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gekündigt, es werde am fünfzehnten Tag des Monats Daefius die ganze Menschheit durch eine große Flut umkommen. Sodann befiehlt er ihm, den Anfang, die Mitte und das Ende alles Geschriebenen zu nehmen und in der Sonnenstadt Sippara zu begraben, weil sie, wie ein deutscher Gelehrter weiß, der Sonnengott in der ihm heiligen Stadt in seinen persönlichen Schutz nehmen wollte.

Wichtig ist, daß nach Berosus die ganze Menschheit untergehen sollte, und daß nach ihm die Schreibekunst schon vor der großen flut erfunden und gebraucht worden ist, worüber die hebräische Ueberlieferung schweigt.

Auch gab Chronos dem Xisuthros den Rat, ein Schiff zu bauen und mit seiner Familie und seinen liebsten Freunden hineinzugehn, auch Vorräte von Lebensmitteln mitzunehmen und die Tiere, vierfüßige und Vögel, hineingehn zu lassen und zuletzt alles zum Segeln vorzubereiten.

Xisuthros gehorchte dem göttlichen Auftrag und erbaute ein Schiff, fünf Furlong lang und zwei Furlong breit, sammelte alles, was ihm vorgeschrieben war, und schiffte sich mit seiner Frau, seinen Kindern und vertrauten Freunden ein. Nachdem die Flut gekommen war und bald wieder abgenommen hatte, ließ Xisuthros einige Vögel frei. Da diese weder Nahrung, noch einen Platz zum ruhen fanden, kehrten sie zum Schiff zurück. Nach einigen Tagen gab Xisuthros ihnen wieder die Freiheit, aber wieder kamen sie zum Schiff zurück und hatten die Füße voll Schlamm. Endlich, nachdem er sie zum dritten Mal in Freiheit gesetzt hatte, kamen sie nicht wieder. Da wußte Xisuthros, daß das Land nicht mehr von Wasser bedeckt sei. Er machte hierauf eine Oeffnung im Dach des Schiffes und sah, daß es auf einem Berge stillgestanden war. Er stieg heraus mit seinem Weibe, einer Tochter und einem Steuermann, betete die Erde an 1), errichtete einen Altar und opferte auf ihm den Göttern. Aber in diesem Augenblick verschwand er mit denen, die ihn begleitet hatten. Die andern schrieen laut, bis eine Stimme ihnen befahl, gottesfürchtig zu sein wie Xisuthros, der wegen seiner Gottesfurcht zu den Göttern erhoben worden sei.

Indem Berosus davon sagt, die ganze Menschheit solle umkommen, und von der Gottesfurcht des aus der flut Geretteten weiß, zeigt er an, daß er neben den uns bekannten Sintflutsagen der Babylonier auch noch andere Quellen benust hat. Die vollständigste babylonische Darstellung der großen Flut stammt etwa aus der Zeit Hammurabis und ist, wie schon erwähnt, auf der elften Tafel des Epos Enuma elis aufgezeichnet, wo Atrahasis, der Ueberweise, seinem Gast Gilgamis also erzählt 2):

1) Er kniete auf die Erde nieder, voll Dank und freude, daß er wieder festen Boden unter den füßen hatte.

2) Nach Jensen K. B. VI.

"

Etwas verborgenes will ich dir, Gilgamis, eröffnen und ein Geheimnis der Götter will ich dir verkünden. Surripak, eine Stadt, die du kennst, die am Ufer des Euphrat liegt, diese Stadt ist alt. Denn in ihr beschlossen die Götter, die Sturmflut zu machen, Anu ihr Vater und der gewaltige Bel, ihr Berater und Ninib ihr Herold und Ennugi ihr führer. Der Herr der Weisheit Ea ningiazag hatte mit ihnen geredet und erzählte ihre Rede einem Rohrhaus kikkisu (damit er hernach sagen konnte, er habe keinem Menschen etwas vom Rat der Götter verraten): „Rohrhaus, Rohrhaus, Wand, Wand! Rohrhaus höre, Wand verstehe! Mensch aus Surripak, Kind des Ubaratutu '), zimmere ein Haus, baue ein Schiff, laß fahren Reichtum, suche das Leben. Hafse Besitz und erhalte das Leben. Bringe Lebensfamen aller Art in das Schiff hinein. Das Schiff, das du bauen sollst, seine Maße follen gemessen sein. Einander entsprechend sei seine Breite und seine Länge. Bei dem Weltmeer leg es hin."

Das verstand ich und sagte zu Ea, meinem Herrn: „Siehe, Herr, was du be fohlen, habe ich ehrfurchtsvoll beachtet und werde es tun. Aber was soll ich ent gegnen der Stadt, dem Volk und den Aeltesten?" Ea tat seinen Mund auf und sprach zu mir, seinem Knecht: „Du Mensch, so sollst du zu ihnen sprechen: Nachdem Bel mich verflucht hat, will ich nicht mehr in eurer Stadt wohnen und auf den Erdboden Bels mein Antlitz nicht mehr richten, sondern ich will zum Weltmeer hinaus fahren und bei Ea, meinem Herrn, wohnen. Er wird Ueberfluß für mich regnen lassen, Vögel und Fische, eine Fülle von Vieh, reichliche Feldfrucht, wenn an einem Abend die Gebieter der Finsternis einen Schmutzregen über euch kommen laffen werden . . . .“

Hier sind in der Anleitung zur Täuschung seiner Mitbürger, die Ea dem Sohn Marduks gibt, mehrere Zeilen der Tafel unleserlich und verdorben; sonst wüßten wir vielleicht besser, was „Schmußregen“ bedeutet, ein Wort, das andere mit „Verderben" wiedergeben. Aber es ist doch ein fruchtbringender Regen gemeint, also ein andauernder, durchdringender Regen, der das Erdreich aufweicht. Weiter erzählt Atrahasis:

Am fünften Tage zeichnete ich des Schiffes Vorderansicht. Einhundert zwanzig Ellen waren die Wände hoch, einhundertvierzig_Ellen die Schrägung des Daches. Das innere teilte ich in sechs, in sieben, in neun Teile, schüttete sechs Saren Erdpech in den Innenraum, drei Saren Asphalt (brauchte ich zum äußeren Anstrich). Den Bauhandwerkern schlachtete ich viele Rinder und Schafe, Most, Sesamwein) (?), Oel und Traubenwein gab ich ihnen wie Wasser des Flusses. Dann brachte ich in das Schiff all mein Silber und Gold (entgegen dem Befehl Eas), Lebenssamen aller Art lud ich darauf, meine familie und meine Angehörigen, Vieh des Feldes und alle Handwerkersöhne (andre haben Kunsthandwerker").

Den Zeitpunkt der Abfahrt hatte Samas festgesetzt: „Wenn die Gebieter der Finsternis heute Abend einen Schmugregen regnen lassen werden, dann besteige das Schiff und schließe sein Tor hinter dir zu." Mit Bangen erwartete Utrahasis an diesem Tage den Sonnenuntergang, mit Angst bestieg er sein Schiff, dessen Leitung der Steuermann Buzurkugal übernahm. In der Frühe des nächsten Tages wurden die Elemente entfesselt. Es erhob sich am fundament des Himmels dunkles Gewölk, in dessen Mitte Udad den Donner krachen ließ, während Nebo

1) Damit bezeichnet Atrahasis sich als einen Sohn Marduks.

2) Hier ist vermutlich ein Schreibfehler im Cert. Es sollte wohl heißen „Sesamöl“.

und Marduk vorangingen. Nun reißt Uragal den Anker des Schiffes los. Sechs Tage und sieben Nächte rast der Sturmwind 1), die Herolde *) schreiten über Berg und Tal, der Pestgott Dibbara hat die Wirbelwindé ́entfesselt, der Gott Adar läßt die Kanäle überströmen, die Götter des unterirdischen Waffers senden gewaltige fluten herauf, laffen die Erde erzittern, das Licht wird in Finsternis verwandelt. Aber die Anunaki erheben ihre Fackeln und lassen das Land von ihrem Glanze erglühen.

Indessen steigt die Flut immer höher und höher, der Bruder sieht nicht nach dem Bruder, die Menschen kümmern sich nicht mehr umeinander. Alle Menschen gehen zu grund, ihre Leichen bedecken das Wasser wie Baumstämme. Selbst die Götter fürchten sich vor dem Wasser und flüchten in den höheren Himmel, wo sie sich wie Kettenhunde am Himmelsgitter niederkauern; denn die Götter, die von Menschengedanken gemacht sind, müssen sich auch die schlechteste Behandlung gefallen lassen. Das wird hier recht offenbar.

Da schreit die schönstimmige Belitilu oder Unatu, die Göttermutter, wie ein kreisendes Weib und alle Götter mit ihr; denn sie bereuen, die Sintflut beschlossen zu haben: Wäre der Tag doch zu Lehm) geworden, da ich in der Versammlung der Götter Böses befahl. Wie befahl ich den Schlachtensturm zur Vernichtung meiner Menschen, daß wenn ich meine Menschen gebären lasse, sie wie Fischbrut das Meer erfüllen." So klagen und weinen die Götter, indem sie mit den Ununaki auf dem asru1) sizen. Schon dauert die Flut sechs Tage und sieben Nächte, die ganze Menschheit ist zu Erde geworden. Aber am siebten Tage legte sich die Flut, die wie ein gewaltiges Kriegsheer gekämpft hatte. Der Sturm ließ nach, das Meer wich in seine Ufer zurück.

Sobald das Tageslicht gekommen war, erzählt Atrahasis weiter, betete ich, öffnete ein Luftloch, und das Tageslicht fiel auf die Mauer meiner Nase". Am andern Tage stieg eine Insel auf, und das Schiff steuerte auf das Land Nisir zu, das am untern Zab liegt. Ein Berg hielt es dort fest. Als das Schiff dort sechs Tage gelegen, ließ Atrahasis eine Taube fliegen. Sie konnte keinen Ruheplatz finden und kam wieder zum Schiff zurück. Danach ließ er eine Schwalbe hinaus, aber auch sie kehrte zum Schiff zurück. Der Rabe aber, der zum dritten Versuch diente, sah das Schwinden des Waffers, krächzte und kam nicht wieder. Nun verläßt Atrahasis, nachdem er allem Getier, das er im Schiff bei sich hatte, die Freiheit gegeben, mit den Seinen das Schiff, errichtet auf dem Berg Nisir einen Altar, schlachtet Schafe zum Opfer nach den vier Winden und seht adagur-Gefäße je sieben und sieben auf und legt unter

1) Wo bleibt da das Schiff?

2) Andre übersetzen „Chronträger“.

3) fragliche Uebersetzung.

4) A. Jeremias, A. T. O., S. 36 versteht darunter den Cierkreis.

sie Schilfrohr, Zedernholz und Weihrauch 1). Die Götter riechen aber den angenehmen Duft und sammeln sich wie Fliegen um den Opferaltar.

Auch Istar, die hehre Göttin, kommt heran und richtet am Himmel die großen Bogen 2) auf, die ihr Vater Unu geschaffen hatte, und sprach: ,,Seht, ihr Götter, diese hier! So gewiß ich den Edelsteinschmuck meines Halses nicht vergesse, will ich mich dieser Tage erinnern und in ferner Zukunft nicht vergessen. Wenn die Götter an das Schlachtopfer herangehn, soll Bel nicht herankommen, weil er sich nicht besann und die Sturmflut machte und die Menschen zum Strafgericht bestimmte."

Auf Iftars Anregung wird hierauf ein zweiter Rat der Götter gehalten, in dem es bald zum gewohnten Streit kommt. Bel ist darüber erzürnt, daß der flut Einhalt geschehen ist; denn sein Wille war, kein Mensch sollte im Strafgericht leben bleiben. Weiter klagt er darüber, daß Ea dem Atrahasis zur Rettung geholfen; Ea aber macht Bel zum Vorwurf, daß er unüberlegt gehandelt und ohne Unterschied alle Menschen vernichtet habe. Er meint: Dem Sünder lege seine Sünde auf, den Missetäter lasse seine Missetat tragen, aber mache ihn los, daß er nicht abgeschnitten werde. Schicke Löwen und Leoparden, Pest oder Hungersnot, aber keine Sturmflut, die alle Menschen vertilgt. Hätte sich doch Uru erhoben und das Land hingeschlachtet! Ich habe kein Geheimnis der Götter verraten. Den überklugen Ütnapistim ließ ich Traumbilder schauen. So vernahm er das Geheimnis der Götter."

Nach dieser Rede raten die Götter Eas Rat, und Bel wendet seinen Sinn. Er geht in das Schiff hinein, ergreift Atrahasis an der Hand und macht einen Bund mit ihm, der mit seinem Weib vor ihm niederkniet. Bel segnet sie und spricht: Vormals war Utnapistim ein Mensch, nun soll er und sein Weib wie die Götter sein 3)." Da nahmen sie mich und ließen mich fern an der Mündung der Ströme wohnen." Also ward Atrahasis der Stammvater der alten Babylonier, die das Meerland besiedelten.

Ein Rückblick auf alle die Göttersagen, die hier in möglichster Vollständigkeit mitgeteilt sind, wird wohl am Platze sein. Sie verraten uns nicht, wie viel Hamiten und Semiten von der den Menschen von Anfang an vertrauten Wortoffenbarung nach Babylonien mitgebracht haben. Wohl ist die alte Ueberlieferung mit den Kindern der aus der Sintflut geretteten Menschen aus dem Quellgebiet der Flüsse des armenischen Hochlandes, dem Lauf des Wassers folgend, in die Ebene herabgestiegen *), sodaß die Abkunft der neuen Menschheit von Norden her

1) Jensen hat hier fimgir oder Myrte, nach andern foll es das wohlriechende ondropogon Schönanthus oder Kamelheu sein.

2) Jensen versteht unter nimmis Intaglios d. i. Gemmen.

3) Hier ein deutlicher fingerzeig, woher viele Götter der Babylonier gekom. men sind.

4) Vergl. Dillmann, U. d. W. 1882, S. 438.

auch bei den Babyloniern ein feststehender Zug ist. Mit den Völkern aber gehen ihre Ueberlieferungen, und Babylonien kann nicht, wie mehrere Gelehrte annehmen, die Heimat der Sintflutgeschichte sein. Aber bei den meisten Völkern wurde die ursprüngliche Ueberlieferung Stück für Stück verloren oder durch menschliche Zutaten unkenntlich gemacht und verdorben. Das geschah zu derselben Zeit und in dem Maße, wie der Aberglaube der Vielgötterei sich verbreitete, die durch die alte Ueberlieferung als Lug und Trug gestraft ward. Je ferner aber das Bild des Einen lebendigen unsichtbaren Gottes im Andenken der Menschen gerückt wurde, desto freier wurde die mythologische Dichtung, desto dringender auch das Verlangen, das ursprünglich bewunderte Werk der Schöpfung und Erhaltung der Welt und aller Weltwesen auf verstandesgemäße und verständliche Entwickelung zurückzuführen. Daher stellen die heidnischen Mythologieen die erste Gestalt des Rationalismus auf dem Gebiete der Religion dar. Er kennt kein Wunder, weil er keinen allmächtigen Gott kennt. Seine Götter tragen das Bild der Menschen an sich, für die und aus denen sie gemacht sind, und sie können nicht anders. Sie müssen ganz im Bereich des menschlichen Erkenntnisses und der menschlichen Willkür bleiben. Man macht mit ihnen, was man will. Gefallen sie nicht mehr, so werden sie abgeseht, und neue Dichtungen treten an ihre Stelle, heute wie vor fünftausend Jahren.

Betrachtet man diese Entwickelung, so wird auch die andere Tatsache verständlich, daß der Rationalismus und der Subjektivismus unserer Zeit stets auf Seiten der Mythologieen und nicht auf Seiten der göttlichen Offenbarung steht. Sogar in scheinbaren Nebendingen finden sich die gleichgestimmten Seelen der Menschenkinder alter und neuer Zeit zusammen. So beschränken sie beide die Dauer und Ausdehnung der großen Flut so viel als möglich gegen das ausdrückliche Zeugnis der hl. Schrift und der Erdkunde.

Uebrigens finden sich immer neue Terte der verschiedenen babylonischen Sintflutsagen. So erzählt ein Tert aus der Bibliothek Asurbanipals, daß Atrahasis im Gespräch mit Ea an den Jammer erinnert, den die Strafen der Götter über die Menschheit gebracht haben. Hungersnot, Dürre, Unfruchtbarkeit, Seuche, Mißwachs sei über sie gekommen, zuletzt die Sintflut, weil die Sünden der Menschen nicht abnahmen, sondern noch ärger wurden. Dieses Stück ist entschieden älter als Atrahafis Bericht, weil hier ein Teil der ursprünglichen Ueberlieferung erhalten ist, nämlich was die Ursachen der Sintflut angeht, wo von der Hauptbericht eigentlich nichts weiß. Nur am Schluß verrät der Streit der Götter etwas davon.

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