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erwähnt. Wir sahen (S. 290 zu 1 Kg 15, 19), wie es nach der Reichsteilung Damaskus tributpflichtig war. Später, als Israel durch seine Verbindung mit Tyrus freie Hand gegen Damaskus bekommen hatte, mußte es Israel Vasallendienste tun (s. oben S. 291 Anm. 2). Assyrien hat wie vorher Damaskus dieses Vasallenverhältnis nicht ungern gesehen. Es verringerte die Zahl der selbständigen Gegner um einen und erleichterte die Tributeinziehung. So ist also in Zukunft (bis zu den Zeiten des Jotam und Ahas) überall da, wo Israel (bît Humri) genannt wird, stillschweigend Juda hinzuzudenken.

Noch unter Omri wird es gewesen sein, wo Israel zum ersten Male in seiner Politik unmittelbar mit Assyrien rechnen mußte. Von dieser Zeit an mußte man sich am israelitischen Hofe über die Vorgänge in Assyrien auf dem laufenden erhalten. Wir haben anzunehmen, daß sich jederzeit Sendboten Israels bez. Judas am Hofe von Niniveh aufgehalten haben, die etwa die Rolle von Konsuln (im mittelalterlichen Sinne) gespielt haben werden. Geschichten, wie die von der Sendung Jonas, gewinnen dadurch neues Licht. Wie entstand die Interessen-Verbindung zwischen Israel und Assyrien? Tyrus und Sidon hatten dem Asurnaşirpal während seiner letzten Regierungsjahre auf nordphönizischem Boden Tribut zahlen müssen. Bei den engen Beziehungen, die zwischen Tyrus und Israel damals bestanden, ist es mehr als wahrscheinlich, daß sich Omri der Tributsendung und Huldigung angeschlossen hat, wenn diese nicht in der Huldigung von Tyrus als seinem Oberherrn eingeschlossen war. Aber erst unter dem Sohne und Nachfolger des Asurnaṣirpal erwähnen die königlichen Tafelschreiber Israel ausdrücklich. Nachdem Salmanassar II. (860-825) Babylonien unter seine Oberhoheit gebracht hatte, rüstete er zum Zuge nach dem Meere", wie der assyrische,,Eponymenkanon" sagt.

Von unschätzbarem Werte für die Vergleichung der assyrischen und israelitischen Geschichte erwies sich die Auffindung der assyrischen Königslisten-Fragmente (das erste Stück entdeckte Henry Rawlinson 1862 unter den Bruchstücken der Bibliothek Asurbanipals). Nach einer bis jetzt nur in Assyrien nachgewiesenen Sitte sind in diesen Listen die einzelnen Jahre der Reihe nach durch je einen der obersten Staatsbeamten (limmu) bezeichnet, so daß man die Datierung der Urkunden demnach bestimmen konnte. Was die Archontenverzeichnisse für das Studium der hellenischen Geschichte und die Konsularfasten für die römische Geschichte bedeuten, das bedeuten die assyrischen Limmulisten (man hat sie nach dem griechischen Vorgang Eponymenlisten genannt) für die Geschichte der Mittelmeervölker. Die bisher gefundenen Listen umfassen die Jahre

1 Kg 2 Kg

Israel und Assyrien.

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893-666 v. Chr., ergänzen also den ptolemäischen Kanon, der von 747 bis 555 bez. 538 reicht. Von besonderer Wichtigkeit ist der Teil der Listen, der in einer besonderen Rubrik die wichtigsten Ereignisse des betreffenden Jahres angibt. Hier wird für das 9. Jahr des Königs Asurdan III. bemerkt:,,Im Monat Siwan (Juni) erlitt die Sonne eine Verfinsterung." Nach astronomischer Berechnung kann nur die totale Sonnenfinsternis gemeint sein, die in Niniveh am 26. Juni 763 gesehen worden ist. Mit dieser Angabe ist also der feste Punkt für die Geschichtsberechnung gegeben. Asurdan III., dessen Regierungsjahre man vor und nach dieser Angabe (es sind je neun) abzählen kann, regierte also 772-754 v. Chr. Man kann demnach seine Regierungszeit wie die der vorhergehenden und nachfolgenden in der Liste genannten Könige unter der Voraussetzung der Richtigkeit des Anfangs unserer Zeitrechnung mit derselben Genauigkeit angeben, wie die Regierungszeit eines deutschen Königs. Man wird ermessen, wie wichtig das für die Bibelforschung ist. Denn gerade für die mittlere Königszeit sind die assyrischen Listen ziemlich vollständig. Das ist um so willkommener, weil wir wissen, daß die biblischen Geschichtsschreiber hie und da auf eine peinliche Chronistik zugunsten ihrer Vorliebe für heilige Zahlen verzichtet haben. Das verrät bekanntlich der in der Septuaginta zu 1 Kg 6, 1 befindliche Zusatz, es seien 480 Jahre, d. h. 12 × 40 Jahre vom Exil bis zur Tempelweihe Salomos verflossen.

Während Salmanassars Vater einen Zusammenstoß mit Damaskus vermeiden konnte, trat ihm 855 in der Gestalt des Adad-'idri von Damaskus ein mächtiger Widersacher entgegen. Er hatte mit Irhuleni von Hamat ein Schutzbündnis geschlossen, dem auch Israel (mit Juda) sich anschließen mußte. Man nennt die Bundesgenossenschaft traditionell den damaszenisch-hamatensischen Städtebund. Ahab von Israel wird in der Inschrift Salmanassars als A-ha-ab-bu Sir-2-la-ai2, und es wird gesagt, er habe mit 10000 Mann und 2000 Wagen sich beteiligt.

Solange uns die damaszenische Überlieferung fehlt, müssen wir auf einen klaren Überblick über die damaligen politischen Verhältnisse verzichten. Die wertvollsten Auskünfte geben uns die Annalen Salmanassars. In den biblischen Berichten des Königsbuches stehen die israelitischen Ereignisse naturgemäß im Vordergrunde und lassen relativ Unbedeutendes als Hauptsache erscheinen. Der gegenwärtige Zustand der biblischen Geschichtsberichte, wie ihn die Sammler und Kommentatoren hinterlassen haben, ist in diesem Sinne überhaupt beklagenswert. Einzelne Stellen verraten deutlich, daß die israelitischen Chronisten die politischen

1) Die Zahl der Verbündeten ist unsicher; die Inschrift sagt 12, zählt aber 11 auf. Liegt auch hier absichtliche Abrundung im Sinne von S. 272 Anm. I vor? Die 32 in 2 Kg 20, 1 beruht auf einem Irrtum, der aus 22, 31 herübergekommen ist.

2) Zur Schreibung des Namens

=

hebr. Jisrael, s. Winckler KAT3

S. 247.

Verhältnisse genau gekannt und beobachtet haben, daß ihnen auch die Geschichte und Geographie der großen Weltreiche gut bekannt gewesen ist. Den Redaktoren der Königsbücher müssen politisch weitausschauende Niederschriften vorgelegen haben. Sie haben gestrichen, was ihnen nicht interessant für die ,,Geschichte“ Israels (die Bücher heißen,,prophetische" Bücher, wollen nicht Geschichtserzählung in unserm Sinne sein) erschien. 2 Kg 8 stellt z. B. ein versprengtes Stück aus einem größeren Geschichtswerke dar.

Salmanassar berichtet, daß es im Gebiete von Hamat, bei Karkar, der Königsstadt des Irhuleni, am Orontes (Arantu) zur Schlacht gekommen sei (854). Es sei ein furchtbares Blutbad gewesen, er habe die Oberfläche der Ruinen mit Leichen angefüllt. Das eigentliche Ziel, die Unterwerfung von Damaskus, hat Salmanassar nicht erreicht. Der König von Damaskus blieb selbständig, er behielt auch die Lehnsherrschaft über Israel. Ebenso erging es beim zweiten assyrischen Angriff im Jahre 849 und beim dritten im Jahre 846 trotz der gegenteiligen Versicherung: ich besiegte den Adad-'idri und seine Vasallen. Nur insofern steckt ein Stück Wahrheit in der Aussage, als es ihm durch sein Auftreten irgendwie gelungen sein muß, Damaskus zu isolieren und die Vasallen, unter ihnen Ahab von Israel, von Damaskus frei zu machen. Das zeigt sich bei dem nächsten Feldzug im Jahre 842, bei dem wir den König von Damaskus ohne Bundesgenossen finden. Schwer mag es nicht gewesen sein, die Vasallen lässig zu machen in der Hilfe gegen Assyrien. Benhadad hatte sich ja selbst die Feindschaft der Vasallen zugezogen. Die Stelle 1 Kg 20, 24 verrät, daß er den Versuch gemacht hat, die Könige der Vasallenstaaten zu beseitigen und damaszenische Statthalter an ihre Stelle zu setzen. Die Kriege Benhadads gegen Ahab, von denen die Bibel erzählt, bedeuten sicher die Reaktion gegen diese versuchte Maßregel. Unter solchen Verhältnissen mag sich zum ersten Male eine assyrische Partei in Israel gebildet haben. Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Prophet Elisa der geistige Führer dieser Freunde Assyriens gewesen ist. Zweifellos ist, daß der gewaltsame Thronwechsel in Israel mit dieser Parteibildung zusammenhängt. Jehu hat seinen Staatsstreich unter assyrischem Schutze ausgeführt. Die folgenden Ereignisse zeigen, daß er sich dem König von Assyrien verpflichtet fühlt. Es ist ähnlich wie später unter Pekach. Eine assyrische Partei stürzt den König, der neue König erkennt zum Dank für geleistete Hilfe die assyrische Oberhoheit an.

Bei der Lockerung des Vasallenverhältnisses hatte wohl auch der Thronwechsel in Damaskus eine Rolle gespielt. Als

1 Kg 2 Kg

Israel unter Salmanassar II.

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842 das assyrische Heer erschien, lebte der mächtige Benhadad nicht mehr. Hazael Haza-'ilu schreiben ihn die assyrischen Inschriften war König an seiner Statt. Die Bibel berichtet uns 2 Kg 8, 9-15 über den Thronwechsel.

Der keilinschriftliche Bericht über den Zug Salmanassars gegen Haza-'ilu sagt:

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Stück einer Annaleninschrift.

Im achtzehnten meiner Regierungsjahre überschritt ich zum sechzehnten Male den Euphrat. Hazaël von Damaskus verließ sich auf die große Zahl seiner Truppen und bot seine Truppen in Menge auf. Den Saniru, einen Bergkegel im Bereich des Libanon, machte er zu seiner Festung. Ich kämpfte mit ihm und besiegte ihn. 6000 seiner Krieger erschlug ich mit den Waffen; 1121 seiner Streitwagen, 470 seiner Streitrosse, sowie scin Lager nahm ich ihm weg. Er machte sich davon, um sein Leben zu retten. Ich setzte ihm nach und schloß ihn in Damaskus, seiner Hauptstadt, ein. Ich hieb seine Parke nieder und zog bis zu den Bergen des Hauran. Städte ohne Zahl zerstörte, verwüstete, verbrannte ich und führte zahllose Gefangene weg. Bis zu den Bergen des Ba'li-ra'si, einem Vorgebirge, zog ich und stellte mein Königsbild dort auf. Damals empfing ich den Tribut der Tyrer, Sidonier und Jauas, des Sohnes Omris.

Obelisk, Überschrift zu den Abbildungen.

Tribut Jehus, Sohnes des Omri: Silber und Goldbarren, šaplu aus Gold, zukût aus Gold, Becher (?) aus Gold, Eimer (?) aus Gold, Bleibarren, hutartu (Holzgegenstände!) für die Hand des Königs, purumḥâti (Holzgegenstände!) empfing ich von ihm.

Inschrift des Obelisken.

Abb. 98: Schwarzer Obelisk
Salmanassars II.,

u. a. die Tributgaben Jehus
von Israel darstellend.

Im einundzwanzigsten meiner Regierungsjahre überschritt ich zum einundzwanzigsten Male den Euphrat. Gegen die Städte Hazaëls von Damaskus zog ich. Vier seiner Städte eroberte ich. Den Tribut der Tyrier, Sidonier, Byblier empfing ich.

Salmanassar hat also ohne Widerstand an der Meeresküste vorrücken können, hat den Libanon überschritten, am Vor

1) KT2 S. 20 ff.

gebirge Ba'al-ra's (das ist das Defilee von Nahr-el-Kelb; s. S. 188 und Abb. 58f.) gleich seinen Vorfahren sein Bildnis eingegraben und versuchte nun, Damaskus vom Westen aus anzugreifen. Hazael versperrte ihm den Weg beim Gebirgspaß

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Abb. 99: Einzeldarstellung vom Obelisk Salmanassars II. Tribut Jehus von Israel.

zwischen Hermon (Saniru) und Antilibanon, mußte sich aber schließlich auf Damaskus zurückziehen. Die Stadt zeigte sich als uneinnehmbar. Salmanassar mußte sich damit begnügen,

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Abb. 100: Einzeldarstellung vom Obelisk Salmanassars II. Tribut Jehus von Israel. seinen Zorn an den Gärten und Palmenwäldchen auszulassen', welche Damaskus damals wie heute umgaben 2; er hat die ganze Gegend bis zum Hauran barbarisch verwüstet. Dieser Sieg

1) Fruchtbäume abschlagen bei der Belagerung ist nach 5 Mos 20, 19 verboten. 2 Kg 3 rät Elisa gleichwohl, in Moab alle Fruchtbäume abzuschlagen und alle Quellen zu verstopfen. In Friedenszeiten wurde in den Zederngebirgen wüste gehaust. S. Abb. 67 und vgl. die Klagen des Propheten Hab 2, 17; Jes 14, 8 und die Bemerkungen zu 1 Kg 5, 13.

2) Damaskus gilt als Sitz des Paradieses.

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