ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

seine baierische Chronik erst lateinisch, dann deutsch Herausgab. Sein gebildeter Chronikenstil verräth eine Kenntniß und durchdachte Musternehmung der antiken Geschichtschreiber, und besonders Tacitus scheint ihm bisweilen vorgeleuchtet zu haben. Neben ihm könnten noch die Chronik der burgundischen Kriege von Diebold Schilling, die Weltchroniken von Steinhövel, Thomas Lirar, Werner Ro Lewink, Hartmann Schedel (die Georg Alt in deutsche Sprache brachte); ferner die in niederdeuts scher Mundart geschriebenen,,Cronecken der Sassen" von Conrad Botho und Thomas Gheysmer's „dänische Chronik," dann Petermann Etterlyn's „Schweizer - Chronik und das Buch von Ulrich Reichenthaler über das Concilium zu Costanz, das er als Augenzeuge schilderte, genannt werden, um die historische Anschauungs- und Ausdrucksweise des funfzehnten Jahrhunderts zu umzeichnen. *)

Die Sprache des bürgerlichen und gesellschaftlichen Lebens in diesem Jahrhundert redet in ihrer ganzen Naivetät, treuherzigen Derbheit und schalkhaften Ehrbarkeit aus dem Ehest and sbuch des

*) S. Wachler, Vorlesungen über die Geschichte der deutschen Nationalliteratur, Thl. I. S.

Albrecht von Eybe (Obe) uns an. Dies ist eines der merkwürdigsten und seltensten Denkmäler dieser älteren Prosa. Der Verfasser giebt sich in der Vorrede seines ohne Titel erschienenen Werkes als,,in baide recht doctor, Archidiacon zu Wirczburg vn Thumherr zu Bamberg vnd Aystet" zu erkennen. Die ältesten Ausgaben sind von Nürnberg, 1472, in welchem Jahre der Verfasser sein Buch mit einer feierlichen Zueignung dem löblichen Magistrat und der Gemeinde der Stadt Nürnberg als Neujahrsgez schenk übersandte. Es ist in drei Theile getheilt und enthält dem Inhaltsverzeichniß nach Folgendes: Tytel diß büchlins des ersten teyls: Ob einem Manne sey zu nemen ein eelich weyb oder nit. Von lieb und feuscheit der eelewte vnd von vnordentlicher lieb und vnkeusch. Von der schön vnd vngestalt der Frouwen. So ein eefrow fruchtbar oder unfruchtbar ist. Von lieb vnd sorgen der kinder vnd wie sy erzogen sullen werden vnd so die kinder oder die elter sterben. So die Frow wolredende vnd zornig ist. Von dem Heyratgut vnd von reichtumb vnd armut. Tytel des andern teyl's: Wie die welt vnd wie die menschen vnd warumb sie erschaffen seind. Die Antwurt das ein weyb zu nemen sey. and sunst zu dulden.

Widerwertigkeit in der ee Das man Frouwen vnd

junckfrouwen zu rechter zeytt mann geben sol. Wie sich ein frow halten sol in abwesen irs mans. Das lob der ee. Das lob der frouwen.

[ocr errors]
[ocr errors]

Tytel des dritten teyls. Wie die male und wirtschaft seind zu halten. Von ellende krancheyt vnd widerwerti keyt der menschlichen natur. Das keyn sunder ver zweyfeln sol.

Wan sieht, dieser ebenso ehrbare als lustige Archidiaconus hat kein Hauptcapitel aus dem ehelichen Leben und Wandel unberührt gelassen. Seine moralischen Nuganwendungen verrathen im Allgemeinen strenge Grundsäße, ohne pedantisch und im Einzelnen lästig zu werden. Man hat ihn nicht mit Unrecht den deutschen Montaigne genannt. Hin und wieder laufen seine moralischen Tractate, wenn den Verfasser seine fröhliche Phantasie von dem didaktischen Ton abführt, in kleine Novellen aus, die, in ihrer zierlichen und naiven Behandlung, an Boccaccio erinnern. Zuweilen hat er auch aus demselben entlehnt, wie die Erzählung, mit der er beweisen will, ,,das man frowen und junckfrowen zu rechter czeit menner geben sol." Die vortrefflich gehaltene Erzählung: „wie sich ein frow halten sol in abwesen irs mans" zeigt ihn selbst als Meister im naiven

die Frow hat nach meinem willen gancz gelebet vnd wirt es allzeyt tun, du willt auß gyeen vogeln vnd wilt besehen ob du ein andere auff den kloben bringen mügest vnd gefahen vnd will es für ein lob haben ye mer er a die czeteln mag bringen oder an die kerben, so die Frouwe gar für schentlicher achtet ir lieb mit merer Mannen zu teylen."

Einige der am meisten charakterisirenden Abschnitte, die hier stehen könnten, müssen wir in Betracht des veränderten modernen Geschmacks unterlassen, da unsere Sitten heut nicht mehr rein genug sind, um alles Natürliche, das unsere Altvordern frisch und fröhlich bei seinem Namen nannten, ohne Anstoß hinzunehmen. Hier empfinden wir erst recht die Corruption, die hinter den prüden Formen sich birgt, wenn wir uns schämen müssen, die unumwundenen Aeußerungen alter, förniger, ächt deutscher Sitte unsern Zuständen wieder nahe zu bringen. Nur das harmlose Lob, das der ehrliche Albrecht von Eye der Ehe spendet, mag hier noch eine Stelle finden: Die Eee ist ein Mutter vnd meisterin der Kewscheyt, wann durch die Eee werdent vermitten vnlauter frembd Begird und ander schwär sünd der Vnkewschheyt; die Eee ist eyn nucz heilsames Ding, durch die werdent die Land, Stet und Heußer ge=

bauwet, gemeret vnd inn frid behalten. Manig streit, schwär krieg vnd veindschafft hinttergelegt vnd gestillet, gutt freündschafft vnd sipp vnder frembden personen gemachet vnd das gancz menschlich geschlecht geewigt. So ist auch die Eee eyn fröliches, luspers vnd füß Ding, was mag frölicher vnd füßer gesein, dann der nam des vatters, der Mutter vnd der Kinder, so die hangen an den Hälsen der eltern vnd manigen füßen kuß von in empfangen, vnd so beyde Eeeleut folliche lieb, willen und freüntschafft zu eynander haben, was eynes will das ouch das ander wöll, vnd was eins redt mit dem andern, das es verschwigen ist, als hett es mit im selbst geredt, vnd in beiden guß vnd übel gemeyn ist, das gut defter fröhlicher, vnd das widerwertig defter leichter."

Der Geschmack des Jahrhunderts war ein ge mischter und erschien wie aus den verschiedenartigsten Gewürzen und Ingredienzien zusammengefeßt. Dies verräth sich in der Darstellungsmanier durch das nahe Aneinanderliegen von Ernst und Scherz, von moralischer und burlesker Tonart. Es lag in der Stellung dieses Jahrhunderts, das ein aufnehmendes, allen möglichen Einwirkungen von außen sich hingebendes war, die verschiedensten Stoffe in buntschilleruder Vermengung aufzuhäufen. Der Stil der

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »