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Herrn Und welche reiche, unerschöpfliche Quelle des Trostes und der Beruhigung bey allen unsern Widerwärtigkeiten, ist das, was unser Herr selbst geduldet hat; auf wie viel fache Weise kann es dazu dienen, uns Erqui ckung und Hülfe zu verschaffen! Aber freilich find die Tröftungen, welche aus dieser Quelle fliessen, nichts weniger, als schmeichelnde Linde rungsmittel, M. Br.; fie find Arzneyen, die nicht anders wirken, nicht anders helfen können, als indem fie angreiffen und manches unange. nehme Gefühl erregen. Soll uns aber eine gründliche Heilung nicht lieber seyn, als eine' vorübergehende Erleichterung? Sollen wir von den Uebeln, die uns drücken, nicht lieber ganz befreyt, als nur eine Zeit lang über sie getäuscht werden? Wohlan also, was wir aus den kei den unsers Herrn über unsre eignen Leiden ler-' nen, wie wir die Uebel, die uns treffen, gebrau chen und in Segen verwandeln sollen, das wol len wir jezt sehen. Mag doch Manches, was wir jezt finden werden, dem Fleische wehe thun, M. Br., mag es mehr zu verwunden, als zu heilen scheinen, wir wollen hören, lernen, ge horchen; das Evangelium Jesu wird sich auch in dieser Hinsicht als eine Kraft Gottes be. weisen, selig zu machen alle, die daran glauben. Möge Er selbst mit uns seyn und uns den Segen seiner Aufopferung für uns auch in dieser Stunde geniessen lassen! Wir flehen um diese Gnade in stiller Andacht.

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Der Gebrauch ist merkwürdig, M. 3., welchen der Apostel in den vorgelesenen Wor ten von den Leiden unsers Herrn macht. Auf unsre eignen Leiden, wendet er sie an; wie wir nach Maasgab dessen, was unserm Herrn wis derfahren ist, die Beschwerden, die uns selber treffen, ansehen, erdulden und benußen sollen, das will er zeigen; er entwickelt aus dem traus rigen Schicksale Jesu Gründe der Beruhigung für uns, die weit mehr sind, als bloß lindernde Trostungen, die nichts Geringeres zum Zweck haben, als die Uebel, welche wir tragen, in Wohlthaten und Segen für uns zu verwans deln. Lasset uns die Winke auffassent, M. Br., die er uns giebt; laffer uns das, was er nur kurz andeutet, weiter aus einander sehen; die Behauptung, die unserm Text zum Grunde liegt, daß die Leiden unsers Herrn der beste Unterricht über unsre eignen Leiden find, wollen wir zum Gegenstand unsers heu tigen Nachdenkens machen. Es kommt vor al len Dingen sehr viel darauf an, daß wir unsre Leiden im rechten Lichte betrachten und für das halten lernen, was sie wirklich sind. Schon in dieser Hinsicht sind die Leiden unsers Herrn der beste Unterricht über die unsrigen; sie lehren uns nehmlich dieselben am richtigsten beurtheilen. Noch weit mehr ist aber daran gelegen, daß wir aus den Widerwärtigkeiten, die uns treffen, Vortheil zu ziehen verstehen. Auch P 3 darüber

darüber geben uns die Leiden unsers Herrn die nöthige Auskunft; sie lehren uns nehmlich unsre Leiden zweckmässig gebrauchen. Es ist nicht schwer, dieß alles in unserm Texte nachzuweisen.

Was sind die Leiden, denen wie mehr und weniger alle ausgesezt sind; wofür sollen wir sie halten? Der Apostel zeigt sie uns, mit steter Beziehung auf das, was unserm. Herrn selbst widerfahren ist, aus einem dreyfachen Gesichtspunkt, als un vermeidliche, zum Theil verschuldete und dabey höchst absichtsvolle Ein richtungen. Laffet uns jede dieser Seiten besonders ins Auge fassen.

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Christus hat gelitten; damit fångt der Apostel an. Daß ein Bekenner Jesu wiss sen müsse, was der Name Christus zu bedeuen habe, konnte der Apostel vorausseßen. Vonkeinem gewöhnlichen Menschen ist nehmlich hier die Rede; der Sohn des lebendigeu Gottes ist Chriftus, wie es der Apostel schon früher ausgedrückt hatte; er ist, wie Petrus un mittelbar vor unserm Terte sagt, das erhabne Wesen, welches zur Rechten Gottes in den Himmel gefahren ist, dem unters than sind die Engel und die Gewal Ligen und die Kräfte; er ist der Herr vom Himmel, der allmächtig mit Gott herrscht. Und diese erhabne, einzige, mit dem Wesen Gottes fo innig verknüpfte Person hat gelitten, so

lang

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lang fie auf Erden lebte; hat alle Beschwerden der menschlichen Lage empfunden; hat sogar mehr geduldet, als unzählige andre Menschen, und ist am Kreuze gestorben. Können wir hieraus eis nen andern Schluß ziehen, als: gar nicht zu vermeiden müssen tausend Uebel seyn, die uns hier treffen; denn wåren fie trennbar von dem Loose der Menschheit, liesse sich das Leben auf Er. den ohne alle Beschwerden denken! würde Chris Aus haben leiden müssen; würde nicht wenigs stens bey dem eine Ausnahme gemacht worden feyn, der heilig, unschuldig, unbefleckt und von den, Sündern abgesondert war? Nicht umsonst seit der Apostel hinzu: im Fleische, an seinem Körper, habe Chris ftus gelitten. Man darf ihn ja nur nennen, diesen zarten, so künstlich gegliederten, so leicht verlegbaren Körper; darf nur bemerken, daß er fich in einem Zusammenhange von Dingen be findet, die unablässig auf ihn einwirken, die ihm leicht empfindliche Schmerzen verursachen, die ihn auf tausenderley Art in Unordnung bringen und zerstören können; man darf nur erwägen, daß er sich nach Gesetzen, die in seinem Wesen' gegründet sind, allmählig entwickeln, bis zu einem gewissen Grade der Vollkommenheit reifen, und dann wieder abnehmen und sich seiner Auflösung nåhern muß: um einzusehen, Wunder über Wun. der müßten geschehen, Gott müßte widersprechen. de Dinge möglich machen können, wenn wir nicht im Fleische leiden, wenn wir mit einem P 4

solchen

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solchen Körper bekleidet, nicht tausend Unannehmlichkeiten und Beschwerden erfahren sollten. Es ist nichts weniger, als gleichgültig, daß wir unsre Leiden von dieser Seite betrachten lernen, M. Z. In welche Klagen brechen wir oft aus! Mit welchem Unwillen beschweren wir uns über die Uebel des Lebens! Wie geneigt sind wir oft, unserm Schöpfer selbst Vorwürfe darüber zu mas chen! Aber welche Thorheit, M. Br., welcher Unverstand! Kann das Nothwendige, das Un abånderliche ein Gegenstand der Beschwerde seyn ? Dürfen wir unsern Schöpfer anklagen, daß er zus gelaffen hat, was bey Sehung einer wirklichen Welt schlechterdings nicht abgewendet werden konnte? Konnte er uns einen Körper geben, der empfindlich und unempfindlich zugleich war, der mit der zartesten Geschmeidigkeit eine eiserne Festigkeit verband, der für jedes angenehme Ge fühl die regste Empfänglichkeit, und für den Schmerz gar keine Empfindlichkeit hatte? Ift es nicht Unsinn, so etwas zu verlangen; heißt es nicht widersprechende und folglich unmöglice Dinge fordern? Nenner es immerhin einen traurigen Troft, wenn man euch eure Leiden als etwas Nothwendiges und Unvermeidliches zeigt; für den vernünftigen Menschen ist gerade dieser Umstand ein wahrer Troft;"er findet es thöricht, sich über Dinge zu beunruhigen, die nun einmal nicht anders seyn können; er läßt fich mit stiller Unterwerfung gefallen, was die Allmacht selbst nicht abzuåndern vermag.i

Aber

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