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Christ die Gabe hatte, Wunder zu thun, oder mit fremden Sprachen zu reden, so war er darum nicht besser, als der, welchem gegeben war, von der Weisheit zu reden, oder welcher gar keine solche Gaben hatte, denn seine Würdigkeit vor Gott bestand nicht in den Gaben, sondern in dem Glauben an Jesum Christum und in der Liebe zu ihm. Darum sagt auch der Apostel Paulus: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz, oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte, und wüßte alle Geheimnisse, und hätte allen Glauben, also daß ich auch Berge versezte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts." Aus diesen Worten erkennen wir auf das Gewisseste, daß die Christen um der geistlichen Gaben willen keinen Vorzug vor Andern hatten, denen diese Gaben nicht gegeben waren. Es geht nämlich aus den Erzählungen in der Apostelgeschichte hervor, daß zwar alle Gläubigen den heiligen Geist empfangen haben, nicht aber die besonderen Gaben des Geistes. Welche die Gaben hatten, die mußten mit denselben der Gemeinde dienen, und welche die Gaben nicht hatten, die hatten doch den Glauben an Jefum Christum, und durch denselben Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit.

Der heilige Geist, welcher einem Jeglichen Seines zutheilt, nachdem er will, richtet seine Gaben auch für verschiedene Zeiten verschieden ein. Es ist anders in unsern Tagen, als zu den Zeiten der Apostel. Damals sollte die Kirche von Grund auf erst erbaut werden, jest soll sie erhalten, belebt, und die Lücken verwahrt werden. Von den Wundergaben, fremde Sprachen zu reden, Kranke gesund zu machen, Wunder zu thun, Zukünftiges zu weissagen, werden wir in unsern Tagen nichts gewahr; der Herr allein thut jezt Wunder unter uns, und wir sind darum nicht ärmer, oder geringer geworden, so lange wir nur das Wort und die Sacramente, den Glauben und die Liebe halten und bewahren. Würde es Gott gefallen, so könnte er diese Gaben noch austheilen, wie zu der Apostel Zeiten, daß Zeichen und Wunder unter uns geschähen; glaubet aber nicht, daß wir darum besser sein würden, als wir nun sind, vielmehr würde unsre Verantwortung noch größer sein. Doch giebt es auch in unsern Tagen verschiedene Gaben des heiligen Geistes. Dem Einen ist die Gabe des Gebetes in besonderm Maaße verliehen; einem Andern, von der Weisheit und Erkenntniß und von dem Glauben zu reden; einem Andern, die Schrift auszulegen; einem Andern, die Geister zu prüfen. Oft sind dies besondere Gaben des heiligen Geistes, oft sind es natürliche Anlagen, welche bei einer christlichen Erziehung unter Einwirkung des heiligen Geistes ausgebildet, und zum Dienste der Gemeinde Gottes zubereitet werden. So lassen sich denn auch bei uns mancherlei Gaben unterscheiden;

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wir wollen z. B. nennen die Gabe, geistliche Lieder zu dichten, bei einem Paul Gerhard; die Gabe, aus dem Sündenschlafe zu erwecken, bei einem Spener; die Gabe, zu erbauen, bei einem Johann Arndt; vor allen diesen, die Gabe, die Wahrheit Gottes mit Macht an das Licht zu ziehen und zu vertheidigen, bei Martin Luther, und so manche Andere. Was diese in reichem Maaße hatten, das haben Andere in geringerem Grade. Ja der Geist Gottes sorget noch dafür, daß es seiner Kirche nicht mangele an irgend einem Gut, sondern spendet allerlei, was da dienet zur Belebung, zur Erbauung, zum heiligen Wandel und Gedeihen seiner Gläubigen. Aber es gilt auch für unsre Zeiten, daß solche Gaben für sich allein den Menschen nicht besser, nicht angenehmer machen vor Gott, denn die Augen des Allwissenden sehen nach dem Glauben und nach der Treue, und nicht nach den Gaben. Wem viel gegeben ist, von dem wird er viel fordern. Der allerunbekannteste und verborgenste Christ gilt vor dem Herrn eben so viel, als jene weit bekannten und berühmten Männer Gottes, wenn nur seine Treue im Glauben und in der Liebe eben so groß ist, als ihre Treue im Glauben und in der Liebe gewesen ist. Es sind also die besondern Gaben des heiligen Geistes zur Belebung und Erbauung der Kirche im Ganzen heilsam und nothwendig, und liegt ein großer Segen darin, wie wir noch allezeit spüren können, wenn wir z. B. die geistlichen Lieder singen; aber für jeden einzelnen Christen sind solche Gaben nicht nothwendig. Merket nun wohl, was hieraus folgt." "Hast du eine solche Gabe des heiligen Geistes, es sei die Gabe des Gebetes, oder der Ermahnung, oder deß etwas, so danke Gott dafür, und gebrauche sie sorgfältig zum Dienste und Nußen deiner Mitbrüder. Wehe dir, wenn du dir selbst einen Ruhm damit bereiten, einen Namen damit machen willst. Wehe dir, wenn du dich damit erheben, und deine Mitbrüder dadurch beherrschen willst, anstatt ihnen zu dienen! Du wirst hoch steigen, aber desto tiefer fallen. Sei nicht stolz, sondern fürchte dich. Es sind schon gar oft gerade die großen Gaben den unlautern Herzen zu einem Fallstrick geworden. Schon in der Gemeinde zu Korinth wollten die reich Begabten auch große Gewalt über die Andern ausüben, und richteten dadurch Spaltungen und Verwirrungen an. So geschieht es gar oft, und wir wollen uns warnen lassen. Du aber, der du keine besondern Gaben des heiligen Geistes hast, fiehe nicht auf dieselben, als auf ein großes Gut, das dir fehlt. Es gilt hier das Wort: „Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen." Hänge dich auch nicht an Menschen, wie geschrieben steht: Ihr seid theuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knechte. Menschen sind ja nichts. „Große Leute fehlen auch." Es ist ein gefährliches Ding, sich auf Menschen verlassen. Einer ist euer

Meister, Christus, aller Uebrigen können wir entbehren. Es könnten uns tausend hochbegabte Meister nicht erretten, wenn wir den Einen nicht hätten, der unsre Sünden getragen hat.

Ganz anders ist die Sache, wenn wir nun zweitens von der Gabe des heiligen Geistes reden wollen, durch welche wir berufen, gesammelt, erleuchtet und bei Jesu Christo erhalten werden im rechten, einigen Glauben. Diese Gabe ist uns Allen gleich nothwendig, und wird von Gott allen seinen Kindern gegeben, wiewohl sie nicht von Allen gleich sorgfältig gebraucht und bewahrt wird.

Sie ist uns Allen gleich nothwendig, denn der heilige Geist ist es, der uns lebendig macht, durch den wir von Neuem geboren werden. Wir sind von Natur tødt in den Sünden; es ist nichts an uns, was Gott gefallen könnte; es ist kein Leben und kein Friede in uns. Ist nicht das Lichten des menschlichen Herzens böse von Jugend auf? Heißen wir nicht von Natur Kinder des Zornes? Ist auch unter den Menschenkindern. Einer, der von Natur gerecht sei? Müssen sie nicht Alle von Neuem geboren werden aus dem Wasser und Geist, wenn sie in das Reich Gottes kommen wollen? Was wäre der Mensch gewesen, als Gott ihn Anfangs aus dem Erdenkloß bereitete, wenn er ihm nicht den lebendigen Ödem eingehaucht hätte, wodurch er eine lebendige Seele wurde, nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen? Was sind wir ohne den neuen Odem aus Gott, durch den wir neue Creaturen werden, d. i. ohne die Gabe des heiligen Geistes? Gleichwie ein Todter sich das Leben nicht wiedernehmen und aufstehen kann aus seinem Grabe, sondern allein Gott kann ihn wieder lebendig machen, so kann auch der geistlich Todte sich das Leben nicht verschaffen, sondern allein der Geist Gottes kann ihn aus dem Tode erwecken und in ein neues Leben führen. Der heilige Geist ist es, der uns aufweckt aus dem Sündenschlafe; der heilige Geist ist es, der uns zur Buße ruft und leitet, der uns zu Christo zieht, der uns den Glauben in die Herzen pflanzt, der die Liebe zu Christo in uns entzündet. Der heilige Geist ist es, der uns das Herz reinigen, der uns den Weg der Heiligung wandeln lehrt, der uns tröstet in uns fest

der Angst, der uns stärkt in der Anfechtung, der tröstet in

im Worte Gottes und im rechten Glauben bis ans Ende. Der heilige Geist ist es, der das Wort Gottes unter uns erschallen läßt, der dem Worte Kraft und Leben giebt, daß er als ein Himmelsbrød unsre Seelen ernährt zum ewigen Leben. Wir würden ohne

ihn in der Wüste, in der Irre, in dem Tode bleiben für und für. Darum sagen wir, er ist uns Allen gleich nothwendig.

Diese Gabe des heiligen Geistes wird von Gott allen seinen Kindern gegeben, d. h. so viel, so reichlich, als es zu ihrer Seligkeit nothwendig ist. Die 3000 Seelen, welche an jenem ersten Pfingsttage das Wort des Evangeliums gern annahmen, und hinzugethan wurden zu der Gemeinde Gottes, waren berufen und getrieben von dem heiligen Geiste. Die Millionen, welche in der Christenheit auf den Tod Jesu Christi getauft werden, werden zugleich mit dem heiligen Geiste von Gott getauft, und empfingen die Gabe, die ihnen zum neuen Leben nothwendig ist. Sie empfangen sie ohne Unterschied des Standes und des Geschlechtes, wie der Herr verheißen hat, daß er auf alles Fleisch, auf Söhne und Töchter, auf Knechte und Mägde von seinem Geiste ausgießen will; und an dem andern Orte: Sie werden Alle von Gott gelehrt sein. Bedenke also, o Christ, wer du auch seist, was Gottes Gnade an dir gethan hat. Du warest in Sünden empfangen und geboren, ein Kind des Zornes von Natur; er aber hatte dich geliebt in seinem eingebornen Sohne; er gab dir seinen Geist, als du ihm dargebracht würdest in der heiligen Taufe, er machte dich zu seinem heiligen Tempel, darinnen sein Geist wohnte. Da wurdest du eingepfropft in den guten Delbaum, und wurdest seiner Säfte und himmlischen Kräfte theilhaftig gemacht. Die Gabe war nicht gering, nicht ungenügend, sondern reichlich, eine gute und eine vollkommene Gabe von oben herab von dem Vater des Lichtes, bet welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichtes und der Finsterniß. Da sezte er dich zu seinem Kinde und Erben ein, da versiegelte er dich mit dem Geiste der Verheißung. Das war dein Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes, welchen Gott ausgegossen hat über uns reichlich durch Jesum Christum unsern Heiland, auf daß wir durch desselben Gnade gerecht und Erben sein des ewigen Lebens nach der Hoffnung, das ist gewißlich wahr.

Aber wie stehet es nun um dich? in welchem Zustande findest du dich? Siehe, die Gabe des heiligen Geistes wird nicht von Allen sorgfältig gebraucht und bewahrt. Es sind viele Namenchristen, denen däucht es eben als Mährlein, daß sie einstmals die Gabe des heiligen Geistes sollen empfangen haben. Und freilich ist es auch bei Vielen nicht anders, als daß sie den Geist betrübt haben durch ihre beharrlichen. Sünden, und er von ihnen gewichen ist. Da heißt es dann nicht: „Regieret euch aber der Geist;" sondern es heißt: „Euch regiert das Fleisch." Merke also wohl, daß die Gabe des Geistes von denen wieder genommen wird, welche sich der Sünde ergeben, und die Buße verachten. So ging es dem

Saul, da er aufhörte, Gott zu gehorchen; so wird es auch dem Judas ergangen sein, da er von seinem Geiz und Betrug nicht lassen wollte. So ergeht es den Unbußfertigen und Gottlosen allzumal, den Dieben und Betrügern, den Lügnern und Meineidigen, den Wohllüstigen, den Störrigen und Unversöhnlichen; so geht es den Verächtern und Lästerern des göttlichen Wortes. Wie ein Baum ohne Sonnenschein und Regen verdorret und abstirbt, so stirbt ihr inwendiges Leben oft schon in der zartesten Kindheit ab, wenn Gottes Wort sie nicht erleuchtet und ernährt. O laßt uns doch Acht haben auf die Gabe die uns gegeben ist, und sie bewahren, als ein theures Kleinod. Es müßte uns ja besser sein, wir hätten die Kräfte des Himmels nie geschmeckt, denn daß wir sie empfangen und in unsern Sünden verderben. Insbesondere bitten wir euch Aeltern, denen Gott Kinder geschenkt hat, die auf Christum getauft sind: Gedenket doch daran, welch ein Heiligthum in ihre Herzen gelegt ist, und daß sie Tempel des heiligen Geistes, und Kinder Gottes des Allerhöchsten geworden sind. Dämpfet und bekämpfet die Macht der Sünde in ihnen, die sie von euch ererbt haben, und betrübet nicht den heiligen Geist Gottes in ihnen, der ihnen von oben her gegeben ist. Wir aber Alle, laßt uns im Gebet und Glauben, in der Buße und Heiligung unsers Lebens danach ringen, daß der Geist des Herrn bei uns bleibe, in uns vermehrt werde, und uns regiere und führe zum ewigen Leben.

Dem aber, der uns die Gnade und das Leben erworben, der uns den Tröster, den Geist der Wahrheit, vom Vater gesandt hat, unserm Herrn und Erlöser sei Ehre und Anbetung in Ewigkeit. Amen!

Komm, Herr Gott, Heiliger Geist, erfülle die Herzen Deiner Gläubigen, und entzünde in ihnen das Feuer Deiner göttlichen Liebe. Du hast uns berufen zu der wunderbaren Gnade Jesu Christi; Du hast uns gesammelt zu einer Heerde des einigen guten Hirten; Du hast uns erleuchtet, daß wir bekennen und sagen können: Ich weiß, daß mein Erlöser lebt! Du hast uns in den Streit geführt wider die Sünde, wider des Teufels Reich und Gewalt, So bleibe denn bei uns, und mehre die Kraft zum neuen Leben und zum Ringen nach der Heiligung. Lehre uns glauben und in der Wahrheit wandeln. Lehre uns demüthig sein und Barmherzigkeit üben. Lehre uns wachen, beten, hoffen und beständig sein. Stärke die Schwachen;` führe die Irrenden; befestige die Wankenden; tröste die Betrübten; heile die, so zerschlagenes Gemüth haben, und leite uns in alle Wahrheit nach der Verheißung des allein Wahrhaftigen, unseres hochgepriesenen Heilandes Jesu Christi. Amen!

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