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haben. Am liebsten entziehen sich die Kinder ganz ihrer Aufsicht, suchen die versuchungsreiche Großstadt und dort die verderbliche Schlafstelle auf. Dem Fabrik- und Brotherrn leisten die jugendlichen Arbeiter die Arbeit, im Übrigen hat er ihnen nichts zu sagen. Thörichterweise benußen viele Arbeitgeber nicht die ihnen zu Gebote stehenden Zuchtmittel, kümmern sich überhaupt nicht um das Leben und Treiben der Jugend außer der Arbeit und müssen sich so von derselben Ausbrüche der Unbotmäßigkeit und Unehrerbietung gefallen lassen. Dieser Ungehorsam und diese Unbotmäßigkeit setzt sich im potenzierten Maße fort gegen die ganze menschliche Gesellschaft, gegen Obrigkeit und Gott.

Denke man nicht, daß solche traurigen Verhältnisse nur in der Stadt beständen. Auf dem Lande steht es nicht viel besser. Diese nivellierenden und zügellosen Anschauungen und Mächte sind längst auf das Land gedrungen. Die Kinder lassen sich da ebenso gut nichts mehr sagen wie in der Stadt. Der verkehrte Dünkel der Eltern, welche von einem Aufenthalt ihrer Kinder in der Stadt alles Heil und allen Segen für dieselben erhoffen, begünstigt den Zug der Jugend in die Stadt. Die aus der Großstadt Zurückgekehrten oder die durch die auch auf dem Lande aufblühende Industrie Herbeigerufenen üben den verderblichsten Einfluß auf die einheimische Jugend aus. Der christlichdeutsche Charakter der Häuser schwindet auch da immer mehr. Man muß lange gehen, bis man ein Haus findet, aus dem einem dieser gute Geist entgegenweht. Man muß lange suchen, bis man in einem ausrufen kann: selig Haus, wo man dich aufgenommen, du wahrer Seelenfreund, Herr Jesus Christ. O selig Haus, wo man die lieber Kleinen mit Händen des Gebets ans Herz dir legt. Wie viel Eltern treffen wir an, die selbst aller Selbsterziehung und aller Selbstzucht ermangeln. Wie sollen sie, die selbst unkirchlich und ungläubig, fittenund haltlos von Christo losgetrennt sind, Kinder zu Christo führen und erziehen? Mag auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? Der Jünger ist nicht über seinen Meister; wenn der Jünger ist wie sein Meister, so ist er vollkommen. (Luf. 6, 39 und 40.)

Leider müssen wir wohl sagen, daß das Haus nicht das zur Pflege und Bewahrung der Jugend, auch der konfirmierten Jugend leistet, was es früher geleistet hat, und was es als christlich-deutsches Haus zu leisten verpflichtet wäre. Gewiß sind Schule und Konfirmandenunterricht zwei wichtige, nicht zu übersehende Faktoren bei der Pflege und Bewahrung auch der konfirmierten Jugend. Denn die Wurzeln dieser Pflege liegen in der Pflege und Arbeit an den Kindern und Konfirmanden. Im Schul- und besonders Konfirmanden-Unterricht sollen dem jungen Baume die Saugwurzeln gegeben werden, aus denen er Kraft schöpft in dem Kampf, den er in der Welt führen muß wider die Mächte der Finsternis, und mit denen er sich festklammern kann und seinen Halt behält in den Stürmen, die über ihn daherbrausen. Solange aber das Elternhaus dem kindlichen

Herzensacker die Bedingungen nicht gewährt, unter denen allein der im Unterricht ausgestreute Same des göttlichen Worts wachsen und gedeihen kann, ja solange das Elternhaus geflissentlich niederreißt, was der Unterricht mühsam bauet, solange ist der Erfolg der sittlich-religiösen Erziehung in Schule und Konfirmanden-Unterricht in Frage gestellt.

Der Hauptgrund für den religiös-sittlichen Niedergang, für die Entartung und Verwahrlosung der konfirmierten Jugend liegt darin, daß das Haus nicht hinreichend seine Aufgabe bei der Pflege und Bewahrung derselben erfüllt, ja unter den heutigen durch die Großbetriebe, Wohnungsverhältnisse, Verkehrsmittel und dgl. mehr hervorgerufenen Umständen nicht genügend erfüllen kann.

Die innere Mission, gedrungen von der Liebe Christi und dem Erbarmen, das nicht zusehen kann des Knaben Sterben, hat seit Jahrzehnten mit unverdroffener Rührigkeit der gefährdeten Jugend das zu ersezen versucht, was das Haus derselben versagt oder wirklich nicht mehr gewähren kann. Sie hat versucht des Hauses erquickende Erholung und traute Geselligkeit zu erseßen, aber auch dessen Aufgabe der sittlich-religiösen Erziehung zu übernehmen. Mit heiligem Vaterernst sucht sie Kontrole und Zucht an den Entarteten zu üben, mit heißer Mutterliebe sucht sie die Gefallenen und streckt die Hände aus zum Retten. Wer zählt die Werke und Stätten der Zucht und Liebe, welche die innere Mission für unsere konfirmierte Jugend erbaut hat, wer nennt die Einrichtungen und Maßnahmen, welche sie zur Pflege und Bewahrung derselben getroffen hat? Und was ist damit erreicht? Die Klagen über die Entartung und Verwahrlosung wollen nicht verstummen. Und wir dürfen uns nicht täuschen. Ein großer Teil unserer Jugend liegt an den löchrichten Brunnen der Vergnügungsund Genußsucht, des Verderbens und der Sünde, an welche ne mit einem teuflischen Raffinement gelockt werden, und trinkt aus ihm Verwüstung von Leib und Seele, Zerrüttung der psychischen und materiellen Gesundheit. Den verslachten Seelen werden die Waffen des Geistes leicht entwunden. Goldene Berge werden den unreifen Gemütern vorgespiegelt. Die Jugend, die den Wochenlohn in Sünden rasch vergeudet, hat nichts zu verlieren. Mit fliegenden Fahnen ziehen die wilden Burschen in das Lager der Sozialdemokratie. Und um wem steht es besser, um die männliche oder um die weibliche Jugend? Nach 10 000 zählt man die Verlorenen unserer Töchter in einer Großstadt. Was für ein Krebsschaden für die soziale und sittliche Gesundheit unseres Volkes jede einzelne. Hier ist das Wort in seiner Furchtbarkeit wahr: Das ist der Fluch der bösen That, daß sie fortzeugend Böses muß gebären. Die vielgepriesene, deutsche keusche Mutter, die züchtige Hausfrau durch solche Furien erseßt was für em Geschlecht muß da heranwachsen. Was ist erreicht? Garnichts rufen einige, blutwenig andere und wollen die innere Mission anklagen oder auch verwerfen. Blutwenig müssen wir uns aber doch auch gestehen, wenn wir auf die Gefahr und Not unserer Jugend blicken. Anderseits den unendlichen

Wert der einzelnen Menschenseele im Auge und die Freude bei Gott und den Engeln Gottes über jede gerettete und gewonnene Menschenseele können wir auf die Frage freudig antworten sehr viel. Wenn jeder christliche Jugend-Verein, jedes Rettungshaus und jedes Asyl, jede Herberge und jede Maßnahme zur Pflege und Bewahrung der Jugend eine Seele gerettet hat, sie haben nicht vergeblich gearbeitet. Sie haben die Engelwelt zu einem Jubilate und Cantate gestimmt. Jede einzelne Maßnahme ist ein beachtenswerter Faktor im Reiche Gottes.

Solange die Klagen nicht verstummen, die Entartung und Verwahrlosung der Jugend nicht aufhört, die Not der Gefährdeten nicht weicht, solange bleibt es für die innere Mission ihre sich selbst gestellte Aufgabe, auf Abhülfe der Schäden zu sinnen und zu wirken und auf allen nur möglichen Wegen Pflege und Bewahrung zu gewähren. Oder die Klagen wandeln sich in ernste Anklagen.

Auch die nachfolgenden Ausführungen versuchen die Anregung zu geben, die altbewährten Maßnahmen zur Pflege und Bewahrung der fonfirmierten Jugend mit neuer Lust und Liebe, hie und da in neuer Form und Entfaltung anzuwenden, und dabei auch neuere, ich will nicht sagen neue, Wege einzuschlagen.

Was haben wir mit unsern bisherigen Maßnahmen zur Pflege und Bewahrung der konfirmierten Jugend erreicht, und auf welchen Wegen wäre etwa noch mehr zu erreichen?

Wenn der Pastor und Seelsorger in dem verantwortungsschweren Bewußtsein, daß er seine Kinder in eine arge Welt hinausschickt, mit gewissenhafter Treue und suchender Liebe seine Arbeit an den Kinderseelen im Konfirmandenunterricht gethan hat, so ist es von größter Wichtigkeit, daß der Konfirmationstag den Kindern zu einem Segenstag gestaltet wird. Das ist nur möglich, wenn der ganze Tag in frommer und geweihter Stimmung hingebracht und beschlossen wird. Wenn sich in den Rahmen dieses Tages dunkele und finstere Flecke drängen, dann ist das ganze liebliche Bild der Jugendzeit schon geschändet. Das Naturgemäße und Richtigste wäre es, wenn der Konfirmand den Tag im Familienkreise zubrächte, wo des Hauses fromme Sitte und Gebet denselben weiht und segnet. Die innere Mission hat versucht den Konfirmationstag des Kindes zu einem stillen und heiligen Familienfest wieder zu gestalten. Die Geistlichen haben die Eltern der Konfirmanden vor deren Konfirmationstermin zusammengerufen. haben dieselben gebeten, den Tag in dem angegebenen Sinn und Geist zu feiern. Sie haben die Zukunft der Kinder mit denselben in seelsorgerlich beratender Weise besprochen. Sie haben ihnen Denkblätter und Denkichriften ich nenne Klose, Brief über die Konfirmation — in die Hand gegeben, in welchen die Eltern auf die Bedeutung der Konfirmation und des Konfirmationstages hingewiesen werden. Was ist erreicht? In der diesjährigen Konfirmationszeit brachten die Zeitungen eine Karte ungefähr folgenden Inhalts zum Abdruck:

Sie

„Susanne B. erlaubt sich Herrn X. zur Konfirmationsfeier in der Kirche und zu einer gemütlichen Nachfeier einzuladen.“ Wie gemütlich es in manchen Häusern am Konfirmationstage des Kindes hergeht, und wie Pug und Prunk, Trinken und Schmausen, selbst Lärmen und Tanzen alle Weihe und alle heiligen Eindrücke verdrängen. davon ließen sich traurige Beispiele erzählen. Andere Häuser, besonders auf dem Lande, kümmern sich an diesem Tage um ihre Kinder garnicht. Unbesorgt lassen fie die Konfirmanden, Männlein und Fräulein, ohne Aufsicht Ausflüge unternehmen in den grünenden Wald und in das Wirtshaus des Nachbardorfes. Nur mit schmerzlicher Wehmut kann man mit ansehen, wie junge Christen den Tag, den sie im Geist angefangen, im Fleisch vollenden. Wenn das Haus an diesem Tage die heilige Pflicht, seine Kinder zu pflegen und zu bewahren, verabsäumt, und tro liebevoller Erinnerung daran doch nicht thut, so muß die innere Mission durch anderweite Maßnahmen versuchen, das Ziel zu erreichen. Empfehlenswert ist es, wie es in Berlin und sicher in manchen großen Städten geschieht, sogenannte Konfirmationsnachfeiern zu veran stalten in den christlichen Jugendvereinen. Die christlichen Jünglings. und Jungfrauen-Vereine laden die Konfirmanden in ihre Lokale ein, bewirten dieselben und die dazu erschienenen Pastoren speisen sie mit Lebensbrot. Sicher ist für viele diese christlich fröhliche Feier ein Segen. Für manche wird es zugleich das Band, das sie von da an mit dem christlichen Verein verknüpft.

Wo noch kein christlicher Jugend-Verein besteht, oder wo man es für besser hält, die Konfirmanden an diesem Tage noch nicht in dieselben einzuführen, sondern mit ihren Eltern zusammen zu halten, würden sich die Maßnahmen zur Pflege und Bewahrung anders gestalten. Auf der Vorstände-Konferenz der evangel. Frauen und Jungfrauen-Vereine Deutschlands zu Halle a. S. wurde von einem Pastor ausgeführt, wie er seine Konfirmanden am Nachmittage, von einem andern, wie er sie am Abend zu gesegneter Gemeinschaft sammle. Wenn aber der gewollte Zweck erreicht werden soll, so müssen die Konfirmanden den ganzen Tag über in schüßender Hut und Pflege verbleiben. Am Nachmittag unternehme man bei günstigem Wetter in Gemeinschaft mit den Eltern, den Lehrern und kirchlichen Gemeinde Organen, die auch schon an der Konfirmationsfeier offiziell teilgenommen haben, einen kleinen Spaziergang. Dann kehre man mit denselben in ein geeignetes Lofal, Korfirmandensaal, Vereinslokal oder schließlich auch in den Saal des Gasthauses ein. Hier wechseln Gefänge von Chorälen und geistlichen Volksliedern, Ansprachen des Pastors und auch der Lehrer ab mit geselliger Unterhaltung. Am Abend ladet der Pastor die Konfirmanden mit ihren Lehrern zu sich ein. Auch hier Gesang und Ansprachen, sowie fröhlich fromme Unterhaltung bei Kaffee und Ruchen. Die Kinder erhalten das Konfirmandenbüchlein von Ziethe, ein Spruchkärtlein oder Lesezeichen mit der Mahnung, dasselbe in ihre Bibel zu legen und diese fleißig zu lesen. Die Weggehenden bekommen unter freundlich ernsten Geleitsworten eine Empfehlungskarte an den

zukünftigen Seelsorger. Mit Gebet und dem Gejang: „Zieht in Frieden. eure Pfade" wird der Konfirmationstag in Segen beschlossen.

Ich erwähnte die Empfehlungsfarten. Um die konfirmierte Jugend, welche die Heimatsgemeinde verläßt und innerlich unbefestigt und unberaten in die Welt hinaustritt, für die weitere geistliche Pflege im neuen Wohnort erreichbar zu machen, hat unser rühriger ProvinzialAusschuß seit 6 Jahren den Geistlichen Empfehlungskarten für die Neukonfirmierten zur Verfügung gestellt. Was ist mit den Empfehlungsfarten erreicht? Ich fürchte von den Karten ruhen sehr viele in den Pfarrarchiven unbenußt. In meiner Gemeinde sind in den legten Jahren viele Neukonfirmierte gekommen, eine Empfehlungskarte ist mir seit 2 Jahren nicht zu Gesichte gekommen. Warum nicht? Ich glaube nicht so, weil viele Pastoren zu bequem waren, sondern weil sich die meisten sagten, daß bei der gegenwärtigen Handhabung der an sich segensreichen Einrichtung und unter den obwaltenden Verhältnissen folch eine Empfehlung für unsere Landgemeinden ziemlich gegenstandlos fei. Was geschieht denn in vielen Landgemeinden zur Pflege und Bewahrung der fonfirmierten Jugend? Die einzige Maßnahme ist leider sogar in den meisten die Unterredung mit derselben. Nicht wenig Gemeinden giebt es, wo diese Unterredungen, dann mit dem schaudererregenden Namen Fasteneramen benannt, observanzmäßig nur in der Passionszeit stattfinden. Wenn Filialgemeinden vorhanden und die Geschlechter getrennt zu diesen Unterredungen kommen, so steht dem Pastor im Jahr eine Unterredung zur Pflege und Bewahrung der fonfirmierten Jugend zu Gebote. Das ist in vielen Gemeinden die einzige diesbezügliche Maßnahme. Wer nicht mehr thut als diese unzureichende pfarramtliche Institution weiter zu pflegen, der darf sich über die Verwahrlosung der Jugend wohl nicht beklagen. Der Segen der mit suchender Liebe und heiligem Taft gepflogenen Unterredungen untersteht feinem Zweifel und man halte sie so oft man irgend fann. Leider entziehen sich denselben immer mehrere und grade die Jünglinge, welche des Segens dieser Stunden am wenigsten entraten könnten. Wenn die Unterredungen aber auch öfter gehalten werden, sie finden immer noch nicht häufig genug statt, um ein segensreiches Band und eine fruchtbringende Verbindung zu knüpfen. Sie sind außerdem nicht im Stande, sittlich veredelnd auf die Freuden der Jugend einzuwirken. Und daß dies geschehe, ist von der größten Wichtigkeit. Unsere Jugend hat ein berechtigtes Freundschafts- und Geselligkeitsbedürfnis. Pilegen wir dasselbe nicht und verleihen der Geselligkeit nicht eine segenbringende Gestaltung, so thut es die Jugend allein und wir haben die sittlich bedenklichen und verderblichen Verzerrungen. Ich nenne nur die ominösen Spinnstuben, die Zusammenfünfte auf der Dorfstraße, die pilzartig sich mehrende Vereinsbildung auch auf dem Lande, JugendVereine mit und ohne Vereinsschwestern, ich erwähne schließlich die gemeinsamen Ausflüge und Partieen der Jugend. Die Jugendzeit ist die Zeit froher fröhlicher Jugendlust. Abermal leiten wir diese nicht

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