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Hoffnung auf ein Weltreich wird als alt bezeugt durch Gen. 4910: Nicht weicht das Szepter aus Juda noch der Stab zwischen seinen Füßen, bis daß sein König1 kommt, dem die Völker gehorchen.

Die Macht des Königs ist äußerlich sichtbar an der Fülle seines Reichtums, und wie in den historischen Berichten so dürfte in den Hofliedern dieser Ruhm nicht oft übergangen, sondern eher ins Große projiziert sein, da dies die Art der Hofdichter, nicht nur der orientalischen, ist. So wie in unseren Texten die eschatologische Segenszeit beschrieben ist, mögen einst auch offizielle Sänger den Antritt des regierenden Königs gefeiert haben. Nur darf man das Eine nicht aus den Augen verlieren, daß hier ein Stil vorliegt, der oft zu den realen Verhältnissen Israels nicht paßt. Man erinnere sich darum lieber an ausländische Dinge, z. B. an die Bilder auf dem schwarzen Obelisken Salmanassars II! Klingt es nicht fast wie eine poetische Beschreibung dieser Bilder, wenn es Jes. 605ff. heißt: Denn zuwenden wird sich dir des Meeres Fülle, der Völker Vermögen wird zu dir kommen. Ein Strom von Kamelen wird dich bedecken, die Dromedare Midians und Ephas, sie alle kommen von Saba, Gold und Weihrauch bringen sie und Jahves Ruhm künden sie. Alle Schafe Kedars versammeln sich dir, die Widder Nebajoths dienen dir ... Und offen werden stehen deine Tore beständig, bei Tag und Nacht nicht geschlossen, zu bringen zu dir das Vermögen der Völker, indem ihre Könige Führer sind 2 Du wirst saugen die Milch der Völker und den Reichtum der Könige essens (V. 16 vgl. 616). Deuterojesaja hatte einst gesungen: Der Erwerb Ägyptens und der Gewinn Äthiopiens und die Sabäer, die hochwüchsigen, werden an dir vorüberziehen, dir gehören und dir dienen; in Ketten werden sie vorüberziehen (Jes. 4514). Selbst der Schacher und Buhlerlohn von Tyrus soll nicht aufgespeichert und aufgespart, sondern denen zu teil werden, die vor Jahve wohnen, satt zu essen und zu stattlicher Kleidung (Jes. 2318). Schon nach Zeph. 310

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1. Lies (statt) nach Zach. 99. Der Vers verheißt Juda eine ewige Herrschaft, die er nicht verlieren soll, bis aus seinem Geschlechte der eschatologische König kommt.

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bringen die Heiden ihre Gaben von jenseits der Ströme von Kuš.

Von dem Gedanken der Weltherrschaft und des Weltreichtums ist die Idee der Weltreligion unabtrennbar, die zum ersten Male in dem alten Stücke Jes. 22ff. (= Mch. 4ıff.) verkündet wird: Und strömen werden zu ihm (zum Berge Zion) alle Heiden, und viele Völker werden zu ihm gehen und werden sagen: Wohlan, steigen wir hinauf zum Berge Jahves, zum Haus des Gottes Jakobs, damit er uns belehre über seine Wege und wir gehen in seinen Pfaden; denn von Zion geht aus Lehre und das Wort Jahves von Jerusalem. Ebenso alt ist Zeph. 211: Die Völker aller Länder kommen ein jedes von seinem Orte aus, um ihn anzubeten, und Zeph. 39: Denn dann will ich den Völkern reine Lippen geben, daß sie alle den Namen Jahves anrufen und ihm einträchtig dienen. Später wird diese Weissagung oft wiederholt, mitunter durch die Wunder Jahves begründet: Wie zur Zeit, da du aus Ägyptenland zogst, laß1 uns Wundertaten schauen. Die Heiden werden es sehen und verzweifeln an all ihrer Macht, sie werden die Hand auf den Mund legen, ihre Ohren werden taub werden. Sie werden den Schlangen gleich Staub lecken, wie die, welche am Boden kriechen, sie werden zitternd hervorkommen aus ihren Burgen zu Jahve, unserm Gott, sie werden zittern und sich fürchten vor dir (Mch 715ff.). Und ich werde kommen, zu sammeln die Völker und Zungen, und sie werden kommen und meine Herrlichkeit sehen, und ich werde unter ihnen Wunder tun, und werde senden von ihnen Entronnene zu ... den fernen Gestaden, die nicht gehört haben mein Gerücht noch meine Herrlichkeit gesehen (Jes 66 18f.) 2.

Wir haben bereits oben (vgl. S. 253) zu zeigen versucht, daß der Gedanke eines Weltreiches nicht in Israel entstanden sein kann, sondern dorthin übertragen ist zusammen mit dem Hofstil. Mag er nun mit der Eschatologie von Hause aus verknüpft gewesen oder erst später mit ihr verbunden sein, »jedenfalls muß die Religion, die so die Prophetie beeinflußt hat, eine solche gewesen sein, die mit der Weltkultur in Verbindung

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stand: die Idee von einem kommenden Weltreiche, das über alle Nationen gebietet, und die damit zusammenhängende von einer künftigen Weltreligion, der alle Völker anhangen, eine Idee, die in der israelitischen Eschatologie so häufig auftritt, kann sicherlich nur auf dem Boden eines großen weltherrschenden Volkes und nicht in einem Winkel der Erde entstanden sein«<1. Und wie sollte die Erwartung sich bilden, daß in der Endzeit die kostbarsten Kleinodien der ganzen Welt zu Jerusalem zusammenströmen würden? Es war schlechterdings nichts vorhanden, was einen derartigen Optimismus, um es milde auszudrücken, erklären könnte. Kanaan bedeutete damals gegenüber Ägypten und Babylonien etwa dasselbe, was heute Belgien gegenüber Deutschland und Frankreich bedeutet. Jede Pflanze verlangt ihren Boden, auf dem sie gedeihen, jede Idee Verhältnisse, unter denen sie wachsen kann. Die notwendigen Vorbedingungen für den Glauben an das Einheimsen der Weltreichtümer sind nur in einem Weltreich, wie Ägypten oder Babylonien gegeben, wo man gewohnt war, den regelmäßigen oder besonderen Tribut der Vasallenvölker in Empfang zu nehmen, wo man alljährlich einmal oder mehrmal Gelegenheit hatte, die Abgesandten fremder und ferner Nationen mit den Schätzen ihrer Heimat beladen als Untertanen zu erblicken. Da konnte die Phantasie der Dichter in ganz anderer Weise angeregt werden als in dem Kleinstaat Israel. Etwas Anderes ist es, sobald die Ideen von der Weltherrschaft, dem Weltreichtum und der Weltreligion einmal technisch geworden sind. Seit der Zeit sind sie überall möglich, selbst dann wenn die natürlichen Voraussetzungen fehlen.

Tatsächlich ist nun die Idee eines Weltimperiums2 bereits im babylonischen Ira-Mythus nachweisbar: Das Meerland soll das Meerland, Mesopotamien Mesopotamien, Assyrien Assyrien, den Elamiter der Elamiter, den Kassiten der Kassite, den Sutäer der Sutäer, den Kutäer der Kutäer, den Lulubäer der Lulubäer, ein Land das andere, ein Haus das andere, ein Mensch den anderen, ein Bruder den anderen nicht verschonen, sondern sollen einander totschlagen. Aber darnach soll der

1. GUNKEL: Forschungen I S. 24.

2. So weit haben JASTROW und ZIMMERN KAT S. 394 Recht.

Akkader (d. h. der Babylonier) aufkommen und soll sie alle niederstrecken und sie insgesamt niederwerfen1. Leider läßt sich bei dem mangelhaften Verständnis dieses Mythus bis jetzt nichts Näheres darüber aussagen, wie diese Worte im Einzelnen gemeint sind. Deutlich ist nur, daß zuletzt der Babylonier die Oberhand behält. Ebenso ist bei den Ägyptern der Gedanke der Weltherrschaft zum Ausdruck gebracht worden, als alles Land vom Euphrat bis zum Sudan der achtzehnten Dynastie zinste und die Reichtümer dieses ungeheuren Gebietes nach Ägypten strömten. Man hat damals sogar im Bilde dargestellt, wie Amon-Re dem Könige das Sichelschwert überreicht und ihm fremde Völker übergibt. Die Idee einer Weltreligion, die sich außerhalb Israels bis jetzt nicht belegen läßt, ist auch beim Polytheismus nicht undenkbar. Hammurabi z. B., der ein begeisterter Verehrer seines Stadtgottes Marduk war, der ihm die höchste Rangwürde im babylonischen Pantheon verlieh und ihm alle Erfolge und Siege und den Ruhm seiner Regierung zuschrieb, konnte wohl einen Dichter zu dem Liede anregen: Marduk, an dessen Brust die Schicksalstafeln befestigt seien, der damit die Herrschaft über Himmel und Erde besitze, Marduks Macht solle wachsen und sich ausdehnen über alle Völker, die Hammurabi ihm unterwerfe. Wir haben einen solchen Text nicht, aber daß er dem Geist der babylonischen Religion widerspreche, wird man nicht behaupten dürfen. Die unterjochten Völker, die nach Babylon kamen, brachten ihre Huldigung doch nicht nur dem Könige, sondern auch seinem Gotte, dem Stadtund Staatsgotte, dar; und wenn der Glaube an ein Weltreich vorhanden war, so war damit auch der Glaube an eine Weltreligion gegeben oder lag wenigstens nicht fern.

Die Fürsorge des Königs zeigt sich ferner darin, daß er wie ein rechter Hirte die Untertanen weidet, und darum wird er gepriesen als der Hirte, der für seine Herde sorgt. Die Bezeichnung des Herrschers als oμýv () ist so gebräuchlich (z. B. II Sam. 52. 77. Jer. 315. Mch 53f. Nah. 318. Ez. 3724) und so naheliegend, daß sie keiner weiteren Ableitung bedarf. Wohl aber ist das Epitheton: der die Versprengten sammelt beachtenswert, weil es schon im Babylonischen begegnet und

1. KB VI 1. S. 67, 9 ff.

2. ERMAN: Ägypt. Rel. S. 61.

technisch ist. Merodachbaladan II. wird zum Könige proklamiert mit den Worten: Dies sei der Hirte, der die Versprengten zusammenbringt1. Im alten Testamente ist dasselbe Prädikat meist auf die Gottheit übertragen, die ja auch als König (Ex. 1518. Dtn. 335. Ps. 53. 1016. 247f. 2910. 445 u. s. w.) wie als Hirte (Gen. 4815. Jes. 4011. 6311. Jer. 31 10. Hos. 416. Mch. 714. Ps. 231. 289) dargestellt wird, und gewöhnlich auf die Sammlung der verbannten Israeliten bezogen (Jes. 1112. 27 13. 568. Ps. 1472 u. s. w.). Diese Umdeutung lag sehr nahe, braucht aber durchaus nicht überall durchgeführt zu sein, sodaß man aus dieser Redensart nicht ohne weiteres auf nachexilische Abfassung eines Verses schließen darf. An zwei Stellen wenigstens ist das Bild des Hirten deutlich festgehalten: An jenem Tage, spricht Jahve, will ich das Hinkende sammeln und das Versprengte zusammenbringen und die, welche ich geweidet habe. Und ich mache das Hinkende zum Rests und das Versprengte zum zahlreichen Volk, und Jahve wird König über die auf dem Berge Zion sein von nun an bis in Ewigkeit, und du, Herdenturm, Hügel der Tochter Zion, zu dir wird kommen die uranfängliche Herrschaft, und kommen wird das Königtum1 zur Tochter Jerusalem (Mch. 46ff.). Ebenso wie das Bild vom Hinkenden, vom Weiden und vom Herdenturm ist das Versprengte aufzufassen als Bezeichnung der unruhig sich zerstreuenden und verirrenden Schafe. Das Gleiche gilt von Zeph. 319: Ich helfe dem Hinkenden und das Zerstreute werde ich sammeln und bringen zu Ruhm und Ehre auf der ganzen Erde (vgl. V. 18)8.

1. Vgl. o. S. 251.

2. Sprich; Hiph. wie Ps. 7872.

3. Auch dies ist kein Beweis für nachexilische Abfassung; vgl. § 21.

4. Lies

6. Vgl. Jes. 126.

wie in V. 6.

5. Streiche п".

.ובאה הממלכה Schreibe .7

8. Dies Bild vom Hirten ist gewiß uralt. Es muß aus einer Zeit stammen, wo das Volk wesentlich Nomadenvolk war, wo die Tätigkeit des Hirten als Vorbild für die Tätigkeit des Königs gelten konnte, wo es noch möglich war, daß wirkliche Hirten (wie David) den Königsthron bestiegen. Obwohl das Bild weit verbreitet ist und bei vielen Völkern genuin entstanden sein kann, darf israelitischer Ursprung schwerlich behauptet werden. Denn das Prädikat: der die Versprengten sammelt, ist bereits technisch geworden und wird genau so stereotyp wie in

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