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Elfte Syzygie

Ramman und Sala.

Ramman wird auch Udad oder Hadad, Barku, Im (sein Ideogramm), Belbiri Orakelherr, Bur, Martu, Miru genannt. Es ist unter den Gelehrten noch nicht ausgemacht, ob er aus dem Westland nach Babylonien oder aus Babylonien nach dem Westland gebracht worden ist. Hilprecht hält Martu gleich dem aramäischen Umurru; und die Namen Hadadesar, Hadadrimmon, Benhadad sind in Syrien sehr gebräuchlich. Ist aber Adað eins mit dem phönikischen Adonis, so hat er doch dessen Eigentümlichkeit an den babylonischen Duzi oder Tammuz abgetreten. Ob Bir überhaupt ein Göttername sei, darüber sind die Gelehrten auch nicht einig, wie Zimmern gegen Winckler in ein und demselben Buch auftritt.

Ramman ist der Großfürst des Himmels und der Erde, der Herr der Sturmflut, der Quellen und des Regens, der Gott des Bliges und des Donners, der Schuhgott der Grenzen, der die Flüsse mit Schlamm, die Fluren mit Dornen erfüllen soll, nämlich bei dem Grundbesizer, der einen Grenzstein versekt oder verlegt 1). Als Adad ist er Herr des Sturmes. Er bringt der Erde Fruchtbarkeit, aber auch Mißwachs und Hungersnot. Daher sind ihm auch die Kanäle geheiligt. Der Name bedeutet nach den einen den Glänzenden, nach den andern einen Brüller oder Donnerer. Seine Zahl ist sechs. Sein Bild ist der Donnerkeil, den wir auch bei seinem Vater Unu als dessen Zeichen kennen gelernt haben. Er wird auch mit einem Blikbündel oder mit einer Art abgebildet. Sein Tier ist der Stier, aber er übertrifft diesen durch seine vier Hörner 2). Auf ihn mag sich die Kälberverehrung beziehen, die Jerobeam I. von Ifrael in Dan und Bethel aufrichtete. Zu seiner Seite schreiten die fieben bösen Geister seines Vaters Anu, wie sie wohl zu Sturm und Mißwachs, weniger aber zum Segen der Erde passend erscheinen.

Die Verehrung Rammans findet sich besonders in Halab_und Karkar, wo sein Tempel Eudgolgol stand; dann in der affyrischen Stadt Ekallate. Sein Tempel in Babel hieß Enamhi, d. i. Haus des Ueberfluffes. Ein Hymnus auf ihn lautet:

"

Bei seinem Zürnen, seinem Wüten, bei seinem Brüllen, seinem Donnern fteigen die Götter des Himmels zum Himmel hinauf, gehen die Götter der Unterwelt zur Unterwelt hinein."

Also tun die babylonischen Götter wie alle ängstlichen Menschen, die bei dem Zucken der Blize und Dröhnen des Donners Sicherheit in ihren Häusern suchen.

1) K. B. IV, S. 73.

2) H. Zimmern, K. U. C., S. 448.

Der weibliche Teil dieser Syzygie ist Sala oder Gubarra, Herrin von Gueddina, auch Ununit oder Sumalia genannt. Sie ist die Herrin der glänzenden Berge, der hellen Schneeberge, woher im Frühjahr das reichliche Wasser der Ströme kommt.

In den Bildern, die häufig die Inschriften begleiten, waltet eine große Willkür der Schreiber oder Zeichner. Bald ist es die aufgehende Sonne des Samas, die mit flammenflügeln aus einem Felsenspalt heraufklimmt, bald ist es Ea, der mit Flammenflügeln sizend dargestellt wird und in der Rechten eine Art Säge hält. Bald schwimmen zwei fische auf seinen Nabel zu, bald entspringen diesem Mittelpunkt seines Leibes zwei Ströme, Euphrat und Tigris. Oder die Ströme entfließen einem Kruge, und der Genius des Euphrat und Tigris_steht in Menschengestalt davor und trägt auf dem Januskopf eine Stierhornmüße. Oder Euphrat und Tigris kommen von den Schultern eines knieenden Gottes herab und fließen, indem se sich kreuzen, zu dem fischgeschwänzten Dagon. Oder es wachsen 1) zwei Schlangen aus dem Schultern des Gottes.

Wieder auf andern Bildern sieht man Gilgamis und Eabani je einen Krug darreichen, aus jedem Krug aber sprießen drei Keime. Daneben schwimmen im Fluffe göttliche Stiere, Stiere mit Menschenantlig tragen einen Gott, der auf dem Throne sist... Wer kann es alles erzählen ?

Oder: Auf der Grabwand von Bavian hält der assyrische Gott, der auf einem männlichen Hund steht, zwei Keilschriftzeichen in seiner Hand. Aus dem Schrein, auf dem ein Keil liegt, kriecht ein doppelzüngiges gehörntes Ungeheuer hervor. Aber auf dem Urkundenstein des Merodachbaladan ist über dem Schrein ein aufrechter rechteckiger Stab angebracht, ebenso auf der Urkunde des Mardukiddinabal auf dem Tier an der Berggrotte. Über Kegel und Keilschaft erscheinen in zwei Randleisten zerlegt auf der Sargonstele. Bald hat der Schaft in der Mitte eine Querlinie, bald ist er am oberen Ende keilartig verbreitert, bald ein Halbmond darüber, davor ein Stern. Dann trägt eine Göttin ein langes Szepter wie von ineinander gesteckten Keilen, ähnlich dem Schachtelhalm, oder der Schaft bleibt halbiert rechteckig brettartig. Das zweizüngige Ungetüm sieht mit seiner Mähne und aufgeworfener Nase einer Hyäne ähnlich; aber die Beine sind mit Federschuppen bedeckt und geierartig, während der Schweif lang ist wie eine Schlange. Geht neben diesem Tier ein Stier, so haben wir das Zweigespann des Gottes Asur. So geht es weiter in endloser Mannigfaltigkeit nach der Gabe der Zeichner. Das in ein System bringen zu wollen, heißt unsern Archäslogen eine Danaidenarbeit auflegen.

1) Hofmann, 3. f. A. 1896, S. 273.

Andere Gottheiten.

Neben den zweiundzwanzig Hauptgottheiten der Babylonier und Assyrer gibt es noch eine nicht geringe Anzahl von gepaarten und einzelnen Göttern, die es zu keinem so hohen Ansehn wie jene gebracht haben, auch hier wieder abgesehn von den vergessenen oder abgesetzten alten Göttern, die uns in den Göttersagen begegnen werden.

Der Stiergott Arabi hat keine Geschichte und wird uns fast nur im Bild, wie Nergal als Löwengott vorgestellt.

Die Göttin Aruru kommt in einem Schöpfungsbericht als Gattin Eas vor und soll an der Erschaffung des Menschen teil haben. Nach der Göttin Da di a nannte Samfiiluna eine Mauer in der Sonnenstadt Sippara.

Dagan oder Dagon ist am Mittelmeer ebenso wie in Babylonien und Affyrien bekannt, daher bei ihm dieselbe Frage betr. des Ursprungs wie bei Ramman vorliegt. Häufig begegnet uns sein Bild auf Denkmälern, der obere Körper in Menschengestalt, der untere Teil einem Fisch gleich. Dieser Meergott schwimmt vor den Schiffen der assyrischen flotte her. Erklärt man den Namen für semitisch, so bedeutet er einen Fischgott oder den Gott des Getreides; aber E. Schrader und H. Zimmern fassen den Namen als akadisch auf 1). Mehrfach sind assyrische Königsnamen mit Dagan zusammengesetzt, wie Jsmidagan u. a.

Ein Gott Dod muß den geistreichen Einfall und die großartige Entdeckung rechtfertigen helfen, von der bereits in der Einleitung die Rede war. Nun heißt aber Dod ein Geliebter oder Vetter, und fr. Hommel möge uns sagen, was man sich unter dem Detter oder Beliebten in der großen Götterfamilie“ zu denken hat 2)? Auch muß die Frage aufgeworfen werden, welche Legende die frühere gewesen ist, die der Menschengeschicke oder die Berichte von den Gestirnen?

Dumuzi odr Duzi, akkad. Sohn des Lebens, Dumuzi abzu oder Duzizuab, Sohn des Ea oder der Wassertiefe, auch Dugal-usugalanna genannt, hieß bei den Phönikiern Adon, griech. Adonis, bei den Hebräern 3) Tammuz. Nach Rawlinson wird er bald als ein Gott, bald als Göttin betrachtet. Bei den Sumero-Akkadiern soll er der Sonnengott gewesen sein. Sonst gilt er als Gott der Jugend, als der Buhle Iftars, auch als Gott des Pflanzenwuchses und des Totenreiches. Aber Duzi und Gisrida stehen auch im Tor von Anus Himmel.

Wie in Phönikien Adonis in der Zeit der Sommersonnenwende beweint wird, weil die meisten Blumen und Blätter vor der Sonnenglut dahinwelken, grade wenn die Tage anfangen kürzer zu werden, so Duzi in Babylonien; denn dann tritt die Sonne scheinbar in die rückläufige Bewegung ein, es geht dem Herbst und Winter zu, und dieser Gedanke

1) K. U. C., S. 358.
2) K. A. C., S. 225.
3) Ezech. 8, 14.

allein kann empfindsame Seelen zu Thränen rühren. Aber wenn die Weiber am Nordtor Jerusalems den Tammuz beweinen, so haben sie den lebendigen Gott verlassen, sind in den Naturdienst gefallen und verüben einen Greuel 1). Dasselbe gilt von den christlichen Frauen, die in die Isis-Mysterien eingeweiht waren, von denen Firmius treffend sagt: „Was beweint ihr die Früchte der Erde und beweint den wachsenden Samen? Beweint lieber eure Sünden und sehet den wahren Heiland an und rufet: Wir haben gefunden und freuen uns 2).

Des Tammuz trauriges Geschick erinnert den einen Gelehrten an die Geschichte von Abel, der früh starb; den andern an Joseph, der vom Neigen der Gestirne träumte. Auch kommt ja in dieser Geschichte ein Brunnen vor und ein wildes Tier und ein bunter Rock, das alles auf Duzi umgedeutet werden kann. Ein dritter Gelehrter will nüchtern sein und rechnet solche Dinge zur formenlehre des A. T. 3); aber ein altes Sprichwort sagt: Wenn man dem Teufel den kleinen finger gibt, so nimmt er die ganze Hand. Ist Josephs Geschichte aus babylonischen Göttersagen entnommen, so ist sie ebensowenig Geschichte wie diese Sagen und hat für uns nicht mehr Wert als eine Erzählung aus 1001 Nacht.

Jensen ist der Meinung, Tammuz sei gleich dem Gott Gil, der alljährlich zur Unterwelt geht, weil er der Gott des Laubes ist, das im Herbst von den Bäumen zur Erde fällt ). Diese Meinung paßt auf Deutschland, aber nicht auf den Süden, wo die meisten Bäume winterhartes Laub tragen, das nicht im Herbst fällt.

Ein Hymnus auf Duzi lautet:

„Du Hirte und Herr, Gemahl der Iftar, Herr der Unterwelt, Herr der Wasserwohnung, Hirte, du bist eine Tamariske, die in der Furche kein Wasser trank, deren Krone auf dem Felde keine Zweige trägt; ein junges Bäumchen, das nicht an einem Bewässerungsgraben gepflegt wurde, ein junges Bäumchen, deffen Wurzel ausge rissen wurde, eine Pflanze, die in der Furche kein Wasser trank."

Noch ein Lied teilt A. Jeremias mit 5):

„Ich gehe zum Kampf hin, ich der Herr. Ich gehe, ich der Herr. Den Pfad ohne Rückkehr ging er, stieg hinab zur Brust der Unterwelt Der Sonnengott ließ ihn verschwinden zum Land der Toten, mit Wehklage ward er erfüllt an dem Tage, da er in große Trübsal fiel . . . .'

Hier stehen wir entschieden wieder nicht auf dem Gebiet eines verstandesgemäß aufgebauten Systems, sondern auf dem Gebiet der freien Dichtung, einer Art von Volkslied, das aus dem Leben der Natur fich die form und aus dem wechselnden Menschenleben Stoff und Kraft holt. Enmisara und Etana s. Ninazu.

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Erua bezeichnet bald eine männliche, bald eine weibliche Gottheit, wie er ein häufig gebrauchter Beiname der Zirbanit ist. Aber in andern Urkunden steht dieser Name neben Anu, Ea, Bel und Marduk als ein Gott und Herr, der das Geschick der Menschen bestimmt.

Gad und Mani sind als babylonische Götter bekannt 1), aber Bad findet sich keilschriftlich_bis_jekt nur in Personennamen. Daß den Götterbildern Speise und Trank vorgeseht wird, ist ein allbekannter Brauch; und wir glauben auch zu wissen, wer diese Gaben verzehrte. Ob ein Zusammenhang zwischen diesem Mani und dem Gott Mani, dem Apostel der Manichäer“, statthat, ist noch zweifelhaft. Aber das ist gewiß, daß dieser Apostel aus Babel kam.

Gibil wird neben Marduk und Ea namentlich bei Beschwörungen angerufen, damit er gegen Zaubereien und Bann helfe. Wenn aber diese Trias Gibil, Marduk und Ea neben Gott Vater, Sohn und heiligen Geist gestellt wird, weil Geist und Feuer bei der Taufe der Apostel zusammenwirkten, wie Johannes der Täufer das vorausgesagt hatte; so soll es sich dabei um unbewußte Nachwirkung alter babylonischer Ideen handeln 2). Aber eine solche Nachwirkung wäre doch nur in dem Fall denkbar, wenn die Verfasser der Evangelien ebenso frei gedichtet hätten, wie wir von den babylonischen Priestern wissen; und was wäre dann all ihr Berichten wert, wenn die babylonischen Wahnideen bei den Aposteln nachgewirkt hätten? Aber man vergesse auch nicht, daß diese Ideen erst von den Gelehrten bei den Babyloniern entdeckt oder untergelegt sind; denn sie wußten nichts von einer Geist- und Feuertaufe.

Gibil gilt auch als Herr oder Gott der Bergwerke, der Bronzemischer, der Gold- und Silberförderer, von dem es heißt: „Sohn der Tiefe, im Hause der Finsternis setzest du Licht." Er ist der Gott des unterirdischen Wassers, das dem Schoß der Berge entspringt, was zum feuergott schlecht passen will. Manche beziehen ihn auch auf den Planeten Merkur, den Süd-Sommer- und Morgenmerkur, während der Nord-Winter-Abendmerkur Nusku zugeteilt ist.

Inlilzidda f. Nusku.

Jfum kommt als Beiname von Nergal vor, aber auch als besondere Gottheit, die auch Sigsagga heißt, der führer auf der Straße des unterirdischen Gewölbes") oder der „erhabene Verstörer". Man hält ihn gleich Bilgu, Gibil, Girra, dem Gott des feuers. Er ist aber auch ein Gott des Tigris, bald Lieblingsfohn Eas, bald ein Sohn Anus. Im Lied wird er also gefeiert:

Ueberwältiger der feindlichen Dämonen, Spender des Lebens, vollkräftiger, der die Brust des Feindes zurückwendet, Beschützer des Orakels Enlilla, Gibil,

1) Jef. 65, 11.

2) H. Zimmern in K. A. T., S. 419. Zu Matth. 3, ¡1. Apostelgesch. 2.
3) Fr. Hommel, Sem. D. u. Spr. I, S. 393.

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