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deres afirtu oder Göttergemach im babylonischen Hause hatten, und Straßen- und Totengötter, wie auf dem Felsen von Maaltaja sieben oder acht Götter und Göttinnen abgebildet sind, die die Pflicht haben, die Toten im Innern des Felsens zu schützen. Da sieht man Asur neben einer Istar, Marduk steht auf einem Stier, Ninib, Samas und die Göttin der Unterwelt reiten auf Pferden, Ramman wieder steht wie Marduk auf einem Stier, und eine zweite Istar bildet den Schluß.

Eine affyrische Tafel zählt sieben höchste Götter auf, fünfzig niedere und dreihundert himmlische Geister. Ihre Summe ergibt dreihundertfiebenundfünfzig, eine Gottheit für jeden Tag des Jahres 1), einen höchsten Gott für jeden Tag der Woche. Da ist etwas System, aber nachträglich erfunden; denn der Erfinder konnte ebenso gut zehn höchste Götter oder zwölf aufstellen. Und wo bleiben die ersten, die alten Götter Lachmu und Lachamu, Kisar und Sar oder Sir 2), die noch Damaskius als Lachos und Lache, Afforos und Kissara kennt? Sie sind trotz System hernach gänzlich abgetan, kein Tempel wird ihnen gebaut, kein Opfer gebracht. Nur in den alten Liedern werden ihre Namen genannt, als die feinde" der neuen Götter müssen sie zu Schreckgestalten werden. Das ist begreiflich. Die Priester, die die ersten Götter nach ihrer Willkür gemacht haben, besitzen die Macht, dieselben aus ihrer Gottheit zu entlassen und ihren Dienst abzuschaffen. Dasselbe Schicksal teilen Tiamat und Kingu, deren abschreckendes Grabdenkmal in dem Götterepos enuma elis aufgerichtet ist, sowie die alte Göttin Nisaba oder Nidaba, die später als Jungfrau im Tierkreis wieder auftaucht 3). Sie alle können sich nur damit trösten, Schicksalsgefährten zu haben, wenn nicht Tiamat der Drache ist, der heute bei den Chinesen eine Rolle ohne gleichen spielt, wie bereits oben angedeutet wurde.

Die nach ihnen erdichteten Götter und Göttinnen sollen hier in Syzygien aufgeführt werden, wie sie bei den Astronomen und aus den fosmogonischen Dichtungen der Gnostiker bekannt sind; denn hier von Gatte und Gattin oder von einem Ehestand zu reden, wird jedesmal lächerlich, sobald man vergißt, daß man es nur mit Dichtungen zu tun hat.

1) M. Duncker a. a. O. I, S. 275.
2) K. B. II, b, S. 81.

3) Fr. Hommel, Grundriß, S. 130.

Erste Syzygie.

Ea und Damkina.

Ea gilt als der Vater der Götter, als der König und Erschaffer des Weltalls, als Gott des Meeres, als König der Tiefe, sar apsu, als Herr der Quellen, als König der Flüsse, als Bildner des Menschen. Er ist der Gott der Steinschneider, der Fischer und Schiffer, der Töpfer und Tonarbeiter, der Gott mit dem glänzenden oder durchbohrenden Auge, der die geschaffenen Menschen auch zu einem Paare verband, der die Heilmittel für alle Krankheiten kennt, der die bösen Geister durch _Beschwörungen vertreibt, der das Geschick der Menschen bestimmt.

Einige von seinen sechsunddreißig Beinamen oder Titeln seien hier mitgeteilt. Er heißt barsa, bel sadi Herr des Gebirges, bel teniseti Herr der Menschheit, damku, dergal der große Steinbock, dugga oder duggal, der gute, na sa nappasi, enki Herr der Erde, enkimagh, lahmi tamti, nakbu der reine, ninagal, ningiazag der Herr der Weisheit oder der gute Ratgeber, nudimmut, sassu, innu, sibba, zuab.

Er heißt auch Herr von Irisibba (Erizibba) oder Urudugga, einer Stadt, die nach Hommel und Haupt gleich Eridu ist. Hier hatte er aahe der alten Mündung der beiden früher getrennten Ströme Euphrat und Tigris seinen Tempel Eapsu genannt, Haus des Apsu. Apsu aber ist im akkadischen dasselbe, was affyrisch bau, hebr. bohu ist. Darum aber bedeutet bohu noch keine semitische Gottheit, und das A. T. kennt kein bet bohu. Auch ist tohu wabohu in Gen. 1, 2 keine leere Alliteration" 1), sollte wohl Assonanz heißen, sondern die treffende Bezeichnung des durch widergöttliche Gewalten erzeugten Zustandes dieser unsrer Erde vor ihrer Neubildung, von der allein die hl. Schrift näheres berichtet.

Auf den Bildern erkennt man Ea an seinem Schlangenhaupt; auf der Nase trägt er eine Art Horn, Wasser fließt aus seinem Maul, sein Körper ist mit sternförmigen Korallen oder einem andern Seetier besetzt, weil er Herr der Tiefe ist. An seinen Füßen trägt er Klauen. Als sein Vater gilt Bel, seine Mutter soll Bau oder Gur 2) gewesen sein, die Getärerin Himmels und der Erde. Ihre und seine Tochter wird Gaasch genannt; als sein erstgeborener und größter Sohn wird Marduk angesehn. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn deckt eine Beschwörungsformel auf, in der Ea redend auftritt: Mein Sohn, was wüßtest du nicht? Was könnte ich dir noch mehr sagen? Was ich

1) Fr. Hommel, Sem. D. u. Spr. I, S. 382.

2) Ueber die Unsicherheit bei Lesung der Ideogramme vergl. fr. Delitzsch bei Mürdter S. 276, M. Duncker und Tiele an vielen Stellen.

weiß, das weißt auch du." Peiser übersett: „Das sollst auch du wissen." Diese formel wird später vollständig mitgeteilt.

Als Marduks Schwestern werden Gaasch, Gadimkurazag und Nina genannt. Ein sumero-akkadischer Hymnus beschreibt auch das Boot, in dem Ea mit Damkina, seinem Sohn Marduk und noch zwei Göttern über das Meer fährt, während der Steuermann nicht mit einer Lanze, sondern mit einem langen Ruder im Vorderteil des Bootes steht. Ob dies nun das Boot der Sonne oder das Schiff des ägyptischen Gottes Ra1) ist oder nicht, immerhin wird das Lied anzeigen, daß die Verehrung dieses Gottes über das Meer nach Babylon gekommen ist. Daß der Steuermann aber im Vorderteil des Bootes sein Ruder führt, wird durch die Sitte der Gondoliere in Venedig erklärt, die ebenso noch heute das Boot mit Einem Ruder zu gleicher Zeit lenken und vorwärts treiben.

In seiner Geschichte der Feldzüge Aleranders d. Gr. erzählt Arrian, man habe in Babylonien einen Gott Serapis befragt, ob der kranke König in das Heiligtum dieses Gottes gebracht werden solle, damit er gesund werde? Lehmann 2) vermutet, und es ist sehr glaublich, daß mit diesem Serapis niemand anders als Ea gemeint sei, indem dieser sar apsu oder Herr der Tiefe heißt. Ihm ist der Monat Airu, Hebr. Jjjar, geweiht; sein Tier im Tierkreis ist der Widder.

Wie die oben geschilderte bildliche Darstellung bieten noch andre ähnlicher Art manches Interessante: Ein Gebirge, vermutlich das armenische, scheidet Ober- und Unterwelt. Ea steigt als Wassergott und Herr des Gebirges in Begleitung des Feuergottes Gibil auf. Vor ihm sinkt ein unbewaffneter Riese nieder, bis Ea seinen Glanz abgelegt und hinter den Bergen gelassen hat. Dann hält er dem Riesen seinen Dreizack entgegen, das Zeichen der Bändigung und Bildung der wilden Erdenbewohner oder Riesen. Nackt und unbewaffnet empfangen sie die Fischergabel und die Erntesäge oder Sichel von Ea-Oannes-Jabal und vom Gott der Schmiede, Gibil. Den Wilden wird der Kopf umgedreht, daß sie andern Sinnes werden! Oder der gebildete Mensch hält dem Bild des aufquellenden Gottes die von ihm empfangene Sichel entgegen.

Der weiblich vorgestellte Teil dieser Syzygie ist Damkina, bei Damaskus Dauke, sumero-akkadisch auch Aruru und Damgalnunna genannt. Sie hat elf Titel oder Beinamen, wie ninki Herrin der Erde, Jarrat apsi Herrin der Tiefe, belit ilani Herrin der Götter, Herrin des Lebens, Herrin der himmlischen Tiere, Muttergöttin u. s. w.

Ea und Damkina sind später von ihren Kindern sehr in den Hintergrund gedrängt worden, namentlich von Marduk, neben dem noch vier

1) Tiele a. a. Ø. S. 520.
2) 3. f. 2. 1897, S. 112.

Brüder genannt werden; die drei Schwestern sind vorher erwähnt worden.

Wer einen Zusammenhang zwischen Maria, der Mutter Gottes, und Damkina annehmen kann, wie H. Zimmern tut1), der scheint zu erwarten, daß im Morgenland mit dem Christentum zugleich eine ganz neue Sprache entstanden wäre, darin kein Wort einer der vorher gebrauchten Sprachen gleich sein durfte.

Zweite Syzygie.

Marduk und Zirbanit.

Marduk oder Maruduk, Merodach, abgekürzt aus dem ursprünglichen amarutuk, der erstgeborene Sohn, dessen Zeichen amarud SonnenFreis oder elf gelesen wird, hat eine Menge ehrender Titel oder Beinamen. Er heißt akbal ilani, der Weise unter den Göttern, amal, dann wie Ea amarud oder elf, amarutuk, asari, bel balati u muti Herr der Lebendigen und der Toten, bel bili Herr der Herrn, bel erua Herr der fruchtbarkeit, bel nubatti Herr der Totenklage, bili rabbu der große Herr, burnuntasi, enkilulu, gigal, giri gullu dugga 2), girra, gisbarra, gudana Herr der Welt, gudibir, gurru dugga, ilu banija Gott, mein Schöpfer, ilu ilu der höchste Gott, ilu kissati der Gott des Weltalls, ilu nibiri Gott des Planeten Jupiter, lamassu Machthaber der Beschwö rung, lugal Marada Herr von Marada, malik milki ilani rabuti König der Könige der großen Götter, masmas ilani, der Sühnepriester der Götter, mirri dugga die Morgensonne, muballitat muti, der die Toten ins Leben ruft, musim simati der Bestimmer des Geschickes, ningal, nur bili Leuchte der Götter, patisi siru erhabener Gebieter, rabsauzui, sar ili König der Götter, sar sami u irsiti Herr Himmels und der Erde, filig galsar, taru seines Volkes, tutu, ubaratutu.

Von Marduk sagt ein Gelehrter, „er sei eine der reinsten lichtesten Gestalten des babylonischen Pantheons, ein Gott der Menschen, der ein Herz hat für alle Not und Elend der Menschen", als ob diese Gestalt Leben und Wirklichkeit wäre und keine Dichtung; doch wir werden diese reine Gestalt noch näher kennen lernen.

Er ist der Gott der Frühsonne und Frühlingssonne, er bringt den Kranken Heilung, er ist der Schutzpatron der Magier, der Machthaber des Lebens, der Friedebringer. Seine Beschwörung", sagt H. Zim mern 2), ist eine Beschwörung des Lebens, fein Speichel ein Speichel des Lebens, er selbst ist der Herr des Lebens"; er ist aber auch ein gewaltiger Jäger, der die Geister und Ungeheuer der Finsternis bekämpft, dazu den

11 Fr. Hommel, Grundriß, S. 308, Unm.
2) K. A. T. S. 373.

dunkeln Wolkendrachen des Gewitters und der Nacht, er hilft dem Licht zum Sieg. Er ist der Retter der Bedrängten, der Helfer der Schwachen, der Geber des Lebens, nur den Bösen schrecklich 1). Er ist bel riminu, der barmherzige Herr. Aber viele dieser Lorbeeren, mit denen babylonische Dichter das Haupt ihres Lieblingsgottes geschmückt haben, sind dem Ruhmeskranz seines Vaters entnommen; und barmherzig wird jeder Gott genannt, wenn er tut, was der Gläubige von ihm bittet.

Sein Symbol ist bald ein Pinienzapfen, bald ein Blißbündel, bald ein Nagel oder Hammer. Nach den einen Gelehrten gehört Marduk zu den ältesten Gottheiten der Babylonier, nach den andern ist er eine spä tere künstliche Schöpfung der babylonischen Priesterschaft, der nach und nach die Ehren der andern Götter zugewiesen wurden; wie wir bereits vernommen haben, daß Götter abgesezt und neue aufgestellt werden können. Sicher ist, daß in Babel bereits Agumkakrime und Hammurabi sich um seinen Dienst und seine Verehrung bemühten. Nur in Assyrien kam er viel später als in Babylonien zu Ehren und Ansehn, nämlich unter Tiglatpilesar I, der 1000 Jahre nach Hammurabi regierte.

Schon in dem Epos enuma-elis wird Marduk häufig mit Bel verwechselt und später kaum noch von diesem Gott unterschieden, ja allem System zum Spott heißt er auch bilu habal bilu, Bel, Sohn des Bel. Seine Verehrung war besonders in Babylonien und in Babel selbst verbreitet. Hier gehörte ihm der große Tempel Esagila, der vorher in Eridu stand, auch Emahtila, Ekua (Mekua) und Ezida, vielleicht auch Etemenanki oder Bit temennu sami u irsiti Haus des Grundes von Himmel und Erde, deffen hohen Stufenturm Nebukadnezar mit glasierten Ziegeln und hellem Uknustein schmücken ließ. Das Heiligtum Esagila bestand aus mehreren Gebäuden, die um zwei Höfe herum lagen, deren einer 346 mal 270 Meter, der andre 316 mal 315 Meter groß waren. Sechs Tore führten zu diesen Höfen 2). Aber in Esagila „wohnten“ neben Marduk auch Nebo und Tasmitu, Ea und Nusku, Anu und Bel.

Die Stadt Marada gilt, wie wir gehört haben, als die Geburtsstadt des Nimrod-Izdubar-Gilgamis. Aber dem Lugalmarada d. i. Marduk, Herr von Marada, erbaute schon der alte König Naramsin einen Tempel in derselben Stadt 3).

Ein Hymnus auf Marduk lautet nach Fr. Hommel 4) :

„Lugalmarada war zu einem Berg, einem fernen Ort (gezogen), auf dem Berg Sabu (war sein Aufenthalt). Seine Mutter bewohnte ihn nicht, und sein Vater bewohnte ihn nicht. In eines Vogels Gestalt verwandelte er sich, in den Gott zu verwandelte er sich.“

1) Ciele a. a. Ø. S. 531.

2) Fr. Hommel, A. u. A., S. 316 2c.

3) K. B. IV, S. 63.

Sem. D. u. Spr. I, S. 297.

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