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lischen Festen' sitzt<<1. Ob Salomo und seine Zeitgenossen diesen Sinn noch gekannt haben, wissen wir nicht. Die Möglichkeit, daß Salomo den Glanz seines Königtums in die göttliche Sphäre rücken wollte, wird man mit Sicherheit nicht in Abrede stellen können. Immerhin ist es auf der anderen Seite zweifellos, daß sich Salomo hier an (phönikisch-)babylonische Vorbilder anlehnt und deshalb vielleicht mehr unbewußt als bewußt das irdische Regiment dem himmlischen annähern wollte. Von irgend welchem Einfluß auf die religiöse Wertschätzung des Königs ist dieser Akt, soweit wir heute sehen, nicht ge

wesen.

Der König ist ferner der Gesalbte Jahves (m mwn). Fragen wir, was das damals bedeutete, so erhalten wir aus unseren Quellen die Antwort: Durch die Ölsalbung ist der König sakrosankt geworden. Er ist fortan unverletzlich (I Sam. 26. II Sam. 114ff. 49ff.). Dem David schlägt schon das Gewissen, als er dem Könige Saul einen Zipfel seines Gewandes abgeschnitten hat (I Sam. 246f.). Wer dem Könige flucht, wird ebenso gesteinigt, wie derjenige, der Gott lästert (II Sam. 1922). So ist der König durch die Salbung aus der alltäglichen Sphäre herausgehoben und möglichst nahe an die Gottheit herangerückt. Bis hierher führen uns die Nachrichten des Alten Testamentes selbst. Wollen wir weiter forschen, woher der Ritus der Ölsalbung stammt und wie er seine gegenwärtige Bedeutung erlangt hat, so müssen wir uns auf das Gebiet der Hypothesen begeben. Vielleicht dürfen wir vermuten, daß der Ritus von der Gottheit auf den König übertragen wurde. Im Kultus der Ägypter nimmt der Priester, nachdem er den Gott in der Kapelle begrüßt hat, »seine Geräte, die er im Kasten bei sich hat, und beginnt damit die tägliche Toilette Gottes. Er besprengt sein Bild aus zweimal vier Krügen mit Wasser, er bekleidet es mit Leinenbinden, die weiß, grün, rot und rötlich sind, er salbt es mit Öl, legt ihm grüne und schwarze Schminke auf und was dieser Dinge mehr sind« (ERMAN S. 49). Auch in Babylonien darf am Ende ein ähnlicher Ritus aus den Zaubertexten erschlossen werden: Helles Öl, reines Öl,

1. GUNKEL: Psalmen S. 90.

glänzendes Öl, Öl, welches die Götter glänzend macht1. Wie mit Sahne und Honig, so mögen die babylonischen Götterbilder ebenfalls mit Öl bestrichen sein. In Babylonien ist allerdings, so weit wir bis heute wissen, die Salbung des Königs unbekannts. In Kanaan aber ist sie seit alters gebräuchlich gewesen, wie wir jetzt aus den Tell-el-Amarnabriefen gelernt haben. Ebenso dürfen wir aus Gen. 2818 schließen, daß schon die Kanaaniter den Steinkörper der Gottheit von Bethel mit Öl eingerieben haben. Aus solchen Riten des Kultus mag die Salbung der Könige hervorgegangen sein, die wohl mit kultischem d. h. heiligem, außergewöhnlichen Öl erfolgte. Bei der Inthronisation vertritt der Priester die Rolle des Gottes und vollzieht in dessen Namen den Akt der Weihung: So ist der von Jahve Gesalbte durch das kultische Öl geheiligt und sakrosankt geworden. Später5 dachte man sich, bei der heiligen Handlung werde ein materielles Fluidum, der göttliche Lebensstoff oder, nach gewöhnlicher Ausdrucksweise, der heilige Geist (I Sam. 106. 1613. Jes. 611) auf den König übertragen. Es bildete sich die Vorstellung von einem göttlichen, himmlischen Öl, das schöner als alles irdische Öl speziell für die Götter vorhanden sei. Im Paradies, im Götterlande wachsen solche Bäume, von denen das Öl des Lebens fließt (Vita Adae c. 36; vgl. II Hen. 83. 5 Rez. B.). Als Henoch in den zehnten Himmel kommt, wird er mit einem Öl gesalbt, dessen Glanz wie schöner Tau und Sonnenstrahlen und dessen Duft wie Myrrhe ist (II Hen. 229).

§ 24. Die Segenszeit.

Im vorigen Paragraphen ist zu zeigen versucht, daß ein israelitischer Hofstil mit einem bestimmten Typus, mit feststehenden Ideen, Titulaturen und Redensarten existiert hat, zunächst ganz abgesehen von der Eschatologie. Man darf sich nicht irre führen lassen durch das Wort Messias. Im Alten

S. 318.

1. Maklû VII 31 ff. Beitr. zur Assyr. IV S. 160f. JASTROW I

2. ZIMMERN KAT.3 S. 526.

3. ZIMMERN KAT. S. 602.

5. Ich halte diese Anschauung

Auffassung nicht für ursprünglich.

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4. KB. V No. 37.

im Gegensatz zur herrschenden

Testamente kann jeder König Messias heißen. Unser heutiger Sprachgebrauch, der aus dem Neuen Testamente stammt und dem auch ich mich anschließe, bezeichnet — was jedesmal wohl zu beachten ist! als Messias nur den letzten eschatologischen König, der keine Nachfolger mehr hat. Wenn wir jetzt zur Eschatologie übergehen, so glaube ich, mit ihrer Hülfe den Hofstil in einigen wesentlichen Punkten ergänzen zu können.

Innerhalb der heilseschatologischen Schilderungen sondert sich eine gewisse Gruppe von Vorstellungen aus, die ursprünglich mit dem Könige und seiner Verherrlichung zusammenhängt. Diese Züge sind später oft gänzlich vom Könige losgelöst und bilden ein eigenes Kapitel im Drama der Endzeit. Das ist überall da der Fall, wo der König nicht genannt wird und an seine Stelle die Gottheit oder Israel oder Jerusalem getreten ist (z. B. Jes. c. 60). Die Einzelheiten waren eben so typisch, daß sie auch dann aufgezählt wurden, wenn der natürliche Mittelpunkt (d. h. der König) verschwunden ist, um den sie sich ursprünglich gruppiert haben müssen, wie sich aus der Natur der Sache ergibt. Sie gehören so, wie sie uns heute vorliegen, zum eschatologischen Stil. Ich behaupte nun, daß die Dinge, die im Folgenden zusammengestellt sind, einstmals auch eine Rolle im Hofstil gespielt haben, d. h. daß sie nicht nur von dem eschatologischen, sondern von jedem beliebigen (regierenden oder künftigen) Könige ausgesagt werden konnten und ausgesagt wurden.

Diese Behauptung gründet sich zuerst auf den babylonisch-assyrischen Hofstil. Dort kann die Regierung eines Königs als eine Zeit des Segens geschildert werden. So heißt es in dem Brief eines Höflings an Assurbanipal: Tage des Rechts, Jahre der Gerechtigkeit, reichliche Regengüsse, gewaltige Hochwasser, guter Kaufpreis. Die Götter sind wohlgeneigt, Gottesfurcht ist viel vorhanden, die Tempel reichlich versehen... Die Greise hüpfen, die Kinder singen, die Frauen und Mädchen . . . heiraten . . . geben Knaben und Mädchen das Leben. Das Werfen verläuft richtig. Wen seine Sünden dem Tode überantwortet hatten, den hat mein Herr König am Leben gelassen. Die viele Jahre gefangen saßen, hast du freigelassen; die viele Tage krank waren, sind genesen. Die

Hungrigen sind gesättigt, die Ausgemergelten sind fett geworden, die Nackten sind mit Kleidern bekleidet worden1. Solche Worte sind bis jetzt erst verhältnismäßig spät nachweisbar; wir dürfen sie aber um des konservativen Charakters des Hofstiles willen unbedenklich für älter erklären.

Eine andere Frage, die hier nicht gelöst zu werden braucht, ist die, ob diese Schilderungen der Segenszeit ursprünglich im (babylonischen) Hofstil entstanden sind. Hier mögen teilweise noch andere Kräfte wirksam gewesen sein, da wir ähnliche Beschreibungen auch an anderen Stellen finden, wo die Segenszeit nicht durch die Regierung eines Königs, sondern durch eine Sternkonstellation (Omina) oder durch die Lösung eines Bannes (Zauber) hervorgerufen ist. So heißt es z. B. in der Šurpu-Serie IV 38ff., wo die sieben großen Götter angerufen werden: Mögen sie das Geschlinge zerreißen, den Bann lösen, die bösen Fesseln sprengen, die Bande lockern, (die Ketten) auseinander reißen, den Gottesschwur aufheben, den Frevel (wegnehmen), die Missetaten entfernen, die Sünden verzeihen. Es lebe der Kranke, es gehe der Lahme, möge der Gebundene befreit, der Gefangene erlöst werden, der Eingekerkerte das Licht erblicken. Gemeint sind, wie aus anderen Stellen hervorgeht, die zu Unrecht Verhafteten, die im Dunkel des Gefängnisses schmachten. Ich überlasse es den Assyriologen, diese Zusammenhänge weiter zu verfolgen. Für meinen Zweck genügt es, innerhalb des babylonischen Hofstils Schilderungen einer Segenszeit nachgewiesen zu haben, deren Züge typisch sind.

Zu diesen typischen Zügen gehört die Befreiung der Gefangenen, die als ein Zeichen der Humanität des neuen Herrschers angesehen und gepriesen wird. In Israel dürfte es in diesem Punkte nicht anders gewesen sein als in Babylonien, und was wir Jes. 611f. hören, mag einmal von jedem Könige gerühmt sein, wie der Prophet in seiner Weise sagt: Der Geist des Herrn Jahve ist auf mir, weil Jahve mich gesalbt, das Evangelium den Elenden zu bringen mich gesandt hat, Herzgebrochenen Verband anzulegen, Gefangenen Freiheit auszurufen und den Gebundenen Öffnung der Augen, auszurufen ein Jahr der Huld

1. Beiträge zur Assyr. I S. 620. ZIMMERN KAT. S. 380.
2. JASTROW I S. 321.

von Jahve und einen Tag der Rache von unserem Gott, zu trösten alle Trauernden. Diese Stelle stimmt mit den angeführten babylonischen Zitaten zum Teil nicht nur dem Inhalt, sondern auch dem Ausdruck nach überein: Denn hier wie dort ist ganz allgemein von den Gefangenen die Rede, während nur die zu Unrecht Eingekerkerten gemeint sind; hier wie dort wird die Befreiung aus der Haft bezeichnet als eine Öffnung der Augen, als ein Wiedererblicken des Lichtes; hier wie dort wechseln die Worte Jahr und Tag im Parallelismus membrorum1. So zeigt sich eine Kontinuität des Stiles bis in die einzelnen Phrasen hinein, die gewiß nicht zufällig ist, sondern auf einem historischen Zusammenhang beruht. Denn an eine parallele Entwicklung oder an das Neuschaffen eines einzelnen, bestimmten Dichters wird der nicht glauben, der sich die wunderbare Macht des Stiles klar vergegenwärtigt.

Zweitens gründet sich meine Behauptung eines Zusammenhanges zwischen Hofstil und eschatologischem Stil auf die Tatsache, daß in beiden die Idee des Weltreiches nachweisbar eine Rolle spielt. Genau so wie dem regierenden Herrscher (Ps. 2. 72. 110 vgl. § 23) kommt auch dem Messias das Weltreich zu. Das ist leicht begreiflich, war dieser doch nach damaliger Anschauung nicht viel mehr als ein König, obwohl er erst in der Endzeit regieren und mit ganz besonderer Machtfülle ausgestattet sein sollte. Der Stil erlaubte dem Hofdichter, jeden beliebigen König als Weltherrscher zu preisen, mochte auch die Welt, die er wirklich regierte, nicht größer sein als Israel. In derselben Weise und, wenn es möglich war, noch etwas überschwänglicher, mußte auch der Messias verherrlicht werden. Wo er fehlte, trat Israel an seine Stelle. Mit besonderer Vorliebe wird geschildert, wie die stolzen Könige der Heiden sich vor Israel demütigen werden: Und es werden Könige deine Wärter sein und ihre Fürstinnen deine Ammen. Das Gesicht zur Erde werden sie sich dir beugen und den Staub deiner Füße lecken (Jes. 4923). Bauen werden die Barbaren deine Mauern und ihre Könige dir dienen (Jes. 6010), und stehen werden Fremde und euer Kleinvieh weiden, und die Barbaren sind eure Ackerer und Winzer (Jes. 615). Diese

1. Vgl. auch den Brief des Höflings an Assurbanipal.

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