ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Sechste Syzygie.

Sin und die große Frau.

Sin, der auch Ab Vater, Bel purussu Herr der Entscheidungen 1), Buru junger Stier, Jlu banii Schöpfergott, Inbu sa ina rammitu ibbanu der Zweig, der von selbst wächst, Inzu oder zuin, Lugalbanda, Nannar, Nugimmut, Sin ellame Zwilling heißt, wird als Sohn Bels betrachtet. Als „Vater" trägt er einen langen Bart, als junger Stier" hat er zwei große Hörner. Er ist der Gott des Mondes, die Leuchte von Himmel und Erde, König und Gott der Götter, der Leuchtende, der in den heiligen Himmeln wohnt, der Wasser und Feuer hält, der Fieber erregt. Zur Vollmondzeit ist er mit einer Kopfbinde oder agu bedeckt; wenn er aber verdunkelt wird, so sind daran die sieben bösen Geister schuld. Dann berät sich Bel Enlilla mit Ea, dem erhabenen barsu der Götter, und setzt den Gott des Mondes und den Gott der Sonne und die Göttin des Abendsternes und Anu an das firmament, die Ordnung wieder herzustellen. Aber die bösen Sieben machen einen Unsturm gegen Sinnannar und gegen den Sonnengott. Nannar wird verdunkelt und sitt nicht mehr auf dem Stuhl seiner Herrschaft. Da fendet Enlilla seinen Diener Nusku zu Ea in die Wassertiefe mit seinem Gebot. Ea beißt sich auf die Lippe und spricht zu Marduk: „Gehe, mein Sohn Marduk, mein Sohn Sin ist am Himmel kläglich verdunkelt“ . . . hier ist die Tafel leider sehr beschädigt, und wir erfahren nicht, auf welche Weise Marduk dazu hilft, daß Sin sein Licht wieder über alle Sterne erstrahlen lassen kann 2). Ich bin der Meinung, daß hier nicht von der regelmäßigen Verdunklung des Mondes zur Zeit des Neumondes ein Märchen gedichtet ist, das man dann alle 4 Wochen den großen und kleinen Kindern erzählen konnte, sondern von der Mondfinsternis, deren Ursache die Babylonier noch nicht ergründet hatten.

Ein hymnus auf den Neumond ist uns in sumero-akkadischer Sprache und in assyrischer Uebersetzung erhalten, mitgeteilt von Jensen 3), auch als Beschwörung gebraucht :

„Am Tage, da der Gott geschaffen wird, wird ein heller askaru erzeugt, der Gott zeigt sich in allen Landen, schrecklichen Glanz trägt er, Ueberlegenheit und üppige Kraft macht ihn vollkommen, mit majestätischer Pracht ist er umgeben, die Gestalt entsendet Schrecken, funkeln leuchtet hervor, ein askaru bricht hell hervor, im Himmel wird er geschaffen und auf Erden, dieser askaru wird in der Gesamtheit des Himmels und der Erde geschaffen; dieser askaru geht aus einem Hain von Hafurru-Bäumen hervor; ein askuru, das Erzeugnis eines Gottes, das Werk von Menschen; dieser askaru ist in Richtigkeit, in gehöriger Weise vollendet; durch die

1) A. Jeremias, A. C. O., S. 35.

2) Fr. Hommel, Sem. D. u. Spr. I, S. 310.

8) 3. f. 2. II, S. 79.

Kunst Gusginbandas ist er gemacht. Dieser askaru ißt keine Speise und trinkt kein Wasser ohne den Mund zu öffnen.“

Obwohl dieser Hymnus in zwei Sprachen erhalten ist, leidet er gleich dem Neumond am Lichtmangel, namentlich betr. des askaru, viel mehr als der folgende Klagegefang an Nannar:

„Mondbarke1) des glänzenden Himmels, herrlich bei sich selbst, Vater_Nannar, herr von Uri, Vater Nannar, Herr von Ekisnugal), Vater Nannar, Herr von Namrasit ), Herr Nannar, Hauptsohn des Enlil, wenn du voll wirst, wenn du voll wirst, wenn du dem Auge deines Vaters, dem Auge des Gottes Mullil herrlich bist; Vater Nannar, wenn du herrlich bist, wenn du entgegentrittst, Mondbarke, wenn du in der Mitte des Himmels voll herrlich bist; Vater Nannar, du wenn du hin zur glänzenden Behausung dich aufmachst; Vater Nannar, wenn du gleich einem Schiff zur Hochflutzeit voll bist, wenn du voll bist, wenn du voll bist, wenn du voll bist, wenn du hell ultia bist, du wenn du voll bist, Vater Nannar, wenn du für . forgsam zubereitet bist, möge dein Vater mit frohem Auge dich anschauen, traulich dich hegen, zum erhabenen König leuchtend hervorkommend, dem Gott Mullili diè Tiara leihend, möge deine Hand dir vollenden, wenn du als glänzende Mondbarke dich nach Uru aufmachst, wenn du, Vater Nugimmud, sorgsam zubereitet bist...")“

Hier fehlt ein Stück der Tafel; aber es reicht auch dieser Torso schon hin, die Weise der Anbetung der babylonischen Götter nach den beiden Seiten des menschlich-vertraulichen Umgangs und der Gedankenlosigkeit etwas kennen zu lernen. Um wichtigsten ist die naheliegende Vermutung, daß die alten Babylonier bereits den Einfluß des Mondes insbesondere des Voll- und Neumondes auf Ebbe und flut beobachtet haben.

Eine Beschwörung, darin Nannar angerufen wird, teilt H. Zimmern mit): Sin ellame möge deinem ") Leibe den Garaus machen, zu cinem fallen in Wasser und in Feuer stoße er dich hin.“ Schüttelfrost und Fieberhize treten der Regel nach neben einander auf. Wenn diese Redeweise auch im N. T. 7) vorkommt, so muß das nach der Methode unsrer heutigen Wissenschaft ein gewisses Zeichen sein, daß die Erzählung von dem kranken Kind aus Babylonien herübergekommen ist, als ob es in Palästina nicht auch kranke Kinder, Schüttelfrost und Fieberhige gäbe! Aehnlich geht es mit dem Propheten Jona. Weil der Früh lingsneumond drei Nächte unsichtbar ist, so ist der Prophet Jona drei Nächte im innern des großen Seetieres gewesen, ist Johannes der Täufer drei Tage von Malta entfernt, ist Christus nach drei Tagen oder am dritten Tage auferstanden! Den innern Zusammenhang zwischen dem Nichterscheinen des Neumondes und diesen Tatsachen sieht die heutige

1) Das erste Vierel des Mondes erscheint in südlichen Gegenden häufiger wie bei uns als ein kleines am Himmel fahrendes Schiff.

2) Eridu.

3) Neumond (?).

4) Fr. Hommel, Grundriß, S. 378.

5) K. U. T., S. 364.

6) Angeredet ist eine Here.

7) Matth. 17, 15.

Wissenschaft ebenso deutlich, als einer des Gras wachsen sieht. In einem Hymnus auf Sin heißt es:

„Wenn dein Wort im Himmel erschallt, werfen sich die Igigi auf das Antlitz nieder. Wenn dein Wort auf Erden erschallt, küssen die Anunaki den Boden.“ Dieser Hymnus, der mehr Dichterkraft und Kunst als viele seines gleichen kundgibt, ist von H. Zimmern mitgeteilt 1). Er hebt an:

„Herr, Herrscher unter den Göttern, der im Himmel und auf Erden allein groß ist, Vater Nannar, Herr Gott Unsar, Herrscher unter den Göttern; Vater Nannar Herr großer Gott Unu, Herrscher unter den Göttern; Vater Nannar, Herr, Gott Sin, Herrscher unter den Götern; Vater Nannar, Herr von Ur, Herrscher unter den Göttern, Vater Nannar, Herr von Gissirgal, Herrscher unter den Göttern; Later Nannar, Herr der Kopfbinde, glänzender Herrscher unter den Göttern; Vater Nannar, an Königsherrschaft sehr willkommen, Herrscher unter den Göttern; Vater Nannar, der in hehrem Gewande einherschreitet, Herrscher unter den Göttern; kräftiger junger Stier mit starken Hörnern, vollkommenen Gliedmaßen, lasurfarbenem Bart, voll lippigkeit und fülle; Frucht, die von selbst erzeugt wird, von hohem Wuchs, herrlich anzuschauen, an deren Fülle man sich nicht satt sehn kann; Mutterleib, der alles gebiert, der bei den lebenden Wesen einen glänzenden Wohnsitz aufschlägt; barmherziger gnädiger Vater, in deffen Hand das Leben des ganzen Landes gehalten wird; o Herr, deine Gottheit ist wie der ferne Himmel, wie das weite Meer, voller Ehrfurcht; der das Land erschaffen, die Tempel gegründet und mit Namen benannt hat; Vater, Erzeuger der Götter und Menschen, der Wohnsitze aufschlagen ließ, Opfer einsetzte, der zum Königtum beruft, das Szepter verleiht, der das Schicksal auf ferne Tage hinaus bestimmt; gewaltiger Anführer, dessen tiefes Innere kein Mensch durchschaut; hurtiger, dessen Kniee nicht ermatten, der den Weg der Götter eröffnet, seiner Brüder, der von Grund des Himmels bis zur Höhe des Himmels glänzend dahinwandelt, der die Türe des Himmels öffnet, allen Menschen Licht schafft; Vater Erzeuger von allen, der auf die Lebewesen blickt, der auf (ihr Wohl) bedacht ist; Herr der die Entscheidungen für Himmel und Erde fällt, dessen Befehl niemand abändert, der Feuer und Wasser hält, der die Lebewesen leitet; welcher Gott käme dir gleich? Wer ist groß im Himmel? Du allein bist groß. Wer ist groß auf Erden? Du allein bist groß. Wenn dein Wort im Himmel erschallt, werfen sich die Jgigi auf das Antlitz nieder. Wenn dein Wort auf Erden erschalt, Füssen die Anunaki den Boden. Wenn dein Wort droben wie der Sturmwind dahinfährt, so läßt es Speise und Trank gedeihen; wenn dein Wort auf der Erde sich niederläßt, so entsteht das Grün. Dein Wort macht Stall und Herde fett, breitet aus die Lebewesen. Dein Wort läßt Recht und Gerechtigkeit entstehn, sodaß die Menschen recht sprechen. Dein Wort ist der ferne Himmel, die verborgene Unterwelt, die niemand durchschaut. Dein Wort, wer verstünde es? Wer käme ihm gleich? Herr, im Himmel hast du an Herrschertum, auf Erden an Herrschern unter den Göttern, deinen Brüdern, keinen Nebenbuhler.“

Wird hier Sin über alle seine Brüder erhoben, so weiß die hl. Schrift und die Astronomie, worauf schon hingewiesen wurde, daß sich die Sache anders verhält.

Das Bild Sins ist eine Mondsichel oder Mondbarke, in der häufig ein Mann steht, auf dem Kopf eine Tiara, von einem Halbmond gekrönt. Auf den Münzen von Haran sieht man einen eiförmigen Stein auf einem Gestell mit der Mondsichel darüber, auf einem Stein die sechssprossige Leiter, auf dem Achatkegel des Sinsarusur eine Säule mit liegender Leiter.

1) K. U. T., S. 608.

Aus der Säule wird hernach ein Mast des Mondkahns, von dem aus Taue nach dem Rande gespannt sind. Oder der Gott im Mondkahn hat die mit der Sichel gekrönte Säule in der Hand. Die sechs Sprossen der Leiter werden auf die Wirksamkeit des Gottes der Phasen gedeutet, dessen Wille alle Dinge mehrt", der nach sechs Tagen eine neue Phase erreicht.

"

Auf die Tafel aber des Vollmonds schreibt Nebo, der Gott der Schreibekunst, und der Priester liest zum Orakelgeben, was Nebo ge= schrieben hat. Daß Sins Verehrung in Haran ursprünglich gewesen und von dort nach Babylon gebracht worden sei, ist die Annahme einiger Gelehrten; der Beweis dafür steht noch aus 1).

Die Zahl Sins ist dreißig nach der Zahl der Tage im Monat.

Seine Tempel in Babel und in Ur heißen auf der großen Steininschrift Nebukadnezars Egisfirgal, Egalmach, Emipar, Emurianna, der in Ezida aber Edimanna. Schon Sumuabi baute ihm den Tempel Emach, der mit einem Tor von Zedernholz geschmückt war. Aber dieser König sagt uns auch, in welcher Stadt er Sins Tempel aufgerichtet hat. Es war nicht die Stadt Haran, sondern Ur in Chaldäa. Bis zu des Königs Josia Zeit war die Verehrung Sins auch bei dem abgefallenen Israel üblich gewesen; denn er tat ab die Räucherer des Baal und der Sonne und des Mondes und der Planeten und alles Heers am Himmel" ).

Die große Frau oder Herrin, auch Nikkal, Ningal, Ninsum genannt, wurde wie Sin auch in Haran verehrt. Ihre Tochter ist Nannai. Aber die Verehrung der großen Frau blieb recht klein. Sie konnte gegen den glänzenden Gemahl nicht aufkommen.

Siebte Syzy g i e.
Samas und At.

Zum zweiten Mal haben wir einen semitischen Gottesnamen in Samas; denn die Sumero-Akkadier nannten diesen Gott Babbara oder Barra, Sahasisu oder Utu. Wenn er einmal Jlu samullu 3) genannt wird, so wird dieser Name auch semitischen Ursprungs sein. Sein Tempel in Sippara hieß Ebabbara. Er gilt für einen Sohn des Sin und der Ningal-Istar. Er ist der große Richter Himmels und der Erde, der alle Lebewesen aufrecht erhält, der Herr der Zeit, dargestellt unter dem Bild des Ringes, der keinen Anfang und kein Ende hat, daher „Herr des

[blocks in formation]

Ringes" genannt 1). Er heißt auch der Krieger der Welt, der Regent aller Dinge, das Licht der Götter, der den Königen im Krieg hilft, ihre feinde verdirbt, im Frieden ihre Herrschaft stärkt. Er verscheucht die bösen Gespenster, straft die Lüge, hütet die alten Gebräuche und Rechte, ift ein Hort des Lebensmutes, wird oft der höchste Gott genannt. Zwanzig ist die ihm heilige Zahl 2), warum, ist noch nicht entdeckt. Ursprünglich soll Samas als Frau angesehn worden sein, weil ein Name Samas-mumia vorkommt d. i. Samas ist meine Mutter"; aber in der Sprache des Orients kann das auch von einem Mann gesagt werden.

Ein Hymnus auf Samas lautet:

„Samas, am Grund des Himmels leuchtest du auf, du öffnetest den Verschluß des glänzenden Himmels, du öffneteft die Türe des Himmels. Du, Samas, erhobest dein Haupt über dem Lande, mit majestätischem Glanz des Himmels bedecktest du die Länder, auf Land und Leute richtest du dein Ohr und achtest auf den Weg der Leute... das Getier. . . wie ein Vater ... . .

Einen andern Hymnus hat Halevy veröffentlicht "):

Herr, deine Erscheinung erleuchtet die Finsternis. Barmherziger Gott, der die Bedrückten aufrichtet, der den Schwachen Kraft gibt. Dein Licht beten die großen Göter an, die Anunaki alle erheben deine Erscheinung."

Nicht übel ist die Beschreibung des Sonnenaufgangs: „Am frühen Morgen tritt Samas aus dem großen Berg des Oftens hervor, versammelt die Götter um sich und verscheucht mit seinen Lichtstrahlen alle finstern Geister und Gewalten, die in der Nacht ihr Wesen treiben. Wenn er über das Meer fährt, dann sitt er auf dem Götterwagen, den sein Wagenlenker Bunene führt."

Neben Bunene oder Bunini, der auch Misaru heißt, hatte Samas noch einen zweiten Wagenlenker Kittu, die beide zusammen den zu- und abnehmenden Mond bezeichnen sollen *). H. Zimmern 5) aber läßt sich durch einen leisen Anklang verführen und bringt mit den beiden Wagenlenkern des Samas Pf. 89, 15 in Verbindung, wo es heißt: Gerechtigkeit und Gericht ist deines Stuhles Festung", obwohl hier zunächst das Gegenteil von dem gesagt wird, was bei der Sonne statthat, nämlich äußerlich betrachtet: Die feste sichere Ruhe gegenüber dem rollenden Sonnenwagen mit dem Sonnengott und seinen Wagenlenkern. Aber das zweite Glied des Sahes „Gnade und Wahrheit sind vor deinem Angesicht", das stets zur Erklärung oder näheren Bestimmung des ersten Gliedes dient, hätte von Zimmern auch nicht übersehn werden sollen. Es zeigt sich, daß hier von den Eigenschaften des unsichtbaren Gottes die Rede ist, wie sie sich in seinen Werken auf Erden offenbaren, und das

1) P. Scheil, J. A. IV, S. 336.

2) Fr. Hommel, Grundriß, S. 118.
3) 3. A. III, S. 349.

4) Fr. Hommel, Grundriß, S. 123.
5) K. A. C., S. 370.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »