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Vorstellung von einem goldnen Zeitalter der Menschheit sich erhalten haben, so findet sich doch nach Dillmann nirgends die Vorstellung, daß die ersten Menschen, die zum Leben in der Gemeinschaft mit Gott ge= schaffen waren, durch eine Tat des Ungehorsams ihres seligen Glücks verlustig gegangen und dem ganzen Heer der Uebel unterworfen worden seien. Er sagt: „Sie findet sich nirgends und kann sich nicht finden, weil kein andres Volk und keine andre Religion von der Bestimmung des Menschen und von dem Begriff der Sünde so hohe Gedanken hatte wie das hebräische.“

Hier haben wir an erster Stelle das nachzuholen, was die sechste Tafel des Epos Enuma elis von den ersten Menschen berichtet 1):

Als Marduk die Rede der Götter hörte, da nahm er sich in den Sinn, Kunstreiches zu schaffen. Er öffnete seinen Mund und sprach zu Ea, was er in seinem Inneren erfann, (ihm) mitteilend: „Blut will ich nehmen und Bein will ich (bilden), will hinstellen den Menschen, der Mensch möge (leben), will erschaffen den Menschen, daß er bewohne (die Erde), auferlegt sei (ihm) der Dienst der Götter, die wohnen (in ihren) Götterkammern.“

Diese Bestimmung des Menschen begegnet uns hier zum andern Mal. Berosus aber erzählt, Bel-Marduk habe sich selbst den Kopf abgeschlagen, mit dem ausfließenden Blut Erde vermischt und aus diesem Stoff Menschen gebildet. Hiermit zeigt er an, daß die babylonischen Sagen, die er für allegorische Darstellungen von Naturvorgängen hielt, ihm wohl bekannt waren. Ihren Hauptinhalt faßt Berosus also zusammen 2):

Im Anfang war alles Finsternis und Wasser. Darin lebten schreckliche Tiere und Menschen mit zwei Flügeln und andre mit vier Flügeln und zwei Gesichtern und andre mit zwei Naturen, männlich und weiblich. Andre hatten Schenkel von Ziegen und Hörner auf dem Kopf, andre hatten Pferdefüsse oder hinten die Gestalt eines Pferdes, vorn die des Menschen. Auch gab es Stiere mit Menschenköpfen und hundsköpfige Pferde und Menschen und andre Tiere in Menschengestalt mit Schweifen gleich den Fischen und sirenenartige fische und Drachen und kriechende Tiere und Schlangen und wilde Tiere, deren Bilder im Tempel des Bel vorhanden sind.

Ueber alle diese zweifelhaften Wesen herrschte ein Weib, namens Omorka, das nach Berosus auf chaldäisch Tamta Tiamat, auf griechisch Meer bezeichnet. Bel aber spaltete die Finsternis und das Weib in der Mitte durch und machte einen Teil zur Erde, den andern zum Himmel und stellte die Sterne, die Sonne und den Mond und die Wandelsterne auf und leitete das Wasser ab und verteilte es unter jeg

1) A. Jeremias, A. T. O., S. 74.
2) M. Duncker a. a. Ø. I, S. 230.

liches Land und bereitete und ordnete die Welt. Jene Wesen aber konnten die Macht des Lichtes nicht ertragen und kamen um. Da Bel nun das Land unbewohnt und fruchttragend sah, hieb er sich selbst sein Haupt ab und befahl einem von den Göttern, das Blut, das aus seinem abgehauenen Kopf floß, mit Erde zu mischen und die Menschen und andre Tiere und Wild zu bilden, welche die Luft und das Licht ertragen fonnten.

Es ist bewerkenswert, wie hier Berosus von einer untergegangenen Welt weiß und von einer zweiten Schöpfung berichtet, in der die Unterschiede von Mensch und Tier fest aufgerichtet waren.

Ein altes sumero-akkadisches Lied erzählt vom Wohnort der ersten Menschen1): Tammuz wohnte in einem Garten von Edin nahe bei Eridu. Dort wuchs ein dunkler Weinstock, an einem herrlichen Ort war er erzeugt. Seine Gestalt war heller Lasurstein, gefaßt in die Welt drunten. Der Pfad Eas in Eridu ist voller Fruchtbarkeit. Seine Stätte ist der Mittelpunkt der Erde. Sein Lager ist das Bett des Mammu oder 2) sein Laub war das Ruhebett von Zikum, der ersten Mutter. Zu dem herrlichen Haus, das einem Walde gleicht, erstreckt sich sein Schatten. Kein Mensch tritt in seine Mitte ein. In seinem Innern ist der Sonnengott Tammuz, zwischen den Mündungen der Flüsse, die auf beiden Seiten sind.

Nach Hommel3) haben wir in dieser Dichtung eine alte Beschwörungsformel, die er anders überseht:

"In Eridu wuchs ein dunkler Orakelbaum auf, der an einem heiligen Ort erzeugt wurde. Sein Antlitz ist echter lapis lazuli, das nach dem Apsu gerichtet ift. Des Gottes Ea Gang in Eridu fülltest du (o Göttin) mit Ueberfluß. Sein Wohnsitz ist der Ort der Erde, sein Ruheort ist das Nachtlager der Göttin Gur. Aus dem heiligen Haus, das wie ein Hain seinen Schatten ausbreitet, in deffen Innres niemand eintritt, worin der Gott Samas (und) der Gott Dugalusugalanna (Tammuz) ist zwischen der Mündung der Ströme, auf beiden Seiten haben die Götter Kachegal und Siturgal, die (Cherube) von Eridu, diesen Orakelbaum (kiskanu) verpflanzt und über den (kranken) Menschen die Beschwörung des apfu gelegt und auf das Haupt des (angsterfüllt) umhergehenden Menschen gebracht."

Die Vorstellungen der Babylonier über die Beschaffenheit der ersten Menschen geben Tafeln aus dem Palast Asurbanipals kund. Sie erzählen in verworrener, fast sinnloser Weise:

„Die Göttin Mami oder Aruru wusch ihre Hände, knetete Con und breitete ihn auf der Erde aus. Sie erschuf Anus Ebenbild (?), Eabani d. i. Ea machte mich. Dieser erste gewaltige Mensch hatte am ganzen Leib Haare und auf dem Kopfe Haare wie ein Weib."

Bei dem Namen Aruru denkt Hommel an das Wort): Arura haadamah, d. i. verflucht ist die Erde. Es wäre doch mehr als seltsam,

1) Nach Pinches bei Urquhart I, S. 99.

2) Uebersetzung von Sayce.

3) Grundriß, S. 276.

4) Gen. 3, 17.

wenn aus dem fluchwort der Name einer Göttin geworden wäre. Aber der Anklang ist da.

Nach andern Aufzeichnungen hieß der erste Mensch Adapa. Er trug den Leib eines Menschen, aber Beine, Hörner und Schwanz eines Ochsen und fraß mit den Gazellen Gras. So war der Zer ameluti, der Sproß der Menschheit, beschaffen. Aber sein Vater Anu, der Gott des Himmels, gab ihm aufrechten Gang und änderte Speise und Bekleidung. Er wohnte in der Einsamkeit, drei Tagereisen weit von der Stadt Erech in einer Höhle. Seine Gesellschaft war das Vieh und die kriechenden Tiere.

Wie der Name Eabani oder Mulkiru nicht auf Anu und Aruru, sondern auf Ea als den Bildner des Menschen hinweist, so erzählt geradezu eine andre Tafel:

Ea bildete die Menschen, daß sie den Göttern unterworfen seien, der Gott des reinen Lebens, der Meister aller Weisheit, der die Toten zum Leben erweckt, der barmherzige, bei dem Leben ist, der Herr der menschlichen Gattung."

Auf andern Tafeln wieder heißt der erste Mensch Samasnapistin, d. i. der aus Ton (titu) gemachte. Und von den Menschen, die in der Sintflut umkamen, wird gesagt, daß sie zu dem Ton zurückkehrten, aus dem sie gemacht waren. So finden sich in diesen verschiedenen Sagen über den ersten Menschen Spuren, Anklänge aus einer uralten, den verschiedensten Völkern gemeinsamen Ueberlieferung. In Babylonien aber wurden diese Ueberlieferungstrümmer von zwei Völkern genommen und zum Zweck der Ausbreitung eines neuen Götterdienstes bald mit rationalistischem, bald mit gnostisch-mystischem Auspuß ausgestattet.

4. Die Gilgamis-Sage.

Aelian kennt einen babylonischen König Gilgamos. Denselben Namen trägt der Herr von Erech, der in diesen Sagen auftritt. Sein Zeichen oder Ideogram wird bald Hissimki, bald Samasnapistim, Pirnapistim oder Utnapistim gelesen. Sein Ahnherr war Hasisatra oder Atrahasis. Vor diesem Namen steht das Götterzeichen. Daran halten sich die Forscher, die in dem Helden Gilgamis oder Gibilgamis einen Sonnenheros erkennen, dessen Caten wie die Arbeiten des Herkules in zwölf Monaten verrichtet wurden und hier auf zwölf Tafeln verzeichnet find. So meint Paul Haupt 1), es könne kaum zufällig sein, daß Eabani, der weise Stier mensch, im zweiten Gesang auftritt, daß Nimrod-Gilgamis-Izdubar mit Eabani im dritten Gesang ein unzertrennliches Freundschaftsbündnis schließt (3 willing e); daß er im siebten Gesang krank wird, wie die Sonne im siebten Monat schwächer wird,

1) Bei Fr. Hommel, U. u. A., S. 357.

was doch sehr fraglich ist; daß die achte Tafel ihn mit dem Skorp i o n mensch zusammentreffen läßt; daß im elften Gesang die Sintflut erzählt wird. Demnach meint der Gelehrte, daß wir hier wie in Enuma elis kein Volksepos, sondern eine in allegorische Bilder eingekleidete Astronomie haben, während Jensen dieses Epos für die Unterlage oder Quelle der Odyffee und vieler andern Dichtungen erkennt. Doch lassen wir das Gedicht für sich selbst reden, anstatt es mit neuen Dichtungen einzurahmen und zu verdunkeln.

In der Einsamkeit, fern von den Wohnungen andrer Menschen, lebten Eabani, das Abbild Anus, ein Geschöpf Ururus, am ganzen Leibe behaart Er frißt Kraut mit den Gazellen, geht mit dem Vieh zur Tränke, tummelt sich im Wasser mit den Fischen Niemand beschränkt oder belästigt den weisen Menschen in dem glücklichen Zustand dieser Freiheit, bis der Jäger Zaidu ihm begegnete. Der beschwerte sich bei Anu über Eabanis Uebergriffe: er fülle seine Fanggruben aus und nehme seine Neze weg.

Anu der Weise gibt auf solche Beschwerde hin dem Jäger den Rat, er solle eine Hure mitnehmen. Die soll ihr Gewand ablegen und den Gewaltigen 1) an sich locken! So geschieht es. Sechs Tage und fieben Nächte liegt Eabani bei dem Freudenmädchen. Aber in dieser Zeit wendet sich sein Vieh von ihm ab. Da sagt die Hure zu ihm: Schön bist du, Eabani. Wie ein Gott bist du. Ich will dich nach Erech führen, wo Gilgamis über die Männer gewaltig ist."

In dieser eklen Ausgeburt einer heidnischen Phantasie sieht ein evangelischer Gelehrter unserer Tage 2) eine „naive Erzählung, in der eine gewisse Ideenverwandtschaft mit dem biblischen Bericht (mit welchem ?) vorliege". Da man nicht annehmen kann, daß dieser Gelehrte die Bibel verhöhnen will, so ist eine Erklärung des Vergleiches der babylonischen Erzählung mit der hl. Schrift nur dadurch möglich, daß derselbe Gelehrte die babylonische Erzählung nicht mit den Worten des Epos selber gibt, wie wir sie eben gehört haben, sondern zugestußt und in einer Färbung, die nicht am Plate ist, wo es sich darum handelt, ein gerechtes Urteil über verschiedene literarische Werke zu gewinnen. Auf diese Weise zieht der Gelehrte seine Leser leicht in ein ungerechtes Vorurteil hinein und ladet eine unmeßbare Schuld auf sich. Das Epos erzählt weiter:

Damals war die Stadt Erech von den Elamitern hart bedrängt und konnte vor diesen Feinden das Haupt nicht erheben. Da tritt Izdubar oder Gilgamis, den Berofus Xisuthros nennt, ein Nachkomnie Hasisatras aus der Stadt Marada auf, ein König der Riesen, ein Richter der Jgigi, ein edler Fürst, groß unter den Menschen, Eroberer

1) Eabani wird als ein Riese mit gewaltigen Schnabelschuhen abgebildet. 2) A. Jeremias in U. T. O., S. 113.

Ser Welt, Beherrscher der Erde, Herr der untern Gegenden, sprechend wie ein Gott 1).

Dieser Held hat drei wunderliche Träme gehabt. Er sah im ersten Traume, wie die Sterne des Himmels auf ihn fielen, und ein schreckliches Wesen bedrohte ihn. Der zweite Traum zeigte ihm eine Art, der dritte ein Wetter am Himmel, auf Erden Salz aus dem Rauch von oben.

H. Zimmern 2) weiß nur von einem Traum und vermutet, sein Inhalt sei die Schilderung des Zustandes in der Unterwelt gewesen. Daß die Träume einen rechten Wirrwarr vorbringen, zeigt eine treffende Schilderung an.

Gilgamis hört von Eabani, der die Geheimnisse der Natur kennt, und bittet ihn, seine Waldeinsamkeit zu verlassen und nach Erech zu kommen. Der Gott Samas rät Eabani, dieser Einladung zu folgen, und verspricht ihm schöne Gewänder, behagliche Wohnung und große Ehren durch das Freudenmädchen! Doch erst eine zweite Gesandtschaft, die aus dem Jäger Zaidu, der früher sein Ankläger war, und zwei Frauen besteht, kann Eabani bewegen, nach Erech zu kommen. Dort schließen beide Helden mit einander Freundschaft und bekämpfen wilde Tiere. Sie überfallen auch den Tyrannen Hambaba, dessen Stimme gleich dem Sturmwind ist, in seiner Parkwohnung und töten ihn, worauf Gilgamis König von Erech wird.

Nun aber wirft Iftar ihre begehrlichen Augen auf diesen Helden : „Sei mein Buhle und schenke mir deine Leibesfrucht. Du sollst mein Mann sein und ich dein Weib. Ich will dich fahren lassen auf einem Wagen von Gold und Lasurstein. Die Könige, Fürsten und Herren sollen dir untertan sein und deine Füße küssen." Über Gilgamis hält der Versucherin vor, wie viele Männer sie schon betrogen und unglücklich gemacht habe. Insbesondere erinnert er an Tammuz, den Buhlen ihrer Jugend, dem sie Jahr für Jahr Weinen bestimmt habe, und an den Alluluvogel, den sie geliebt, und sagt: „Als du den bunten Hirtenknaben liebtest, schlugst du ihn und zerbrachst seinen Flügel; als du den Löwen liebtest, grubst du ihm sieben und sieben fallgruben. Als du den Hirten der Herde liebtest, verwandeltest du ihn in einen wilden Hund, daß seine eignen Knaben ihn verjagten, seine eignen Hunde ihm das Fell zerrissen. Und als du Jsulanu, den Gärtner deines Vaters, liebtest, der dir beständig Blumensträuße zuträgt, wollte er nicht Speise von Dorn und Disteln noch Kraut effen. Auch ihn hast du in einen . . . . . . wandelt."

ver=

Ueber solche Vorwürfe erzürnt steigt Istar zum Himmel empor und flagt ihrem Vater Anu und ihrer Mutter Anatu, Gilgamis habe sie verwünscht. Ea solle ihn durch einen wilden Himmelsstier strafen, sonst

1) Vergl. Ciele a. a. O. S. 512.

2) K. Ú. T., S. 569.

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