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Eine Welt von Kleinigkeiten, die es aber nicht in den Augen der Verliebten find, gehört immer zum voraus dazu, ehe es zur Ausführung jenes göttlichen Einfalls kommt, der eben so wenigen zu gerathen scheint, als der erste ursprüngliche Versuch dieser Art.

Der Mensch ist vorzüglich ein GOTT der Erde durch seine Bestimmung, der Schöpfer, Selbsterhalter und Immer Vermehrer seines Geschlechts zu seyn. Zwar ist dieses Göttliche der ganzen sichtbaren Haushaltung einverleibt, und eine Entwickelung des am Anfange ausgesprochenen Segens; doch ist kein einziges unserer Nebengeschöpfe für einen überlegten und freywilligen Rathschluß oder einen Bund und gesellschaftlichen Vergleich zu dieser Absicht gemacht: so wie keines einer größern Ausbildung fähiger ist und selbige nöthiger hat als der Mensch.

Woher kommt es nun, daß wir uns jener Gleichheit mit GOTT als eines Diebstahls oder Raubes schämen? Ist nicht diese Scham ein heimlicher Schandfleck unserer Natur, und zugleich ein stummer Vorwurf ihres herrlichen allein weisen und hochgelobten Schöpfers? Ein angeborner, allgemeiner Instinct ist es nicht, wie aus dem Beyspiele der Kinder, Wilden und cynischen Schulen zu ersehen; sondern eine angeerbte Sitte, und alle Sitten und Gebräu

che sind bedeutende Zeichen und Merkmale, zur Erhaltung urkundlicher Begebenheiten und Fortpflanzung conventueller Gesinnungen eingesezt.

Die Ehe ist also ein vermöge eines gefaßten Rathschlusses, aufgerichtetes Bündniß, und auf Vernunft und Treue gegründet. Daher ist es Klugheit und Ehrlichkeit,,,um der gegenwärtigen Noth willen an einen solchen Rathschluß und Bund gar nicht einmal zu denken. Am allerwenigsten lohnt es der Mühe in einem Staate, wo der Coder ein güldener Coloß ist, sechzig Ellen hoch und sechs Ellen breit, und die Sanctio aller Gefeße ein glühender Schmelz ofen, siebenmal heißer für Seelen von altem Schrot und Korn, in denen kein Falsch ift.

Weil der Ehestand der köstliche Grund und Eckstein der ganzen Gesellschaft ist, so offenbart sich der menschenfeindliche Geist unfers Jahrhunderts am allerstärksten in den Ehegesetzen. *) Wenn es aber Barmherzigkeit von Seiten der Gesetzgeber seyn soll, der

*) Fecunda culpae fecula nuptias
Primum inquinavere, et genus et domos?
Hoc fonte derivata clades

In patriam populumque fluxit, Hor.
III. Od. 6.

Verstockung des menschlichen Herzens zu Ge fallen, dffentliche Sünden und Laster zu privilegiren: so ist es die höchste Gerechtigkeit von Seiten des Weltrichters, die Schans der seiner Majestät einem paraphysischen Mißbrauche ihrer eigenen Leiber zu überge

ben.

Es wäre freylich nichts, wohlthätiger für das menschliche Geschlecht und die bürgerliche Gesellschaft, als jenem Ideal der Heiligs keit für den Ehestand nachzustreben, die der große Erfüller des mosaischen Rechts und der Propheten wieder hergestellt und als ein Reichsgeseß des Himmels und seiner neus en Erde auf jenem Berge der Seligkeiten geprediget hat: „Wer ein Weib ansicht, ihr zu begehren, und wer sich ,,von seinem Weibe scheidet und wer eine abgescheidete frey,,et, find Ehebrecher" — Moses hatte nemlich geboten, solche zu steini gen" und sein Gesetz konnte nicht wie der Scheme unserer zeitigen Moral und ihrer eiteln Prediger aufgelöst, sondern mußte erfüllt werden, als ein festes propheti sches Wort.

Das Geheimniß ist groß! GOttes Ebenbild und Ehre, der Mann, und dessen Ehre, das Weib - Das heißt: Der Mann verhält sich zu GOTT, wie Das Weib zum Manne, und wo diese

Drey Eins sind, wird das Weib durch Kinderzeugen selig, und der „Mann des Leibes Heiland.“

Alle Mysterien des Hymens sind daher dunkle Träume, die sich auf jenen tiefen Schlaf beziehen, worin die erste Mannin zur Welt kam, als ein beredtes Vorbild für die Mutter aller Lebendigen.

Doch mein Versuch soll demjenigen nicht nachbuhlen, den jener Nordbritte mit der spu kenden Ziffer über mein Geschlecht, und ein gelehrter, wißiger Kauz seines Vaterlandes über meinen Gegenstand geschrieben haben. Ich bin auch eben so wenig eine geweihte Vestalin, als ich eine Vettel Baubo seyn mag, weder à la Grecourt noch à l'enfeigne de Barby — Was ist alle Fruchtbarkeit im Bufen und Schoße eurer Aamutter, zum Genuß ihrer Früchte und ihres Staubes geborne und verdammte Seelen! Was ist die taube Freude eures Geschmacks und der laute Kühel eures Wißzes? Vermummte Traurigkeit und Verzweiflung, und all euer Gesuch eine Beute des schwarzen reichen Hdllengotts, wie die kluge Fabel der Ceres und ihrer Tochter erzählt.

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Vielleicht hören Sie, empfindseliges Brautpaar! eben so gern ein kurzes mythisches Måhrchen meines eigenen Faus, und wie, ich Einem unter Tausenden, von T a us

beneinfalt und Schlangenlift, die heimliche Weisheit einer Sibylle zu verdanken habe-Sein erster Kunstgriff war, sich selbst in meinen Augen abscheulich zu machen, und hierin gelang es ihm so gut, daß er und sein ganzes Geschlecht mir bald verächtlich und eckelhaft vorkam. Wie wurde ich aber für meine undankbare Eitelkeit und übermüthige Schadenfreude, auf Kosten meines Verführers altklug geworden zu seyn, abgestraft, als der Spiegel seiner Aufrichtigkeit einen Widerschein auf mein eigenes Herz zurückwarf, und ich darin die Hemisphäre meines Geschlechts in naturalibus zu erkennen anfing. Durch diesen Feuerstrahl der Selbsterkenntniß wurden alle schöne Beywörter kohlschwarz, und gleich den Farben, vom Schwamme der Nacht ausgelöscht. : Ueberführt, daß ein vernünftiges Thier, nach der Analogie des ganzen animalischen Reichs, die rauche Seite seines Fells von Rechts wegen auswendig tragen sollte, hielt ich nunmehr alle ehrbare, schmachtende, entzückte Liebhaber für Wehrwölfe, kriechende Widersacher und geistliche Ungeheuer, die Milch und Honig auf der Spiße der Zunge, aber Gift und Galle in den Schaßkammern des Herzens führen.

Diese Katastrophe meiner ganzen Denkungsart wurde die Grundlage einer Sympathie, die schnell zur Identität ihres

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