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ständen zu gelangen, ist jedenfalls ein solcher Stil nicht geboren; denn sonst wäre er überall in der Welt vorhanden, da jene Sehnsucht allen Menschen und Zeiten eigen ist.

Fragt man weiter, warum grade die Urzeit so paradiesisch schön gedacht wird, so genügen ebenfalls psychologische Erklärungen allein nicht zum Verständnis. GUNKEL meint: »Der alte Mythus vom Frieden der Menschen und Tiere atmet die Sehnsucht eines kriegsmüden, gealterten Volkes nach Ruhe und Frieden; das älteste Israel, ein jugendfrisches, kriegslustiges Volk, wird ihn nicht erzeugt haben; in Israel kennen wir solche müden Stimmungen erst aus der Zeit der Propheten, als die Welt von Waffen klirrte und Israel durch die beständigen Kriege erschöpft war« (Genesis S. 100). Ähnlich hat sich GUNKEL in der Deutschen Rundschau (Jahrgang 31. Berlin 1904, S. 60) geäußert: »Jeder Mensch und jedes Volk träumt einen Traum von Glück und Frieden und ungestörtem Genuß. Jeder träumt davon anders: der Jüngling schwärmt von den Tagen der Zukunft, und der Greis versenkt sich voll Wehmut in die sonnige Zeit seiner Jugend, und nur darin stimmen sie beide überein: in der Gegenwart herrschen Elend und Herzeleid, da ist das Glück nicht zu finden. Die Überlieferung der Völker aber versetzt dies Bild der Sehnsucht in die Urzeit, an den Anfang unseres Geschlechtes oder an das Ende der Dinge. Vom Paradies der Vorzeit redet sie mit Trauer: es ist unwiederbringlich verloren; von der seligen Endzeit mit Begeisterung: sie wird sicherlich kommen!« In schönen Worten schildert hier GUNKEL die Stimmungen, in denen die Dichter und auch die israelitischen Propheten zu den Mythen von Urzeit und Endzeit gegriffen haben mögen, um den Empfindungen Ausdruck zu verleihen, die sie bewegten. Die Ausmalung im Einzelnen, der Friede der Natur, wo Kinder noch mit Löwen und Kreuzottern spielten, erklärt sich daraus nicht.

Die Wurzel dieser Vorstellungen erkennt man, wenn man die von USENER (S. 200 ff.) beigebrachten Parallelen beachtet, die in manchen Einzelheiten an die prophetische Eschatologie anklingen. Die Griechen glaubten, daß es auf dem heiligen Kreta kein todbringendes, reißendes Tier gebe, weder Wölfe noch Bären, nicht einmal Eulen, daß der Eschenhain des klarischen Apollon frei sei von Schlangen und allem schäd

lichen Gewürm. Ja, es ging sogar die Sage von den Hainen der Argeia und der aitolischen Artemis am Flusse Timavus, daß dort alle Tiere zahm seien oder es sofort beim Betreten würden, und Wölfe friedlich mit den Hirschen verkehrten. In allen diesen Fällen handelt es sich weder um urzeitliche noch endzeitliche Schilderungen, sondern um die Beschreibung eines Götterlandes. Im Paradiese ist ja auch nach der israelitischen Erzählung Jahve zu Hause, er lustwandelt in ihm (Gen. 38), und darum redet Ezechiel von dem Gottesgarten (2813). Auch in der eschatologischen Zeit soll Jerusalem wieder werden wie Eden, wie der Jahvegarten (Jes. 518). Weil das Paradies das Götterland vorstellt, darum wird es mit all den farbenprächtigen Zügen ausgestattet, die je die Dichter erdacht haben. Welche Züge man besonders liebte, das war der Stimmung und dem Geschmack des Einzelnen und der jeweiligen Generation unterworfen. Hier darf die psychologische Erklärung ihr Recht beanspruchen. Zunächst aber liegt eine Theorie zu Grunde, der Glaube, daß an den Anfang der Welt das Götterland, der Gottesgarten gehört, mag nun die ganze Erde so aufgefaßt sein oder mögen die Götter in einem irdischen Hain sich ergangen haben oder mag das Paradies allmählich in immer weiter entfernte geographische oder gar mythische Gegenden und schließlich in den Himmel verlegt sein. Wenn die Eschatologie den Beginn der neuen Zeit mit denselben Farben malt wie den Anfang dieser Welt, so folgt daraus, daß ihr die Erwartung von der Wiederkehr des Paradieses geläufig ist oder wenigstens einmal geläufig war. Man vermeidet es besser, in diesem Zusammenhange von einem Paradies der >>Endzeit« zu reden. Denn in Wirklichkeit ist die Endzeit eine Urzeit, freilich die Urzeit einer künftigen, neuen Welt, die kein Ende hat.

Ob Jesaja den eschatologischen Frieden nur für Palästina oder für die ganze Welt erwartet hat, läßt sich nicht mit Sicherheit entscheiden1. Für ihn stand natürlich sein Land im Vordergrund des Interesses, und es mag ihm ferngelegen haben, über die Tragweite der von ihm ausgesprochenen Idee nachzudenken. Da sie aber wegen ihres mythischen Charakters kein Erzeugnis

1. Wenn man V. 9 ff. dem Jesaja abspricht, obwohl dies für V. 9 schwerlich berechtigt ist.

seines Geistes sein kann, sondern viel älter sein muß, so wird bei der ursprünglichen Konzeption die ganze Welt gemeint sein. Denn es wäre doch ein sonderbarer Gedanke, daß der Gottesfriede nur in die Tierwelt Palästinas einziehen sollte. In dieser Hinsicht stimmt Jesaja mit Hos. 220 überein. Wir werden jetzt sagen dürfen, daß diese Stelle nach jener auszulegen ist. Der >> Bundesschluß« Jahves mit den Tieren bedeutet nicht, daß Palästina fortan vor » Wildschaden, Vögel- und Insektenfraß< geschützt sein, sondern daß die Natur der Tiere von Grund aus verändert werden soll. Wenn das auch zunächst zu gunsten Israels (»für sie«) geschieht, so ist doch diese Beschränkung eine sekundäre Zutat, die zu der ursprünglichen Idee nicht paßt. Jedenfalls ist es unerlaubt, den kurzen änigmatischen Ausdruck Hoseas anders auszulegen als Jes. 116ff., zumal das Nichtvorhandensein der Kriegswaffen in gleicher Weise ein Charakteristikum, wenn auch nicht des biblischen Paradieses, so doch des goldenen Zeitalters ist. Auch die Griechen glaubten, »daß Schiffahrt, Gebrauch des Eisens, Krieg und die Künste des erwerbenden Lebens den Stand der Unschuld noch nicht getrübt hätten<< (USENER). Dieselben Züge finden sich in den Pseudepigraphen. Erst die bösen Engel haben die Urmenschen verderbt und sie die Anfertigung von Mordinstrumenten gelehrt (z. B. I Hen. 8. 696).

In der Endzeit werden die Waffen wieder verschwinden. Da werden die Völker umschmieden ihre Schwerter zu Pflugeisen und ihre Lanzenspitzen zu Winzerstangen. Nicht erheben sie wider einander das Schwert und nicht mehr lernen sie Krieg (Jes. 24. Mch. 43). Nicht nur Israel, sondern die ganze Welt wird ein großes Friedensreich umspannen. Nicht nur die Assyrer stecken ihr Schwert in die Scheide, sondern jeder mit Gedröhn auftretende Stiefel und mit Blut befleckte1 Mantel wird werden zum Brande, zur Speise des Feuers (Jes. 94). Wagen, Rosse, Kriegsbogen werden aus Ephraim und Jerusalem vernichtet, denn Jahve schafft den Völkern Frieden durch seinen Spruch (Zach. 910). Daß dann auch die Festungen dem Erdboden gleich gemacht, die Zaubermittel entfernt und die Götzen ausgerottet werden (Mch. 59ff.), versteht sich am Ende von selbst.

1. Lies sa BACHMANN.

Im Lande Gottes darf es keine Dinge geben, an denen Jahve Anstoß nehmen könnte. Dem Wachstum der religiösen Einsicht entsprechend erwartet man zunächst nur das Verschwinden der Bamoth (Am. 79) und der Baalbilder (Hos. 219), später auch die Zerstörung der Ascheren und Mazzeben (Mch. 512f.).

Abgesehen von Hos. 220 ist uns der Gedanke des Bundes noch nicht wieder begegnet. Er findet sich aber auch in einer ähnlich klingenden Heilsweissagung Ezechiels: Und ich werde meinen Friedensbund für sie abschließen und die gefährlichen Tiere aus dem Lande beseitigen, sodaß sie in der Wüste sicher wohnen und in den Wäldern ruhig schlafen können (Ez. 3425; vgl. Lev. 266. Jes. 359). Die Tiere sind1 ursprünglich wörtlich gemeint wie die im Folgenden genannten segenspendenden Regengüsse. Ezechiel ist nicht auf diese Idee verfallen. Ihm kommt sie so seltsam und fremd vor, daß er die Tiere (in V. 28) umdeutet auf die Heidenvölker. Die dem Propheten vorliegende Tradition berührt sich zwar mit Hos. 220. Jes. 111ff., deckt sich aber nicht mit diesen Stellen. Das Wegschaffen der Tiere aus dem Lande ist wohl eine sekundäre Neuerung rationalistischer Art gegenüber der alten Überlieferung, die von einer Umwandlung aus der Wildheit zur Zahmheit wußte. Der Ausdruck Friedensbund ist zwar nicht unverständlich im Munde Ezechiels, aber jedenfalls nicht von ihm geprägt, da er die Anschauung voraussetzt, Jahve habe mit den wilden Tieren selbst einen Vertrag geschlossen. Dem Propheten muß bereits die Erklärung des Tierfriedens durch einen Friedensbund in der Tradition gegeben sein, da sie dem prophetischen Gottesglauben nicht angemessen ist (vgl. o. S. 195). Das Bundschließen ist hier kein so zweideutiger Ausdruck wie bei Hosea, sondern kann nur in eigentlichem Sinne aufgefaßt werden. Nicht überall wird der Tierfriede auf einen Bund zurückgeführt. Das ist auch unnötig, da er sich ohne weiteres aus den Vorstellungen vom Paradiese, vom Götterlande erklärt. Darum dürfen wir seine Verknüpfung mit der Bundesidee, wenn auch für alt, so doch für sekundär halten.

Das Bundesmotiv ist mit den Geschichten der eschatologischen Urzeit unlösbar verknüpft. Der beste Beweis dafür ist

1. trotz BERTHOLET und KRAETZSCHMAR.

Mal. 31: Siehe, ich sende meinen Boten vor mir her, daß er vor mir den Weg ebne, und plötzlich wird der Herr, den ihr sucht, zu seinem Tempel kommen, und der Engel des Bundes, an dem ihr Gefallen habt, siehe er kommt. Was dieser nur hier genannte Engel des Bundes genauer bedeutete, wissen wir nicht. Nach WELLHAUSEN ist es >>Jahve selber, in verschämter Ausdrucksweise oder in verhüllter Gestalt«, nach KRAETZSCHMAR (S. 237 ff.) der Schutzengel der Gemeinde, nach SMEND (S. 124) der »inmitten seiner Gemeinde Wohnung nehmende Jahve«. Es liegt nahe, denn für den zum Engel Jahves degradierten by anzusehen, der von den Sichemiten verehrt wurde (Jdc. 833. 94. 46). Es war wohl ursprünglich ein Zeis ogzios, der die Verträge zu schützen hatte, die bei ihm geschlossen wurden (BAUDISSIN PRE3 s. v. Baal). Welche Funktionen der von Maleachi erwähnte Bundesengel zu verrichten hatte, wird nicht gesagt. Nur so viel dürfen wir behaupten, daß es gewiß nicht eine zufällige Laune dieses Schriftstellers ist, wenn er ihn in Begleitung Jahves erscheinen läßt. Hätte er diesen Zug erfunden, so würde er ihn begründet und verdeutlicht haben. Der Verfasser spielt hier an Dinge an, die seinen Zeitgenossen geläufig waren, die wir nicht kennen. Wo der Bundesengel sich zeigt, wird auch ein Bund geschlossen. Wie jener, so gehört auch dieser notwendig an den Anfang der neuen Welt. Die Notiz bei Maleachi lehrt uns, wenn sie auch erst aus später Zeit stammt, grade durch ihre Unverständlichkeit und Abruptheit, daß der Gedanke von dem neuen Bunde sehr viel älter ist.

Als die Sintflut vorüber ist, errichtet Gott nach dem Priesterkodex einen Bund mit den Menschen, daß niemals wieder alles Fleisch vertilgt werden soll von Wassern der Sintflut, und keine Sintflut mehr kommen soll, die Erde zu verderben (Gen. 911). Der Bund ist also seinem Inhalte nach ein Versprechen. Der Jahvist hat zwar den Ausdruck Bund nicht, aber die Worte, die er Jahve bei sich selbst sprechen läßt, sind ein Versprechen und besagen dasselbe: Fortan sollen, solange die Erde steht, nicht mehr aufhören Säen und Ernten, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht (Gen. 822). Völlig parallel dazu verheißt Deuterojesaja für die neue Zeit: Wie in den Tagen Noahs ist mir dies. Wie ich geschworen

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