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der Urgrund, der ursprünglichste Besitzer der Weisheit, Marduk empfängt sie von ihm und verwertet sie an der Menschheit. Mit Marduk einheitlich und unzertrennlich verbunden ist dessen Sohn Nebo, sodass es schwer ist, sie immer klar zu scheiden.

Der Feuer

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gott kommt m. E. als dritte Gottheit zu Ea und Marduk, wie ZIMMERN** neuerdings noch festhalten möchte, nicht in Betracht. Das Feuer des hl. Geistes in der Bibel, auf welches sich diese Auffassung stützt, ist immer ein erwärmendes und belebendes Feuer (Gen. 1, 2; 6, 17; 7, 15. 22; Ps. 33, 6; 104, 30 ist Bewegung und eben deshalb Leben), während Girru oder BIL. GI, wie wir oben gezeigt haben 10 (S. 286 f.), als zerstörendes Element in den Beschwörungstexten erscheint. Reinheit, Heiligkeit und Leben sind im Babylonischen wie im A. T. synonyme Begriffe, pn ist deshalb der Geist des Lebens, Gott, der Heilige, ist zugleich der Lebendige. Das Feuer am Pfingstfeste ist Sinnbild der Erleuchtung und Stärkung (Geistesgaben, 15 Begeisterung). Die Verbindung von Wasser und Feuer bei der Taufe (Mt. 3, 11; Lc. 3, 16) soll ebenfalls die Mitteilung des Geistes des Lebens versinnbilden (über die Bedeutung des Wassers s. unten). Nabû ist zweifellos abzuleiten von nabû sprechen, reden, verkünden; das Wort erinnert unwillkürlich an das biblische ;*** es ist der Geist Gottes, 20 der die Propheten erleuchtet und begeistert. Die feurigen Zungen (Feuer der Begeisterung Geistesgaben und Verkündigung) sind die Erscheinungsform, das Sinnbild des hl. Geistes, am Pfingstfest; es ist derselbe Geist, der die Propheten gelehrt und begeistert hat.

Der hl. Geist erleuchtet das Herz zur Erkenntnis der Wahrheit Joh. 16, 13; die in der Göttin Tašmêt Erhörung dargestellte Seite Nebos ist die Bereitwilligkeit zur Entgegennahme der göttlichen Einsprechungen (vgl. S. 282), die als Geschenk dieser Göttin gedacht ist.

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Bei Marduk müssen wir vor allem im Auge behalten, dass sein Kampf 30 mit Tiâmat den Sieg des Lichtes, des ordnenden, vernünftigen Geistes über die Zügellosigkeit und die rohe Gewalt bedeutet. Marduk ist der starke Held, der die finstern Mächte des Chaos überwindet, er ist der Bildner und Ordner der Welt. Der Sieg der Frühsonne über die Nacht, der Frühlingssonne über die das Naturleben ertötenden 35 Winterstürme ist dem Babylonier die Illustration dieses Gedankens, er ist eine Auswirkung derselben Gottheit. Die in die Himmelskörper und in das Naturleben gelegte Gesetzmässigkeit, die kunstvollen Ge

* vgl. ZIMMERN, KAT3 S. 399.

** Das. S. 418.

*** vgl. ZIMMERN a. a. O. S. 400.

Es könnte deshalb auch die Etymologie von 4 HW S. 442h angenommen werden, ohne dass die sachliche Auffasssung eine andere werden müsste.

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staltungen in der Natur sind auf den weisen Marduk zurückzuführen, der ja der Sohn des Herrn unergründlicher Weisheit ist.

Auf die Lehre von der Gestaltung und Ordnung der Welt durch Marduk geht sicher dessen Epitheton: mušim šîmâte zurück. Seine 5 Befähigung und Berechtigung, die Geschicke zu bestimmen, hat er sich durch die Überwindung Tiâmats, durch die Gestaltung des ursprünglichen Chaos zum Kosmos erworben, d. h. doch nichts anderes als: der ursprüngliche Ordner der Welt bestimmt auch die Geschicke in derselben oder: die Weltregierung liegt in den Händen 10 des vernünftigen, ordnenden Geistes, der die Welt gebildet hat. Derselbe vernünftige Geist, der die Welt gestaltet und geordnet hat, muss auch der oberste Lenker des Geschehens in derselben sein. Nicht das blinde Fatum beherrscht die Welt (wie es dem Chaos entsprechen würde), sondern der Lichtgott Marduk, der 15 Sohn der unendlichen Weisheit. Wie mannigfaltig dieser Gedanke im A. T., besonders in den Psalmen verherrlicht wird, braucht nicht erwähnt zu werden. Eine spezifische Tätigkeit in der Bestimmung der Geschicke fällt Marduks Sohne, Nebo, zu; er hat die Aufgabe die Geschicke aufzuschreiben (vgl. KAT3 S. 400 f.).

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Marduk, der Weltbildner, der Sohn des Weisheitshauses, der pû apsi, das Wort des Abgrundes, berührt sich sehr nahe und mannigfach mit der persönlich auftretenden Weisheit Gottes im A. T., mit dem óyos bei Johannes und dem ɛizov toυ dɛoυ bei Paulus. Bei Joh. 1, 3 lesen wir: Πάντα δι' αὐτοῦ ἐγένετο alles ist durch ihn, den 25 Logos, geschaffen worden. Dem Alten ist Wort und Gedanke ein und dasselbe; das Wort ist das Kleid, der Körper des Gedankens, durch den es erst etwas Bedeutungsvolles wird. Darum ist das Wort Gottes nichts anderes als der Gedanke Gottes, der Besieger der Tiâmat, der Ordner des Weltganzen ist der Gedanke (= das aus dem 30 Geiste hervorgegangene Produkt) des Herrn unergründlicher Weisheit oder die geistige Hervorbringung auf das leibliche Entstehen übertragen und mit dessen Terminus bezeichnet: der Sohn. Zu beachten ist dabei, dass auch in den auf orientalische Anschauungen zurückgehenden gnostischen Systemen nicht Gott selbst mit der Welt 35 in Verbindung tritt, sondern sich dazu der oogía resp. des Demiurgen bedienen muss.

In der Schöpfungserzählung der Genesis muss es auffallen, dass jeder neue Schöpfungsakt Gottes durch ein „,Sprechen" desselben eingeleitet resp. vollzogen wird Gen. 1, 3. 6. 11. 14. 20. Die Targume 40 des Onkelos und Jonathan schreiben vieles, was das A. T. Jahve tun lässt, dem Worte, , desselben zu, vgl. zu Gen. 26, 3; 29, 2,

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dazu dann Sap. 10, 5. 13 f., Deut. 31, 8 Sap. 10, 15 ff.: die „Weisheit“ tritt hier an die Stelle Jahves und seines Wortes; dazu Ps. 33, 6:,,Durch

das Wort Jahves ist der Himmel gemacht und sein ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes." Eigentümlich tritt auch das Wort Gottes hervor Ps. 119, 25. 28. 49 f. 65. 103. 105. 116. 140. 147 f. 154. 158. 169 f.

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In den Weisheitsbüchern* tritt an die Stelle des Wortes Gottes 5 die Weisheit desselben vgl. Prov. 8, 12, wo die Weisheit persönlich auftritt und insbesondere ihre Tätigkeit bei der Weltschöpfung schildert bes. 22 u. 27 ff. Ebenso tritt sie Kap. 9 als selbständige Macht auf, wenn auch die Poesie an dieser Hypostasierung noch ihren Anteil hat. Jes. Sirach 24, 5. 7 ff. heisst es von der Weisheit, sie 10 sei aus dem Munde des Allerhöchsten hervorgegangen (yo aлò Tоν oτóμatos vioτov 529ov, also Wort). Am Anfange und vor aller Zeit ist sie geschaffen, sie ist die Erstgeborene vor jeglicher Kreatur (ein Lieblingsbeiwort Marduks ist: bukur "NU.DIM.MUD Erstgeborener Eas, No. XIII, 2; XIV, 17), sie hat allein den Himmel 15 umkreist und die Tiefe der Abgründe durchmessen, sie ist ausgegossen auf der ganzen Erde. Schliesslich findet sie in Jakob eine Heimstätte, wird also an Stelle des im Tempel thronenden Jahve gesetzt (κατασκήνωσον vgl. Joh. 1, 13: toxijvooɛ). Wenn die Weisheit Israel aus Ägypten führt, es von den Völkern, die es unter- 20 drückten, erlöst, wenn sie Israels Schirm am Tage und dessen Sternenlicht des Nachts ist, das Volk durchs rote Meer führt und durch grosses Wasser bringt, die Feinde dagegen ins Meer versenkt (Sap. 10, 1 ff., bes. 17 ff.), so ist sie eben identisch mit Jahve, der sonst Israels Retter ist. Sap. 16, 12 ist es hinwiederum „das Wort Gottes, 25 das alles heilt". Es wird sogar mit einem mächtigen Kämpfer verglichen (vgl. Marduk als Kämpfer!), der Ägypten ins Verderben stürzt und das Gottesvolk rettet, Sap. 18, 14-16:,,Denn als tiefes Schweigen alles umfing und die Nacht in der Mitte ihres Laufes war, da fuhr dein allmächtiges Wort vom Himmel, vom königlichen Throne, 30 ein furchtbarer Streiter, mitten ins Land des Verderbens herab, ein scharfes Schwert, das deinen unwiderruflichen Befehl brachte und alles mit Tod erfüllte, es reichte an den Himmel und stand auf der Erde."

Wie aus den eben angeführten Stellen hervorgeht, ist es die 35 Weisheit", welche Israel erlöst und die dem Gerechten in Not und Gefahr beisteht. Ebenso ist der weise Marduk der „Heiland" der Menschen, der alles Leid unter den Menschen heilt, sogar die Toten lebendig macht, weil er dasselbe weiss wie sein Vater, der Herr un

* Die Beziehung dieser Stellen auf eine Göttin, spez. Ištar-Siduri (ZIMMERN, KAT3 40 S. 439) scheint mir die Weisheit doch gar zu grammatisch (wegen des Gen. fem.) zu fassen.

ergründlicher Weisheit. Er heilt durch das reine Wort" der Beschwörung. Warum gerade die Weisheit helfen muss, ist klar: Das Abweichen vom Wege der Weisheit, dem geraden Wege, ist Sünde, die Leid und Krankheit mit sich bringt. Der weise Marduk aber 5 besitzt die Macht, das Böse zu überwinden, weil er die Heilmittel kennt und als Lichtgott die dämonischen, finsteren Gewalten vertreibt.

Der Logos bei Johannes, der Eingeborene des Vaters, ist der Schöpfer der Welt, darum ihr Lebensquell, besonders in geistiger Hinsicht (er ist das Licht und das Leben der Menschen Joh. 1, 4, 10 er ist voll der Gnade und Wahrheit 1, 14). Als Schöpfer der Welt, als der Ursprung ihres Lichtes und Lebens, muss der Logos erscheinen, um der Welt, die durch den Abfall von ihm in Finsternis und Tod schmachtet, das Licht und die Gnade als Erlöser zu bringen, um ihr das Brot und das Wasser des himmlischen Lebens darzubieten 15 (Joh. 4, 13 f.; 6, 35 ff.; 7, 37 ff.), sie zu heilen und zurückzuführen zur Quelle ihres ursprünglichen Lebens.

Ebenso hat die paulinische Christologie einen eigentümlichen. Anknüpfungspunkt in der babylonischen Theologie. Ea ist der mummu, vgl. oben S. 280 f. und S. 297, das Urbild jeder gestaltenden 20 Idee, sein Sohn Marduk ist der Bildner der Welt Christus ist das „Bild Gottes" bei Paulus,* die Idealdarstellung des göttlichen Wesens; im „Bilde Gottes“ ist der Mensch geschaffen; durch die Sünde des ersten Menschenpaares wird dieses Bild im Menschen zerstört. Christus, das persönliche Bild Gottes,** ist der zweite 25 „Adam", *** der Idealmensch, der das zerstörte Bild Gottes in der Menschheit durch seine Lehre und Gnade wieder herstellt. In Christus vollzieht sich eine völlige Neuschaffung des menschlichen Wesens (1 Cor. 5, 7; 2 Cor. 5, 161. καινὴ κτίσις — καινὰ γέγονε τὰ лávτа; Gal. 6, 15; Eph. 1, 10; 4, 22 f.) und zwar durch die Einigung 30 mit ihm und durch die Gleichgestaltung nach seinem Bilde, wodurch das Kindschaftsverhältnis zu Gott begründet wird (Rom. 8, 29: συμμόρφους τῆς εἰκόνος τοῦ υἱοῦ αὐτοῦ; Col. 3, 9ff.; 2 Cor. 3, 18; Gal. 3, 26; 4, 5 ff.).

Wie wenig die Erschaffung des Menschen nach dem Bilde Gottes. 35 der babylonischen Weltschöpfungserzählung fremd ist, geht daraus

* 2 Cor. 4, 4; 1 Cor. 2, 8; Phil. 2, 5—11; Hebr. 1, 2—4; 1 Cor. 1, 24 (Xqitòv Θεοῦ δύναμιν καὶ θεοῦ σοφίαν).

** Col. 1, 15 f.: Ὃς ἐστιν εἰκὼν τοῦ θεοῦ ἀοράτου πρωτότοκος πάσης κτίσεως, ὅτι ἐν αὐτῷ ἐκτίσθη τὰ πάντα ἐν τοῖς οὐρανοῖς καὶ ἐπὶ τῆς γῆς. . . . τὰ 40 πάντα δι' αὐτοῦ καὶ εἰς αὐτὸν ἔκτισται. Hebr. 1, 2: . δι' οὗ ἐποίησεν τοὺς αἰῶνας.

*** Rom. 5, 12 ff.; 1 Cor. 15, 20 ff.

hervor, dass nach dem Bericht des Berosus* Bêl sich den Kopf abschlagen liess, damit durch die Vermischung desselben mit Erde die Menschen gebildet würden. Deshalb seien diese vernunftbegabt und hätten Teil am göttlichen Verstande.

Marduk wird bêl šâri tâbi genannt (vgl. S. 288); in der Gen. wird 5 dem aus Erde gebildeten Menschen der „Lebenso dem" eingehaucht Gen. 2, 7 vgl. dazu das „Anhauchen“ Joh. 20, 22.

Der Apsû, das „Haus der Weisheit“, ist der Ort, wo das „Wasser der reinen Besprengung" gespendet wird; jedenfalls ist dieses Wasser verwandt dem,,Lebenswasser", das in der Höllenfahrt der Ištar (Rücks. 10 34, 38) und im Adapa-Mythus (Rücks. 24 ff.) erwähnt wird. Das „Wasser der reinen Besprengung" wird von Marduk gespendet (IV R 57, 22. 85 [No. XIV], IV R 60, 21a: karpat agubba ina mê bûri ša bît Marduk; vgl. dazu das Wasser Ez. 47, I ff.; Joh. 3, 5; 4, 14; 5, 4; 7, 37 f.; 9,7; 19, 34; Apoc. Joh. 22, 1). Beachtenswert ist jedenfalls auch die merk- 15 würdige Erklärung der Taufe durch die Wolke und das Meer und die Identifizierung des Wasser spendenden Felsens in der Wüste mit Christus durch Paulus (1 Cor. 10, 1-5; Ex. 13, 21 ff.; 14, 24; 17, 6). Paulus erinnert daran bei der Gelegenheit, wo er die Korinther wegen. der Ausschweifungen bei der Abendmahlsfeier tadelt. Die Verheissung 20 des Fleisches und Blutes Christi bei Johannes 6, wo dieses als eine Speise dargestellt wird, die den Tod überwindet, weil sie mit Christus, dem Logos, der Quelle des Lebens, vereinigt, steht zweifellos im Zusammenhang** mit dem Baum des Lebens im Paradies, mit dem messianischen Mahle in den prophetischen Schilderungen (Jes. 25, 5 f.; 25 55, 1-3; 65, 13; Jer. 31, 24 f.), in den Psalmen (Ps. 132, 15; 16, 5; 22, 27; 23, 2.5; 36, 9 f.). Die Lebensspeise, deren Spender Marduk ist nach K 8961, 5 (No. XVII), *** ist nur eine andere Symbolisierung desselben Gedankens. Eine eigentümliche Ausführung hat das Bild des Mahles in den Sapientialen erlangt, die nach unserer Darlegung 30 über das Wesen Marduks besonders beachtenswert sind. Die Stellen erinnern vielfach an das Lebenswasser bei Johannes Jes. Sir. 15, 3; 24, 26 f. 29: „Die mich essen, hungern immer, und die mich trinken, dürsten immer“, dazu Joh. 4, 13; Sap. 16, 20; Prov. 9 (Das grosse Mahl der Weisheit).

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Die Stellen bei Johannes über das Lebenswasser, das reinigt und sättigt (Joh. 3 und 4), und über das Lebensbrot (Kap. 6) sind bildliche Darstellungen für die Aufnahme des Lichtes und der Gnade des Logos, der sich in Christus der Menschheit darbietet. Das Mahl der Weisheit ist demgemäss dem Mahle bei Johannes nahe verwandt, da- 40

* Die neueste Übersetzung bei ZIMMERN, KAT3 S. 488 ff., vgl. das. S. 497.

** vgl. ZIMMERN, KAT3 S. 525.

*** Das Nähere über das Lebenskraut s. bei ZIMMERN, KAT3 S. 523 f.

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