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haften Verhalten der Materie beim Erhitzen, Schmelzen, Mischen ein Zeugnis, ein Gleichnis des Erlösungsweges. Einmal sind die Gestirne am Himmel, das andere Mal die Metalle im Schmelzofen ein Gleichnis und Gegenbild für das Erlösungserlebnis, das sich in direkter Rede nie ganz würdig, nie ganz vorstellbar schildern ließe. Wir möchten unsere Ausführungen über die Alchimie schließen mit einem Zitate aus dem Werk eines englischen Alchimisten (Pordage), das klarer als alle Auseinandersetzungen zeigt, wie die Alchimie, die, wie sich ergeben hat, keine Experimentiererei ist, aufgefaßt werden muß: „Damit ich zu einer gründlichen und vollkommenen Reinigung von aller Irdischkeit kommen und gelangen möchte, übergab ich meinen Willen dem feurigen Schmelzofen als einem Reinigungsfeuer, bis all meine eitlen Lüste der Irdisch-Gesinntheit im Feuer abgebrannt, und all mein Eisen, Zinn und Schlacken in diesem Feuer-Ofen gänzlich zerschmolzen wären, damit ich in meinem Geiste als ein rein Gold erscheinen, und neue Himmel und eine neue Erde in mir geschaffen und geformt sehen möchte."

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Erkenntnisweisen und heutige Möglichkeiten der Deutungskunst

Wir haben in den vorigen Abschnitten einen Überblick gegeben über die religiösen und magischen Lehren jener Kulturen, bei denen die Magie von wesentlicher Bedeutung ist. Wir besprachen zuerst die Magie primitiverer Völker, erläuterten den Glauben an Vorzeichen, wie er sich einst bei allen Völkern der Erde fand, sowie Sinn und Wesen der Traumdeutung. Dann erörterten wir einige charakteristische magische Bräuche und zeigten an Beispielen, wie solche Bräuche zu verstehen sind. Es erwies sich, daß sie zum Teil als Beschwichtigungen aufzufassen sind, als eine Art instinktiv angewandter Suggestionstechnik, deren Verfahren eine Ausbalancierung des gestörten Gefühlslebens bewirken. Weiter beschäftigten wir uns mit dem Anbahnungszauber, den Formen des Fernzaubers und zeigten, daß auch in unserem Leben Ansätze zu solchen magischen Verhaltensweisen sich finden, die aber nicht zur Entwicklung kommen, d. h. nicht sich zu Bräuchen und Gewohnheiten ausgestalten.

Dann hatten wir eingehend das klassifizierende Denken des Homo divinans besprochen. Damit waren wir zu der ursprünglichsten Systematik, zu der ersten Ordnung von allerlei

Wissen gekommen, die der Mensch ausbildet. In solchen Ordnungen hatten wir den Keim aller Wissenschaft, die ja geordnetes Wissen ist, gefunden. Freilich, wie verschieden waren diese Ordnungen von denen, wie sie von unserer heutigen Wissenschaft entwickelt werden. Indessen standen diese Ordnungen den Systemen der Wissenschaften, wie sie Mexikaner, Chinesen, Babylonier usw. schufen, nahe. Von den auf magischer Grundlage erwachsenen Wissenschaften beschäftigten uns der Kalender und die Medizin eingehender. Diese allgemeinen Erörterungen hatten dann das Verständnis vorbereitet für den zweiten, speziellen Teil. In diesem gaben wir dem Leser eine Übersicht über die religiösen und magischen Lehren des alten Mexiko, Peru, Babylon, Ägypten, China, Indien. In dem Abschnitt über Mexiko legten wir Wesen und Ursprung des Götter- und Dämonenglaubens von völkerpsychologischem Gesichtspunkt aus allgemein dar, sowie die Probleme von der Bedeutung der Ekstase und von der Verwandelbarkeit der Dinge. Schließlich führte uns die Erörterung der mystischen Lehren der mittelalterlichen Kabbalistik und der Alchimie nach Europa und zur neueren Zeit.

Eins hatten wir bei unserer religionsgeschichtlichen Wanderung uns immer vor Augen gehalten: So seltsam, so fremdartig, so unverständlich uns auch manche religiösen Anschauungen und Bräuche erscheinen, die Fremdartigkeit darf uns niemals verführen, in diesen Bräuchen, in diesen Anschauungen grundsätzlich Betrügerei, Selbsttäuschung, Irrtum zu vermuten. Ihnen ist grundsätzlich ein Sinn zuzuerkennen, wenn es uns auch zuweilen schwer fallen mag, die unbezweifelbaren Notwendigkeiten, denen sie entsprechen, in eine uns vertraute Sprache zu übersetzen.

Worin sich die Wissenschaften und Lehren so verschie

dener Völker wie der Chinesen, Babylonier, Inder, Mexikaner, Peruaner, Ägypter gleichen, das ist der Charakter einer Deutungskunst, der bei ihnen allen vorherrscht, oder, wie zu vermuten steht, vorgeherrscht hat.

In Mexiko fanden wir eine Deutungskunst der kalenderkundigen Priestergelehrten. Aus dem Zusammentreffen von dämonischen oder göttlichen Gestalten, die die Regenten bestimmter, genau bezeichneter Zeitabschnitte sind, leitet sich Ungunst oder Gunst der Tage für irgendein Unternehmen ab. Außerdem wurde in Mexiko mit Körnern gewürfelt; die Lage der Körner, ihre Anordnung gab dann ebenfalls Gelegenheit, allerlei Auslegungen vorzunehmen.

In Peru begegneten wir ganz ähnlichen Bräuchen. Hier fanden wir Vogelflugdeutung und Weissagung aus den Eingeweiden der Opfertiere, vornehmlich der Lamas, sowie aus der Form der Blutflecken, die das aus der Lunge der Opfertiere austretende Blut bildet.

In Babylon fanden wir etwas Verwandtes in der sogenannten Hepatoskopie. Die Leber von Opfertieren gab dem Babylonier ein Bild aller möglichen Verhältnisse, die er in ihre Form hineinsah. In der Gestalt dieses wichtigen Organes glaubte er ein gleichnishaftes Anzeichen zu entdecken für allerlei Ereignisse. In bedeutungsvollen Auslegungen gab er seinen Vermutungen Ausdruck. In Babylon fanden wir dann weiter unzählige Listen, in denen die verschiedensten Phänomene zusammengetragen waren, denen man irgendeine Bedeutung zuschrieb: Erscheinungen der Luft, des Wassers, auf der Erde usw. Vor allem aber war es die Astrologie, die uns interessierte, denn die Astrologie, die bei uns gelegentlich ausgeübt wird, geht letzten Endes auf altorientalische Anschauungen zurück.

Im alten Ägypten fanden wir außer einer Kalenderdeutung eine Auslegung alter religiöser Texte. Alte Sprüche oder Hymnen wurden Satz für Satz geprüft und durchdacht. In jedem Worte vermutete man einen geheimen Sinn, überall forschte man nach verborgenen Bedeutungen.

In Indien wurde vornehmlich die heilige Opferhandlung der Gegenstand ausdeutender priesterlicher Betrachtung. Das Opfer wurde Sinnbild, Abbild des Weltganzen.

In China endlich fanden wir eine ganze Anzahl von Deutungskünsten ausgebildet: Astrologie, die ihre Ausbildung wohl sicher auch einigen babylonischen Anregungen verdankt, dann Geomantik, die ihre Deutungen aus den Formen der Berge, Täler und Flüsse gewinnt. Weiter wurden die Sprünge einer gerösteten Schildkrötenschale dem Deutungskünstler zu einer Art geheimen Schrift, deren verborgenen Sinn er zu ergründen suchte. Ihren Höhepunkt erreichte die chinesische Deutungskunst in der merkwürdigen Lehre vom Yang und Yin, jenen beiden Urkräften, Grundprinzipien, die alles Geschehen in der Welt, allen Wechsel und Wandel letzten Endes bewirken. Diese Urkräfte in ihren verschiedenen Auswirkungen und Erscheinungsformen fanden ihre Darstellung in vierundsechzig Hieroglyphen, sogenannten Hexagrammen, in denen sie zu allen denkbaren Kombinationen und Anordnungen zusammentreten.

Die letzten Geheimwissenschaften, die uns beschäftigten, waren die kabbalistischen und alchimistischen. Für die ersteren war besonders die Buchstabenmystik charakteristisch. Die Buchstaben sind dabei nicht nur nützliche Zeichen für Laute, sondern auch Symbole für Weltprinzipien, Weltelemente. Deshalb ist ihre Stellung und Anordnung in Worten, ihre Austauschbarkeit, Ersetzbarkeit von großer Wichtigkeit,

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