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thigt, hat eure Entwürfe vereitelt; es ist euch jest nicht möglich, Neigungen zu befriedigen, die sonst so machtig in euch wirken: o lasset sie nie wieder die Herrschaft erlangen; erhaltet fie auch künftig in den Schranken, die ihnen fezt der Unfall gesezt hat, und bleiber ihrer mäch tig; höret auf, euer Glück in Dingen zu suchen, die nie ganz in eurer Gewalt sind. Ihr fühlet euch stark an die Hinfälligkeit und Kürze des menschlichen Lebens ́erinnert; denn eure Gesundheit wankt, ihr schwebet in Gefahr, und könnet schlechterdings nicht wissen, wie viel Zeit euch noch vergönnt seyn wird: o überlasser euch nie der Sicherheit wieder, in der ihr biss her leichtsinnig dahin gelebt habt; bedenken lers net vielmehr, daß ihr sterben müsset, auf daß ihr klug werder; und entsaget von nun an allem, womit ihr eure Zeit verschwendet, wozu ihr fie gemißbraucht habt. In welchem hohen Sinne können wir wahr machen, M. Br., was unser Text sagt: wer am Fleische leider, der höret auf von Sünden! Nein, es giebt kein Ungemach, es giebt kein Uebel des Lebens, woben wir nicht etwas Böses verlernen, wobey wir uns nicht von irgend einer Unart entwöhs nen, woben wir nicht leichter, als sonst, und von den Umständen selbst unterstüzt, einen Fehs ler ablegen könnten. Lasser uns weise seyn; lasa fet uns faffen, was Gott von uns gethan wiss fen will, wenn er Leiden über uns verhängt lasset uns dafür sorgen, daß wir, was noch hintere

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hinterstelliger Zeit im Fleische ist, nicht der Menschen Lüßten, sondern dem Willen Gottes leben.

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Denn dieß ist eben der dritte und lezte Gebrauch, zu welchem uns die Leiden unsers Herrn ben unsern keiden ermuntern; wir sol Ten sie zur Ausübung jeder Gott wohlgefälligen Tugend anwenden. Daß es keinen ächten Vorzug, keine Art der fittlichen Grösse, keine Gattung wahrer Voll kommenheit giebt, die der Herr nicht ben seis nem lezten Leiden geäussert håtte: wer weiß das nicht? Da hat er alles geübt, alles in seiner Vollendung gezeigt, was Gehorsam gegen Schul. digkeit und Pflicht Entschloßnes, was Edelmuth und Selbstbeherrschung Grosses, was Liebe ge, gen Gott und Menschen Aufopferndes, was Hels denfinn mit Menschlichkeit verknüpft Erhabnes, was Vertrauen auf Gott und lebendige Hoff nung Siegreiches haben; da hat er eine Tu gend bewiesen, die selbst vor dem Richterstuhle Gottes die Probe hielt und würdig erfunden wurde, mit, Preis und Ehre gekrönt zu werden. Ihr sehet hier, was auch uns obliegt, wenn Gott leiden über uns verhängt. Kann er uns nachdrücklicher an sich und an das, was wir ihm schuldig find, erinnern, als durch Widerwärtigkeiten? An ihn laffer uns also denken, so bald wir seine gewaltige Hand fühlen; den Entschluß lasset, uns faffen, nicht mehr unsern Lüften, sondern seinem Willen zu

leben.

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leben. Kann er uns mehr Gelegenheit geben, uns in jeder ihm wohlgefälligen Tugend zu üben, als bey Widerwärtigkeiten? Benuger lasset uns also diesen Anlaß, und alles beweisen lernen, was er durch die Umstände von uns fordert. Kann er uns stärker antreiben, an unsrer Besserung zu arbeiten und alle unste Kräfte aufzubieten, als durch Widerwärtigkei ten? Folgen lasset uns also seiner Erinnerung, und um so mehr Anstrengung beweisen, je mehr jezt geschehen soll, je mehr sich jezt er. ringen läßt. Kann er uns endlich mehr Ansprüche auf seinen Beystand geben und uns feine Hülfe mehr zusichern, als wenn er Wi derwärtigkeiten über uns verhängt? Muth laf set uns also faffen, und darauf rechnen, seine Kraft werde in unsrer Schwachheit mächtig seyn und uns mehr gelingen lassen, als wir uns vorstellen. Und so mag denn die Züch. tigung, wenn sie da ist, uns nicht Freude, sondern eitel Traurigkeit dünken; wir wollen nicht zagen, M. Br., an den wollen wir denken, der auch gelitten hat und versucht ist, und in den Tagen seines Fleisches Gebete und Flehen, mit starkem Geschrey und Thränen geopfert hat; aber nun zur Rechten Gottes fist. Welche friedsame Frucht der Gerechtigkeit wird auch uns die Züchtigung geben, wenn wir dadurch geübt sind? Der Gott aber aller Gna.

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*40 Eilfte Predigt, am Sonntage Invocavit.

de, der uns beruff?

hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Chrifto Jesu, berselbige wird euch, die ihr eine klein: me Zeit leidet, vollbereiten, stärken, kräftigen, gründen; demselbigen sey Ehre und Macht von Ewigkeit zm Ewigkeit; Amen.

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XII.

Am Sonntage Reminiscere.

Text: 1. Joh. III. v. 16.

Gnade, Barmherzigkeit und Friede von Gott,

unserm Vater, und dem Herrn, Jesu Christo; Amen.

In einem wunderbaren, unerwarteten Zus fammenhange stehen die Leiden und der Tod derer, welche uns theuer sind, mit dem Wohle wollen und der Liebe, die wir gegen sie füh len, M. 3. Was uns dem Anscheine nach von ihnen entfernen und unsre Zuneigung gegen sie, schwächen sollte, das knüpft uns nur desto står ker an sie, und macht unsre Anhänglichkeit nur desto zärtlicher. Immer werther, das müsset ihr aus Erfahrung wissen, wenn ein theils nehmendes Herz in eurem Busen schlägt, ims mer wichtiger wird euch ein geliebter Mensch, wenn er leidet; wenn ihr sehen müsset, daß er mit Widerwärtigkeiten kämpft. Weit öfter, als sonst, lenkt sich nun euer Blick auf ihn; ihr werdet nicht müde zu beobachten, wie es mit ihm steht und nach allen feinen Empfins dungen zu forschen; und welche Wehmuth er

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greift

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