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kraft bedeutend abgenommen und zeitweise schon altersschwach geworden ist, ist eine andere Frage, die wir hier zunächst außer Betracht laffen. Das unbeftreitbare Verdienst hat fie, das Verlangen des Volkes nach Bildern das eigentlich nichts ist als das Bedürfniß der höchften Anschaulichkeit zur Unter weisung und Belehrung desselben im umfassendsten Maaße benußt zu haben. Das Verdienst hat fie, eine Maffe gelehrter, sonst nur dem Studirten zugänglichen Kenntniffe in einer ansprechenden populären Weise verbreitet zu haben. Mag diese Popularifirung der Wissenschaft oft einer Verflachung fast gleich kom mögen oft die gegebenen Fragmente Ungenauigkeiten enthalten ift es endlich nicht zu leugnen, daß auch dieser Volksunterricht zur Verbreitung der materialistischen Lüge benüßt wird, gezeigt hat fie uns doch zuerst, wie man es anzufangen hat, das Volk zu feffeln und für geistige Dinge zu intereffiren. Nehmet diese Form und Weise der Darstellung und erfüllt sie mit dem Geißte der Aechtheit und Gediegenheit, laßt das wahre Leben aus Gott hindurch pulfiren, und Ihr habt ein bisher unerreichtes Ideal der Volksbelehrung.

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Zur Warnung!

Seit Mitte des vorigen Jahres bereits hat sich bei verschiedenen Pastoren Kurlands, so wie auch bei einigen Livlands, ein junger Jude, angeblich Sohn eines Rabbiners aus Litthauen und durch den Missionär Heffter aus Memel zur Erkenntniß der Wahrheit des Christenthums gelangt, mit dem Vorgeben gemeldet, in's Christenthum durch die Taufe aufgenommen zu werden. Es hat sich nun aber herausgestellt, daß es diesem jungen Ifraeliten, der je nach den verschiedenen Orten auch verschiedene Namen getragen hat, nur um Geld zu thun ist, welches er unter dem Vorgeben, daß er nicht im Stande sei, sich die nöthigen Mittel zur Besorgung eines Passes zu verschaffen, auf geschickte Weise von wenigstens zwölf Pastoren bis jetzt einzusammeln verstanden hat. Das besagte Individuum ist klein von Statur und stottert und dürfte namentlich an dem letzteren Umstande bald zu erkennen sein.

Briefkasten.

Hr. P. M. in Leipzig. Ihren Brief nebft Zusendung vom 13. Juni erhalten, und wird ihre Antikritik wohl in das Juliheft aufgenommen werden können. Das Juniheft war bereits, als Ihre Einsendung anlangte, geschlossen.

Hr. P. M. (Reval). Ihre freundliche Zusendung mit beftem Dank erhalten, und soll dieselbe so bald als möglich zum Vortrage kommen.

Hr. P. H. in Pr. (Kurland). Wie steht es, werden Sie uns bald etwas

schicken?

Hr. P. v. K. in B. (Litthauen). Wir bitten um Ihre fernere gütige Mitarbeit.

Gegen den Druck von Seiten des Livl. Evangelisch-Lutherischen Confiftoriums nichts einzuwenden. Riga, den 4. Juli 1868. Dr. Chriftiani, Vicepräses.

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Von der Censur erlaubt. Riga am 27. Juni 1868.

Druck von W. F. Häcker in Riga. 1868.

I.

Leitende Artikel und Auffäße.

Was sich in Bremen zuträgt

muß in der That die Aufmerksamkeit der gesammten Deutsch-Evangelischen Kirche auf sich ziehen, indem diese alte Hansestadt, die bis jetzt den schönen Ruf einer Evangelischen Stadt gehabt, und in welcher noch bis zum Jahre 1831 der tief gläubige Theologe Gottfried Menken mit großem Segen gewirkt hat, in der jüngsten Zeit der Vorort des modernen Protestantismus für Norddeutschland geworden ist. Vier Prediger des Evangeliums an den Evangelischen Kirchen Bremens, Dr. Schwalb, Kradolfer, Manchot und Bulle, haben daselbst im Namen des deutschen „Protestanten-Vereins" den Bruch mit der Evangelischen Kirche vollzogen, welchen dieser Verein von Anfang an bald mehr, bald weniger ausgesprochenermaßen bezweckt hat. Und da nun diese jüngsten kirchlichen Bewegungen in Bremen, abgesehen davon, daß noch dazu in den Pfingsttagen dieses Jahres der „Protestanten-Verein“ gerade an diesem Orte seinen dritten,,Protestantentag" gehalten hat, nur ein Vorspiel von ähnlichen Erscheinungen sein werden, welche überall dort werden eintreten müssen, wo die Kirche als solche sich behaupten und wo andererseits auch der moderne Protestantismus des Protestanten-Vereins sich neben und gegenüber der Evangelischen Kirche eine Stätte gründen will, so halten wir es für unsere Pflicht, über die kirchlichen Vorgänge in Bremen ausführlich zu berichten, wie denn ja auch fast die gesammte kirchliche Presse in Deutschland von diesen Bewegungen Notiz genommen hat.

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Die kirchlichen Bewegungen in Bremen haben bereits mit dem Anfange des Jahres 1867 begonnen, indem der kirchlich-gläubige Theil

der Gemeinden Bremens eine Evangelische Diakonissen-Anstalt zu be gründen beabsichtigte. Anfangs wollten die liberalen Gemeindeglieder“ sich auch bei diesem Werke betheiligen, da aber die Diakonissen-Anstalt auf dem Boden des Evangeliums begründet werden sollte, so gab das Veranlassung zu mancherlei Zwistigkeiten zwischen den Gläubigen und „Liberalen.“ Es erfolgte, wie die Schenkel'sche Allgemeine kirchliche Zeitschrift in einer Correspondenz aus Bremen berichtet,,,Angriff über Angriff auf jedes liberale Wort, das ein Bremer geredet hatte." Der protestantische Verein in Bremen schürte seinerseits das Feuer und erließ eine Einladung an den Ausschuß des „Protestanten-Vereins," den nächsten Protestantentag in Bremen zu feiern, und endlich hielt der Pastor an der St. Martini-Gemeinde zu Bremen, Dr. Schwalb, am 17. Januar dieses Jahres im dasigen Protestantischen Verein einen Vortrag über den alten und neuen Glauben an Christus," welcher das schon lange glimmende Feuer zum Ausbruch brachte und gemäß seinem Titel zum offenen Bruch mit der Evangelischen Kirche und deren Glaubenslehren in einer bis jezt kaum dagewesenen Weise provocirte.

In diesem Vortrage, der im Allgemeinen an Unklarheit leidet, und in welchem der Verfasser unter anderem selbst zugesteht, daß es eigentlich niemals, auch nicht in den Zeiten der Reformation, „einen alten Glauben an Christus" gegeben habe, wird nun der „neue Glaube an Christus" folgendermaßen charakterisirt: „Der Christus des neuen Glaubens ist nicht Gott, sondern Mensch, wahrer, wirklicher, bloßer Mensch. Er ist auf menschliche Weise in die Welt gekommen, hatte nicht blos eine Mutter, sondern auch einen Vater, Joseph, den Zimmermann. Vor seiner Geburt war er nirgends, weder auf Erden, noch im Himmel. Er that keine übernatürlichen, den Gesetzen der Natur widersprechende Werke, und nie sprach er von sich, als von einer vorzeitlich existirenden Person. Deswegen, weil sie seinen hohen Sinn und fein Streben nicht verstanden, brachten ihn die altgläubigen Juden ans Kreuz. (Dr. Schwalb ist selbst dem Judenthum entsprossen.) Da starb er, nicht als Sühnopfer, sondern als Märtyrer der religiösen Wahrheit. Genau besehen, ist diese That der Liebe sehr gering, und fast möchten wir sagen, daß auch der selbstsüchtigste Mensch fähig wäre, das zu thun, was der Christus des alten Glaubens gethan hat. Wo wäre der Feigling, der hölzerne Mensch, der das nicht thäte, was der Christus des alten Glaubens

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gethan hat?" Dieser alte Christus, meint Dr. Schwalb, hatte die Wahl zwischen zwei Dingen, entweder die ganze Menschheit dem höllischen Feuer rettungslos preiszugeben, oder aber die ganze Menschheit durch Uebernahme freiwilliger, sehr kurzer Leiden" zu erlösen. Da wählte er denn das zweite, und wer hätte das nicht auch gethan? Gewiß giebt es zahllose Menschen, welche vor und nach Christus Größeres gethan, als der Christus des alten Glaubens in seinem Opfertode gethan hat." Auferstanden ist Christus insofern, als er seinen niedergeschlagenen Jüngern, die plößlich wieder begeistert wurden,,,lebendig erschienen ist,“ und insofern er bei Gott und seiner Christenheit ewig lebt, eine Phrase, die erst dadurch verständlich wird, daß nach Pastor Schwalb's Dogmatik Christi Leib wieder zu Staub geworden ist und daß „er gen Himmel nicht gefahren ist, denn einen für solche Auffahrt geeigneten Himmel giebt es seit Copernicus nicht mehr."!!!

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Mögen diese wenigen Proben genügen, um zu zeigen, wie ernst es dem Pastor Dr. Schwalb und seinen Genossen vom deutschen Protestanten-Verein darum zu thun ist, mit dem,,alten Glauben“ der Kirche zu brechen, und wie es diesen und ähnlichen Auslassungen gegenüber fast als Spott erscheint, wenn die Führer des modernen Protestantismus ihren Bruch mit der Evangelischen Kirche immer noch zu verdecken suchen und vom Standpunkte ihrer Toleranz aus für ein friedliches Neben- und Ineinandergehen dieses Protestantismus mit dem KirchlichEvangelischen Protestantismus agitiren. Es handelt sich um einen „neuen Glauben an Christus“ — ja um einen neuen Christus überhaupt, der nicht mehr der alte" Sohn Gottes, sondern,,bloßer Mensch“ sein soll, und der nicht auf dem alten biblisch-kirchlichen Boden erwachsen ist, sondern aus der modernen, vom Protestanten-Verein geforderten allgemeinen Gewissens- und Vernunftreligion hervorgegangen ist. Das hat aufs Neue der ständige Präsident der,,Protestantentage," Prof. Dr. Bluntschli aus Heidelberg, in Berlin ausgesprochen, woselbst derselbe sich als Glied des Zollparlaments aufhielt und bei der Gelegenheit im Saale der Berliner Stadtverordneten einen Vortrag über die Aufgabe des deutschen Protestanten-Vereins hielt. Der Protestantismus," meint Bluntschli, „hat sich befreit von der Autorität der mittelalterlichen Dogmen und Vorstellungen, und ist zurückgegangen auf das Gewissen, auf das ursprüngliche religiöse Bewußtsein;

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der Protestantismus ist ein Geist der Sammlung, des innern sich Vertiefens, ein Geist des Denkens und Prüfens im Gegensatz zu einer formalen Autorität in der Religion. Er vereinigt in sich viele Auffassungen der religiösen Wahrheit, nur seßt er Aufrichtigkeit und gegenseitiges sich Dulden voraus. Der Protestanten-Verein nimmt nicht Partei für eine bestimmte Vorstellung, nur Unwahrheit und Heuchelei mag er nicht zuge stehen, und die geistige Freiheit und Wahrheit steht höher, als alle Dogmatik und Theologie." Wir haben unserseits hierzu nichts weiter zu bemerken, als daß dieser moderne Protestantismus im Begriff steht, allen christlichen Boden unter den Füßen zu verlieren, ja wohl schon verloren hat. Handelt es sich bei den religiösen Vorstellungen" blos um Wahrheit im Sinne von Aufrichtigkeit und gegenseitige Duldung, dann dürften in Zukunft doch nicht blos die ,,Christen," sondern auch alle ehrlichen Juden, Muhamedaner und Heiden darauf Anspruch machen können, zu diesem neuen Protestantismus gezählt zu werden.

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Die Kirche aber, als Gemeinde Christi, kann und darf sich solchen Neuerungen gegenüber nicht gleichgiltig verhalten. Das hat sich nun auch in Bremen klar gezeigt. Nicht ein Geistlicher, sondern zunächst ein Laie aus der Gemeinde begann den Kampf gegen den modernen Protestantismus: ein Herr Lahusen sette öffentlich einen Preis von 500 Thlr. aus für denjenigen, welcher die neuen Lehren der Bremer Pastoren Schwalb, Kradolfer, Manchot und Bulle am besten darstellen und widerlegen würde. Dieser Schritt fand bei den „Liberalen" allgemeine Mißbilligung. Diese plumpe Art des Angriffs ist mit vollem Recht mit mehr Heiterkeit als Herzensbangigkeit aufgenommen worden". schreiben die Protestantischen Flugblätter darüber. Es sollten aber noch andere Angriffe erfolgen: 22 Evangelische Geistliche aus der Stadt und der Umgegend von Bremen veröffentlichten im,,Bremer Kirchenblatt" einen Protest gegen die von Dr. Schwalb im obengenannten Vortrage niedergelegten Lehren über den neuen Chri stus und bezeichneten es als einen „Nothstand der Bremischen Kirche,“ daß solche Vorträge gehalten werden dürften. Der Kirchen-Convent der St. Martini-Gemeinde, an welcher Dr. Schwalb Pastor ist, hielt sich verpflichtet, auf jenen Protest der 22 Geistlichen antworten und seinen Prediger in Schuß nehmen zu müssen. Diese Erklärung enthält

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