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den Glauben an den Namen Jesu Christi empfangen hatte. Wie sagt unser Text von ihm? "Stephanus aber, voll Glaubens und Kräfte, that Wunder und große Zeichen unter dem Volke.“ Und nicht blos dieß, auch der Geist der Weisheit und der Erkenntniß waltete in ihm, redete aus ihm. Er wußte Verantwortung zu geben von dem Grunde der Hoffnung, die in ihm lebte; er hatte empfangen die Gnadengabe des heiligen Geistes, die Welt zu überführen und zu strafen, wie um der Gerechtigkeit, so um der Sünde willen; sein Wort und seine Predigt war nicht in vernünftigen Reden menschlicher Weisheit, sondern in Beweisung des Geistes und der Kraft, und so war er denn auch Sieger in den Kämpfen mit den Schulen einer mannigfaltigen, aber zänkischen und neidischen Weisheit.

Fassen wir dieses alles in Ein Bild zusammen, welches ist es? Es heißt: Treue, es heißt: Dienst der Treue. O, daß uns beides an diese Treue und ihren Dienst erinnerte: die Vergänglichkeit der Zeit, die eben nur darin nicht trügt, daß sie nie aufhört, zu wechseln, und das apostolische Vorbild eines Ste= phanus! Ist doch eine christliche Gemeinde die Haushaltung der göttlichen Gnadengaben, ist doch ein Glied der christlichen Gemeinde ein Haushalter über die Geheimnisse Gottes und von einem Haushalter verlangt man nichts anderes, als daß er treu erfunden werde. Nur treu, nur treu! das sei unser Losungswort an dem Schluffe dieses Jahres!

Denn, Gel., was thut uns anders, was thut uns mehr Noth, als Treue? Fast alle menschliche Dinge haben wir wanfen sehen in diesem Jahre, die Höhen wie die Tiefen wurden bewegt, das Überraschende ward zum Gewöhnlichen, der Wechsel zum einzig sich wiederholenden. Die Gedanken verwirrten sich, die Standpunkte wurden erschüttert; je einförmiger früher der Bestand der Dinge schien, desto bunter nun die Veränderung. Wunder und Zeichen geschahen unter dem Volke, wenn es ein Wunder und Zeichen ist, daß das unmöglich Scheinende möglich, das Unerwartete und Unglaubliche wirklich geworden. Wer fühlte und fühlt sich nicht wie in einem brandungsvollen Meere? Heute

Fluth, morgen Ebbe; kein Heute, das einem Morgen ein Versprechen hätte geben können, kein Morgen, das auf ein Gestern sich berufen konnte. Man fühlte, man war wie unter einer Naturgewalt; wie der Sturm die Tiefen des Meeres aufwühlt, wie ein Erdbeben hier einen Pallast umstürzt, dort einen andern stehen läßt, scheinbar vom blinden Zufall bestimmt, so brauste Sturm und Erdbeben der Geschichte an uns vorüber und lang gebundene Erdmächte schienen entfesselt. Und es ist ja noch nicht vorüber; vernehmen wir vielleicht im Augenblicke nicht so nahe das Tosen der aufsteigenden Fluth, so sind wir darum noch nicht in den Hafen der Ruhe gelangt, sondern es ist wohl nur eine Ebbe, die uns Land sehen läßt, ein Land, das vielleicht wie bald! wieder mit neuen Sturmfluthen überdeckt und aufgewühlt sein wird. Freilich, sieht man genauer zu, so ist's in der Welt immer so gewesen und wird so bleiben, so lange sie Welt ist; man merkt es nur in Einer Zeit mehr, als in der andern.

Darum nur treu, nur treu gehangen an dem Namen und an der Kraft unseres Herrn Jesu! Treu im Bekenntniß, „daß in keinem andern Heil, auch kein anderer Name uns gegeben ist, darinnen wir sollen selig werden“, treu im Dienste, das Bekenntniß durch die That zu ehren und zu verherrlichen. Ach, wie nöthig wäre es, daß jezt in dieser unserer Zeit die ganze Gemeinde des Herrn handelte wie ein Stephanus, voll Glaubens und Kräfte, Wunder und Zeichen thuend unter dein Volk! Voll Glaubens, voll des innigsten, lebendigsßten Glaubens, voll des leibhaften, aus Buchstaben und Geist geborenen Glaubens, voll des Glau bens, der sieht und hofft, wo mit Augen menschlichen Verstandes nichts zu sehen, mit Wünschen eines menschlichen Herzens nichts zu hoffen ist! Voll Kräfte, Kräfte, die da brechen den Bann und die Herrschaft des Todes, die das Gebundene lösen, das Kranke heilen, das Strauchelnde emporrichten, das Matte stärken, voll Kräfte, die hineinreichen in alles Verwahrloste, Verlaffene, Aufgegebene, Verlorene und die mit dem vollen Herzen und dem starken Arme der Liebe herausholen, herumholen, retten, pflegen, lindern, bewahren. Wunder und große Zeichen thuend,

zeigend, daß es noch andere Mächte giebt, als Erdmächte, zeigend, daß eine unmittelbare Macht des Himmels aus der Höhe herniederreicht auf diese Erde, eine Macht, die vorhanden ist, auch wenn sie keine menschliche Weisheit berechnen kann, eine Macht, die da wirfet, auch wenn man nicht weiß, auf welche Weise und nach welchen Gesezen! Wer will die Räthsel dieser Welt und dieser Zeit lösen, wenn nicht ein Wunder, sei es der göttlichen Barmherzigkeit-worum wir bitten — sei es des göttlichen Gerichts ? Ja dieß thut uns Noth, Gotteskraft und Glaube, Zeichen und Wunder unter dem Volke! Unter dem Volf, auf daß dieses merfe und sehe sein Heil, auf daß es seinen Gott wieder fühle und finde, daß es nicht Fleisch halte für seinen Arm, Menschen für Gott, Menschenrede, verführende und lose, für untrügliches Gotteswort, daß es lerne, ein Volk, das nicht Gottesvolk sein will, werde auch bald aufhören, ein mächtiges und angesehenes Erdenvolk zu sein!

Seht, Gel., solche Aufgabe hat die Gemeinde des Herrn in diesen Tagen. Vollbringt sie dieselbe? Ist überall die Überzeugung verbreitet, es handle sich jest mehr, wie je, um die todesüberwindende Kraft des Evangeliums, darum, daß wir, jeder in seinem Kreise, uns als ein Werkzeug derselben anbieten? Ach, überall sollten sich jezt die Hände reichen zu einem gemeinsamen Bunde, nicht blos des Glaubens, sondern auch der Liebe aus dem Glauben, überall sollte jezt eine Kette von Opfern sich bilden, an welchen neues Leben sich entzündete! Wird die Welt mächtig, das Reich Gottes soll ja doch mächtiger werden. Geschieht dieses? Ja, es wird geschehen, wenn wir den Stephanusdienst der Treue üben und sei es auch den Stephanusdienst des Märtyrerthums. Denn es kann sein, daß, wie sie dort, geärgert durch den überwindenden Geist des treuen Zeugen, etliche Männer anrichteten, die da sprachen: wir haben ihn gehöret Lästerworte reden wider Mosen und wider Gott,“ es kann sein, daß also auch jezt manche auftreten und sprechen: wir haben ihn gehört Läfterworte reden wider den Weltgeist und seine Propheten; es kann sein, daß, wie dort die falschen Zeugen sprechen: „wir haben ihn hören sagen:

"Jesus von Nazareth wird diese heilige Stätte und das Gesez zerstören und ändern die Sitten, die uns Moses gegeben hat“, es fann sein, daß so auch jezt manche reden: wir haben ihn sagen hören: Jesus von Nazareth wird den eiteln Wandel nach väterlicher Weise zerstören, wir haben ihn predigen hören: „stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch die Verneuerung eures Sinnes, auf daß ihr prüfen möget, welches da sei der gute, der wohlgefällige und der vollkommene Gotteswille," es kann sein, daß sie euch hinreißen und führen vor den Rath der Welt, wo ihre Ältesten sigen und ihre Schriftgelehrten, ihre Gewaltigen und Führer: getroft, in der Welt zwar habt ihr Angst, aber der Herr hat die Welt überwunden, darum nur treu; so ihr in der Treue bleibet an ihm, so wird Freude und Friede im heiligen Geiste eure Seele beleben und euer Angesicht verklären, daß auch bei euch das Wort gilt: „und sie sahen auf ihn alle, die im Rath saßen und sahen sein Angesicht, wie eines Engels Angesicht.“

11. Woher denn, Gel., kam solche Verklärung in des Ste= phanus Angesicht? Was schimmerte aus ihm hervor? Es war die Hoffnung; es war der Treue Hoffnung, die aus ihm hervorleuchtete. Voll heiligen Geistes ward er, sah auf gen Himmel, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesum stehen zur Rechten Gottes und sprach: „siehe, ich sehe den Himmel offen und des Menschen Sohn zur Rechten Gottes stehen.“

Gel., dieß ist nicht blos das Bild eines entzückten Sehers, das uns vor die Seele tritt, dieß ist nicht etwa eine Überschwänglichkeit des Gefühls, in welcher die Angst dieser Welt niedersinkt und untergeht: dieß ist Geständniß und Ausdruck der Hoffnung der Treue. Welcher Hoffnung? Wir bekennen mit den Worten des Psalms: „die Rechte des Herrn behält den Sieg, die Rechte des Herrn ist erhöhet, die Rechte des Herrn behält den Sieg (Pf. 118, 16.)." Giebt es eine andere Herrlichkeit als die: Gott ist der Herr und kein anderer außer ihm? Gott wird sein alles in allem? Solche Herrlichkeit zu offenbaren und für die Erde zu verwirklichen, dazu ist der Sohn erschienen; darum haben wir die Wurzel von Weihnachten sich in unsere Erde einsenken gese

ben, damit daraus die Krone des göttlichen Reiches hervorwachse. Dieß ist die Hoffnung der Treue, den Himmel offen zu sehen, d. i. sehen die Bahn geöffnet für die Zuflüsse der göttlichen Kraft und Gnade in unsere Herzen, sehen den Zugang offen zu dem Thron der Gnade und Herrlichkeit. Dieß ist die Hoffnung der Treue, zu sehen des Menschen Sohn zur Rechten des Vaters, unterstüBend alle Kämpfer für sein heiliges Reich, allen, die in seinem Namen leiden, aushelfend zu seinem seligen Reich. Den Himmel offen sehen, das ist sehen, wie alle Reiche dieser Welt Gottes und seines Christus geworden sind, sehen jenes Reich, das schon der erleuchtete Blick des Propheten schaut, wenn er spricht: siehe, es fam einer in des Himmels Wolken, wie eines Menschen Sohn bis zu dem Alten der Tage und ward vor denselbigen gebracht; der gab ihm Gewalt, Ehre und Reich, daß ihm alle Völker, Leute und Zungen dienen sollten. Seine Gewalt ist ewig, die nicht vergehet und sein Königreich hat kein Ende“ (Dan. 7, 13. 14.)!

Wie undurch

Dieß ist der Treue Hoffnung; sie sei auch die unsrige, dieweil wir geloben, treu zu sein! Wahrlich, dieses Jahr, an dessen Ende wir stehen, hat uns ein Denkmal hinterlassen von dem Worte Gottes:,,ich will bewegen die Erde," „das Bewegliche soll verändert werden." Welch' eine Bewegung, welch' eine Veränderung! Und dieses Bewegliche bewegte auch unser Gemüth, diese Veränderung machte auch unser Herz unruhig. Sollten und sol= len wir noch eher fürchten, oder cher hoffen? Was, so rief es in uns, was wird der morgende Tag bringen? sichtig war und ist das Dunkel, das sich vor uns ausbreitet! Wohl in keinem, ich will nicht sagen, gewöhnlichen Jahre, nein, in keinem entscheidungsvollen, so viel deren sonst die Geschichte dieser Welt sah, hat man so oft, so von den verschiedensten Partheien und Standpunkten das Wort vernehmen müssen, wenn wieder ein neues Ereigniß hereinbrach: solches hätte ich nicht gedacht! Aber, Gel., daß unser Herz nicht befangen werde von irdischer Furcht oder Hoffnung; gedenket des Advents- und Weihnachtswortes: „sorget nichts z“ gedenket, daß also ängstlich und zweifelud fragen nach dem morgenden Tage immer etwas heidnisches

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