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Fünfter Abschnitt.

Menn wir nach der bisherigen Untersuchung nicht berechtiget find, wegen der hohen Sprache, die Jesus von fich und seinen Verdiensten und Vorzügen redete, denselben eines anmaßenden Stolzes oder einer phantastischen Schwärmerei oder einer trügerischen Unredlichkeit zu bez schuldigen und anzunehmen, daß er als Mensch betrachtet sehr tief stand; so bleibt uns nichts übrig als anzunehmen, daß er höher als ein bloßer Mensch stand, daß er der war, für den er sich so oft erklärte, der verheißne Messias, der Sohn Gottes, der Eingeborne des Vaters, mit Gott in einer Verbindung stehend, deren fich kein Mensch rühmen kann, göttlicher Natur und Würz be theilhaftig.

Es ist vergebliche Mühe und übersteigt die Kräfte der menschlichen Vernunft, nåher und genauer bestimmen zu wollen, worin diese Verbindung Jesu mit Gott und feine Theilnahme an göttlicher Würde und Natur beste he; es ist dieß auch nicht nöthig, es ist hinlänglich in dieser Hinsicht uns an das zu halten, was das N, E. von Jesu sagt: „Gott war in ihm, 2 Corinth. V, 19; das Wort, das im Anfang bei Gott war, ward Fleisch und wir sahen seine Herrlichkeit als des Eingebornen vom Vater Job. I, 14" es ist hinlänglich anzunehmen und zu glauben, daß Jesus eine solche übermenschliche Würde hatte, bei welcher er der Wahrheit gemäß eine so hohe Sprache von sich nicht nur reden konnte, sondern auch mußte. Ja so ist es. Bei Annahme und Vorausseßung der höbern Würde Jesu verlieren seine häufigen Reden von fich und feinen Vorzügen und Verdiensten alles Auffallende und Anstößige; es wird uns dann klar, daß Jesus darum so häufig von sich und seiner höhern Würde sprach, weil er davon sprechen mußte.

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1. Denn Niemand anders außer ihm selbst
konnte ein Zeugniß über seine Persönlichs
teit ablegen;

II. und die Wirksamkeit des Christenthums ist von
dem Glauben an die Persönlichkeit Jesu abhängig.

I. Jesus mußte häufig von sich und seiner höhern
Würde sprechen, weil Niemand außer ihm selbst ein
Beugniß über seine Persönlichkeit ablegen konnte.

Die bekannte Behauptung: Niemand kann in seiner eignen Sache Beuge seyn, leidet große Einschränkung. Wenn die Menschen alle das wären, was fie seyn solls ten, wahrheitliebend und aufrichtig in ihren Versicherun gen, wer sollte da Bedenken tragen, dem Zeugniß eines Menschen von sich Glauben beizumessen. Nur zufolge der traurigen Erfahrung, daß viele Menschen leichtsinnig in ihren Aussagen und aus eigennütigen Absichten die Unwahrheit zu sagen geneigt sind, hat man in Beziehung auf die Verhältnisse des bürgerlichen Lebens und insbe sondre auf gerichtliche Verhandlungen den Grundsah_aufgestellt: Niemand kann in seiner eignen Sache Zeuge feyn. Wenn mir aber ein durch Rechtschaffenheit ausge zeichneter Mann etwas von sich versichert: warum sollte ich sein Zeugniß von sich selbst nicht für giltig halten? Und da kein Mensch dem Andern ins Herz sehen kann; so kann es in Beziehung auf die innern Gesinnungen ei= nes Menschen, seinen moralischen Werth, eigentlich kein andres fichres Zeugniß geben, als das Zeugniß eines Menschen von sich selbst und es verdient ein solches Zeugniß um so mehr Glauben, je mehr die außre Handlungweise eines Menschen mit seinem Zeugnisse von sich übereinstimmt. Also schon in so ferne konnte Niemand als Jesus selbst ein Zeugniß von sich, von seinen moralischen Eigenschaften und Vorzügen ablegen und z. B. sagen: ich bin sanftmüthig und vom Herzen demüthig."

Allein stand Jesus höher als gewöhnliche Menschen, stand er mit Gott in einer Verbindung, deren sich kein Mensch rühmen kann, war er göttlicher Nas tur theilhaftig: Wer konnte für diese höhere Persönlichteit Jefu ein giltiges Zeugniß ablegen, als er selbst? Wer konnte in dieser Hinsicht besser wissen, wer Jesus® war,

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als er selbst? Darf es daher befremden, daß er in Beziehung auf dieses Außerordentliche seiner Persönlichkeit so häufig ein Zeugniß ablegte und von sich zu sprechen pflegs te? Auch die Pharisåer sagten, da er einst ein solches Zeugniß von sich abgelegt hatte, zu ihm: „Du zeugest von dir selber, dein Zeugniß ist nicht wahr." Jesus aber antwortete mit Recht: So ich von mir selber zeugen würde, *) so ist mein Zeugniß wahr; denn ich weiß, von wannen ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wisset nicht, von wannen ich komme und wo hin ich gehe." Johann. VIII, 13, 14. Das heißt, in Beziehung auf meine höhere übermenschliche Würde kann Niemand ein giltiges Zeugniß ablegen, als ich selbst. Aber freilich war die Versicherung Jesu, der im Aeußers lichen von gewöhnlichen Menschen sich nicht unterschied, daß er höher stehe als gewöhnliche Menschen, Gottes Sohn und der Messias sei, so auffallend, daß es für die Beitgenossen desselben wünschenswerth seyn mußte, dieses Selbstzeugniß Jesu noch auf eine andere Art bekräfti get zu sehen. Und wie und durch wen konnte dieß geschehen? Durch Niemanden anders als durch Gott selbst. Gleichwie Niemand nebst uns selbst als Gott weiß, was wir in unserm Innern, nach unserm moraliz schen Werthe find; so konnte nebst Jesu selbst Niemand anders wissen, wer Jesus war, als Gott selbst, und für ihn zeugen und sein Zeugniß bekräftigen. Dieß geschah durch die wundervollen Thaten, die Jesus durch Gott verrichtete; sie sind eine göttliche Beglaubigung des Beugnisses Jesu von sich. So betrachtet sie Jesus selbst, wenn er spricht Joh. VIII, 18: Ich bin es, der ich von mir selber zeuge und der Vater, der mich gefandt hat, der zeuget auch von mir;" und Joh. XIV, 11: ,,Glaubet mir, daß ich im Vater und der Vater in mir ist; wo nicht, so glaubet mir doch um der Werke willen."

Diese wundervollen Thaten und Schicksale Jesu standen mit den Versicherungen desselben von seiner höhern Würde für seine Zeitgenossen in der genauesten Verbindung

*) Im Grundtexte heißt es: Ob ich gleich von mir sela ber zeuge

und können nur von denen für überflüffig erklärt und zweifelhaft gemacht werden, die in der Persönlichkeit Jesu nichts Uebermenschliches anerkennen, wofür eine providentielle Bes glaubigung durch Wunder nöthig war. In unsern Zeiten ist freilich diese Beglaubigung des Zeugnisses Jesu von sich durch Wunder weniger nöthig; die Beschaffenheit des großen pon Jesu begründeten Reichs, die Art seiner Gründung und Verbreitung feiner Dauer, fein Umfang, sein stetes. Fortschreiten, sein sich immer mehr erweiterndes Gebiet, sein großer und segensreicher Einfluß auf die Menschen welt ist die größte Beglaubigung, die Gott dem Zeugnisse Jesu von sich gegeben hat. Das große, herrliche, ma jestätische Gebäude des Christenthums steht fest und unerschütterlich in der Welt da; - das Gerüste zu diesem Gebäude ist nicht mehr nöthig, war aber doch nöthig, da es aufgebauet wurde.

Mit diesem Zeugnisse Jesu von sich und feiner hōhern Würde, das nur er selbst geben konnte, find auch alle andre Reden und Aeußerungen desselben von seinen Vorzügen verbunden.

War Jesus ein höheres göttliches Wesen so läßt sich auch nicht anders erwarten, als daß er durch intel lectuelle und moralische Vorzüge sich im hohen Grade auszeichnete, daß er in Beziehung auf Weisheit und Tugend ein Abglanz der göttlichen Herrlichkeit und das Ebenbild feines Vaters war.

War Jesus ein höheres, göttliches Wesen; so läßt es sich auch nicht anders denken, als daß der Zweck der irdischen Erscheinung desselben, außerordentlich, daß das Werk, das Icsus gründete, von Menschenwerken fehr verschieden, göttlich in seinem Ursprunge, allges mein in seinem Umfange, ewig in feiner Dauer nach dessen Versicherungen seyn müsse; daß mithin auch die Verdienste desselben um die Menschen von einer außerordentlichen Beschaffenheit seyn, in der höchsten Bes feligung, deren der Mensch fähig ist und die er wünscht, bestehen müssen.

Mußte Jesus häufig von seiner Würde als Sohn Gottes und Messias sprechen, weil Niemand anders als er selbst davon zeugen konnte: so mußte er auch häufig von dem sprechen, was damit auf das genaueste verbun

den ist, von seinen intellectuellen und moralischen Vorzůs gen, von der großen Wichtigkeit seines Werkes auf Ers den und von den außerordentlichen Verdiensten um die Menschen, die er sich erwerben sollte und erworben hat.

II. Ein zweiter Grund, aus welchem Jesus so haus fig von sich und seiner höhern Würde sprechen mußte, liegt darin, daß die Wirksamkeit des Christenthums von dem Glauben an die Persönlichkeit seines Stifters abhängig ist, mit diesem Glaus ben in der genauesten Verbindung steht.

Soll das Christenthum für uns das werden, wofür es sich erklärt, eine höhere Heilsanstalt: so muß es unfern Verstand erleuchten und demselben gewisse Einfichten und Ueberzeugungen in Beziehung auf die wichtigs ften Gegenstände des menschlichen Wissens ertheilen, unser Leben und Verhalten regeln und unser Herz be ruhigen. Dieß sind die drei großen Aufgaben für jede Religion, also auch für das Christenthum. Zur Lösung dieser Aufgaben, zur Erreichung dieser Zwecke stellt das Christenthum drei Mittel auf, die Lehren Jesu, das Beispiel Jesu, den Tod Jesu. Die Lehren und Aussprůche Jesu sollen der Grund unsrer religiösen Einsichten und Ueberzeugungen, das Beispiel Jesu die Richtschnur unsers sittlichen Verhaltens und der Tod Jesu die Quelle unsrer Beruhigung seyn. Diese drei Mittel greifen zwar in ihrer Wirksamkeit in einander ein, äußern eine Wechselwirkung, so daß, was uns erleuchtet und überzeugt, auch unser sittliches Vers halten regelt und unser Herz beruhiget und, was uns bessert und beruhiget, auch unsre Ueberzeugungen befesti get. Aber man kann nach der Eigenthümlichkeit dieser drei Mittel recht wohl behaupten, daß das erste der Grund unsrer religiösen Ueberzeugungen, das zweite die Richt schnur unsers sittlichen Verhaltens, das dritte die Quelle unfrer Beruhigung seyn soll. Die Wirksamkeit dieser drei Mittel aber hangt von dem Glauben an die höhere Persönlichkeit Jesu ab.

A) Die Lehren und Aussprüche Jesu können nur unter Vorausseßung und Annahme seiner hös hern Würde der Grund fester religiófer

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