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wolle sie .. zerschlagen, und der Toten solle mehr sein als der Lebendigen. Anu antwortete der erzürnten Tochter: „Wenn ich tue, was du begehrst, so werden sieben Spreujahre sein" Jahre, in denen der Ausdrusch des Getreides mehr Spreu oder Kaff als Korn ergibt. Unu tat aber doch nach Istars Bitte und schafft einen wilden Himmelsstier, den die beiden Freunde, Eabani und Gilgamis, alsbald jagen und erschlagen. Es war ein ungeheures Tier, das mit seinem Schnauben_zweihundert Männer auf einen Schlag tötete. Sie weihen ihn dem Gott Samas.

Daher, sagen die Freunde der astronomischen Deutung, erscheint im Tierkreis nur ein verstümmelter Stier. Aber man hat die Frage zu lösen, welcher Teil der Sage Wurzel und welcher Teil Ausschlag oder Zusak ist?

Nun tritt Istar auf die Zinne der Mauern von Erech und klagt über die neue Kränkung, die Gilgamis durch das Erschlagen des Himmelsstieres ihr zugefügt habe. Eabani aber wirft ihr das rechte Viertel des Stieres ins Gesicht und will dessen Eingeweide ihr anhängen. Da ruft Istar alle Dirnen, Huren und Freudenmädchen von Erech zusammen und stellt ein großes Weinen an über das rechte Viertel des Stieres, dessen Hörner Gilgamis dem Gott Lugalbanda oder Sin weiht.

Auch an die Unterwelt wendet sich Istar um Hilfe, richtet aber dort nichts aus. Nun aber schickt ihre Mutter Anatu über Gilgamis die Plage des Aussakes, die ihn, der auch durch den Tod seines Freundes Eabani um diese Zeit betrübt wird, zu seinem Ahnherrn Hasisatra oder Utnapistim treibt. Eabani aber klagt in der Unterwelt: folge mir nach, komm zu mir hinab in das Haus der Finsternis, in die Wohnung Irkallas, zu dem Haus, dessen Betreter nicht wieder hinausgeht; zu dem Weg, dessen Begehen ohne Umkehr ist; zu dem Haus, dessen Bewohner des Lichtes entbehren, wo Staub ihre Nahrung, Erde ihre Speise ist; wo sie wie ein Vogel mit dem Federkleid bedeckt sind, kein Licht schauen, im Dunkeln wohnen, im Haufe des Staubes, in das ich hineingegangen, die majestätische Königsmüße, (der Erbe) der Königsmützen, die seit den Tagen der Vorzeit das Land beherrschen. Hier wohnen die Priesterherren und die Priesterdiener, der Gewaschene und der Verzückte, die Weltmeergesalbten der großen Götter, hier Etana, hier Gira, hier wohnt die Königin der Erde, Ereskigal; Belitsiri, die Schreiberin der Erde, kniet vor ihr."

So klagt Eabani in geheimnisvoller Rede, aber Gilgamis trachtet nach dem Abschied seines Freundes zu seinem Ahnherrn Hasisatra zu gelangen und kommt nach manchem Abenteuer an den Berg Masu, wo die Skorpionmenschen Wache halten und Gilgamis von seinem Zuge ab raten. Aber er bleibt bei seinem Vorsatz und gelangt endlich zu dem wunderbaren Garten, wo fruchtbäume wachsen, die Edelsteine als Früchte tragen. Hier wohnt die Göttin Sidurisabitu auf dem Chron des Meeres, mit einer Hülle verhüllt. Sie sieht Gilgamis von ferne

kommen und verriegelt ihre Türe; aber Gilgamis erzwingt den Eingang und berichtet der Göttin von seinen und seines Freundes Heldentaten und seines Freundes frühen Tod. Dann fragt er nach dem Weg zu seinem Ahnherrn. Sabitu antwortet: Nie gab es eine Ueberfahrt, und keiner, der seit alters angelangt ist, geht über das Meer. Samas, der gewaltige, ging über das Meer. Wer geht außer Samas hinüber ? Das Leben, das du suchst, wirst du nicht finden. Als die Götter die Menschen schufen, haben sie den Menschen den Tod auferlegt, das Leben aber in ihren Händen behalten 1). Dir, Gilgamis, rate ich: genieße die Freuden dieses Lebens. Fülle deinen Bauch mit Speise, freue dich Tag und Nacht. Mache dir täglich ein Freudenfest, spring und hüpfe Tag und Nacht. Deine Kleider seien sauber, dein Haupt sei rein, mit Wasser wasche dich. Schaue auf den Kleinen, der dich an der Hand hält; dein Weib freue sich in deiner Umarmung! Schwierig ist die Ueberfahrt, beschwerlich sein Weg, tief sind die Wasser des Todes, die ihm vorgelagert sind."

Dann weist Sabitu ihn zu Urnimin, dem Schiffer Utnapistims; und als Gilgamis diesen gefunden, wird noch einmal berichtet von seinen Taten und seines Freundes frühem Tod. Schon am dritten Tage gelangen beide zu Utnapistim, wo zum dritten Mal der Bericht von seinen Caten vorgetragen wird. In dem Zwiegespräch, das beide über den grimmigen Tod halten, sagt Utnapistim :

„Bauen wir ein Haus für immer? Siegeln (?) wir für immer? Teilen Brüder für immer? Geschieht Kinderzeugen auf Erden für immer? führt der fluß für immer Hochwasser? Herrscht nicht der Tod von Anbeginn? Die fehlgeburt und der Tote, wie sie einander begegnen, zeichnen sie nicht des Todes Bild? Nachdem der Aufpasser und der Zuriegler die Toten begrüßt haben, versammeln fich die Anunaki, die großen Götter; mit ihnen bestimmt Mamitu, die das Schicksal schafft, die Geschicke; sie setzen Tod und Leben fest, aber des Todes Tage werden nicht fundgetan."

Also philosophiert Hasisatra, der wegen seiner Frömmigkeit in das Paradies versekt ist, vor Gilgamis und seinem Fuhrmann Urnimin oder Urubel, d. i. Knecht des Bel, aber von seinem Aussah kann er ihn nicht heilen, doch erzählt er ihm die babylonische Sintflutsage.

Wenn Jensen 2) daran Anstoß nimmt, daß am Schluß der siebten Tafel Eabani mit Gilgamis spricht, während er vorher als Toter in der Unterwelt klagte, und wenn er aus diesem Grund eine andre Anordnung der Kolumnen verlangt, so ist das einleuchtend. Aber was gibt es hier nicht für Anstöße, Unmöglichkeiten, Scheußlichkeiten, die nicht zugedeckt werden durften, damit unbefangene Leser ein gerechtes Urteil über diese angeblichen Quellen unsrer biblischen Geschichten ge

1) Man beachte die von der hebräischen gänzlich verschiedene Anschauung der Babylonier betr. dieser wichtigen Frage, woher der Tod zu den Menschen gekommen ist. 2) K. B. VI, S. 193.

winnen können, auch einen Begriff von dem babylonischen Götterwesen unmittelbar überkommen und zuleht zu der Gewißheit gelangen, daß die hl. Schrift hoch, unendlich hoch über dem babylonischen Schmuß erhaben ist.

Doch möge hier, indem wir die an dieser Stelle eingeschaltete Erzählung Hafisatras von der Sintflut aufsparen und besonders vorführen wollen, sogleich das Ende des Gilgamis-Epos Plak finden.

Utnapistim wendet sich weiter an den Hilfe suchenden Gilgamis mit dieser geheimnisvollen Rede:

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„Wer von den Göttern wird dich zu ihnen versammeln, daß du das Leben findest, das du suchst? Auf, lege dich nicht schlafen sechs Tage und sieben Nächte.“ Sowie er aber auf seinem Hintern sitzt, bläst der Schlaf wie ein Wetter gegen ihn, und Utnapistim spricht zu seinem Weibe: „Sieh den starken, der das Leben wünschte. Ein Schlaf bläst wie ein Wetter gegen ihn." Das Weib spricht zu Utnapistim: Rühr ihn an, daß der Mensch aufschrecke und auf dem Weg, den er gegangen, ge fund zurückkehre." Utnapistim antwortete: Ist dir das Schlimmere des Menschen schlimm? Wohlan so backe seine Brote und lege sie zu seinen Häupten. Und zu der Zeit, da der Mensch sich an der Wand seines Schiffes schlafen legte, buk sie seine Brote, legte sie zu seinen Häupten und sprach (den Zauberspruch): Sein eines Brot sei trocken, das zweite hart, das dritte naß gemacht, ein viertes weiß, das fünfte wirft graues Haar ab, das sechste ist gekocht, ein siebentes . Da rührte er ihn an, und der Mensch schrak auf. Gilgamis aber sagte zu Utnapistim: „Erstarrung und Schlaf ergoffen sich über mich. Da rührtest du mich an und stießest mich." Utnapistim sprach zu Gilgamis: „Wohlan, Gilgamis, zähle deine Brote,, )."

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Hier ist eine Lücke in der Erzählung; denn wir hören nichts davon, wie es mit Gilgamis Broten geworden ist, sondern wir werden ans Meer geführt, wo Gilgamis von seinem Fährmann Urnimin ins Wasser getaucht und vom Aussak rein wird. Ein neuer Zauberspruch ergeht über ihn:

„Seinen Leib wäsche er mit Wasser, werfe ab seine Häute, das Meer trage sie fort. Erneuert werde die Binde seines Hauptes, er werde mit seinem Schamtuch bekleidet. Bis er zu einer Stadt kommt, foll das Gewand kein graues Haar abwerfen."

Als dann Gilgamis und Urnimin im Schiff fahren, sagt der Fährmann zu Gilgamis:

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Ich will verborgenes dir verkünden. Es ist ein Kraut wie Dornen auf dem Acker, die seine Hand durchbohren. Wenn deine Hände dieses Kraut erlangen, wirst du zu deinem Land zurückkehren." Hierauf bindet Gilgamis schwere Steine an seine Füße, die ihn in's Meer hinabziehen, wo er das Kraut findet, das ihm die Hand durchbohrt. Er sagt zu Urnimin: Dies Kraut ist ein Zauber, wodurch der Mensch seine Vollkraft erlangt. Ich will es nach Erech bringen. Sein Name ist ,,als Greis wird der Mensch wieder jung."

An diesen Teil des Epos mögen sich die griechischen Sagen von Glaukos, die arabischen von Hadir anschließen. Die Erzählung fährt fort: Als Gilgamis glücklich wieder ans Land ausgestiegen war und sich in eine Zisterne wusch, um durch Hilfe des Zauberkrautes zur Kraft seiner

1) Nach Jensen, K. B. VI, S. 247 2c.

Jugend zu kommen, riecht eine Schlange den Duft des Krautes und entreißt es ihm. Darüber erhebt Gilgamis ein großes Klagen und zieht mit dem Schiffer zu Fuß nach Erech. Glücklich in Erech angekommen, stellt Gilgamis für seinen verlorenen Freund Eabani eine zweite Totenflage an, wodurch Ea so gerührt wird, daß er die Seele Eabanis ins Land der Seligen aufsteigen läßt.

Gilgamis aber sagt zu Urnimin:

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Gehe hin und her auf der Mauer von Erech, befiehe die Aufschüttung und das Ziegelwerk. Wenn sein Ziegelwerk nicht wieder hergestellt ist, und die fieben. Klugen sein fundament nicht gelegt haben, so werde ich einen Sar von der Stadt, einen Sar von den Gärten, einen Sar von dem heiligen Bezirk des Hauses der Iftar, drei Saren und den heiligen Bezirk von Erech hinschütten."

Mit diesem Rätselwort schließt der babylonische Roman. gibt noch einen zweiten, nicht minder dunkeln Schluß:

Aber es

Wer den Tod durch Eisen starb, das sahest du? Ja ich sah es. Er ruhet im Schlafgemach und trinkt reines Waffer. Wer in der Schlacht erschlagen ward, das fahest du? Sein Vater und Mutter erheben sein Haupt und sein Weib auf ihn. Weffen Leichnam auf das Feld geworfen ward, das sahest du? Das sahe ich, deffen itimmu) hat in der Erde nicht Ruhe. Weffen ikimmu niemand hat, der für ihn forgt sahest du, sahe ich. Ueberbleibsel im Topf, Reste von Speisen, die auf die Straße geworfen sind, muß er efsen3)."

In einem dritten Schluß 3) wird die Mahnung ausgesprochen, Marduk möge die Menschen die Gebote Eas lehren: Sie mögen festgehalten werden, und der erste (älteste?) möge sie lehren."

Wieder einen andern Schluß bringt Jensen in seinem neuesten Buch: Vergeblich beschwor Gilgamis den toten Eabani, aus der Unterwelt heraufzukommen. Da öffnet Nergal, der Herr des Totenreichs, ein Loch der Erde und läßt den Schatten Eabanis wie einen Wind herausfahren. Ihn redet Gilgamis also an: „Sage mein Freund, sage mein Freund das Gesetz der Erde, das du gefehn hast." Ihm antwortet Eabani: „Werde ich es dir nicht sagen, mein Freund, werde ich es dir nicht sagen? Wenn ich dir das Gesetz der Erde, das ich gesehn, sage sebe dich, weine." Gilgamis antwortet: „Will mich sehen, will weinen.“ " Hierauf berichtet Eabani, wie es in der Unterwelt aussieht, was er bereits aus dem Ort der Toten schon geklagt hatte.

Wenn dieses Epos bald ein Sonnen-, bald ein Dioskuren-Mythus genannt wird, so ist anzuerkennen, daß die Zahl der zwölf Tafeln auf die zwölf Tierkreisbilder bezogen werden kann; auch daß auf das Zeichen der Zwillinge der Freundschaftsbund zwischen Eabani und Gilgamis, auf das Zeichen des Skorpions der Skorpionmensch, auf das Zeichen des Wassermanns die große Flut, auf das Zeichen der Jungfrau die Begegnung mit der Buhlerin (!) Iftar hinzuweisen scheint — aber was ist

1) Die Seele, die mit dem Leib begraben wird.

2) Jensen in K. B. VI.

3) A. Jeremias, A. T. O., S. 106.

damit für den Inhalt und die Beurteilung des ganzen Gedichtes gewonnen? Mag es von den Sternen abgelesen sein“, und sei alles zugegeben, was die Forscher entdeckt zu haben sich rühmen, so ist damit doch nur die form bestimmt, in die der mannigfaltigste Inhalt gegossen werden konnte und gegossen worden ist. Beweis dafür sind die deutschen Märchen von Dornröschen und Schneewittchen, von Brunhild und Siegfried, die auch ihren Naturhintergrund haben, aber etwas ganz anderes geben als die Babylonier.

5. Sage von Adapa.

Mitten unter den Urkunden des ältesten diplomatischen Briefwechsels“, wie Klostermann sagt, nämlich auf einigen von den 300 Tontafeln aus dem Tell el Amarna, fand sich die Erzählung von Adapa, in der einige Gelehrte sogleich die Vorlage der Quelle des biblischen Berichtes 1) vom Sündenfall der ersten Menschen zu erkennen vermeinten. Der vorurteilslose Leser wird staunen über die kühne Phantasie, die in solcher Behauptung offenbar wird; aber die Mode oder Richtung der Zeit erfordert die Herabsehung der hl. Schriften A. T. Doch hören wir die Erzählung selbst.

Eines schönen Tages, wird uns berichtet, beschäftigte sich Adapa, der Sproß der Menschheit, den Ea, der Allweise, unter den Menschen schuf, der auf die Gebote acht hat und mit den Bäckern von Eridu das Bäckerhandwerk betrieb, mit Fischfang auf dem Meer; denn er übte die Fischerei und Jagd von Eridu aus. Daneben war er auch Bäcker und Priester seines Vaters Ea und hatte für den Bedarf des Heiligtums an Brot und Waffer zu sorgen.

Schon aus diesem Anfang der Erzählung wird die Grundlosigkeit des Vergleiches mit der hl. Schrift offenbar; denn entweder ist Adapa gar nicht der erste Mensch gewesen oder er ist schon einige hundert Jahre alt, und dann kann von einem Sündenfall nicht mehr die Rede sein, wie die Schrift ihn versteht.

Die Erzählung fährt fort: An der hellen Ufermauer von Eridu bestieg Adapa ein Segelschiff und lenkte dasselbe mit dem Steuer ins weite Meer, das dem Meerland den Namen gegeben. Da erhob sich plößlich ein heftiger Südwind und tauchte ihn unter zum Haus der Fische, indem er sein Boot zum kentern brachte. Den Wind für diesen Unfug zu strafen, zerbrach Adapa ihm seine Flügel, daß er sieben Tage lang nicht zum Land hin wehen konnte.

Nach fieben Tagen fragt Unu, der Himmelsgott, seinen Boten Jlabrat, warum der Südwind seit sieben Tagen nicht zum Land hin geweht habe? Darauf bringt Jlabrat den Frevel, den Adapa am Süd

1) Gen. 3.

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