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dem Imhotep1); die Ärzte verehren ihn als den Schützer ihrer Kunst und schließlich gilt er dem Volke geradezu als ein Heilgott, als Asklepios, wie ihn die Griechen Ägyptens nennen. Und doch trägt der neue Gott noch lange deutliche Kennzeichen seiner menschlichen Herkunft. Man stellt ihn dar in alter menschlicher Tracht, ohne Krone, Szepter und Götterbart, und der Kultus, den man ihm weiht, hat noch die Formen der Totenverehrung, wie man sie im Grabe ehrwürdiger Vorfahren vollzieht.

Ganz ebenso hat sich die göttliche Verehrung bei einer berühmten Persönlichkeit des neuen Reiches entwickelt. Zur Zeit der höchsten Blüte Ägyptens nahm an dem reichen Hofe des dritten Amenophis der Vezier Amenophis, Sohn des Hapu, die erste Stelle ein. Daß er ein Gelehrter war, erzählt er uns selbst in einer Inschrift: er ward in das Gottesbuch eingeführt und schaute die Trefflichkeiten des Thoth; er verstand ihre Geheimnisse und man frug ihn ihretwegen um Rat.2) Und er war nicht nur gelehrt, sondern leistete auch in seinem hohen Amte Großes, und erwarb den Dank seines Herrn. Der König stellte ihm eine Statue im Tempel von Karnak auf und als er sich auf dem Westufer von Theben sein Grab vollendet hatte, da erschien seine Majestät in eigener Person und erließ ein Dekret, das die Stiftung seines Veziers für ewige Zeit sichern sollte. Was es nun eigentlich gewesen ist, was den Namen dieses gelehrten Beamten über ein Jahrtausend hinweg lebendig erhalten hat, wissen wir nicht; genug, er gilt der späten Zeit als einer der Weisen der Vorzeit, als ein Mann, der seiner Weisheit wegen göttlicher Natur teilhaftig zu sein schien, wie eine griechische Quelle 3) sagt. Man schreibt ihm ein Zauberbuch zu und sein Grab wird eine geheiligte Stätte. Schließlich baut es Ptolemäus IV. zu einem Tempel der Totengötter aus, dem bekannten Tempelchen von Derelmedine, das die modernen Besucher Thebens durch seine gute Erhaltung erfreut. In ihm wird der alte Weise, dessen Sprüche nicht vergehen, zusammen mit dem eben besprochenen Imhotep neben den Göttern verehrt und auch in Karnak genießt er göttliche Ehren.

Es ist nur ein dürftiges Bild der späten Religion, das wir hier gegeben haben und es würde schwer fallen, es aus den ägyptischen Quellen weiter auszuführen. Denn so viel auch in den Inschriften und Papyrus dieser Epoche von den Göttern und ihrem Kultus die Rede ist, so wenig lehren sie uns doch für die wirklichen Anschauungen dieser

1) Schäfer, Äg. Ztschr. 36, 147. 2) Mar. Karn 36, 28.
3) Manetho bei Josephus c. Apionem I, 232.

Zeit; es ist Uraltes, was sie immer wieder reproduzieren und es wäre ein Wagnis, erkennen zu wollen, was von dem allen wirklich damals geglaubt wurde. Aber an dieser Stelle, wo unsere ägyptischen Quellen versagen, erhalten wir nun zum ersten Male eine Hilfe von außen; um das Jahr 450 v. Chr. hat Herodot Ägypten bereist, als ein aufmerksamer und unermüdlicher Beobachter. Und gerade auf die Dinge, die uns hier interessieren, hat auch er besonders geachtet, denn es stand ihm fest, daß diese ägyptischen Götter keine anderen seien als seine eigenen. Osiris und Isis sind ihm Dionysos und Demeter, Horus ist ihm Apollo, der Götterfeind Set ist der Gigant Typhon, die Neith von Sais ist die Athene, Min ist Pan und Amon Zeus und selbst die katzenköpfige Bast muß sich bequemen, Artemis zu sein. Osiris und Isis stehen für ihn, wie das in dieser Zeit zu erwarten ist, schon im Mittelpunkte der Religion; sie sind die Götter, die alle Ägypter verehren. 1) Daß ihm ein Einblick in ihre Geheimnisse von den Priestern gewährt worden ist, ist ihm ein stolzes Bewußtsein, denn er erwähnt es ausdrücklich, obgleich er seinem Gelübde getreu, nichts daraus mitteilen mag.2)

Sehr auffällig waren ihm die heiligen Tiere, deren überschwengliches Ansehen uns auch in seinen Mitteilungen entgegentritt. Vom Apis, den er in einem Hofe vor dem Südtor des Ptahtempels gesehen hat, weiß er, daß er durch einen Strahl vom Himmel erzeugt wird; er ist schwarz und hat einen viereckigen Fleck auf der Stirn, auf dem Rücken das Bild eines Adlers und was der Kennzeichen mehr sind. Wird ein neuer Apis gefunden, so feiert ihn ganz Ägypten mit Festkleidern und Festtagen. 3) Den heiligen Vogel im Tempel von Heliopolis, den Phönix, hat er nicht gesehen, denn der erscheint, wie die dortigen Priester ihm erzählt haben, nur alle 500 Jahre, um die Leiche seines Vaters in einem Ei aus Myrrhen in den Tempel zu bringen. 4) Am Mörissee und in Oberägypten hat man ihm ein heiliges Krokodil gezeigt, das an den Ohren und den Vorderfüßen mit Gold und Edelsteinen geschmückt war. 5)

Aber nicht nur diese einzelnen Exemplare, die in den Tempeln gepflegt, von Wärtern bedient und von den Frommen gefüttert werden, gelten als Götter; ihre Heiligkeit hat sich längst auf alle ihre Genossen erstreckt, auf Kühe und Böcke, Hunde und Katzen, Nilpferde und Krokodile, Ratten und Mäuse, Falke und Ibis, Barsche und Aale.

1) Herodot II, 42. 2) ib. 61. 3) ib. 153; III, 27. 28. 4) ib. II, 73. 5) ib. 69.

Bei einer Feuersbrunst denkt man mehr an die Rettung der Katzen als ans Löschen.) Wer von einem Krokodil gefressen wird, gilt als ein besonders glücklicher Toter, 2) wer aber ein heiliges Tier absichtlich tötet, der hat selbst das Leben verwirkt, und bei einem Ibis oder einem Falken

110. Katzensarg aus Bronze. (Berlin 2055.)

gilt sogar die zufällige Tötung als ein Kapitalverbrechen. 3) Für jedes dieser Tiere gibt es eine Ortschaft, nach der man, wenn es irgend angeht, ihre Leichen hinschaffen soll; die Katzenknochen bringt man nach Bubastis, die Leichen der Mäuse und Sperber nach Buto und die der Ibis nach 2) ib. 90. 3) ib. 65.

1) ib. 66. Erman, Die ägypt. Religion.

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Schmun. 1) Fällt ein Ochse, so begräbt man ihn vor der Stadt, doch so, daß eines seiner Hörner als Kennzeichen noch aus der Erde hervorsieht; denn es gibt fromme Leute aus Atarbechis im Delta, die bereisen das Land und sammeln die Gebeine der Ochsen, um sie in ihrer Heimat beizusetzen. Aber die Kühe, die als die heiligsten aller Tiere gelten, werden nicht so bestattet; die wirft man in den Nil. 2) Und diese Schilderung Herodots, die man ge

III. Katzen

mumie.

(Berlin 6942.)

neigt sein könnte, für übertrieben zu halten, ist sicher eine treue, denn überall auf ägyptischem Boden treffen wir auf derartige späte Massengräber heiliger Tiere, auf Gruben, in denen die Katzen zu Hunderttausenden beigesetzt sind, auf Grüfte, in denen alte Krokodile, ihre Eier und die eben ausgekrochenen Jungen bestattet sind, auf Ibisgräber und Falkengräber, auf Gräber von Schlangen und Fischen. Und diese Tiere sind nicht immer nur kurzerhand verscharrt, sondern man hat sie oft auf das zierlichste mumisiert und sie in Särgen und Krügen und Bronzefiguren bestattet. Und in so ungeheuren Mengen liegen sie in manchen dieser Gräber, daß die moderne Industrie von den heiligen Leichen einen profanen Gebrauch gemacht hat: sie hat die Katzengräber von Beni Hasan zur Herstellung künstlichen Düngers verwendet.

In den großen Tempeln des Delta, die für uns heute verschwunden sind und deren Pracht und Schönheit er rühmt, hat Herodot auch den den Festen beigewohnt. Seine Erzählungen zeigen, daß sie auch damals noch in Darstellungen aus der Göttersage gipfelten. So liegt in Sais, im Bezirk des Neithtempels, ein Grab des Osiris, das von einem Haine mit Obelisken umgeben ist; neben ihm liegt ein runder See und auf diesem stellen sie die Leiden des Gottes dar. 3) Bei einem anderen Feste bringt man einen Priester, dem die Augen verbunden sind, und der ein besonders dazu gewebtes Gewand trägt, auf den Weg, der nach dem Isistempel führt. Dann leiten ihn zwei Wölfe - offenbar die Wepwawetgötter - dorthin und geleiten ihn wieder zurück.4) Hier, und wo sonst es sich um Osiris

1) ib 67. 2) ib. 41. 3) ib. 170, 171. 4) ib. 122.

und Isis handelt, mag Herodot in seiner Scheu die Gründe dieser Aufführung nicht angeben. Aber bei andern Göttern redet er freier. Als der Gott, den er Herakles nennt, einst den Amon zu schauen begehrte, hatte sich dieser ihm nur unter einem Widderkopfe versteckt gezeigt; daher schlachten die Thebaner

am Amonsfeste einen Widder, bekleiden das Götterbild des Amon mit dem Fell dieses Tieres und stellen das Bild des Herakles da

vor.

Dabei schlagen sie sich und begraben dann den Widder. 1) In Papremis im Delta war der Gott, den Herodot Ares nennt, einst mit Gewalt in das Heiligtum seiner Mutter gedrungen, um sie zu seiner Gattin zu machen. Daher führt man das Bild des Gottes am Vorabend des Festes aus dem Tempel. Bei Sonnenuntergang bringen die Priester es auf einem vierräderigen Wagen zurück, finden aber mehr als tausend Mann, die mit Knütteln bewaffnet sind, am Tore aufgestellt, um dem Gotte den Eingang in den Tempel zu verwehren. In einer furchtbaren Schlägerei müssen die

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112. Holzsarg eines Ibis.

Vor ihm räuchert der Mann, der ihn hat bestatten lassen. (Berlin 6938.)

Begleiter des Gottes diesem den Eintritt erkämpfen.2) So wie in diesem Falle, so nimmt auch sonst das Volk an den Festen teil, noch mehr, als wir es nach den Inschriften der Tempel denken würden. In der einen Nacht begeht man in Sais, ja in ganz Ägypten, eine allgemeine Illumination, bei der um die Häuser herum Lampen aufgestellt

1) ib. 42. 2) ib. 63.

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