ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

lässt: erstens dadurch, dass das Wohlwollen des Römers sich auf die Bürger des ganzen römischen Staats bezieht, also auf die Einwohner der ganzen damaligen civilisirten Welt, - zweitens dadurch, dass die Sympathie, die der Römer gegen seine Mitbürger, im Gegensatz zu den Aussenstehenden, hegt, sehr oberflächlich ist und mit der Solidarität der Mitglieder einer kleinen Gemeinschaft fast nichts gemein hat, als den äusseren Schein.

Wie in allen primitiven Gemeinschaften war in den deutschen Marken die vollkommene Eintracht im Innern mit einem fortwährenden Kriegszustand nach aussen verbunden. Jede Gemeinschaft strebte danach ihr Gebiet mit einer weiten Grenze von Oede und Wüstenei zu umgeben" 1), und alles Aussenstehende wurde mit Tod und Feindschaft bedroht 2). Tacitus giebt ein anschauliches Bild der gegenseitigen Verhältnisse der germanischen Völker oder der Barbaren, wie er sie nennt. „Ueber sechzigtausend Barbaren wurden vernichtet, nicht durch die römischen Waffen, aber vor unseren Augen, zu unserer Freude. Möchten die Nationen, welche Roms Feinde sind, stets untereinander eine gleiche Feindschaft bewahren!.... Nichts bleibt uns übrig vom Glücke zu erbitten, als die Fortdauer der Zwietracht unter diesen Barbaren" 3). Ebenso lebten die slavischen Communen im gegenseitigen Kriegszustande und jede von diesen Communen war in fortwährender Fehde mit allen Nachbar

communen.

Der Faden, der die sittlichen Begriffe der gegenwärtigen civilisirten Welt mit den Anschauungen ihrer Vorfahren verbindet, ist noch bis zur Stunde nicht zerrissen. Ich will hier nicht auf verschiedene allbekannte Erscheinungen der Gegenwart, die diese nahe Verwandtschaft unserer sittlichen Begriffe und Handlungen mit den sittlichen Begriffen und Handlungen der primitiven Menschen beweisen, auf den sogenannten Rassenkampf, auf die confessionellen und nationalen Streitigkeiten eingehen. Ich führe hier nur eine Stelle aus der Sittengeschichte" von Lecky an, wo er den Gegensatz der Ansichten über unsittliche Handlungen in Krieg und Frieden schildert. Für diejenigen," sagt Lecky, welche gründlich über die Sittengeschichte nachdenken, sind wenige Dinge niederschlagender, als der Gegensatz der Bewunderung und tiefen ehrfurchtsvollen Anhänglichkeit, welche ein Eroberer erregt, der durch die Anreizungen der blossen Eitelkeit, durch die Liebe zum Ruhm oder durch Ländergier muthwillig den Tod, die Leiden der Ausplünderung von Tausenden verursacht, zu dem Abscheu, den eine einzelne Mordthat oder ein Raub erzeugt, den ein armer und unwissender Mensch vielleicht unter dem Druck des äussersten Mangels oder unerträglichen Unrechts verübt“). Mit anderen Worten, auch

[ocr errors]

"

1) Gibbon, Geschichte des allmählichen Sinkens und endlichen Unterganges des römischen Weltreichs. (Deutsche Uebersetz.) Leipzig 1862. I, S. 236.

2) Caesar, De bello Gallico. I. VI. 23.

3) Tacitus, German. c. 83. Siehe auch Gibbon, S. 236-237. 4) Lecky, Sittengeschichte S. 583.

in dem Verhalten der Gegenwart gegen diese Erscheinungen des socialen Lebens spiegelt sich der ältere Unterschied zwischen den Zugehörigen und den Fremden, zwischen Feind und Genossen ab.

Aus allen bisher angeführten Thatsachen leuchtet hervor, dass auf den primitiven Kulturstufen und auch noch später zwei diametral entgegengesetzte Sittensysteme sich geltend machen. Das erste umfasst die Angehörigen einer Gemeinschaft und regelt die Verhältnisse der Mitglieder derselben gegen einander. Das andere beherrscht die Handlungsweise der Mitglieder jeder anderen. Das erste schreibt Milde, Güte, Solidarität, Liebe und Frieden vor, das andere Mord, Raub, Hass, Feindschaft.

Das eine gilt für die Zugehörigen, das andere

gegen die Fremden.

XIII.

Zur ethnischen Psychologie.

Von

A. Bastian.

Für das Studium der psychischen Elementargesetze werden wir naturgemäss auf diejenigen Stadien zurückzugehen haben, von welchen sie am einfachsten und ungetrübtesten verwirklicht, sich der Betrachtung darbieten, möglichst noch frei von jeder ablenkenden Störung.

Je isolirter deshalb ein Volksstamm im einheitlichen Ganzen seiner geographischen Provinz angetroffen ist, desto deutlicher und schärfer abgeschlossen wird auch seine psychische Schöpfung, der ethnische Reflex des Geisteslebens, als abgeschlossenes Ganze in die Erscheinung treten.

Nachdem auf geschichtlichen Wegen (innerhalb des ethnologischen Horizonts der anthropologischen Provinz) fremde Reize zugeführt worden sind, werden, mit dem Einfallen derselben, neue Scheiderichtungen zugefügt, und diese, wenn nicht in lähmender Nachwirkung zur Entartung hernieder, bei congenialer Wahlverwandtschaft, aufwärts zur Veredelung weiterführen in der Cultur-Entwickelung und deren Blüthen. Auch hier bliebe die Aufgabe, aus früheren Ursächlichkeiten her die daraus fliessenden Effecte zu verfolgen, obwohl, unter den gar bald schon labyrinthisch verschlungenen Wegen, auf klärende Orientirung nur dann wird gehofft werden können, wenn sich der leitende Faden der Untersuchung an eine aus primären Elementargedanken bereits hergestellte Unterlage als festgesicherten Ausgangspunkt würde anknüpfen lassen.

Bei entgegentretenden Aehnlichkeiten in der Phaenomenologie des Geistes, unter den mannichfaltigen Wandlungen des Völkergedankens in seinen Aussprüchen, wird deshalb für die Ethnologie in ihrer Behandlungsweise einer naturwissenschaftlichen Psychologie manche Regel zu gelten haben, die von den, in gewohnteren Forschungen bisher üblichen Principien eine Abweichung zu bekunden scheint. Statt die Frage nach geschichtlicher Beziehung (und etwaiger Uebertragung) voranzustellen, wird diese gegentheils nur dann, und nur soweit, zugelassen werden, wie von thatsächlichen Anlässen gefordert, also ihre Beantwortung immer in zweiter Linie erst erhalten können. Zunächst gilt es andere Geschichtspunkte zu suchen, eine Umkehrung der bisher gewohnten gewissermassen, denn unbeirrt von den an der Oberfläche schillernDifferenzen, von den aus der Individualphysiognomie der geographischen

Provinzen auftauchenden Variationen, hat der Blick hindurchzudringen zum innerlichen Kern, um das allgemein Gleichartige festzustellen, dasjenige, was in unabänderlich nothwendigen Grundzügen den psychischen Wachsthumsprocess durchsetzt, ob im Norden oder im Süden, ob in grauester Vorzeit oder heute (ohne das Chronologische eines Früher oder Später, denn im Seienden verschwindet die Zeit). Dass der Ausgangspunkt der Forschung nicht von individueller Psychologie zu nehmen ist, sondern vom Völkergedanken, folgt aus der Gesellschaftswesenheit des Menschen, denn das Wesen des Menschen ist nur in der Gemeinschaft (Feuerbach), als Zoon politikon (Aristoteles) gegeben. Bei Kant steht der „Cognitio principiorum ex datis" (in den Fachwissenschaften) die „Cognitio ex principiis" (als Philosophie) gegenüber, während diese erst als organische Folge jener hervorzutreten hat (in naturwissenschaftlicher Psychologie). In der „Weltdialektik“ erscheint die Entwickelung des Samens durch Stengel und Blatt zur Blüthefrucht als „dialektischer Process" der Pflanze, und so gestaltet sich das Denken (in der Dialektik der Logik) zum psychischen Wachsthumsprocess andrerseits (bei der Induktion).

[ocr errors]

In den Controversen über die Religion, ihre „tria genera" (für Scaevola), ob (bei den Römern) „nur dem Staat und dem politischen Leben“ gehörend (Bernhardy), ob (bei den Griechen) „freie Privatmeinung" (Herder), bis zu symbolischer Allegorisirung (Philolaus) oder direkte Opposition (Xenophanes), bei der Auffassungsweise der Philosophen ohne Zahl, mag in der Gegenwart die Ansicht des von ihr geschätzten Theologen von dem „schlechthinnigen Abhängigkeitsgefühle" passen, unter den Banden moralischer Verpflichtungen, die in ethnisch veredelten Naturen als Pflicht gebieten. Religion erklärt sich mit der „Erkenntniss aller Pflichten als göttlicher Gebote" (Kant). Religiosi dicti sunt a religendo (Cicero), vinculo pietatis obstructi deo et religati (Lactantius). Die Religion (neben Wissenschaft und Kunst) ist das unmittelbare Bewusstsein der „Einheit von Vernunft und Natur, des allgemeinen Seins alles Endlichen im Unendlichen und durch das Unendliche alles Zeitlichen im Ewigen und durch das Ewige" (Schleiermacher). „Religion ist Ehrfurcht, Scheu, Liebe, welche sich auf ein unsichtbares Wesen beziehen" (Köppen).

So in dem Blüthestadium eines Culturvolkes; während auch in den tiefsten Stadien untergeordneter Naturstämme, bei jedem der selben, sich erste Anlagen, wenigstens der Kern von demjenigen finden müssen, was als Religion zu bezeichnen wäre, weil als „conditio sine qua non" zur Wesenheit des Menschen gehörig, so dass sie als vorhanden vorauszusetzen bleibt, und nachträglich zwar vervollkommbar, aber nicht erst entstanden. Mit jeder der (beim Emporquellen im psychischen Wachthumsprozess) über das Sinnliche hinausreichenden Gedankenreihen, die auf den Nyas nur bis zur Höhe der Cocosbäume sich verlängern (ohne Lokomerowo zu erreichen), stellt sich eine erste Frage, wofür die aus unzugänglichem Jenseits zurücktönende Antwort,

beim Ermangeln deutlichen Abschlusses, eine mehr oder weniger gläubige Hingabe verlangt. Bei klärendem Einblick wird Vieles aus dem άлεоv (platonischer Materie) in feste Formen des (pythagoräischen) Begrenzten der Formen (durch ɛpas) geschieden und so dem Wissen gewonnen werden, aber unabsehbar dehnt darüber hinaus ringsum sich noch die Weite ewiger Unendlichkeit und, den blöden Augen des an Denkarbeit ungeübten Wilden besonders, rasch in das düster dunkelnde Todtenreich verschwindend. Aus diesem daher vor Allem schweben die Schatten hervor, die den Geist mit ihren Schattirungen überschatten, und in der Angstbeklemmung der Deisidämonie überall auf der Erde für die Sühne der Abgeschiedenen zunächst, das Gefühlsdrängen der Religion in die äusseren Umrisse eines Cultus umgestalten (vom Ahnen-Cultus aus dann zu weiteren mythologischen Schöpfungen. fortschreitend).

In der „unheilvollen Entzweiung mit Gott", bei der Möglichkeit und Wirklichkeit eines bösen Gewissens, „bilden den Mittelpunkt der Religion die Opfer" (Peip), und der zum Ausgleich solcher Entzweiung in die Aussenwelt geworfene Reflex spiegelt (durch gavέowois) am nächsten sich (wie beim Aitu fale Samoa's und indianischen Dodaim) im heiligen Thier (s. Religionsphilosophische Probleme, 2, S. 52), mag aber auch mit des Baumes lebendigem Wachsthum schon Befriedigung erhalten durch die vuugn devdoris, in mystischer Anknüpfung des Dualla (wie in Meleager's Scheit), und wie Geryon's Blut (bei Philostr.), geht das des Polydorus in den Baum über, der bei Verletzung blutet (Virgil). Stirbt derjenige, der sein Leben sympathisch mit dem Baum (zum Verwachsen eines Leibschadens) verknüpft hat, zuerst, so geht die Seele als Klabautermann über, bis in das Schiff, das aus dem Holz gezimmert wird (auf Rügen); Waga (Canoe) bezeichnet (auf Fiji) the shrine of a god (Hazlewood).

Ehe die Siamesen den zum Bootbau geeigneten Baum (Takhien) umhauen, bringen sie (unter den Phrüksa-Thevada) der Matter (Meh) oder Dame (Nong) desselben Opfer dar, und nach Vollendung des Schiffes bildet. dann die Nymphe des Waldbaums (Nong Takhien) den Kiel, als Kaduk Ngu oder Schlangenrückgrat, und erhält Weihung für gute Fahrt, besonders wenn, wie mitunter, leiblich erscheinend, in Schlangengestalt oder als Frau (s. Völker des östl. Asiens III, S. 251), Aehnlich werden beim. Canoebau auf Hawaii die dem Holz innewohnenden Elementarkräfte magisch gebunden für später glückliches Wohlergehen (s. Aus Hawaiischen Manuscripten, Zeitschr. d. Ges. f. Erdk., 1882).

Gemeinsam überall ist das beim Begraben vorgesorgte Seelische der δημητριοι, was in wohlthätigen Werken der χρηστοι beim Aufwachsen der Pflanzen aus dunklem Erdengrund hervorsteigt. Bei den Maori bringt man deshalb die Schädel der Verwandten auf das Fruchtfeld oder (in Tanna) die Zähne alter Ahnen (im Saen der Sparten). Bald in poetisch schwellenden Gefühlen des Dankes oder der Angst, bei Ungewissheit der Ernte

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »