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„Die noch am Leben waren, bei den Stiergöttern, zwischen denen sie meinen Großvater Sanherib erschlugen 1), ebendort erschlug ich jetzt diese Leute als ein Cotenopfer für ihn" ina kispisu 2).

Die bildliche Darstellung eines Menschenopfers findet sich auf einem affyrischen Siegelcylinder. Auf diesem sieht man, wie ein Kind vor dem Bild eines Gottes von dem Priester mit dem Sichelschwert geschlachtet wird). Das alte Testament aber bestätigt die Menschenopfer der Babylonier und Assyrer an mehreren Stellen, die bei Ninib oder Adar angeführt sind.

Eins der schandbarsten und für das ganze Volk verderblichsten Opfer war die Hingabe der Töchter zu Tempeldirnen, die schon in Hamurabis Gesetzen vorkommt, und die Preisgabe der Frauen und Mädchen, die an mehreren Orten zu Ehren der Gottheit stattfand, wie Herodot davon Zeugnis gibt *).

Das Cob der Götter wurde in Hymnen verkündigt, deren mehrere bereits mitgeteilt worden sind. Einer lautet:

„O Istar, was sollen wir dir geben? Fette Rinder, feiste Schafe?“ „Nicht will ich essen fette Rinder, feiste Schafe. Man möge mir geben prächtiges Aussehn der Männer, Schönheit der Frauen."

Das soll wohl heißen: Diese Gottheit verlangt prächtige Männer, schöne Frauen, die in ihrem Dienst verzehrt, an Leib und Seele verdorben werden.

In Bittgebeten suchte der fromme Babylonier und Affyrer die Hilfe seiner Götter, wie wir sie an anderer Stelle noch kennen lernen werden. Die meisten dieser Gebete, die uns schriftlich erhalten sind, stammen aus der sumero-akkadischen Zeit und wurden in den späteren Gottesdienst herübergenommen. Damit aber auch das Volk diese Gebete in der heiligen Sprache verstehen konnte, war jeder Zeile des sumerischen Tertes eine Zeile in assyrischer Uebersetzung beigefügt 5). Man hatte also schon eine Art Gesangbuch und teilte die festen liturgischen Formen nach den Anfängen ein, wie die Breven der Päpste. Die erste Klasse begann, Samas, Herr des Gerichts" oder „o Adad, Herr der Seherkunst". Die zweite Klasse enthielt Gebete gegen die schlimmen folgen einer Mondfinsternis. Die dritte Klasse umfaßte die Gebete der Handreichung". Hieran schlossen sich die Litaneien und Hymnen an.

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Besonders zahlreich sind uns Opferrituale erhalten. Sie umfassen das Ritual des Wahrsagers, des Beschwörers und des Sängers. Da finden sich die genauesten Vorschriften für alle Arten von Opfer, für die

1) Ein neuer Beweis, daß der Mörder Sanheribs mehrere waren.

2) Tiele, 3. f. A. 1890, S. 385.

3) Jeremias, A. T. O., S. 278 20.

4) M. Duncker I, 271.

5) K. Bezold, N. u. B., S. 107 2c.

Zurüstung von Opfertischen, Räucher- und Waschbecken, für das unblutige und blutige Opfer.

Wenn es im Ritual des Sängers heißt: „Der Vornehme soll eine Taube als Brandopfer verbrennen, der Arme aber ein Stück von einem Schaf opfern“, so soll das wieder etwas Babylonisches“ im N. T. sein, nur schade, daß das Gesetz in Babylonien grade umgekehrt lautet, wie in Jerusalem 1). So steht es auch mit der Wertschätzung des Opfers.

Durch Gebete und Opfer erwirbt sich der Babylonier und Assyrer ein Verdienst vor seiner Gottheit, die solches auch bei Gelegenheit zu hören bekommt. Während es in der heil. Schrift heißt: Gehorsam ist besser denn Opfer“ 2), gilt für diese das Wort: „furcht der Götter gebieret Gunst, Opfer fördert das Leben, Gebet löst Sünde, Furcht vor den Anunaki macht lange leben."

1) Lev. 12, 8. Ev. Luk. 2, 24.
2) 1. Sam. 15, 22.

Dritter Teil.

Die Göttersagen.

Mehrere deutsche und englische Gelehrte behaupten mit Vorliebe und mit dem Bewußtsein der Unfehlbarkeit, die Berichte des A. T. über Schöpfung, Sündenfall, Sintflut u. a. feien aus den babylonisch-assyrischen Göttersagen geschöpft. Dabei aber sind diese Gelehrten über eine wichtige Vorfrage selbst nicht einig, nämlich über die Frage nach dem Ursprung und Alter dieser Sagen, ob sie schon bei den alten SumeroAkkadiern vorhanden waren und von ihnen aufgezeichnet wurden, oder ob erst die Nordsemiten sie einführten 1)?

Nehmen wir als bewiesen an, was dort behauptet wird, der oder die Verfasser der fünf Bücher Moseh hätten aus den babylonischen Sagen geschöpft, so ist eine Folgerung nicht abzuweisen: es müßte der Inhalt dieser Sagen dann auch in den bib. lischen Berichten gefunden werden; und wir hätten vielleicht Ursache, den feinen Verstand der biblischen Schriftsteller zu bewundern, durch den sie es fertig brachten, das Wertvolle und ewig Wahre von dem Leeren und willkürlich Erfundenen in diesen Sagen zu unterscheiden. Aber nun findet sich des Wertvollen und ewig Wahren kaum ein Körnchen in den babylonischen Göttersagen, des Leeren und willkürlich Erfundenen ebensowenig in der heil. Schrift. Die beiden haben also nichts mit einander gemein, als was der gemeinsame Ursprung der Menschheit allen ihren Kindern mitgab, oder was die dichtenden Priester aus den alten Ueberlieferungen zweier Völker von verschiedener Rasse aufzunehmen für gut fanden. So schwierig die Entscheidung dieser Frage war, ebenso wertvoll und wichtig ist sie; und diese Annahme scheint sehr viel Glauben zu verdienen, daß um das Jahr 3000 v. Chr., da die Nordsemiten in Babylonien eingewandert waren, die Priester aus beiden Völkern zwecks Verbreitung und Unterstüßung des gemeinsamen Götterdienstes die Ueberlieferungen beider Völker gesammelt, bearbeitet, umgedichtet und auf die vielen Götter zugerichtet haben. Für diese An

1) Hommel gegen Haupt.

nahme spricht nach der formellen Seite hin die Tatsache, daß die babylonisch-assyrischen Göttersagen, mit den biblischen Berichten verglichen, ungleich wortreicher, ja weitschweifig erscheinen; ferner daß die priesterlichen Dichter ihr eignes Machwerk willkürlich behandeln und ihre Götter mit allen Sünden, Mängeln, Torheiten und Gebrechen ihres eignen Volkes verunzieren Dadurch aber erklärt sich auch, daß in den babylonischen Göttersagen vieles vorkommt, wovon die eingewanderten Semiten nichts wußten, wie denn die allermeisten Namen der auftretenden Personen nicht semitisch sind!

Andere Gelehrte verstehen diese Göttersagen vielfach als eine eingekleidete Astronomie. Dann stellen sie sich aber zweifellos als eine Schöpfung der Gelehrten und nicht als Volksüberlieferung dar. Auch hätten die biblischen Schriftsteller keine Ahnung von ihrem eigentlichen Inhalt gehabt, wie denn die Hebräer wenig Sinn für Astronomie hatten. Und welchen Glauben erfordern die Behauptungen der Gelehrten! Eine fremde Wissenschaft aus fremdem Volk, in fremder Sprache dargestellt, soll der Hebräer älteste heilige Schriften hervorgebracht haben? Doch hören wir diese Sagen selbst!

1. Sage von Entstehung der Welt.

6. Smith fand in der Bibliothek Asurbanipals sieben zum Teil stark beschädigte Tafeln, die nach seiner Meinung etwa 660 v. Chr. von einem alten Steinkoder abgeschrieben waren. Er ist der Vater der vorher bestrittenen Meinung, als seien biblische Erzählungen aus babylonischen Quellen geschöpft; denn er nannte diese Tafeln chaldäische Genesis", weil er glaubte gefunden zu haben, was er suchte, ein Seitenstück der hebräischen Genesis. Aber in der Namengebung sind ihm mehrere Gelehrte nicht gefolgt, wie Tiele 1) und Jensen, der das Epos mit Recht nach seinem Anfang Enuma elis" nennt. Nach Hommel stammt das verlorene Original aus der Zeit von Agumkakrime, der nach seiner Meinung um 1800 v. Chr., nach andern aber 800 Jahre früher regierte. Was Jensen in seiner Kosmologie 2) wünschte, daß die vollständigen Terte veröffentlicht würden, damit man nicht länger gezwungen sei, seine Kenntnisse altbabylonischer Legenden aus Interpretationen zu schöpfen, die sich gelegentlich zum Original verhielten, wie eine Robinsonade zu einem hebräischen Bußpsalm“; dieser Wunsch ist in der keilinschriftlichen Bibliothek Bd. VI durch eben diesen Gelehrten erfüllt worden, sodaß wir keine Robinsonade mehr zu lesen noch zu schreiben brauchen. Hören wir also das Epos selbst!

1) A. a. O. S. 571.

2) S. S. 000.

In der Urzeit, als die Himmel oben noch keinen Namen erhalten hatten, d. h. noch nicht entstanden waren, und die Erde unten noch nicht war und noch keine Götter waren, da wurde der Abgrund der Wasser ihr Erzeuger.

Apsu, der Himmelsozean, und Tiamat, der Erdozean, verbanden sich mit einander (ehelich), daß die Götter alle geboren wurden. Ihre Wasser waren an einem Ort gesammelt, aber Schilf war noch nicht erschienen, das Kraut des Feldes noch nicht gewachsen.

Erst später wurden große Götter gebildet. Zuerst gingen Lachmu und Lachamu aus der Verbindung beider Ozeane hervor; doch bald mehrte sich ihre Zahl, indem Ansar und Kisar, Ea und Anu gebild:t wurden.

Da sprach Apsu, der Himmelsozean, zu Tiamat, dem Erdozean: Eilends will ich sie verwirren und ihren Weg verderben." In diesem Kampf der alten Götter gegen die neuen Götter, der das Thema des Epos darstellt, ist Tiamat alsobald kriegsbereit: Eilends wollen wir gegen sie ziehn." Beide Ozeane werden von Mummu, dem Sohn Apsus, unterstützt. Aber Tiamat, die Mutter des Nordens, raste und fluchte, machte unwiderstehliche Waffen, gebar ganze elf Ungeheuer nämlich Riesenschlangen mit spitzen Zähnen und giftgefülltem Leib, Molche, Fischmenschen und Widder u. a.

Hierzu vergleicht Profeffor Sellin Hiob 9, 13 und Jef. 51, 9, danach sich die Helfer Rahabs vor dem lebendigen Gott beugen müssen, danach der Arm des Herrn die Stolzen zerhauen und den Drachen verwundet hat. Es versteht sich von selbst bei manchen Gelehrten, daß dieser Thannin, was Luther mit Drache wiedergegeben hat, die Tiamat sei. Andere aber weisen darauf hin, daß Thannin das Krokodil bedeute und ein Symbol Aegyptens sei 1). Wie kann man ein Dunkel durch das andere erleuchten?

Wieder meinen einige Gelehrte, die elf Helfer des Himmels- und des Erdozeans seien die elf Bilder des Tierkreises, obwohl die Babylonier deren 12 bez. 13 kennen, wie wir später sehen werden; und dann find Aehre (Jungfrau) oder Pfeil u. a. doch keine Ungeheuer. Oder wie können überhaupt himmlische Bilder aus dem Erdozean abgeleitet

werden?

Auch A. Jeremias gibt sich der Moderichtung gefangen und redet 2) leider Gottes auch von einem Jahve-tehom-Drachenkampf! Sodann zieht er mehr als eine Elf an, elf kommt auch im Traum Josephs vor, auch bei den Aposteln Jesu u. a. Wo eine Elf erscheint, muß sie vom Tierkreis kommen.

1) Fürst, hebr.-chald. Wörterb. II, S. 536.

2) A. T. O., S. 83, 335 u. a.

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