ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

den Empfang der Versammlung vorbereitet hat. Er hat gefunden, daß er hier ein Wort aussprach, welches schon lange im Herzen der Bewohner als eine Empfindung lebte, die auf einen öffentlichen, klaren und offenen Ausdruck harrte.

Schon die Vorbereitungen zeigten, daß die Stadt Bremen sich eine Ehre daraus machte, den Verein in ihren Mauern zu beherbergen, welcher die Religion im Geiste der modernen Cultur vertreten will. Je gehäffiger die Angriffe waren, die der Verein gerade und unmittelbar vor seinem Zusammentritt von einer Seite zu erfahren gehabt hat, von welcher in einer an politischen und religiösen Hoffnungen so großen Zeit doch wohl größere Gedanken zu erwarten gewesen wären, als die Gedanken kleinlicher Nergeleien, engherziger Ausschließlichkeit, und fanatischer Verfolgungssucht, desto erfreulicher war die offenherzige, warme Liebe, mit welcher Bremens Bürger den protestantischen Gästen den Empfang bereiteten. Noch niemals vorher hat der Verein eine so sorgfältige Organisation der Vorbereitung bis ins Einzelne gefunden. In mehr als hinreichendem Maße wurden von den Familien Bremens die Woh nungen für die Gäste geöffnet uud eine von der liebenswürdigsten Gastfreundschaft getragene Aufnahme bereitet. Für die Gottesdienste wurde der Dom, der ehrwürdige Zeuge aus dem 12. Jahrhundert, für die Verhandlungen die freundliche Ansgarikirche, für die Erfrischungen und Erholungen das Gewerbehaus und die „Union“, für das Festmahl die luftige, große Schüßenhalle dargeboten. Für die gesellige Erheiterung der Gäste war in bester Weise gesorgt, wie sich am Abend in der Schüßenhalle, aus der Corsofahrt am Donnerstag und der Fahrt in die Nordsee am Freitag zeigte. Auch nicht die mindeste Störung hat einen trüben Flecken auf die Festtage geworfen.

Am 2. Júni (Dienstag) fand der Empfang der Gäste statt, welche diesen freien Tag zur Besichtigung der Stadt verwandten. Abends wurden die Sizungen der Ausschüsse im Gewerbehanse abgehalten. An der Sigung des engern Ausschusses nahmen Theil die Herren zc. von Bremen: SeminarDirektor Lüben, die Pastoren Nonweiler, Bulle, Kradolfer, Manchot und Advocat Dr. Wilckens; von Berlin: die Prediger Dr. Sydow, Müller, Lic. Hoßbach; aus Stettin: Prediger Schiffmann; aus Thüringen: Oberhofprediger Dr. Schwarz, Generalsuperintendent Meyer, Anwalt Dr. Creuznacher; aus Rostock: Professor Dr. Bau mgarten; aus Dresden: Prediger Rosenhagen; aus der Pfalz: Jak. Exter und aus Baden: Profeffor Dr. Schenkel, Decan Dr. Zittel, Professor Dr. Holzmann. Den Vorsiß führte, da der Präsident Bluntschli verhindert war, an diesem Tage schon anzuwohnen, der Vicepräsident Dr. Schenkel. Dem weitern Ausschuß wohnten außer den genannten Mitgliedern des engern noch folgende Vertreter von Zweigvereinen an: für Darmstadt: Fabrikant Friedr. Aug. Wenck; für Mannheim: Stadt

pfarrer Otto Schellenberg; für Heidelberg: Stadpfarrer Oskar Schellenberg; für Karlsruhe und Wertheim: Stadpfarrer Hönig von Heidelberg; für Pforzheim Dr. Rau; für Lörrach: Stadtpfarrer Reinhard Schellenberg; für Detmold: Kaufmann Schierenberg; für Weimar und Fena: Pfarrer Steinacker; für Eisenach: Dr. Schmitt; für Leipzig: Pastor Dreydorf; für Dresden: Dr. Hohl= feld; für Koburg: Diakonus Prager; für Gotha: Superintendent Dr. Seiffarth; für Ohrdruf: Pfarrer Kerst von Emleben; für BresLau: Professor Räbiger; für Halberstadt: Oberprediger Zschiesche; für Elberfeld: Kaufmann Walter Simons; für Wolfenbüttel: Director Schütte; für Halle: Pastor Hildenhagen; für Berlin die obengenannten Prediger, und außerdem Professor von Holgendorff; für Hannover: Senator Dr. Schläger; für Hamburg: Hauptpastor Hirsche und Candidat Schoost; für Bremen die schon Genannten. Auch aus Desterreich waren Vertreter erschienen: für Bieliz Senior Dr. Haase; für Biala Bürgermeister Seeliger und Senior Hönel. Von sonstigen hervorragenden Männern nennen wir noch Professor Dr. Hanne aus Greifswald, Professor Lipsius aus Kiel, Senator Wilhelm Röse, Senior Bödeker aus Hannover, Gutsbesizer Allmers aus Rechtenfleth, Pastor Dr. Spiegel aus Osnabrück, Anwalt Dr. C. Götting aus Hildesheim, Kirchenrath Dr. Redepenning aus Flfeld, Pastor Grütter aus Hameln, Dr. Krenkel aus Dresden, Pastor Wittichen aus Malmedy, Justizrath Fischer aus Breslau, Ober-Appellationsrath v. Wedderkop aus Oldenburg, GeneralSuperintendent Stöter aus Braunschweig, Rector Dr. Paul Döring aus Sonderburg, Pastor Dr. Cropp aus Moorburg u. s. w.

Die Berathungen der Ausschüsse beschäftigten sich mit den Anträgen, welche an die Versammlung des andern Tages gestellt werden sollten. Zunächst wurde die Präsidentenwahl in Betracht gezogen und mit Einstimmigkeit wurden die Herren Geheimerath Dr. Bluntschli aus Heidelberg und Professor von Holzendorff von Berlin zu Präsidenten bestimmt. Ferner wurden die Thesen der Berichterstatter als der Versammlung vorzulegende genehmigt, natürlich in dem Sinne, daß sie nicht als Glaubensbekenntniß der Versammlung, sondern als subjectiver Meinungsausdruck der Referenten zu betrachten seien, welchen gegenüber die Versammlung nur im Allgemeinen ihre zustimmende Zufriedenheit ausspricht. Ferner wird ein Antrag besprochen, welcher dahin geht, eine allgemeine Feier des Vereins zu Ehren des in diesem Jahre stattfindenden hundertjährigen Schleiermacherjubiläums zu veranstalten. Mit Freude wurde der Antrag begrüßt und beschlossen, daß wo möglich alle Vereine diese Feier begehen und durch Versammlungen und Vorträge verherrlichen möchten. Mit Freuden wurde ebenfalls die Mittheilung der Berliner Abgeordneten ver

nommen, daß der dortige Unionsverein diese Feier in besonderer Weise begehen werde und der Beschluß daran geknüpft, daß das Berliner Fest womöglich durch Abgeordnete von allen Vereinen Deutschlands verherrlicht werden möge. Der großen Versammlung sollte von der Feier Mittheilung gemacht und ihre Zustimmung eingeholt werden. Ferner findet ein vom Ausschuß des gegenwärtig in Kassel tagenden Lehrertags und von einer Anzahl von Freunden des Protestanten- und Lehrertags gestellte Bitte, es möchte künftig der Protestantentag so gelegt werden, daß er nicht mehr mit dem Lehrertage zusammenfalle, weil sehr viele Mitglieder des leßtern gern auch dem erstern beiwohnen möchten, mit Freuden aufgenommen und dem. engern Ausschuß der Auftrag ertheilt, die unangenehme Collision, wenn irgend möglich, zu lösen, da für den Lehrertag sich die Verlegung der Jahresversammlung als unmöglich erwiesen hat. Schließlich wird dem Ausschuß noch mitgetheilt, daß zwei Mitglieder aus dem engern Ausschusse ausgeschie den sind: Hofkammerrath Friße aus Nassau durch den Tod und Professor Ewald von Göttingen durch Austritt und daß für beide eine Neuwahl stattzufinden habe. Die Versammlung vernimmt diese Mittheilung mit großem Bedauern und spricht namentlich über den Heimgang des edeln Friße ihre volle Theilnahme aus.

Der erste Tag wurde in dem Locale der Union" durch eine gemüthliche, gesellige Unterhaltung beschlossen.

II. Eröffnungsgottesdienst am ersten Tage (3. Juni).

Früh Morgens am ersten Festtage, während schon zahlreiche Schaaren zum Dome strömten, versammelten sich die Ausschüsse in dem Locale des Künstlervereins, um von da aus in festlichem Zuge sich zur Kirche zu verfügen. Director Dr. Lüben von Bremen begrüßte hier die Versammlung mit dem Ausdrucke der Freude, die Männer in den Mauern Bremens beherbergen zu können, deren Werk die bedeutsame Gründung des Protestantenvereins gewesen sei. Im Namen des Bremer Protestantenvereins und aller freisinnigen Bewohner begrüße er die gegenwärtige Versammlung der Vertreter eines Vereins aufs herzlichste, dessen Aufgabe: das große Werk der protestantischen Freiheit und die Abwendung alles dessen sei, was unheilvoll und hemmend in die Ideenentwicklung der gegenwärtigen Cultur einzutreten drohe. Obgleich es nicht an Stimmen fehlte, auch von sonst ehrenwerthen und nicht zelotischen Männern, welche im Protestantenverein etwas Gemeinschädliches erblicken, so könne Redner doch mit Zuversicht den Boden Bremens als einen wohl vorbereiteten und dankbaren bezeichnen. Zwar liebe Bremen den Frieden und der Protestantenverein habe dies Mal zufällig den Frieden in Bremen gestört; aber jener Friede sei derart gewesen, das man sich über seine Zerstörung nur freuen könne. Der Protestantenverein habe eine Kruste scheinbaren Friedens, nachgiebiger Toleranz zerstört, nur um ein neues kirchliches Leben, welches unter jener erstickt war, wieder zu wecken. Schon zeigten sich die erfreulichsten Wirkungen des Vereins in Bremen, schon habe er das religiöse Interesse wachgerufen, schon habe er verödete Kirchen wieder gefüllt. Darum möge auch der Protestantentag seinen Samen reich ausstreuen. An empfänglichen Herzen soll es in Bremen nicht fehlen. Brauchen Sie Ihr Ackergeräth, ziehen Sie Ihre Furchen tief, streuen Sie Ihren Samen reichlich aus, so wird Gottes Segen Ihre Arbeit begleiten.

Hierauf begann um 8 Uhr der Eröffnungsgottesdienst in der Domkirche. Die große Kirche ist bis auf den lezten Plaß besezt. Nach der höchst einfachen Bremer Gottesdienstordnung, welche gar keine Liturgie kennt, wird derselbe eröffnet mit dem Liede: „O heil'ger Geist, kehr bei uns ein!" u. s. w. Hierauf betritt Prediger Dr. Sydow aus Berlin die Kanzel und hält unter großer Aufmerksamkeit der Versammlung folgende Predigt.

Predigt

des Herrn Predigers Dr. Sydow aus Berlin
über Joh. 16, 12—13.

(Bei Eröffnung des diesjährigen Protestantentages in Bremen. Da der Redner frei sprach, kann nur der wesentliche Gedankengang wiedergegeben werden.)

Der Verein versammle sich in dieser schönen, gastlichen, freien deutschen Stadt Bremen von neuem zu dem Werke, mit dem er der Kirche des Herrn dienen wolle, und alle Anwesende kämen her bewegt von dem ebengefeierten Feste der Pfingsten, dem Geburtsfest dieser Kirche.

Was die Apostelgeschichte darüber berichte, enthalte für alle Zeit die Grundzüge ihres Wesens und ihrer innern Verhältnisse.

Sie waren, sagt sie, Alle einmüthig bei einander, als sie jene fühlbare Erfahrung machten von der Ergriffenheit durch den Geist. Die gläubige Beziehung der Seele auf Jesum, den Herrn, ist das einmüthige Band seiner Jüngerschaft und die unirende Bedingung der Theilhaftigkeit an seinem Geist.

„Und er segte sich auf einen Jeglichem unter ihnen und wurden Alle voll des heiligen Geistes.

Alle, weil er sich auf jeden Einzelnen sezte. Das Ganze, die Kirche entsprang nicht als eine hierarchische Institution, die die Einzelnen knechte, sondern als die Gemeinschaft freier vom Geist beseelter Persönlichfeiten.

So priesen sie die großen Thaten Gottes „nachdem der Geist ihnen gab auszusprechen."

Die Sünde und Schwachheit der Menschennatur verdunkle immer von neuem jene innern Wesensverhältnisse der Kirche. Nachdem unsre Refor matoren gegen die Anmaßungen und Verderbnisse der hierarchischen Institution zu protestiren gehabt, habe der Verein neuerdings im Namen der Reformation gegen ein Kirchenthum zu protestiren, welches dem in der Kirche wehren wolle, was der Geist giebt auszusprechen.

Dagegen richte sich ja eben die Thätigkeit des Vereins, daß nicht statt des lebendig wirkenden Geistes ein Buchstaben herrsche, der nicht den Glauben der Gegenwart ausspreche, sondern ein Geglaubtes früherer Jahrhunderte, und der dem lebenden Geschlecht sein unveräußerliches Recht verkümmern wolle, sein Christenthum in den Formen seines Culturlebens zu haben.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »