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Widersprüche mit uns selbst verwickeln können, wenn es unser Hauptzweck ist, treu in allen Stücken zu seyn, und den Willen Gottes ohne Ausnahme zu erfüllen? Ordnung und Licht, und feste Verbindung, und fruchtbaren Zusammenhang wird euer Thun und Leben gewinnen, M. Br., alles in demselben wird nüßlich, heilsam und eines vernünftigen Wesens würdig werden, wenn ihr euch unablässig bestrebet, weiser und besser zu werden, wenn ihr alles, was ihr thut, darum verrichtet, weil ihr Glauben an Gott und Jesum beweisen, weil ihr eurer Pflicht gehorchen, und euch in allem Guten üben wollet. Nur dann ist es möglich, allen eitlen Bemühungen vorzubeugen, wenn wir wahre Bilz dung unsers Geistes nach der Vorschrift und dem Beyspiel Jesu zum lezten Ziel aller unsrer Bemüs hungen machen.

Doch da so oft auch eitle Sorgen und vergeba licher Kummer sich in unser Verhalten mischt: fo lasset uns das kindliche Vertrauen zu Gott faffen, zu welchem uns Jesus so rührend ermuntert hat. In einer Welt, wo es so dringende Bedürf nisse, so mannigfaltige Uebel, so drohende Gefahren giebt, wie in der unsrigen, ist es freylich kein Wunder, wenn sich unsers Herzens zuweilen äugstliche Sorgen bemächtigen, wenn wir dadurch zu vergeb lichen Anstalten und Bewegungen verleitet, und in unnöthige Unruhe gestürzt werden. Aber die ers. schrockene Seele wird sich sammeln, das verzagte Herz wird wieder Muth fassen, wir werden mit Ueberlegung und edler Gelassenheit handeln lernen, wenn wir Gott so kennen, wie Jesus ihn bekannt gemacht, wenn wir das feste lebendige Vertrauen zu ihm fühlen, das er uns einzuflössen gesucht hat.

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dann werden die Vögel unter dem Himmel, die feine Vaterhand so frengebig erhält und nährt; dann werden die Blumen auf dem Felde, die er mit so vieler Herrlichkeit und Pracht gekleider hat, ein

herzerhebender, tröstender Anblick für uns seyn; danh werden wirs nie vergessen, daß unser himmlischer Vater alles weiß, was wir bedür fen; dann werden wirs fühlen, daß wir mehr, daß wir etwas Beßres find, als alles, was wir um uns her erblicken, und daher viel höhere Proben seiner weisen Güte erwarten dürfen; dann werden wir selbst da, wo wir keinen Ausweg, kein Mittel der Rettung, keine Hilfe weiter erblicken, uns mit unerschüttertem Glauben an die Verheissungen halten, die er uns durch seinen Sohn selbst gegeben hat. Sehr mannigfaltig, sehr traurig und qualvoll find die Aeusserungen des Unglaubens und der ängstlichen Verzagtheit, M. Br., die sich selber helfen will, und doch keine Kraft dazu hat. Aber verschwinden werden sie, diese ängstlichen Bestrebungen, Muth, und vernünftige Thätigkeit wird an ihre Stelle tre: ten, wenn wir das kindliche Vertrauen zu Gott fafsen, zu welchem Jesus uns so rührend ermuntert hat.

Endlich, M. Br., wollen wir uns durch das Eitle, das in allen menschlichen Bestrebungen so sichtbar ist, antreiben lassen, unsre Bestimmung zur Unsterblichkeit und für eine beßre Welt nicht zu vergessen. Nein, wir werden uns nicht hinlänglich verwahren können gegen leichtsinnige Schritte, gegen Handlungen der Unvorsichtigkeit, gegen geringfügige Tändeleyen, gegen die Entwürfe des Eigennußes und eines irdischen Sinnes; wir werden es nicht verhüten können, daß uns beym Anblick der menschlichen Hinfälligkeit, und der Eitelkeit alles dessen, was auf Erden ist, nicht zuweilen finstre Schwermuth befalle und zu Boden drücke, wenn wir uns nicht fleissig vorhalten, wer wir sind, wenn wir uns nicht daran erinnern, daß wir die Mitglieder eines höhern, unvergänglichen Reiches find, für welches wir jezt schon leben sollen. Aber überwinden wird unser Geist alle ängstliche Furcht;

besiegen wird er alle Mühseligkeiten dieses Lebens; zu groß, zu edel, zu erhaben wird er sich fühlen, als daß er sich an die Güter der Erde hängen, als daß er seine Kräfte auf Kleinigkeiten wenden, als daß er die kostbaren Augenblicke seines jeßigen Aufenthalts mit unnöthigen, fruchtlosen Bemühungen verschwenden sollte, wenn er eingedenk seiner Unsterblichkeit ist, wenn er immer so denkt und handelt, wie dem Bürger einer bessern Welt geziemt. O dieser Gedanke, dieses Gefühl unsrer Würde erhebe auch uns über den Staub der Erde, und lasse alle unsre Handlungen eine reiche Aussaat für die Ewigkeit werden! Lasset uns Gutes thun, M. Br., und nicht müde werden, denn zu seiner Zeit werden wir auch erndten ohne AufHören; Amen.

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54.

Am sechszehnten Sonntage nach Trinitatis.

Die evangelische Erzählung, über die ich jezt zu

euch reden soll, M.Z., erinnert uns an eine von jenen Anstalten, die so fürchterlich in die Augen fallen, und auf unsre Schwachheit einen so erschütternden Eindruck machen, daß wir gemeiniglich den Muth verlieren, sie mit ruhiger Fassung zu betrachten, und nach den Ursachen zu forschen, warum Gott sie getroffen hat. Es ist der Tod, mit den traurigen Une ständen, die ihn zu begleiten pflegen, was uns das heutige Evangelium darstellt. Der Leichenzug, wetcher Jesu am Thore des Städtchens Nain begegnet, folgt nicht der Bahre eines abgelebten Menschen, für den es eine Wohlthat war, die Welt verlassen zu können; nein, es ist ein Jüngling, den man zu Grabe trägt, ein Jüngling, den der Tod in der Blüthe seiner Jahre wegriß, der sein Leben zu einer Zeit endigen mußte, wo es ihm am angenehmsten, und der Welt am nüßlichsten werden konnte. Und o er war noch überdieß der Einzige seiner Mutter, · der einzige Mensch auf Erden, an welchem ihr ganzes Herz hieng! Denn diese Mutter, diese Unglückliche, ist Wittwe, schon tief genug gebeugt durch den Verlust ihres Gatten; aber nun ganz zu Boden gefunken, da ihr auch die lezte Stüße geraubt ist, an der sich ihre Schwachheit noch aufrecht erhalten

hatte. Lauter Verwüstungen, welche der Tod täglich auf Erden anrichtet! Er erscheint fast nie anders, als mit einem Gefolge zerstörender Uebel, die ohne Unterschied jedes Alter ergreifen, die zärtlichften Verbindungen trennen, die besten Menschen das hinraffen, die übrigbleibenden mit Schrecken erfül len, und sie nur allzuoft in einen Zustand versehen, wo wir es fast vergessen, daß auch der Tod zu den Einrichtungen Gottes gehört, die er um wichtiger Endzwecke willen getroffen hat, und die wir nicht unwillig tadeln, sondern mit Unterwerfung und wehmüthiger Freude verehren sollten.

Denn wahrlich, M. Br., wir verstehen unsern Vortheil sehr wenig, wenn wir den Tod immer nur von der Seite betrachten, von der er fürchterlich für unsre Sinnlichkeit ist, und es vergessen, daß wir als vernünftige Menschen, daß wir insonderheit als Christen nach den Ursachen forschen sollten, warum uns Gott gerade auf diese Art von der Erde abruft. In der ganzen Natur giebt es schreckliche Zuberei tungen, die dem ersten Anblick nach nichts weniger find, als das Werk eines weisen und gütigen Gottes, die sich aber, näher betrachtet, als Anstalten eis ner Huld rechtfertigen, welche aus scheinbaren Zerstörungen Kraft, Leben und Wohlfahrt entspringen läßt. Nehmen wir die Lehre Jesu mit dem lebendigen Glauben an, der Pflicht für uns ist: so kann es uns nicht zweifelhaft senn, daß unter die Anstalten dieser Art auch unser Tod mit allen den Unordnungen und Verwüstungen gehört, die er auf Er: den anrichtet; so ist es ausser Streit, daß wir nä: Her hinzutreten, dieses Schreckbild aufmerksamer be: trachten, und uns überzeugen müssen, auch diese fürchterliche Veränderung sen im Grunde wohlthä: tig für uns, sen in der Hand Gottes ein Mittel, unsre Wohlfahrt zu befördern.

Und dieß, M. Br., dieß sen heute unser Ge: fchäft. Nicht die tausendfältigen Qualen, die unsern

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