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die Freunde Ciceros, daß die Stimmung sich mindestens nicht besserte.1 In der Zeit des Kaisers Augustus vollends führte die Bevorzugung der Judenschaft durch die römische Verwaltung jeweils in Kleinasien Judenverfolgungen herbei, durch die die üppigen Triebe dieser Wucherpflanze wieder zurückgeschnitten wurden, obgleich sich Agrippa ihrer nach Kräften annahm. In Aegypten brach diese Krise etwas später, aber dann auch um so stürmischer aus, da die ruhige Zeit des Augustus und Tiberius das Uebergewicht des jüdischen Handels in Alexandrien in zuvor unerhörtem Maße verstärkt hatte. Man behauptete jetzt, den Juden sei ursprünglich ein hafenloser Strich in der Nähe der Brandung zugewiesen worden, nach all den großen Neuschöpfungen Alexanders aber habe es sich so gemacht, daß sie nun neben dem Königspalast sigen und von dem Bau des großen Damms, sammt dem Pharos und dem Kanal von Kanopus den meisten Vortheil haben.2 Man erinnerte an die Stellung, die anderwärts fremde Kolonisten einnähmen. und der Nativismus der Acgypter reagirte heftig gegen die eingeschlichene Gleichberechtigung.3 Ihre Privilegien wurden bekrittelt und das Gerücht wollte namentlich wissen, der zu rasch verstorbene Germanicus habe bei seinem Aufenthalt in Aegypten, den Juden die Getraideverwaltung abgesprochen. Unter allen Umständen aber hielt man daran fest, daß die Stadt Alexandrien nur ein legitimes Judenviertel kenne, während faktisch zwei der fünf Regionen von ihnen eingenommen worden seien und sie dennoch zahlreiche Häuser auch in den drei übrigen an sich gebracht hätten. Das Alles arbeitete in der Masse und seit Sejans Regierung den Juden der Hauptstadt ein so entschiedenes Mißzwollen bewies, mochte die Opposition auch in der Provinz sich wieder stärker regen. Nimmt man nun die Eroberungen hinzu, die das Zudenthum um diese Zeit allenthalben in den großen Städten unter der Frauenwelt machte, den bestechenden Glanz, den Philos Wissenschaft, seines Bruders Beziehungen zu dem Kaiserhaus und die Stellung der Herodäer am Hofe den Juden gaben, faßt man insbesondere die Kundgebungen der jüdischen Schriftsteller in's Auge, die offen oder pseudonym den Mosaismus für die Weltreligion erklärten,

1 Jos. Ap. 2, 7. 2 Jos. Ap. 2, 4. Gemeint ist wohl die Rhakotis, wo früher ein Hirtenvolk zur Bewachung des Hafens angesiedelt war und die später zu Alexandrien gezogen wurde und oberhalb der Schiffslager lag. Strabo, 17, 1. — 3 2, 6. — 4 Jos. Ap. 2, 5.5 In Flaccum. M. 525.

die an die Stelle der alten, mit äzendem Spott überschütteten Kulte zu treten habe, so konnte der Religionskampf nur noch eine Frage der Zeit sein. Denn daß die heidnische Bevölkerung sich schließlich ihrer physischen Ueberlegenheit erinnern werde, nachdem sie auf dem Gebiete des religiösen und gewerblichen Lebens unterlegen war, konnte kaum zweifelhaft sein.

In diese Kämpfe trat nun seit den Zeiten des Tiberius ein Gelehrter ein, der eine feine Witterung für die Wünsche der Masse hatte und der sich in Aegypten mit Mährchen über die Juden populär machte, wie er sich in Hellas durch Vergötterung Homers die Herzen zu erobern pflegte. Es war das der Grammatiker und Sophist Apion, zweifellos der größte Marktschreier seines Jahrhunderts.

Ein Sohn der ägyptischen Dase, entstammt Apion wohl einer der dortigen griechischen Kolonistenfamilien, obwohl Josephus ihn um jeden Preis zum ächten Aegypter stempeln möchte.1 Seine Geistesart jedenfalls verdankt er durchaus der wißigen, frivolen, Alles wissenden, Alles treibenden und doch so unfruchtbaren Weltstadt, in der er seine Bildung sich erworben hatte. Nach Sophistenweise rühmte er sich eines bedeutenden Lehrers größter Schüler zu sein. Appollonius, der Grammatiker, war sein geistiger Erzeuger und bald war der Sohn der Daje so weit gefördert, daß er die Schule des Theon in Alexandrien selbstständig übernehmen konnte. Ein unruhiger Kopf, von großer Sicherheit des Auftretens und unermüdlichen Lungen, fehlte es ihm nicht an stattlichem Anhang. Mit Feder und Zunge betheiligte er sich grundsäßlich an allen Tageshändeln, so daß man seinen Beinamen Pleistonites in Pleistoneikes, den Streitsüchtigen, wandelte.3 Die aleran= drinische Bürgerschaft aber, die öffentliches Leben hieß, was wir Parteiungen, Zwiespalt, Streit und unnützen Lärm nennen würden, schaute bewundernd zu dem schlagfertigen Klopffechter empor und ertheilte ihm als Zeichen ihrer Verehrung das Bürgerrecht, weßhalb er sich stets mit Emphase den Alexandriner zu nennen pflegte.4 Bald aber war ihm Alerandrien zu eng für seinen Ehrgeiz und er siedelte nach der Hauptstadt selbst über, um dort eine Schule der Grammatik

1 Ap. II, 3. Die Bevölkerung der Dase: Herod. 3, 26. 2 Vgl. Suidas bei Müller, Fragm. hist. gr. 3, p. 506. 3 Vgl. Müller, fragm. hist. gr. 3, 4 Ap. II, 3, aus welcher Stelle auch hervorgeht, daß Apion nicht für sein Auftreten gegen die Juden das Bürgerrecht erhielt, sondern durch dasselbe seinen Dank an seine Gönner abstattete.

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und Rhetorik zu eröffnen. Apion scheint indessen hier keineswegs denselben Anklang gefunden zu haben wie bei dem faktiösen Volke Alerandriens, das das Spektakelmachen an sich für ein Verdienst hielt. Die Römer fanden vielmehr, Apion leide an dem vitium ostentationis? und es blieb nicht unbekannt, daß der Kaiser Tiberius ihn in seiner kaustischen Weise die große Schelle des Weltalls (cymbalum mundi) nenne, während seine boshaften Zuhörer, darunter Plinius Secundus den Namen Paufe der Fama (tympanum famae) passender fanden.3 Vielleicht strafte er wegen dieser kühlen Aufnahme die Hauptstadt mit seiner baldigen Abreise, wenigstens finden wir ihn neuerdings in Diensten der Stadt Alerandrien und unter Kaiser Caligula warf er sich auf die Wandervorlesungen, und füllte, wie Seneca klagt, ganz Griechenland mit seinen Marktschreiereien. Erst unter Claudius scheint er dann wieder dauernd seinen Wohnsig in Rom genommen zu haben.

Seine Hauptgabe war offenbar die Rede und seine Gegner selbst erstaunten ob seiner Mundfertigkeit. Daneben aber war er von unbegreiflicher literärischer Fruchtbarkeit und es gab kaum etwas, worüber Apien sich nicht hätte vernehmen lassen. Er schrieb über Homer und den pharmaceutischen Gebrauch der Metalle, über die Elemente und den Schlemmer Apicius, über die ägyptischen Alterthümer und den römischen Dialekt, über die Juden und die berühmtesten Zauberer, über Aristophanes und über die Pyramiden, über Pythagoras und die großen Hetären, ganz abgesehen von allen den Schriften, deren Titel uns verloren gegangen sind. Noch vielseitiger aber waren seine Lehrvorträge und die Welt war voll von allen den scharfsinnigen Untersuchungen, die er angestellt, nur daß Seneca behauptete, daß dieselben sich auf Dinge zu beziehen pflegten, die man verlernen sollte, wenn man sie wüßte, nicht aber erlernen, wenn man sie nicht weiß.8 So beschäftigte sich eine seiner moralischen Vorlesungen mit der Frage, ob Anakreon mehr ein Wollüstling oder mehr ein Säufer gewesen, wobei auch das Problem zur Verhandlung kam, wie es mit der Tugend der Dichterin Sappho bestellt gewesen sei? Nicht nur die Heimath

1 Plin. Hist. nat. I, 3 praef.

3 Plin. hist. nat. 1. Praef. 6 Gell. 5, 14.

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4 Ant. XVIII; 8, 1. Ap. 2, 3. 5 Sen Ep. 88. 7 Die Titel seiner Bücher bei Müller, Fragm. hist. graec. 3,

Homers, sondern auch die der Buhlerin Lais war Gegenstand seiner weitgehenden Forschungen und über die Sitten des Scarabäus, die Länge der Eingeweide des Vogel Jbis und die verschiedenen Wirkungen der Liebesfräuter und Gegengifte hat er die erstaunlichsten Untersuchungen angestellt.? Auf Ithaka verhört er die Eingeborenen über die Arten von Brettspiel, die die Freier der Penelope etwa könnten getrieben haben und über die Frage, warum gerade der zweite Finger der Ringfinger sei, wendet er sich an die ägyptischen Priester, die im Aufschneiden und Balsamiren der Leichen bewandert, ihm anvertrauen, daß ein feiner Nerv vom Ringfinger zum Herzen selbst führe.4

Ein solcher Forschertrieb sah sich denn natürlich mit der Zeit mit den schönsten Resultaten belohnt. Er weiß Fischarten zu nennen, die grunzen, wenn man sie fängt und Hirsche, die vier Geweihe haben. Genau stellt er die Ströme jedes Landes fest, in denen die schwersten Gegenstände nicht untertauchen, auch hat er die Inseln der Seligen, gegen die Meinung aller früheren Forscher, in einem ägyptischen Binnenwasser entdeckt und die Gewohnheiten des unsterblichen heiligen Zbis sowie des göttlichen Apis genau beobachtet. In seinem Buch Aegyptiaca wirft er mit ägyptischen Königsnamen um sich, wie die Heutigen mit Pharaonenreihen, und auf's Genauste bestimmt er, daß Moses Aegypten verließ im ersten Jahr der siebten Olympiade unter König Amasis von Aegypten und zwar zur Zeit des König Inachus von Argos, und just als die Königin Dido die Ochsenhaut zerschnitt, um die Stadt Karthago abzustecken. 10 Am meisten jedoch verdankte ihm die homerische Frage und athemlos lauschte das Publikum zweier Welttheile dem Vortrag seiner Entdeckung, daß Iliade und Odysse bereits vollendet gewesen seien, als Homer den Eingang der ersteren voranstellte und ihn mit dem Worte MHININ begann, indem nämlich MH 48 bedeutet, wodurch der Dichter die Zahl seiner sämmtlichen Gefänge gleich mit den beiden ersten Buchstaben zum voraus angab.11 Acht undvierzig singe, oh Muse, vom Peliden Achilles!" war somit hier der tiefere Schriftsinn. Verwöhnt durch den ungewöhnlichen Beifall wurde

1 Siehe Fragm. 32 bei Müller. XXXIV; 102, 6. XXX; 2, 6.

5 Plin. Hist. n. XXXII; 2, 9.

18.

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2 Aelian, H. N. 10, 29. Plin, H. N. 3 Athenaeus, p. 16, F. 4 Gellius 10, 10. 7 Plin. H. N. XXXI, 2,

6 Aelian 11, 40.

Eustathius zu Odyss. 4, 563. p 1509. 25. bei Müller, Fragm. 3, 511.

9 Aelian. 10, 29. 10 Contra. Ap. 2, 2. Müller, 3, 509. 11 Seneca

Ep. 88.

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allmählig der vielgereiste Charlatan einer der unverschämtesten Aufschneider, die jemals den griechischen Demos beschwindelt haben. Es gab nichts Merkwürdiges, was er nicht in Person gesehen hatte und durch ihn schien das Zeitalter Homers wiedergebracht, in dem der fremde Wanderer alles Wissenswerthe vermittelt. Als ich da und dort war“, wurde ein beliebter Eingang seiner Reden und bei allen wunderbaren Ereignissen seiner Zeit war er jedesmal zufällig Augenzeuge. Bei jener bekannten Geschichte vom Sklaven Androclus, der im Cirkus einem Löwen vorgeworfen wurde, den der Mann, als sie beide noch frei waren, von einem Dorn erlöst hatte und der sich nun schmeichelnd zu seinen Füßen kauert, ist Apion natürlich im Theater gewesen und hatte einen der besten Pläge, und ebense hat er zu Dicäarchia als Augenzeuge die weltbekannte Freundschaft des Delphins mit dem Fischerknaben belauscht, auf dessen Grab am Strande sich der trauernde Fisch später zu Tod schmachtete.2 Er hat Bilder des` Apelles gesehen, die so sprechend ähnlich waren, daß die Physiognomen nach ihnen das Todesjahr des Originals bestimmten 3 und im ägyptischen Labyrinth ist ihm ein Koloß des Serapis von purem Smaragd vorgekommen, der nicht weniger als 9 Ellen hoch ist. Im gleichen Wunderland hat er auch den Vogel Jbis betrachtet, der mit dem wachsenden und abnehmenden Mond sich dunkel und hellroth färbt und der, wenn er den Kopf unter die Flügel steckt, just die Gestalt eines blutenden Herzens hat. Wer aber den Mann auf seiner vollen Höhe wollte kennen lernen, der mußte seine Vorträge über Psychomantik hören, wo er von Zauberern berichtete, die Speisen servirten, welche dem Gast vor dem Munde in nichts zerfließen und die stets mit einem Obolus bezahlen, der immer wieder zu ihnen zurückkehrt. Wie viel er seinem Publikum bieten durfte, das beweist am besten seine Erzählung, wie er einst den Schatten Homers beschworen, um ihn zu befragen, welches seine wirkliche Vaterstadt sei? Der Schatten erschien ihm und theilte ihm das vielumstrittene Geheimniß mit, aber er verbot Apion es kund zu machen. Es gehörte denn zum Ganzen dieses ansprechenden Bildes, daß Apion von einer alles Menschliche übersteigenden Eitelkeit beseelt war und im Preise seiner eigenen Person

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1 Gellius 5, 14. 2 Gellius 7, 8. 3 Plin. H. N. XXXV; 10, 36. Plin. hist. nat. XXXVII; 19, 2. 5 Aelian, H. N. 10, 29. 6 De Mago frag. 28 bei Müller. 7 Plin. XXX; 2, 6.

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