zu 30 Tagen gerechnet. Das Gesagte genügt, um die Übereinstimmung dieser Spekulation mit der Berechnung der Endkatastrophe zu erweisen. Da diese alt ist, muß es auch jene sein. Die Chronologie stammt allerdings aus dem Priesterkodex, braucht darum aber nicht notwendig späten Ursprungs zu sein. So gut sein Sintflutbericht in anderer Hinsicht ältere Züge treu bewahrt hat, die sich beim Jahvisten nicht finden (vgl. GUNKEL: Gen. S. 134), so gut kann die Chronologie zum alten Bestande gehören. Ich erinnere daran, wie auch die Zahl der Lebensjahre des Henoch (365), die aus dem System des PC herausfällt, auf eine alte Tradition zurückgehen muß. In der Flutchronologie ist noch ein Datum beachtenswert: Die Wasser verlaufen sich am 1. Tage des 1. Monats im Jahre 601, also am Neujahrstage. >> Dieser Termin soll markieren, daß . . . eine neue Epoche in der Welt beginnt (GUNKEL).

Anklänge an eine Einteilung der Weltgeschichte in vier (drei?) Perioden scheinen sich zuerst im Priesterkodex zu finden. Die vier Abschnitte könnten reichen

1. von der Schöpfung bis Noah,

2. von Noah bis Abraham,

3. von Abraham bis Mose,

4. von Mose ab.

Die Vierzahl wird zwar nicht deutlich herausgehoben, der Verfasser resp. der von ihm überlieferte Stoff ist aber ersichtlich

1. Vgl. MÜLLER: Amerik. Urrel. S. 509 ff.

2. Die LXX haben demnach das Ursprüngliche bewahrt, wenn sie vom 27. an rechnen. Bei dieser Annahme verschwindet jede Diskrepanz (gegen GUNKEL).

an ein bestimmtes Schema gebunden. Am klarsten geht dies aus den Bundeszeichen hervor. In der Geschichte Noahs wird der Regenbogen (Gen. 913), in der Geschichte Abrahams die Beschneidung (Gen. 1711), in der Geschichte Moses der Sabbath (Ex. 3117) als Bundeszeichen genannt. Diese drei Heroen, zu denen man vielleicht Adam als den vierten hinzurechnen darf, obgleich bei ihm von keinem Bunde die Rede ist (doch vgl. § 18), sollen hierdurch in paralleler Weise als Anfänger einer neuen Epoche hingestellt werden. Auffallend ist einmal die verschiedene Art dieser Bundeszeichen: Regenbogen, Beschneidung, Sabbath, sodann die verschiedene Verteilung. Wenn Gott bereits den Sabbath geheiligt hatte, warum wird dieser Feiertag nicht schon den ersten Menschen eingeschärft? Oder wenn er als spezifisch israelitisch galt, warum wurde er dann nicht wenigstens zusammen mit der Beschneidung eingeführt? Hier scheint ein Schema einzuwirken, das am Anfang jeder neuen Periode einen neuen Bund und ein neues Bundeszeichen verlangte. Dazu kommt ein Zweites: Der Priesterkodex verwendet als Gottes

יהוה seit Mose אל שדי seit Abraham אלהים namen der Urzeit

Auch hier wird eine Theorie zu Grunde liegen, nach der zu Beginn jeder neuen Periode eine neue Gottesoffenbarung stattfand. Als nächste Parallele und vielleicht als Prototyp dieser Idee ist nach GUNKEL die Notiz des Berossus aufzufassen, die von einer viermaligen Offenbarung des Oannes (Ea?) und seiner Nachfolger unter den zehn Urkönigen weiß (EUSEBI Chronic. liber prior. ed. SCHOENE S. 7ff. 31f.).

In den jüngeren und außerbiblischen Überlieferungen begegnen teils dieselben teils verwandte Vorstellungen über Weltperioden, die als Bestätigung der eben gemachten Beobachtungen von Wert sind. Zunächst kehrt die Vierzahl wieder. In vier Epochen wird die Weltgeschichte geteilt I Hen. 8959ff. IV Esra 12. I Bar. 39. »Auch in der rabbinischen Theologie sind die vier Weltreiche stereotyp; z. B. mechilta 71b zu Ex. 2018, sifre 135a zu Dtn. 3211« (VoLz S. 168; FERDINAND WEBER: Jüdische Theologie S. 365). Nach der persischen Eschatologie (Bund. c. 1. 341) zerfällt der Weltlauf in 4 3000 Jahre. HESIOD (Werke und Tage 109 ff.) kennt vier Weltalter: ein goldenes, silbernes, ehernes und eisernes, eins immer minderwertiger als das andere. Versinnbildlicht wird dieselbe Idee

Dan. 232 durch eine Statue, deren verschiedene Teile, BahmanYašt c. 1 durch einen Baum, dessen vier Zweige aus den vier genannten Metallen bestehen. In anderer Weise werden die vier Reiche symbolisiert durch vier ruchlose Hirten (Zach. 114ff.), durch vier Reiter mit farbigen Pferden (Apk. Joh. 61ff.), durch vier gewaltige Tiere (Dan. 7) oder durch vier Hörner (Zach. 2ıff.), Die Vierzahl erklärt sich am einfachsten aus den vier Jahreszeiten, die vom irdischen Jahr auf das Weltjahr übertragen sind, mit dem Frühling beginnend bis zum Winter. Diese Theorie setzt ursprünglich eine Vierzahl von Göttern oder Göttersystemen voraus, die nach einander zur Regierung kommen.

Eine andere Tradition rechnet mit der Siebenzahl. So heißt es II Hen. 331ff.: Den achten Tag aber setzte ich, damit derselbe achte Tag sei der erstgeschaffene über meine Werke, und daß sie erfunden werden zum Bilde des siebenten Tausend, daß des achten Tausend Anfang werde die Zeit der Zahllosigkeit und unendlich, weder Jahre, noch Monate, noch Wochen, noch Tage, noch Stunden. Nach dem Test. Abrah. Rec. A 19 sagt Thanatos zu Abraham: Die sieben Äonen hindurch verwüste ich die Welt und nach Rec. B 7 sagt Michael zu Abraham: Du wirst aufgenommen werden in den Himmel; dein Leib aber bleibt auf Erden... 7000 Äonen; denn dann wird alles Fleisch auferweckt werden. Im Talmud wird die Dauer der Zeit Gogs auf sieben Jahre angegeben (Wajjikra rabba c. 11) und im Bahman-Yašt begegnet uns der schon vorhin erwähnte Weltbaum, diesmal aber mit sieben Zweigen (c. 2). Diese Siebenzahl der Äonen hängt mit der siebentägigen Woche zusammen, die von den sieben Planetengöttern regiert wird. Sie ist erst verhältnismäßig sehr spät bezeugt und scheint erst in jüngerer Zeit die Spekulationen verdrängt zu haben, die sich an die fünftägige Woche (hamuštu) geknüpft haben1.

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Eine dritte Tradition gruppiert sich um die Zahl Siebzig. Abgesehen von Jeremia findet sie sich bei Daniel (924ff.), der 70 Wochen, und IHen. 8959ff., der 70 Hirten vom Untergang Israels als Nation bis zum eschatologischen Drama, also von einer Welt zur anderen, rechnet. Nach IHen. 1012

1. Sieben Wochen sind auch I Hen. 93 für diese Welt gerechnet. Denn mit der achten beginnt die messianische Zeit (vgl. VoLz S. 14).

vergehen zwischen der Sintflut und dem Endgericht 70 Geschlechter. Das Wort Hirt ist nur ein apokalyptischer Name für Engel1. Die 70 Hirten sind also ein später Ersatz für die 70 Engel (Dtn. 328 LXX), die als Schutzherren über 70 Völker verteilt sind. Beachtenswert ist, daß Set (Typhon) im Osirismythus, »der im Grunde ja ein Jahresmythus ist< (ZIMMERN), 72 Mitverschworene hat.

Entsprechend der Zwölfzahl von Monaten wird das Exil auf 12 Stunden (I Hen. 8971), der jetzige Äon auf 12 Jahre (Apk. Abrah. c. 29) oder auf 12 Teile berechnet (IV Esra 1411). Nach dem Bundahis (c. 1. 341) dauert die Welt 12000 Jahre, nach Berossus 12 3000 Jahre (KAT. S. 333). Nach IBar. c. 53 wechseln schwarze und helle Wasser 12 Zeiten hindurch ab. Als parallel darf gelten, wenn 12 Zeiten der Drangsale (I Bar. c. 27), 12 letzte Hirten (IHen. 9017), und wenn im Talmud 12 Monate für die Sintflut und für die Gerichte über Hiob, Ägypten, Gog und Magog gezählt werden (WEBER2 S. 343 vgl. VOLZ S. 275. 288). Die zwölf Tierkreisgötter, die auf israelitischem Boden zu zwölf Engeln geworden sind (Apk. Joh. 2112 vgl. die 12 Taxiarchen IHen. 82), werden in der apokalyptischen Eschatologie als Hirten bezeichnet.

Eines darf bei dieser Zusammenstellung freilich nicht vergessen werden. So fein säuberlich, wie wir uns bemüht haben, die verwandten Anschauungen zu gruppieren und zu sondern, sind sie in der apokalyptischen Literatur nicht geordnet. Aber mag auch alles bunt und kraus durcheinander wirbeln, es hat einmal ein ganz bestimmter Sinn in allen diesen Berechnungen gelegen. Der Zeitraum, der alle genannten Zahlen umfaßt, sozusagen der Generalnenner, in dem sie alle aufgehen, ist das Jahr (GUNKEL). Diese Spekulation von Weltperioden, die von Hause aus astronomischer Natur ist, kann nicht israelitischen Ursprungs sein, sondern dürfte aus Babylonien stammen, zumal dort eine fünftägige Woche bezeugt ist. Um der oben zitierten Stelle Jeremias willen müssen wir annehmen, daß wenigstens ein Teil dieser astronomischen Ideen seit alters in Kanaan bekannt war. Später mögen nach dem Exil den Israeliten weitere

1. SCHÜRER: Geschichte des jüd. Volkes3 III S. 198.

Bruchstücke dieser Theorie geläufig geworden sein; denn nach dem Exil fließt der Strom reichlicher als vorher.

Die Verknüpfung der Weltkatastrophen mit dieser Periodentheorie ist seit Jeremia nachweisbar, scheint aber nach dem oben Gesagten auf ältere Vorläufer zurückzugehen und darf vielleicht sogar für ursprünglich gehalten werden. Denn wenn man überhaupt die Idee des Weltunterganges und die, wie wir später sehen werden, tatsächlich damit verbundene Vorstellung der Welterneuerung erklären will, so bleibt die Ableitung aus einer astronomischen Spekulation immer noch am wahrscheinlichsten. Die Sonne, die nach antiker Anschauung rund um die Erde geht, kehrt im Lauf der Jahrhunderte und Jahrtausende zu dem Punkt zurück, an dem sie anfänglich gestanden hat. Dann ist ein Weltjahr zu Ende, und von neuem beginnt der unendliche Kreislauf1. Man könnte gegen diese Hypothese einwenden, daß man dann eine Reihe von Weltkatastrophen und Welterneuerungen erwarten würde, da ja die Weltjahre in unaufhörlichem Wechsel sich folgen. Aber dieser Einwand ist nicht stichhaltig, wenn man sich etwas lebendiger in den Geist des antiken Menschen versetzt. Wie unauslöschlich tief muß der Eindruck gewesen sein, als der Mensch zum ersten Male mit staunender Bewunderung das Geheimnis des Weltjahres erfaßte! Mit welcher Andacht mochte er dem schier unendlich fernen Zeitpunkt gegenüberstehen, wo das Ende der Sonnenbahn zum Anfang zurückkehrte! Auf diesen Moment konzentrierte sich sein Interesse, und ihn umgab das Spiel seiner Phantasie mit allerlei mythischem Beiwerk. Was sollte ihn reizen, noch weiter in die Ferne zu schweifen?

Wie die Periodentheorie bestimmt nach Babylonien weist, so berichten auch babylonische Schriftsteller, daß man dort künftige Katastrophen auf Grund von astronomischen Spekulationen erwartet habe. Wir erfahren bei Seneca: Berossus weist dem Brand und der Flut (bestimmte) Zeiten zu. Er be

1. So GUNKEL (Genesis S. 234): Präzession der Sonne erklärt sich

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...

>> Aus der Beobachtung der die Gleichung von Urzeit und

Endzeit, die in der Eschatologie eine solche Rolle spielt. Vgl. auch

WINCKLER: Gesch. Isr. II S. 282 ff.

Altorient. Forsch. 3. Reihe Bd. II

Heft 2 S. 289.

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