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Nach Anleitung unsers Tertes betrachten wir: Das Verhalten des Glaubens und des Unglaubens, in Ausehung unfrer öffentlichen Vérsammlungen!

Wir erwägen:

I. Wie sich der Glaube,

II. Wie sich der Unglaube dabei verhält. Herr! sey uns gnådig, und heilige uns in Deiner Wahrheit. Amen!

I. Der Glaube hält die öffentlichen Vers sammlungen in der Kirche für eine göttliche Stiftung und Einsegung.

Und seine Eltern giengen alle Jahre gen Je rusalem auf das Osterfest. Und da er zwölf Jahr alt war, giengen sie hinauf gen Jerusalem, nach Gewohnheit des Festes. Seit dem eine Religion in der Welt ist, seit dem ist auch ein öffentlicher Unterricht in der Welt. Eins macht das andere nothwendig. Es kann keine geoffenbarte Religion ausgebreitet und fortgepflanzt werden ohne Lehrer und Unterricht. Wenn wir auf die allerersten Zeiten der Welt zurück gehen, so ist kein Zweifel, daß der Stammvater aller Menschen, der von Gott selbst unterrichtet wurde, seine Kinder und Nachkommen in derjenigen Erkenntniß von Gott wird unterwiesen haben, welche ihm entweder durch das Licht der Natur, oder durch eine gött: liche Offenbarung zu Theil geworden war. Was wir

von Adam glauben können, das ist von Noah unstreitig. Er war ein Prediger der Gerechtigkeit. Vor ihm weissagete Henoch, der Siebente von Adam. Abraham pflanzte Bäume zu Bersaba, und predigte daselbst von

dem Namen des Herrn des ewigen Gottes. Daher sagt die erste Kirchenversammlung zu Jerusalem: „Moses hat von langen Zeiten her in allen Städten, die ihn predigen, und wird alle Sabbathtage in den Schulen gelesen.“ Apostelgesch. 15, 21. Wenn die Menschen auf eine andere Art zur Erkenntniß des wahren Gottes sollten gebracht werden, wozu hätten denn die Apostel den auŝdrücklichen Befehl von ihrem Meister empfangen: ́ Gehet hin in alle Welt, und prediget das Evangelium aller Kreatur? Die ersten Bischöffe sahen das als ihr Hauptwerk an, daß sie die Erkenntniß Gottes, und Jesu Christi seines Sohnes, in ihren Gemeinen ausbreiteten, worűber sie der Herr zu Wächtern geseht hatte. Und damit thaten sie nicht, was ihnen gut deuchtete, sondern was sie und alle öffentlichen Lehrer noch heut zu Tage zu thun verbunden sind. Ein Bischoff soll lehrhaftig seyn. Solches gebiete und lehre. Halte an mit Lesen, mit Ermahnen, mit Lehren, bis ich komme. Solches warte, damit gehe um, auf daß dein Zunehmen in allen Dingen offenbar sey. So lautet der Befehl des Apostels an den Timotheus. f. 1. Tim. 3. u. 4.

Diese Einrichtung ist also nicht als Menschen Werk, sondern als eine göttliche Verordnung anzusehen. Und so sahen die Eltern Jesu dieselbe auch an. Daher brachte fie ihr Glaube gen Jerusalem, nach der Hauptstadt des jüdischen Landes. Jerusalem war es, wohin sie auf das Osterfest giengen, und zwar auf Gottes Befehl. Die Juden des alten Testaments mußten nicht allein am fiebenten Tage, als an ihrem Sabbathe, zusammen kommen, sondern sie hatten auch gewisse Festtage, die fie feiern, und an welchen sie sich der großen Wohlthaten Gottes besonders erinnern mußten. s. 3. Mos. 23.

Weil nun alles, was männlich, von zwanzig Jahren und drüber war, auf diesen Festtagen zu Jerusalem

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vor dem Herrn erscheinen mußte; so giengen die Eltern Jesu, nach Gewohnheit, wie sie solches alle Jahre zu beobachten pflegten, auch diesmal hin auf das Osterfest. Denn ihr Glaube sahe in demselben die Verordnung Gottes. Und weil der Glaube der Christen des neuen Testaments in den öffentlichen Versammlungen in unsern Kirchen eben das siehet; so unterwirft er sich. dieser göttlichen Einsehung im Gehorsam.

Die Christen im neuen Bunde feiern nicht allein, ihren Sonntag, sondern auch gewisse Fest- und Feiertage, an welchen sie zusammen kommen, singen, beten, und das Wort des Herrn in ihren Versammlungshäusern anhören. Man erinnert sich der großen Werke des Herrn, die er an uns gethan, der unzähligen Wohlthaten, die er uns an Leib und Seele erzeiget, und welche er uns auch inskünftige zu erzeigen verheißen hat. Ez ist da kein Festtag, an welchem nicht eine besondere große Wohlthat uns vor die Augen gelegt, und in das Gedächtniß gebracht wird.

Der erste Tag im Neuen Jahre erinnert uns an das erste Blutvergiessen unsers Blutbräutigams, des Mannes unsrer Seelen. Die Fasten, und insbe sondere der Charfreitag, stellet ihn uns als das Lamm, das geschlachtet ist um unsrer Sünden willen, vor Herz und Augen. Das Osterfest erinnert uns an seine Auferstehung, da er, nachdem er um unsrer Sünden willen dahin gegeben, um unsrer Gerechtigkeit willen wieder auferwecket ist. Das Fest der Himmelfahrt zeigt uns ihn in seinem siegreichen und majestätischen Einzug, welchen er auch um unsertwillen in die Wohnungen jener Welt gehalten. Das Pfingstfest erinnert uns an die wundervolle Ausgießung des Heiligen Geistes, welchen er uns durch sein Leiden und Sterben erworben hat. Das Fest der heili

Geheimnisse der Religion. Das Weinachtsfest ruft uns zu: Gott ist geoffenbaret im Fleisch! Ein jeder von allen diesen Festtagen hat also gleichsam tie Ueberschrift, die wir manchmal über den Psalmen lesen: Zum Gedächtniß. Sie rufen einem jeden zu: Vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat! Halt im Ges dächtniß Jesum Christum! Laß dirs nie kommen aus dem Sinn, wie viel es ihn gekostet, daß du erlöset bist.

Alle diese Feste sind in der Kirche in Folge der Sache, selbst entstanden, und werden heilig gehalten, damit man in ihnen höre die Stimme des Dankens, und predige die Wunder und Wohlthaten des Herrn. Sie haben einen seligen Zweck, und eine heilige Absicht, und sind eben dazu gestiftet, wozu der Sabbath von Gott verordnet worden, nämlich, daß die Menschen ihn gemeinschaftlich ehren, anbeten, und ihm dienen sollen. Muß auch ein Christ Gott zu allen Zeiten ehren, anbeten und ihm dienen; so thut dies zwar der Glaube, aber darum kann er jenes nicht unterlassen. Dies geschiehet von einem jeden Christen für seine Person; jenes, der öffent« liche Gottesdienst, wird von verschiedenen gemeinschaftlich verrichtet. Und Beides ist der Wille Gottes. Wenn wir auch im Stande der Unschuld geblieben wären, so würde doch ein öffentlicher Gottesdienst statt gefunden haben. Wie vielmehr müssen die gemeinschaftlichen Versammlungen zur Anbetung, zum Dienste Gottes uns nöthig, und unentbehrlich seyn, jezt da wir in den Stand der Sünde gerathen find!

In dem Anfange des neuen Testaments war die Kirs che des Heilandes an keinem Orte beständig ruhig und sicher. Die Christen waren in den ersten dreihundert Jahren ihrem Haupte auch darin ähnlich, daß sie wie ein geängsteter Hirsch sehr frühe, bald nach dem Abschiede des Heilandes, von den heidnischen Jägern und

Hunden gejagt wurden. Sie mußten daher von einem Orte zum andern fliehen, und anstatt der Kirchen und Tempel sich mit ihren Wohnhäusern, oder auch mit Höhlen und andern geheimen Pläßen in den Wüsten und Wäldern behelfen, und daselbst ihre Andacht halten. Waren ihre Seelen schon in Jesu Wunden, als in einer sichern Höhle verborgen, so mußten sie doch, wenn sie ihren Gottesdienst halten wollten, um ihr Leben in Sicherheit zu stellen, in dunkeln Höhlen unter der Erde sich manchmal versammeln. Und der Gott, der dem David, wenn er von seinen Feinden verfolgt wurde, dann und wann eine Höhle zeigte, in welcher seine Seele konnte errettet werden; der wies den ersten Christen auch solche Höhlen und geringe Orte an, in welchen sie zusammen kommen, und ihn gemeinschaftlich anbeten konnten. Die von nichts wußten, als von Jesu, dem großen Lichte, dem wahrhaftigen Lichte, welches alle Menschen erleuchtet, die mußten oft bei der Nacht sich auf die Kirchhöfe begeben, wenn sie sich unter einander erbauen wollten. Endlich wurde die Kirche von den heidnischen Verfolgungen in äußerliche Ruhe geseht. Der Löwe vom Stamme Juda verschaffte, daß die grimmigen Löwen zahm wurden. Das Licht schien in der Finsterniß, und die Heiden wurden zum Heiland bekehret. Von dem an erhiel= ten die Christen bei ihren gemeinschaftlichen Zusammenkünften mehr Freiheit. Es wurden sowohl neue Kirchen gebauet, als auch die bisherigen Gößentempel zum Dienste des wahren Gottes eingeweihet; und wir haben Ursache Gott zu danken, daß wir die Gnade haben, daß wir in besondern Kirchen öffentlich zusammen kommen, und unsern Gottesdienst in Ruhe und Frieden abwarten können. Daher unterwirft sich der Glaube dieser göttlichen Einrichtung im Gehorsam, und mit dieser seiner Unterwerfung dienet er Gott, und macht sich diese göttliche Stif

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