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Solche und ähnliche Sprüche sind in zwei Sammlungen erhalten, Maklu und Surpu genannt. Beide Worte bedeuten „verbrennen“, und spielt das Feuer bei Beschwörungen eine bedeutende Rolle. Die Sprüche der ersten Sammlung betreffen die Behandlung von allerlei Krankheit, Ungemach und Sünde, die der zweiten Sammlung das böse Treiben der Heren. Diese Unholde mit bösem Auge, böser Zunge und bösem Mund haben Macht über verschiedene Dämonen und machen allerlei figuren von Ton, Erdpech, Honig, Mehl, Bronze, Holz oder Erde, alles Bilder der Personen, die bezaubert werden sollen. Dann macht der Beschwörer ähnliche Bilder der Heren und verbrennt diese unter Anrufung von Licht und Feuergottheiten 1).

aus.

Beschwörung. Ich, der Oberpriester, zünde das Feuer an, zünde das Kohlenbecken an, werfe die Lösung (?) hinein. Der heilige Priester des Gottes Ea, der Bote des Gottes Marduk bin ich. Das Kohlenbecken, das ich angezündet, lösche ich Das Feuer, das ich angefacht, dämpfe ich. Den Weizen, den ich darauf ge schüttet, ersticke ich. So möge Siris, der Gott und Menschen befreit, den Knoten, den er geschürzt, lösen. Das verschlossene Herz seines Gottes und seiner Göttin stehen dem N. N., Sohn des N. N., wieder offen. Sein Vergehen werde verziehen, heutigen Tages mögen sie ihn retten, ihn lösen."

Siris ist sonst die weise Frau, die Zauberei treibt; hier ein Dämon, der andere austreiben soll.

"

Beschwörung. Ruhe, kriegslustiger Feuergott. Mit dir mögen ruhen die Berge, die Flüsse; mit dir ruhen Euphrat und Tigris, mit dir ruhe das Meer der großen Tnamat. Mit dir ruhe die Straße (?), die Tochter der großen Götter, mit dir ruhe die Kigalpflanze, das Erzeugnis der flur, mit dir ruhe das Herz meines Gottes und meiner Göttin, die da zürnen. Mit dir ruhe das Herz meines Stadtgottes und meiner Stadtgöttin, die da zürnen. Heutigen Tages stehe das verschlossene Herz meines Gottes und meiner Göttin wieder offen, und der Bann meines Leibes weiche. Weil du ein Richter durch dein Licht und ein Rächer durch dein Schwert bist, so schaffe mir Recht und fälle den Spruch."

Solche Zaubersprüche legt das Epos Enuma elis der Tiamat in den Mund, da sie den Kampf mit Marduk aufnimmt. Die Priester aber gebrauchten sie bei Kranken und bei Schuldbeladenen, bei Dämonischen und andern Leidenden, namentlich zu nächtlicher Stunde, wenn die Zauberkräfte walten 2).

Dann begibt sich der Priester, begleitet von einigen Amtsgenossen, in das Haus des Kranken, und facht die Kohlen im Becken zur Glut an. Dann läßt er den Kranken durch seine Begleiter ergreifen und fest machen. Nun hält er dem Kranken eine Configur vor, ruft die Götter der Nacht an und mrmelt heilkräftige Beschwörungsformeln, während die übrigen Anwesenden sich in frommem Glauben niederbeugen. Noch ist kein Einfluß des Zaubers zu spüren. Aber draußen dämmert schon der Morgen. Nun rasch mehr Feuerwerk auf das Kohlenbecken, dann die Figur verbrannt und die Dämonen bannenden Götter kräftig an

1) Bezold, N. u. B., S. 99, auch die folgenden Sprüche.
2) Dergl. Bezold, N. u. B.

gerufen. Starr folgt der Blick des Kranken den geschäftigen Be wegungen des Magiers, sein Mund ist verstummt, kalter Schweiß bedeckt seine Stirne, dann sinkt er erschöpft auf sein nahes Lager zurück. Der Bann ist gebrochen, der Zauber hat gewirkt, der Schweiß ist ausgebrochen. Rasch enteilt der Priester mit den Gefährten; doch steht zu vermuten, daß er nicht von dannen eilt, ohne für sich und sein Haus und seine Gehilfen einen klingenden Lohn als Dank des Kranken und seiner Angehörigen in Empfang genommen zu haben.

In der ältesten Zeit unterwiesen Ea und sein Sohn Asari oder Marduk die Menschen, wie sie sich gegen Zauber und andere Feinde schützen sollten. Die dazu gebrauchten Beschwörungen wurden meist im Flüsterton) gesprochen, wie das Vorschrift erheischte. Noch heute verstehen und üben das die Stiller oder sympathetischen Heilkünstler. Eine Sammlung dieser Sprüche hieß „Ritual des geflüsterten Zaubers". Wie weit und tief die Herrschaft des Aberglaubens in diesen beiden gebildeten Völkern ging, mögen noch einige dieser Zauberformeln deutlich machen.

So wurde zum Schutz der Gebäude gegen die bösen Geister diese Formel an den Toren aufgeschrieben:

"In den Palast sollen sie niemals eindringen, dem Tore des Palastes sollen fie niemals nahen, den König sollen fie niemals ergreifen.“

Auch an die Toten kann sich die Beschwörung wenden, wie an Gilgamis:

„Gilgamis, vollkommener König, Richter der Anunaki, der die Weltteile überschaut, Verwalter der Erde, Herr der unteren, du bist Richter und prüfst wie ein Gott. Du stehest in der Erde und vollendest das Gericht. Dein Gericht wird nicht geändert, deine Rede nicht mißachtet. Du untersuchst und richtest, du prüfst und bringst zurecht. Samas hat den Rechtsspruch und Urteil deiner Hand anvertraut. Könige, Landpfleger und Fürsten knieen vor dir. Richte mein Gericht, urteile mein Urteil, reiß heraus die Krankheit meines Leibes, laß das böse in meinem Fleisch an diesem Tage hinausfahren. Ich habe dir reines upuntu-Mehl hingeschüttet, habe dir Lammopfer geweiht, ein festkleid dargebracht, ein Schiff aus Zedernholz, ein Schwert aus gutem Gold J.“

Solche Beschwörer der Toten oder Totenbefrager bildeten eine besondere Abteilung unter den Priestern, sailu genannt. Bei ihnen wird es ebensowenig ohne Betrug abgegangen sein, wie bei den heutigen Spiritisten, die auch behaupten, sie könnten die Toten befragen; denn die Toten waren in Babylonien gewiß ebenso stumm wie heute in Deutschland.

Bei einer Gebärenden wird also verfahren: Nachdem die Zauberin ihre Beschwörung hergesagt und auf ihren Lehm (?) geworfen hat, kneift fie 14 Stücke davon ab, legt sieben zur rechten und sieben zur Linken, zweischen beide Reihen einen Ziegelstein. Dann ruft sie frauen,

1) Jef. 8, 19.

2) Nach K. B. VI, S. 267.

Gattinnen, sieben und sieben Mutterleiber, sieben Männlein und sieben Weiblein bildet sie schön. Die Bilder der Menschen zeichnet Mami, die Menschen schaffende Göttin. Im Hause der Gebärenden möge sieben Tage lang ein Ziegelstein liegen, die Frau Mami möge im Hause der Wehemutter fröhlich sein, die Gebärende ihr Kindlein selbst zur Welt bringen 1).

Bei Kranken wird auch dieser Zauberspruch angewendet:

Marduk hat sein Elend angesehen. Zu seinem Vater Ea tritt er in's Haus und spricht: Mein Vater, der Jrrfinn kam aus der Unterwelt." Und zum zweiten Mal spricht er zu_ihm: „Was soll dieser Mensch tun? Er weiß nicht, wodurch er wieder zur Ruhe kommt." Da antwortete Ea seinem Sohn Marduk: „Mein Sohn, was weißt du nicht schon? Was soll ich dir noch hinzufügen? Was ich weiß, das weißt auch du. Gehe, mein Sohn Marduk, hole ein Gefäß und hole darin ein Wiegmaß Waffer von der Mündung der Ströme, und tue zu diesem Wasser deine reine Beschwörung und besprenge damit diesen Menschen, den Sohn deines Gottes." Seine Krankheit möge schwinden, das Wort Eas möge ihn wieder zurückbringen. Marduk, der erstgeborne Sohn der Wassertiefe, möge eine günstige Gestalt für ihn fein")."

Bei Einweihung eines Gößenbildes braucht der Priester diese Be schwörung:

„Glänzende Wasser brachte er hinein. Ninzadim, der große Goldschmied des Unu. hat dich mit seinen reinen Händen bereitet. Er nahm dich weg an dem Ort der Reinigung, an den Ort der Reinigung nahm er dich, mit seinen reinen Händen nahm er dich zu Milch und Honig nahm er dich. Wasser der Beschwörung tat er dir in den Mund, deinen Mund öffnete er durch Beschwörungskunst: Sei rein wie der Himmel, sei rein wie die Erde, glänze wie das Innere des Himmels ).“

Die Beschwörungen sind gleich den Zaubersprüchen, wie wir oben vernahmen, gegen die bösen Geister gerichtet, auf deren schädliche Einwirkung im allgemeinen eine jede Krankheit oder Unfall, insbesondere aber die Leiden des Hauptes, der Augen, dann Gliederschmerzen und ähnliche Leiden zurückgeführt werden, wobei zwischen medizinischpathologischer Behandlung und magischer Beschwörung bei den Babyloniern keine Grenze gezogen wird. Einige dieser formeln teilt fr. Hommel mit *):

Sieben sind sie, sieben sind sie. In der Tiefe des Ozeans sieben sind sie. Die Verstörer des Himmels sieben sind sie. In der Tiefe des Ozeans, der großen Behausung, wuchsen sie auf. Nicht männlich, nicht weiblich sind sie. Wie weithin strahlende Lichter sind sie. Ein Weib nehmen sie nicht, Kinder erzeugen sie nicht. Schen und mildtätigkeit kennen sie nicht, Gebet und Flehen erhören sie nicht. Wie ein wildes Roß auf dem Gebirge wuchsen sie auf. Des Gottes Ea Feinde sind sie. die Chronträger der Götter sind sie. Um die Wege zu verwüsten, lagern sie auf der Landstraße. Böse sind sie, böse sind sie. Sieben sind sie, sieben sind sie. Den Geist des Himmels beschwöre, den Geist der Erde beschwöre."

Geheimnisvoll und feierlich mutet diese Formel an:

1) Daselbst S. 287.

2) Nach Hommel, Sem. D. u. S. I, S. 296.
3) A. Jeremias, A. T. O., S. 101.

4) B. u. U., S. 366 2c.

Ihr Haupt zu seinem Haupt, ihre Hände zu seinen Händen, ihre Füße zu seinen Füßen sollen sie nicht tun. Nicht sollen sie zu ihm nahen. Den Geist des Himmels beschwöre, den Geist der Erde beschwöre."

Schauerlich klingt die dritte formel 1):

„Der Utuk, der den Menschen packt, der Gikim, der den Menschen packt, der Bilim, der böses tut, der feindliche Utuk, den Geist des Himmels beschwöre, den Geist der Erde beschwöre. Was die Gestalt des Menschen ergreift, das böse Antlitz, das böse Auge, der böse Mund, die böse Zunge, die böse Lippe, das böse Gift, den Geist des Himmels beschwöre, den Geist der Erde beschwöre. Das schmerzhafte Fieber, das starke fieber, das fieber, das den Menschen nicht losläst; das fieber, das nicht ausgeht; das fieber, das sich nicht entfernt; das böse Fieber, den Geist des Himmels beschwöre, den Geist der Erde beschwöre. Die Göttin Ninkigal, die Gemahlin des Gottes Ninazu, möge ihr Antlitz nach einem andern Ort richten. Der böse Utuk möge ausfahren, zur Seite möge er sich niederlassen. Der gnädige Sedu, der gnädige Lamassu möge in seinen Leib eingehn. Den Geist des Himmels beschwöre, den Geist der Erde beschwöre. Der Gott Jsum, der große führer, der erhabene Wächter der Götter, möge sich gleich dem Gott, seinem Erzeuger, zu seinen Häupten niederlassen. Zu seinem Leben möge er sich nicht von ihm trennen. Den Geist des Himmels beschwöre, den Geist der Erde beschwöre."

Je nachdem eine Krankheit geartet war, wurden von den sehr zahl reichen Formeln der Beschwörung eine oder mehrere gebraucht. So geben die surpu-Tafeln formeln auch gegen die tiu-Krankheit, die den Menschen plötzlich befällt, von Fieber begleitet ist und den Kranken schnell ermatten läßt. Bei hohem fieber wird die Zunge trocken, starker Durst stellt sich ein, die Haut an den befallenen Körperteilen schwillt an, auch wandert die Krankheit bisweilen von einem Körperteil zum andern. Es können sich auch Anfälle von Raserei einstellen, und der Kranke wird dann bald wie ein Rohr entzweigeschnitten. Ist die Krisis vorüber, so fällt die Oberhaut wie bei einer Zwiebel in fetzen ab. Diese Zeichen stellt der Arzt noch heute bei Rose, Rotlauf und Scharlach feft. Als Mittel gegen dieses Leiden wurde neben den üblichen Beschwörungen Wollflocke und Knoblauch verordnet, die man ins feuer warf.

Wenn aber der König des Landes von Mißgeschick und Leibesschmerzen heimgesucht ist, dann braucht der Priester an der Pforte des königlichen Palastes einen dunkelfarbigen Lappen und das Fell einer Ziege, die noch nicht empfangen hatte, und das fell eines Cammes. Die spannt er aus, bis sie trocken sind, und umwickelt mit ihnen die schmer zenden Glieder des Königs, daß er sein Haupt in frieden erhebe wie der Mond, wenn er aus der Verfinsterung hervorgeht. fluch aber wird allen bösen feindlichen Geistern gedroht, damit sie nicht eintreten, auch dem Tor des Palastes nicht nahe kommen 2). Wird aber bei solcher Beschwörung ein Opfer dargebracht, so muß der Priester die formel dem Opfertier in das Öhr flüstern.

1) Haupt bei Hommel, Sem. D. u. Spr. I, S. 303.
2) Fr. Hommel, Sem. V. u. S. I, S. 311.

Bei dieser Vorschrift ist einmal der Aberglaube mit gutem Verstand verbunden, der die passenden Mittel gewählt hat, wie wir sie noch heute in gewissen Fällen brauchen. Der Kranke selbst hat zu sprechen:

Zu meinem Leibe mögen sie die sieben bösen Geister — sich nicht nahen, mein Auge mögen sie nicht befeinden, in meinen Rücken mögen sie nicht kommen, in mein Haus mögen sie nicht kommen, in mein Dach mögen sie nicht eindringen. Den Geist des Himmels beschwöre, den Geist der Erde beschwöre, den Geist des Eulilla, des Königs der Länder. Befchwöre den Geist der Ninlilla, der Herrin der Länder. Beschwöre den Geist des Ninib, des mächtigen Helden, des Gottes Enlilla. Beschwöre den Geist des Nusku, des hohen Dieners des Gottes Enlilla. Beschwöre den Geist des Sin, des erstgebornen Sohnes des Enlilla. Beschwöre den Geist der Istar, der Herrin der Heerscharen. Beschwöre den Geist des Ramman, des Königs von gutem Getöse. Beschwöre den Geist_des_Samas, des Herrn des Gerichtes. Beschwöre den Geist der Anunna, der großen Göttin.“

Wieder eine andre Weise der Beschwörung findet sich bei Hommel 1) : „Zauber, Zauber, Bann, der nicht weiter geht. Bann der Götter, der nicht weicht. Bann Himmels und der Erde, der sich nicht ändert, den kein Gott hin fällig macht, den kein Gott noch Mensch löst; unfehlbare Waffe, die auf den Feind gerichtet ist; nicht versagendes Schwert, das gegen den Feind gezückt ist; sei es der feindliche Utuk, der feindliche Ala, der feindliche Gikim, der feindliche Galla, der feindliche Gott, der feindliche Maskim, die Lamartu, die Labassu, der Schazu, der Lilla, der feindliche Namtar, das beschwerliche Fieber, die ungünstige Krankheit. Den das Fieber ergriffen, auf den der feindliche Utuk sich gestürzt, den auf seinem Lager der feindliche Ala überdeckte, auf den der feindliche Gikim sich niederließ, den der große Galla vernichtete, dessen Glieder der feindliche Gott zerfleischte"

Alle diese bedauernswerten Menschenkinder haben, wie sich versteht, von der Zauberkunst oder Beschwörung keine Hilfe gegen ihre Leiden gehabt, und die viel gebrauchten Amulette und Talismane waren auch nicht kräftiger, einerlei ob sie aus Tierknochen oder Zähnen oder Ton angefertigt waren. Schon Berosus erzählt, vom Schiff des Xisuthros sei ein Teil in den gordyanischen Bergen liegen geblieben. Von ihm pflegten die Pilger Erdpech abzuschaben, um dasselbe gegen Zauber zu gebrauchen.

Wenn ein Kind von einem bösen, brüllenden, heulenden Geist mit Löwengesicht und Eselsgestalt besessen war, dann wurde es zuerst mit einer gewissen Salbe eingerieben. Darnach mußte ein Tonbild des Dämon samt dem Bilde des schwarzen Hundes, der uns schon früher be gegnet ist, drei Tage lang zu Häupten des kranken Kindes stehn. Nach drei Tagen wird das Bild zerschlagen, begraben und mit Mehlwasser begoffen 2).

Diese magischen Hundebilder tragen Inschriften wie Feindefänger" oder „der seine Widersacher beißt".

Das Amulet nennt der Babylonier mamit, ein Wort, das nach Hommel von amu „reden" abzuleiten ist, sodaßz mamit so viel wie Be sprechung oder Beschwörung bedeuten würde. Aber mamit ist daneben

1) Fr. Hommel, Sem. V. u. Spr. I, S. 312.

2) Bezold, N. u. B., S. 100.

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