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Weise Frau!

Unmaßgeblich sind Sie jene rüstige Hälfte,

welche in dem, durch einen Ihrer Mephis stophilen *) mir zu Handen gekommenen, Zweisse das Wort führt. Bey dem ersten Ausbruche Ihrer Anrede, Madam, war mir nicht anders zu Muthe, als wenn ich die leibhafte Gemahlin des im anmuthigen Thale Guß weiland berühmten Emirs vor mir fähe. Aber die Staatslist und der Einfluß Ihrer Eingebungen auf denjenigen Briefsteller oder Concipienten, den Sie so oft. Ihr liebes Herz! nennen, wurde mir in der Folge so augenscheinlich, daß ich bewogen,

*) Siehe Hiftoire prodigieuse et lamentable de Jean Faufte, grand et horrible Enchan

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avec la mort espouventable, Der nière Edition, à Rouen 1662. 12.

worden bin, weise Frau ! Sie zur Unterhändlerin unserer kleinen Geschäfte zu machen, in der guten Zuversicht, folche durch Ihre Vermittelung am glücklichsten endigen zu kön nen, um so mehr, da ich theils aus Mangel eines Mufei Sinici nicht füglich im Stande bin, mich in einen förmlichen Briefwechsel mit den Mandarinen der Mitternacht einzulassen, theils über die Etiquette im Handel und Wandel mit chinesischen Schriftstelfern in Ludovici Kaufmanns Lériko ganz und gar kein Licht finden kann.

Mein weltbekannter Eifer für das Aufkommen der neuen Litteratur und besonders der deutschen Buchhandlung, nebst zufälligen Aussichten, durch einen treuherzigen Enthusiaften in einer der äussersten Russischen Provin zen, manchen Stücken hiesigen Verlages, welche nicht nur den Labyrinthen und S ch a ubühnen jener Zeit an Klaftermaaß und Centnergewichte, sondern auch dem herrschenden Geschmack des Jahrhunderts an Kleinig keiten und Poffen, die aus Hand in Hand gehen, viel gelesen, wenig gekauft u. s. w. werden, Troß bieten, einen Ausweg nach Peking zu verschaffen, macht_mich vorzüglich aufmerksam, dem venerablen MienMan - Hoam von der guten Begegnung der europäischen Verleger gegen Schriftsteller aller Nationen und Religionen die edelsten Vorurtheile beyzubringen, um ihm einigen An

laß zu geben, damit bey seiner, der Himmel verleihe nur! glücklichen Heimkunft am Hos fe der Mitternacht, zum Vortheile meines Namens und einer etwanigen Grundlegung zu einem deutschen Bücherverkehr daselbst, wuchern zu können.

Ohne also die geringsten Ansprüche auf sein mir angebotenes, aber für den Geschmack und Horizont unsers Jahrhunderts gar zu winziges Manuscript zu machen, habe die Ehre, Madame, die von mir verlangte Assignation als ein baares pretium fub ea conditione, ne quid poft ea *) wie sich ein Landsmann unsers seligen M. Cdlius bey einer ähnlichen Gelegenheit ausdrückte, gehorsamst zu übersenden.

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Der Ueberbringer des gegenwärtigen, weis se Frau! ist ein würdiger Gegenstand Ihrer schwarzen Kunst und Bekanntschaft. Es ist der elisäische Schatten des Herrn Magister Sebaldus Nothanker, welcher sich Ihrer ddmonischen Vertraulichkeit durch Ueberreichung des ersten Theils seiner LebensGlaubens- und Leidensgeschichte bestens empfehlen wird. Ohngeachtet der milden Beysteuer meiner soekrathischen, plaplatonischen, horratianischen und anagreontinischen Freunde, muß ich es mir gegenwärtig blutsauer werden lassen,

* Siehe Ciceronem pro Archia §. X.

für das Schicksal seiner zurück gebliebenen Fa-. milie, als ein irdischer Pflegvater, zu sorgen, um selbige diesseits des Styr so glücklich zu machen, als die nunmehr verklärte Wilhelmine und ihre kleine Charlotte, durch einen zu frühzeitigen Märtyrertod meiner leidigen Erfindungskraft auf D. Stau zens und seines Schwagers Rechnung, schon jenseits des Styr geworden sind.

Meine Denkungsart, Madam, ist von dem unbescheidenen Vorwiße jenes Propheten *) weit entfernt, in Ihre Familiengeheimnisse eindringen zu wollen, um etwa aus dem Grunde zu wissen, ob der Mandarin der Mitternacht Ihr wirklicher Gemahl und der wievielste er sey. Ich bin eben so wenig willens, mein heiliges Amt der Schlüssel, das ich über alle deutsche Schrift: steller rühmlichst verwalte, an einem irrenden Confucianer zu mißbrauchen. Wenn er aber unserm ganzen Synedrio der neuen und deutschen Litteratur nicht glauben will: so wird er doch wenigfiens, weise Frau! Ihren elisäischen Gast hören, der durch eben die Meynungen, die hier im Chorhemde gehen, dort um seinen kahlen Mantel und Kragen gekommen ist. Ihnen ins Ohr gesagt, der Geist der Lügen und Verfolgung herrschen in un

Joh. IV. 18.

ferm Luftkreise und bis auf das Datum meis nes Sendschreibens noch eben so unsichtbar und wüterisch als jemals und irgendwo, und die frostigen Wörterbücher, aus denen man die Sprache unsers neuen Glaubens erlernen soll, find im rechten Ernst nichts als Sammlungen der lustigsten Wortspiele

Thun Sie also, weise Frau! ein Werk der Liebe an unserm zweydugigen Fremdling, dessen Myopie eben darin besteht, daß er sich für scharfsichtiger als andere Weltbürger hält.

Brauchen Sie alle Gewalt Ihrer Beredsamkeit, welche jeden Märtyrer Ihrer heitern blauen Augen, wie ein offener Himmel, entzuat ja wenden Sie alle Stärke Ihres amazonischen Geistes, gleich jener gesegneten Jael *) dazu an, sich seiner Bijoux indiscrets zu bemachtigen und diese orphischen oder or chischen Eyer, wie Scorpionen und Basilisken, unter Ihre Zerse zu treten ;

falls Ihr liebes Herz nicht das Leid erleben soll, seine mikrologische Einfälle und Zweifel, gleich den Folianten jener Zeit und alter Mode, in Schweinsleder mit silbernen Clausuren-- statt der Manschetten!

gebunden zu sehen,

Das bisher noch unergründete Ges heimniß in dem Leben und Meynungen

*) Judic. V. 24,

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