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Kirchengeschichte, die Ursachen und Begebenheiten ausführlich anzugeben und aufzuzählen, welche jenen tiefen Verfall des Christenthums, jene Verdorbenheit der Sitten, jene Gefangennehmung und Verblendung aller gesunden Vernunft herbeyführten, und das Uebel endlich auf einen so hohen Grad steigerten, daß die Sache der Wahrheit und der Tugend zuleßt nur durch die höchste Kraftanstrengung und den ausharrenden Muth frommer und gelehrter Männer unter dem sichtbar mitwirkenden Beystand Gottes gerettet werden konnte. Allein da in der Geschichte alles, wie Glieder an einer Kette, zusammenhängt, ein Ereigniß das andere nach sich zieht, alle Umstände in einander greifen, und den endlichen Erfolg vorbereiten und erklären; so dürfen wir nicht sogleich von den Wirkungen sprechen, ohne zuvor mit einigen Zügen die Ursachen berührt zu haben, die die ursprüngliche Reinheit der christlichen Religion allmählig verfälschten, die Charaktere derselben auslöschten, und hinwieder endlich eine Kirchenverbesserung, eine Läuterung des Glaubens und des Wandels höchst nothwendig machten, und dieselbe wirklich auch hervorbrachten.

Bereits in der ersten Periode der christlichen Zeitrechnung, wir mögen nun dieselbe bis zu Constantin dem Großen, und der ersten allgemeinen Kirchenversammlung zu Nicäa in Bithynien (325 J. n. C. G.), oder bis zu Theodosius dem Großen und der Theilung des römischen Reichs in's abend - und morgenländische (395 J. n. C. G.) ausdehnen, erzeugten sich mancherley Auswüchse und Ausartungen in der christlichen Kirche. Und es war fast nicht anders möglich. Aus allen den Völkerschaften, aus denen das ungeheure Römer - Neich bestand, aus allen den

Nationen, die dasselbe besonders in Often begrenzten, strömten Unzählige, im Gefühle der Unhaltbarkeit und Nichtswürdigkeit ihres Götterdienstes, das Wahre und Bessere suchend, und aufmerksam gemacht durch den Bekehrungseifer, den frommen Wandel der Christen, und durch die unerschütterliche Standhaftigkeit, welche sie in den graufamen Verfolgungen bewiesen, die sie von einigen Kaisern auszustehen hatten, der neuen Lehre des Evangeliums zu. Aber indem sie ihr Glaubensbekenntniß ablegten, und das Sakrament der Taufe erhielten, waren sie nicht auch allemal im Stande, ihre von Jugend auf eingesogenen Begriffe und Vorurtheile abzulegen, noch dasjenige bereit willig aufzugeben, was sie früherhin in ihren Schulen gelernt und einstudirt, noch den Sitten und Gebräuchen gänzlich zu entsagen, die sie von ihren Altvordern geerbt, und bis dahin nachgeahmt hatten. Im Gegentheil, viele unter den neuen Bekennern, subtile Köpfe, übten gerade ihren Scharfsinn daran, ihre philosophischen Lehrsysteme und Theodiceen dem christlichen Lehrgebäude anzupassen, und beydes, ihre frühern und jeßigen Ansichten und Meynungen, künstlich zu vereinigen. Daher und weil eine solche Vereinigung ohne gewaltsame Verdrehung der heiligen Schrift nicht wohl gelingen konnte, entstanden schon in diesem Zeitraume viele vom wahren Christenthum abweichende Lehr- und Glaubensfäße, die unter dem Namen der Häresien oder Kezereyen bekannt sind; so z. B. die Gnostiker, welche hauptsächlich darauf ausgiengen, Gott recht zu kennen, zwischen ihm und dem Weltschöpfer, den sie Aeon oder Dämiurgos nannten, und für einen bösen Geist hielten, einen Unterschied machten, und auf Christum verfielen, als auf einen Erlöser aus der Gewalt des leßtern und aus der Gefangenschaft der Materic, worin

jener Aeon die Menschen wider ihren Willen gefangen halte; die Neu-Platoniker oder christlich-alexandrinische Schule, und die Eklektiker, welche aus Philosophen und vormaligen Heiden bestanden, die ihre Lehrfäße nicht verlaßen, sondern die Philosophie des Plato, und die Auswahl, den Kern anderer Systeme in der Bibel finden und Beweise dafür in derselben suchen wollten; die Manichäer, vom Perser Manes benannt, der sich für den verheißenen Trößter ausgab, die Philosophie der alten Perser und Magier mit dem Christenthum zu verbinden suchte, und die Lehre von zweyen Prinzipien, einem guten und bösen (Ormuzd und Ariman) auf dasselbe anwandte; die Arianer, welche behaupteten, in der heiligen Dreyeinigkeit sey dem Vater der Sohn und diesem der heilige Geist untergeordnet; und andere Frrlehren mehr, die mehr oder minder Anhänger fanden, länger øder kürzer dauerten. Daher so viele widersinnige, unfruchtbare Grübeleyen, Definitionen und Wortstreite über die Person Christi und die zwo Naturen in ihm, über das Wesen des heiligen Geistes, seine Emanationen und Wirkungen, und über andere Fragpunkte mehr. Daher, bey der Hiße des ägyptischen Klima, und bey der überspannten Imagination der Morgenländer, der schwärmerische Einfall, sich einer höhern Heiligkeit befleißen und mehr leisten zu wollen, als das Evangelium gebiete, und die Beobachtung dieses nur für die niedere Heiligkeit zu halten, alldieweil sie doch unstreitig schwerer zu erreichen ist, als jene, die höhere. Zur höhern Heiligkeit oder zur Ascetik wurde nämlich gerechnet, als Einsiedler oder Mönch von der menschlichen Gesellschaft abgesondert und chelos leben, durch allerley Büßungen, Kasteyungen, Geiselungen und durch strenges Fasten das Fleisch kreuzigen,

und den Geist zu höherer Andacht stimmen. Die Folgen dieser Meynung waren in mancher Hinsicht äußerst verderblich; fie gab alsobald der ganzen Frömmigkeit eine schiefe Richtung, pflanzte überall tausend und tausend Müßiggänger und Schwärmer, und legte den Grund zu der zahllosen Menge von Mönchs- und Nonnenklöstern, welche nach und nach in den christlichen Ländern zum größten Nachtheil des Staats und der Religion entstanden. Und wie denn die Kirche am Ende dieses Zeitraums fiegreicher und herrschender wurde, Ruhe, Rechte und Freyheiten im ganzen römischen Reiche genoß, da entfernte sie sich auch allmählig von ihrer alten Einfalt. Die Tem pel wurden ausgeschmückt, mit Pracht die Feste begangen, und unzählige, spielende, mit der wahren Gottesverchrung unverträgliche Ceremonien und Gebräuche eingeführt. Die vorhin verfolgte Kirche begann nun in ihrem Kehr Juden, Heiden und Irrlehrer zu verfolgen, und die Bischöfe ftritten um den Vorrang. Solche Ausartungen fiengen zwar jeßt erst an, griffen aber in der Folge krebsartig immer weiter um sich, und konnten nie mehr ganz getilget werden. Demungeachtet behauptete sich die Kirche noch bey ihrer Würde, besaß in ihrem Schooße fromme, weise und gelehrte Männer oder Kirchenväter, und die Sitten waren im Allgemeinen löblich.

Der zweyte Zeitraum geht von Theodosius und der großen Völkerwanderung bis zu Karl dem Grossen (400 — 800 n. C. G.), und legte den tiefsten Grand jur nachmaligen Unwissenheit, Rohheit und Stumpfheit. Denn so heilsam auch die Einfälle und Siege barbarischer Nationen in physischer und moralischer Hinsicht seyn moch. ten, indem gesunde, kräftige, herzhafte Völkerstämme von

wenigen Bedürfnissen und einfachen Sitten die Stelle der verweichlichten, schwelgerischen, durch Macht und Reichthum ausgearteten Römer einnahmen; so sehr wurden auf der andern Seite Religion und Gelehrsamkeit dadurch niedergeschlagen, und empfanden die traurigßten Wirkungen von dieser allgemeinen Erschütterung. Es ist hier nicht der Ort, die Kriegszüge und Wanderungen der Hunnen, Gothen, Vandalen, der Deutschen u. a. m. unter ihren Königen und Heerführern Attila, Alarich, Genserich und Odoacer zu beschreiben, sondern nur ihren verderblichen, Einfluß auf das Wesen des Christenthums, und die gänzliche Umwälzung dessen, was vormals war, anzudeuten. Die beyden Kaiserreiche, das occidentalische und orientalische, in welche Theodosius das römische Reich zwischen seinen Söhnen Honorius und Arcadius getheilt hatte, wurden von allen Seiten angegriffen und geschwächt, und das erstere zerfiel bald in Trümmer; Rom selbst wurde zu verschiedenen Malen erobert und geplündert, und die schönsten Länder von Europa, Spanien, Gallien, Pannonien und Griechenland durch diese Heerzüge schrecklich mitgenommen. Neue Reiche wurden allenthalben begründet nach dem Feudal- oder Lehensystem mit mächtigen Vasallen, Herzogen und Grafen, und der Keim innerer Unruhen, anhaltender Zwistigkeiten lag in diesem ursprünglich natürlichen und gegenseitigen Verhältniß der Krone und der Lehenspflichtigen, die sich durch ihre Lapferkeit und Verdienste begründete Ansprüche auf Belohnung erworben hatten; nachgehends aber sich der Lehenspflicht zu entziehen suchten, und lieber eigenmächtige, unabhängige Herren und Fürsten geworden wären, wozu die ihnen zugefallenen Ländereyen und Provinzen ausgedehnt genug waren. Die herrlichsten Denkmähler des

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