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(HBK.), deren pfefferkorngrosse Früchte mit einer Wachsschicht bedeckt sind, welche man durch heisses Wasser abschmelzt und zu Lichtern benutzt. Mit dem zweiten der angeführten Namen bezeichnet man verschiedene Arten von Espeletia, grosse Gewächse aus der Familie der Compositen mit dick befilzten Blättern und kurzen dicken Stengeln, die ungemein viel Mark enthalten. Noch heute brennt der Indianer der Páramos die Blätter ab, und isst dann nach einigen Tagen das Mark des Stengels, das durch diese Operation einen süsslichen Geschmack erhält.

Als Genussmittel bedienen sich die Indianer und Mestizen der Cordillere des Chimó, eines bis zu mehr als Syrupsdicke eingekochten Tabacksextractes, dem man Urao (anderthalb kohlensaures Natrium aus dem kleinen See von Lagurillas) zusetzt. Die schwarze Substanz wird in Horndosen verwahrt, manchmal auch einfacher in Maisblättern, und gelegentlich mit der Spitze des rechten Zeigefingers eine Portion an die äussere Seite des Zahnfleisches in den Mund gebracht, wo sie sich dann langsam durch den Speichel löst und verschluckt wird. In alten Zeiten brauchte man keinen Urao zur Anfertigung des Chimó; diese Verbesserung (?) erfand 1781 ein gewisser Pedro Verastegui, und seit jener Zeit hat denn auch der Urao von Lagurillas Handels werth bekommen. Heute wird die Lagune durch einen Italiener Camilo Carnevali exploitirt, der einen Contract mit der Regierung zu diesem Zwecke geschlossen hat. Die beste Sorte Urao geht unter dem Namen espejuelos und kostet jetzt 4 bolivares (etwas mehr als 3 Reichsmark) per Pfund. Ueber den Chimó vergleiche man noch T. F. Hanausek in der Zeitschrift des allgem. österr. Apotheker-Vereins, 1877, Nr. 12, sowie desselben Verfassers Nahrungs- und Genussmittel aus dem Pflanzenreiche (Kassel, 1884), S. 367. Eine Probe werde ich meiner nächsten Sendung an die Anthropologische Gesellschaft beilegen, und bitte ich im Voraus, dieselben chemisch untersuchen zu lassen.

Die Quindoraes an den Ufern des Motatan begruben ihre Todten an bestimmten Orten, namentlich in Höhlen, von denen es viele in den Kalksteingebirgen jener Gegend giebt. Sie legten neben den Leichnam mancherlei Dinge von Werth und, wie es scheint, auch Nahrungsmittel. Diese Begräbnissplätze kennt man heute unter dem Namen von Santuarios. Trotz aller Bemühungen ist es mir noch nicht gelungen, Schädel aus derselben zu erhalten; dagegen sind kleine Thonfiguren, die darin ebenfalls sehr häufig sind, weniger schwer zu bekommen. Zwei derselben habe ich im Globus (Bd. XXI, S. 125) abbilden lassen; einige andere werde ich nächstens der Gesellschaft übersenden.

Die Mocochíes machten Gräber in Form von Gewölben mit einer Oeffnung in dem oberen Theile, welche mit einem grossen Steine genau geschlossen wurde, nachdem die Leiche hinabgesenkt worden war. Derartige Gräber werden noch oft beim Pflügen auf den Feldern entdeckt; man nennt

sie jetzt mitoyes. Neben den Resten der Leiche hat man nicht selten zahlreiche rothe Steinchen gefunden.

Die Miguries begruben die Todten in ähnlicher Weise; jedoch gaben sie dem Leichnam eine sitzende Stellung und legten Gegenstände seines täglichen Gebrauchs auf die Knie.

Nach Lares sollen die Miguríes und einige andere Stämme nur bis sieben gezählt haben; während andere ein ziemlich entwickeltes decadisches Zahlsystem kannten. Durch Señor Focion Febres Cordero aus Mérida bin ich in den Besitz einer kleinen Liste von Wörtern gekommen, welche die heutigen Indianer in El Morro 1) gebrauchen. Darunter sind die Zahlwörter bis 20:

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Aus diesem Verzeichniss geht

15 tabis-caboc

einmal hervor, dass man in der That

das decadische System kennt; sodann sieht man aber auch noch sehr deutlich den Einfluss der Zahl fünf, was auch bei andern Völkern beobachtet worden ist.

Unter den Festen nennt Lares einen Tanz, bei welchem die Tänzer in der linken Hand eine maraca 3) schüttelten, während sie in der rechten eine Peitsche führten, mit denen sie sich gegenseitig schlugen. Ausser der Maraca hatten sie noch eine Art Trommel, die Chirimia und den Fotuto. Die Chirimia ist mir unbekannt; fotuto dagegen ist jedenfalls nur eine andere Form des Wortes Votuto, das sonst für ein musikalisches Instrument gebraucht wird+)

Die Chamas hatten Einbäume, mit denen sie über die oft weit ausgetretenen Flüsse ihres Gebietes setzten; die übrigen Stämme benutzten tarabitas, wie die Muiscas. Eine Abbildung einer solchen tarabita aus zusammengedrehten Lianen findet sich in Villavicencio, Geografia de la República del Ecuador (New York 1858) auf der Tafel, welche p. 331 gegenübersteht.

Nach Lares ist die Sprache vom Chibcha abgeleitet und bildete eine grosse Menge mehr oder weniger verschiedener Dialekte. In der oben citirten Abhandlung giebt er nur wenige Proben von Wörtern, stellt indess eine grössere Arbeit in Aussicht, die er in einem Werke über die Alter

1) El Morro heisst ein südwestlich von Mérida gelegenes Indianerdorf, das nach dem letzten Census (1881) 22 Häuser und 90 Bewohner zählte.

2) Die Aussprache ist nach den Regeln der spanischen Sprache zu verstehen.

3) Die ausgehöhlte und getrocknete Schale der Frucht des Calebassenbaums (Crescentia Cujete), in welche kleine Steinchen, Maiskörner oder Erbsen geworfen werden. An einer Seite befindet sich ein Handgriff, um das Instrument schütteln zu können, wodurch ein rasselndes Geräusch entsteht.

4) Man vergleiche Ramon de la Plaza, Ensayos sobre el Arte en Venezuela (Caracas, 1883), pag. 61, 62.

thümer von Mérida zu veröffentlichen gedenkt. Indem ich aufrichtig wünsche, dass es dem ebenso bescheidenen als kenntnissreichen jungen Manne vergönnt sein möge, diese seine Lieblingsstudien zu einem gewissen Abschlusse zu bringen, muss ich mich heute auf einfache Wiedergabe seiner Wörterlisten beschränken, die allerdings nicht gross, aber doch gewiss hinreichend sind, um über den Hauptpunkt, die angebliche Verwandtschaft mit dem Chibcha, endgültig in's Reine zu kommen. Diesen Schluss muss ich indess Anderen überlassen, da mir die betreffenden literarischen Hülfsmittel hier nicht zur Verfügung stehen.

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1) Lares bemerkt, dass ch stets wie das englische sh auszusprechen sei.

2) Muchú ist ohne Zweifel das franz. monsieur, welches in ganz Venezuela im Volksmunde zu musiú geworden ist.

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Eine beträchtliche Anzahl von Worten, namentlich Ortsbezeichnungen, beginnt mit mucu. Lares giebt an, dass er 65 bereits gesammelt habe; im Nomenclator de Venezuela (Caracas 1883) stehen auch einige 30. Die Bedeutung des Wortes ist unbekannt.

Den vorhergehenden Wörterlisten füge ich noch ein Verzeichniss von El Morro bei, welches ich, wie bereits angegeben, Señor Febres Cordero verdanke:

1) Lares bemerkt mit Recht, dass das Wort me wahrscheinlich das span. Pronomen ist.

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Von allen den genannten Stämmen existiren heute nur noch elende Reste der Mucuchies, Mucurubaes, Escagueyes, Mirripus, Tiguiñoes, Miguries und Jajíes, sowie noch einige Timotes, Quinaroes und Aricaguas. In den Wäldern am See von Maracaibo sollen auch noch Ueberbleibsel der Motilones herumirren. Wenn aber auch die Menschen verschwunden sind oder ihre Stammeseigenthümlichkeit in der neuen Bevölkerung aufgegangen ist, so giebt es doch noch eine grosse Menge geographischer Namen, die den Untergang des Volkes überlebt haben, welchem sie meist ihren Ursprung verdankten. Ein Blick auf die Karte aus Codazzi's Atlas von Venezuela wird dies zur Genüge beweisen.

Nach Lares bestehen beträchtliche Unterschiede in der äussern Gestalt der Indianer von Mérida, von denen noch vieles reines oder doch fast reines Blut bewahrt haben. Ich habe einige Angaben von Lares durch Beobachtungen an Soldaten in Carácas controliren können, und kann sie in einem Falle wenigstens bestätigen. Die Mucuchies sind verhältnissmässig gross für Indianer (3 von mir gemessene ergaben 1,53 m, 1,55 m und 1,61 m); sie haben dicke Lippen, eine grosse Nase, gut gebaute Gliedmassen und eine schmutzig ockergelbe Farbe. Eine genauere Untersuchung wurde nicht zugelassen. Der Mirripú von El Morro dagegen ist klein, kräftig gebaut und von sehr runden Formen, die Oberlippe ist meistens

1) Anlautendes b scheint überall bei Uebernahme eines spanischen Wortes durch einen andern Consonanten ersetzt zu werden.

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